Last but not least

Das wird also wohl mein letzter Beitrag als Langzeitseglerin, denn ich habe mich entschieden, nach immerhin 6 Jahren dauerreisen, auf festem Boden niederzulassen. Nein, ich gehe nicht zurück nach good old Germany, meine Wahlheimat wird bella Sicilia sein. Ich habe mir das Ende ja immer offen gehalten und habe gesagt, wenn ich mal einen Ort auf dieser schönen Welt finde, an dem ich mir vorstellen könnte zu leben, möchte ich dort ein Hostel eröffnen.

Was mich zu diesem Schritt bewogen hat ist, dass in mir immer mehr der Wunsch aufkam, endlich wieder soziale Kontakte zu pflegen. Nicht dass ich niemanden auf meinen Reisen kennengelernt hätte, aber diese Begegnungen waren leider immer sehr kurz, ich möchte einfach nicht immer wieder von vorne beginnen zu erzählen. Auch fehlte mir immer mehr Privatsphäre, mein eigenes Zimmer, tun und lassen was ich möchte, eben ein zu Hause haben. Aber der wichtigste Punkt ist, dass ich ausgezogen war um die Welt zu entdecken, fremde Länder und Kulturen kennen zu lernen, mein Fernweh zu stillen.  Inzwischen aber ist mein Speicher so voll mit Eindrücken, dass da derzeit kein Platz mehr für Neues ist. Ich muss das alles erst einmal verarbeiten. Früher hatte ich dafür die Zeit im Winterlager, seit dem ich aber im Winter in der Karibik unterwegs war und im Sommer im Mittelmeer, habe ich keine Möglichkeiten mehr gehabt, mich zu resetten.

Warum nun gerade Sizilien? Nun, es  stimmt einfach zu vieles hier für mich. Nicht nur das Klima, die Landschaft, das Essen und der Vino, nein ich habe mich verliebt in dieses schöne Land. Jedes mal wenn ich hier war, habe mich sofort zu Hause gefühlt, ich glaube ich bin angekommen. Die Menschen sind hier so unglaublich gastfreundlich und herzlich und ihr Dolce Vita färbt einfach aufs Gemüt ab. Die Welt ist so groß, warum nun ausgerechnet diese Insel? Ich habe einfach die Vorzüge Europas kennengelernt, nicht nur die Versorgung sondern auch wie unkompliziert man hier als Nordeuropäer Grund und Boden erwerben und dann eben auch leben kann. Auch entspricht mir die Lebensart der Italiener sehr, ich kann mit einem `domani´ einfach mehr anfangen, als mit einem `maybe´.

Das die VEGA hier ihr Winterlager hat, ist dabei ein kleines Sahnehäubchen und so war die letzte Fahrt rund um Sizilien noch mal ein wunderbarer Abschluss. In vier Wochen waren wir rundherum gesegelt und haben noch einmal zwei Wochen zu den Ägädischen Inseln drauf gelegt. Eine ganz wunderbare Zeit, mit tollen Menschen die uns begleitet haben. Wir haben keinen der idyllischen Orte ausgelassen, haben Städte und Inseln besucht, die ich bisher noch nicht kannte und nun auch lieben gelernt habe. Ich habe währenddessen sehr in mich hineingehört, wo ich mich zu Hause fühlen könnte. Schließlich würde die Entscheidung, mich irgendwo niederzulassen, für ein paar Jahre wenn nicht gar Jahrzehnte, so einfach nicht rückgängig zu machen sein.

