Nun ist guter Rat teuer

So da sitze ich also und überlege was ich nun weiter mache. Die USA ist passé und auch hier auf den Bahamas läuft meine Zeit Ende Mai ab. Zumal hier die Hurrikansaison beginnt und alle Segler wohlweislich das Weite suchen.

Welche Alternativen bleiben mir also?

1. Centralamerika über Land, mit Sack und Pack von Hostel zu Hostel, zu reisen bis all mein Erspartes aufgebraucht ist? Denn auf meine Anfragen als Volunteer bekam ich bisher nur Absagen, da auch dort die Regenzeit beginnt und Touristen eher ausbleiben. Und was mach ich danach? Denn selbst wenn ich weiter in der Karibik bleibe, brauche ich mehr Geld, als meine 500,-€ pro Monat.

2. Nach Europa zurück zu gehen? Denn in Griechenland/Ägäis hätte ich ein umwerfendes Angebot von der Eignerin der Dwarslöper, die mich liebend gern für den Juni als Unterstützung dahaben möchte. Es wäre ein tatsächliches HgK Angebot und sogar mein Flug wäre inclusive. Auch danach könnte ich auf dem Boot wohnen, sofern ich keine Skipperaufträge bekommen würde.

3. Auch wiederum in Europa als Skipperin zu arbeiten, um meine, inzwischen sehr geschrumpfte, Reisekasse wieder aufzubessern, Angebote hätte ich einige. Die Karibik war einfach sehr teuer und meine monatlichen Mieteinnahmen haben nur auf Nassau ausgereicht, weil ich für meine Arbeit Kost und Logis frei hatte.

4. Im Herbst wieder zurück in die Karibik zu fliegen und dann dort einen zweiten Anlauf auf dem Hector zu nehmen. Mit dem Eigner bleibe ich natürlich in Kontakt und würde sehr gern die kleinen Antillen südwärts besegeln.

Ich bin tatsächlich hin und hergerissen und tue mich sehr schwer damit, wieder zurück nach Europa zu gehen, wo ich doch nun schon so weit gekommen bin. Auch der irrsinnig lange Flug über Cuba, Madrid und Athen nach Kos schreckt mich echt ab. Aber die griechischen Inseln sind natürlich auch nicht zu verachten, auch das Essen wäre verlockend und ich könnte dann natürlich auch viel einfacher meinen Sohn wiedersehen, die Flüge in Europa sind ja um einiges unkomplizierter und kürzer.

Vielleicht ist es tatsächlich nur um Anlauf, für einen weiteren Sprung, zu nehmen?!

Das Los der Langfahrer…

…Man ist irgendwie nie lange genug an einem Ort, vor allem wenn es darum geht sich die Zähne machen zu lassen. In meinem Fall war mal wieder eine herausgebrochene Füllung zu erneuern, also bin ich in jedem Ort in dem ich länger als eine Tag war, auf Zahnarztsuche gegangen und wollte einen kurzfristigen Termin. Telefonisch oder per Email im vorraus hatte ich leider keinen Erfolg, da die wenigsten Sprechstundenhilfen englisch können und meine Emails wohl im Spamordner landeten. Hier in Las Palmas bin ich nun ganz 5 Tage und dennoch war es beinahe nicht möglich meine Füllung erneuern zu lassen, da entweder am Wochenende nicht gearbeitet wurde, oder so kurzfristig kein Termin zu bekommen war. Hatte ich endlich mal einen ergattert, schickte man mich unverrichteter Dinge wieder weg, da eine Wurzelbehandlung nötig wäre. Diese Behandlung dauert bekanntermaßen mind. eine Woche, die ich ja fast nie an einem Ort bin. Nun war guter Rat teuer, aber was nutzt mir ein offener Zahn mit ev. entzündeter Wurzel auf einer Atlantiküberquerung?

 Also ließ ich nicht locker und klapperte sage und schreibe 5 Zahnärzte ab, bis mir endlich einer postwendend nach einer halben Stunde ein Röntgenbild erstellte und mir erklärte das alles gar nicht so schlimm wäre. Er bohrte den Zahn auf, verabreichte mir erst als ich Schmerzen verspührte, um zu sehen wie empfindlich der Zahn ist, ein Schmerzmittel, das umgehend wirkte und erneuerte die Füllung. Eine Sache von einer halben Stunde und 80,-€ Kosten. Nach einer Nacht drüber schlafen, war Ruhe im Zahn und die Wurzelbandlung erst einmal verschoben.
Im allgemeinen sind die Preise hier im Ausland sehr viel günstiger als in Deutschland. Ein KVA für die Zuzahlung einer Krone betrug damals in Berlin 450,-€.  In Holland hat die selbe Krone dann komplett 500,-€ gekostet, wovon 350,-€ meine KV übernahm. In Spanien sollte ich für eine weitere Behandlung 390,-€ bezahlen und auf Sizilien habe ich dann zum Rundumschlag ausgeholt und für DREI Stück 750,-€ bezahlt, wovon wiederum 600,-€ die KV übernahm. Im Nachhinein, hätte ich mir am besten alle Zähne überkronen lassen sollen, denn so günstig bekomme ich das wohl nie wieder angeboten. Aber ich wollte die KV auch nicht überstrapazieren, schließlich möchte ich ja, nach den üblichen 5 Jahren, noch in die Verlängerung gehen 😉
Ich bin gespannt wie das wird, wenn ich dann weiter weg bin. Sicherlich noch günstiger, aber ob auch qualitativ besser, wage ich zu bezweifeln.
Nachtrag: Auf den Kapverden musste ich nun doch erneut zum Zahnarzt und eine Wurzelbehandlung vornehmen lassen. Mit 4 sehr gründlichen Behandlungen, ist der Zahn nun tot und kann keinen Ärger mehr machen. Die Kosten haben sich mal wieder um die Hälfte minimiert, statt wie auf den Kanaren 250,-€ veranschlagt, kostet es auf den Kapverden nur 120,-€

Europa ist ein Arschloch

Eigentlich wollte ich ja meinen Blog Politikfrei halten, aber das geht nun nicht mehr Trauriges Smiley

Seit 4 Jahren reise ich nun schon durch das Mittelmeer. In Spanien erhielten wir Funksprüche, das kleine Boote mit bis zu 30 Menschen an Bord gesichtet wurden und wir Ausschau halten sollten. Wir sollten auf keinen Fall zu dicht heranfahren, sondern nur die Position durchgeben, es würde Hilfe kommen. Als ich durch Italien reiste, schwammen mir Turnschuhe am Strand entgegen und ich hoffte inständig, das kein Fuß mehr darin steckte. Im letzten Winter war ich auf der Lifeline, sprach mit den freiwilligen Helfern und hörte schreckliche Berichte. Berichte von Schüssen der Libanesischen Küstenwache auf die kleinen Boote. Berichte über sterbende Menschen, die keine Chance hatten gerettet zu werden. In Griechenland sah ich die ans Ufer geschwemmten Rettungswesten und zerschellten Schlauchboote. Nun verließ ich das Mittelmeer und war froh, nicht noch direkter mit dieser humanitären Katastrophe konfrontiert worden zu sein.

Und doch erfüllte sich einer meiner tiefsten Albträume während der Überfahrt von Gibraltar auf die Kanaren. An uns vorbei schwamm, 12sm vor Tanger, eine dieser orangen Feststoffwesten… darin ein Körper… tot.

Unser Skipper leitete umgehend ein Mann-über-Bord-Manöver ein. Zum Glück konnten wir wetterbedingt nur Motorsegeln und die Wellen waren nicht all zu hoch, also Segel bergen, der Motor war eh an, abdrehen und zur verunglückten Person fahren. Es stellte sich heraus, das der Körper einem junger Mann gehörte. Seine Turnschuhe hatten soviel Auftrieb, das sie die Füße trugen, deshalb sah ich ihn schon von weitem. Dann ging alles ganz schnell. Wir ließen die Badeplattform hinunter und ich fischte nach der Schwimmweste. So paradox es auch klingt, aber ich hatte Angst ihm weh zu tun. Ich band eine Festmacherleine an der Weste fest, so dass sie nicht von uns wegtreiben konnte. Gleichzeitig setzte unser Skipper einen Notruf ab und bat erst die spanische und dann die marokkanische Küstenwache um Hilfe.

Dann passierte 2 Stunden lang nichts. Die Sonne ging unter als wenn nichts passiert wäre und wir trieben Richtung Marokko, im Schlepptau einen toten Menschen. Dann endlich kam ein Schiff in Schleichfahrt auf uns zu, es war nicht auf dem AIS zu sehen und war plötzlich einfach da. Wir banden den Festmacher los und sie nahmen den toten Körper an Bord. Zum Glück konnten wir unsere Fahrt umgehend fortsetzen, es wurde uns nur gedankt und das Militärschiff entfernte sich genauso geräuschlos, wie es gekommen war.

Menschen sterben im Mittelmeer, ich habe einen gesehen. Zum Glück trieb er bäuchlings, so dass wir sein Gesicht nicht sehen konnten. Dennoch bin ich bin froh, dass wir ihn gefunden haben und seine Familie nun wenigstens Gewissheit hat. Aber dieses Bild werde ich nie wieder aus meinem Kopf bekommen und es ist eine Schande, das alle weggucken! Ich schäme mich für Europa! Ich schäme mich Europäerin zu sein!

Crowdfunding

Seit 3 Monaten nun, arbeiten die fleißigen Bienchen der Werft Ocean Naval Cantiere an der VEGA. Unermüdlich arbeiten auch wir Tag täglich mit, wir schleifen und streichen, organisieren und planen. Langsam nimmt die VEGA wieder ihre alten unverwechselbaren Formen an und erstrahlt in neuem Glanz. Auch unsere Projekte erfahren immer mehr Beliebtheit und Zuspruch und so können wir schon die ersten Erfolge verbuchen und haben schon einige Anfragen für die Saison 2018. Um das alles abzurunden, haben wir ein Crowdfundig-Projekt erstellt und möchten Euch nun bitten uns zu unterstützen, damit wir im April unsere erste Fahrt mit dem Erlebe-Abenteuer e.V. starten können.

Sail4help – Wir wollen helfen!

Pralinenschachtel VEGA

„Das Leben ist wie eine Schachtel Pralinen – man weiß nie was man kriegt.“ Forrest Gump

Ich weiß es jetzt!

Ein großartiges Projekt wurde ins Leben gerufen und endlich darf ich diesem wunderschönen Schiff all meine Kraft und Aufmerksamkeit widmen und mich daran beteiligen, dass sie wieder zu ihrer alten Schönheit auflebt.

Der Eigner der VEGA stellt mir sein zweites Schiff, die Cocco, zur Verfügung und ich darf mit ihr auf die Kanaren fahren um dort den Winter zu verbringen. Im Frühjahr geht es dann wieder zurück nach Griechenland, so das ich dort die Inselwelt erkunden darf. Ich würde mich natürlich sehr freuen, wenn sich Menschen daran beteiligen, die mich und meinen Blog verfolgen und mich bei meinem Vorhaben unterstützen. Ich denke es wird eine tolle Sache, es wäre doch gelacht wenn wir da nicht gemeinsam etwas bewegen können Smiley mit geöffnetem Mund