Aber so wirklich angetan hat es mir eben immernoch der kleine beschauliche Ort Licata im Süden der 🏝️ Ein verschlafenes Städtchen mit nur 37.000 Einwohnern, völlig untouristisch und mit morbidem Charme des letzten Jahrhunderts. Hier hoffe ich nun mein neues Zuhause zu finden, ein Häuschen am Meer, das ich mit Fremden und Freunden teilen kann. Mein, inzwischen zugelassenes, Auto und mein Sohn, der endlich aus Nicaragua herausgekommen war, hatten mir dabei geholfen, ein paar Wochen die Gegend zu erkunden und nach geeigneten Immobilien ausschau zu halten. Meine Wohnung in Berlin, habe ich inzwischen verkaufsfertig einem Makler übergeben, der für sie hoffentlich einen Käufer findet, der sie genauso liebt wie ich es getan habe.

Step by Step näher ich mich also meinem neuen Vorhaben. Das dieses nicht einfach sein wird, ist mir natürlich klar, zu vieles ist zu beachten und zu bedenken. So viele  Ideen schwirren mir im Kopf herum, ob es nun ein Permakultur Garten, eine Möglichkeit Tangotanzabende zu veranstalten, Künstlern eine Plattform zu bieten oder einfach nur Menschen aus aller Welt an diesem wunderbaren Ort für kurze Zeit einen Wohlfühloase zu schaffen, wird sich zeigen.  Ich habe ja die Zeit und Ruhe und habe schon einmal das eigentlich Unmögliche geschafft. Ob ich darüber hier auch weiterhin schreiben werde, weiß ich noch gar nicht so genau, das werde ich spontan entscheiden, aber auf Facebook werdet ihr mich ja verfolgen können.

Ich danke jedenfalls allen meinen treuen Lesern schon einmal und hoffe Euch ja vielleicht hier auf Sizilien einmal persönlich zu treffen. In Licata, der verträumten Stadt auf Sizilien. Wer allerdings auch Interesse an meinem Projekt  dem PermaKulturHostel hat und sogar daran aktiv teilnehmen möchte, kann sich gern in die Facebookgruppe „Vela VEGA“ eintragen.  Und sobald ich wieder segeln gehe, werde ich natürlich weiter hier berichten 😉

Bella Sicilia

Mehr zu Hause ging bald gar nicht. Ich war also in Licata und auf meinem Lieblingsschiff, der VEGA angekommen. Wo ich auch in der Welt unterwegs war, auf welchem Boot auch immer, dort in diesem kleinen beschaulichen Städtchen, dass das ursprüngliche Sizilien wie vor 50 Jahren symbolisierte, wo es noch kaum Tourismus gab, auf einem Schiff, das fast 100 Jahre alt war und das nichts mit modernen Booten gemein hatte, dort fühlte ich mich also am wohlsten. Licata musste ich allerdings vorerst wieder verlassen, aber dafür sollte es mit der VEGA rund Sizilien gehen. Ich freute mich sehr, diese wirklich schöne Insel einmal von See aus zu erkunden. Durch die alten Städte zu schlendern, die Liparischen und Ägädischen Inseln zu erkunden und nach meinem Häuschen ausschau zu halten.

Aber erst einmal musste die VEGA aus dem Winterschlaf erweckt werden. Denn durch Corona lag sie nun bis zu diesem Zeitpunkt in der Marina Cala del Sol und musste geputzt, gewienert und auch betucht werden. Auch wollten wir ja nicht zu zweit diese schöne Reise erleben und so startete ich mal wieder einen Aufruf bei Facebook, dass sich gerne ein paar Segelwillige Mitreisende zu uns gesellen durften. Es dauerte auch nicht lange und so waren wir bald zu viert. Zwei Mädels die sich eigentlich wegen meinem Häuschen Projekt mit mir in Verbindung gesetzt hatten, waren kurzentschlossen bereit uns eine Woche zu begleiten. Wir verstanden uns auf Anhieb und planten gemeinsam zu meinem Hostel und Tango Projekt auch eine Kit-Schule incl. Beachbar mit zu integrieren, denn die beiden sind Kitlehrerinnen.
Nachdem also die Segel aufgezogen waren, der Tank befüllt, Wasser und Lebensmittel gebunkert, ging es also los Richtung Ost. Der erste kurze aber der schwellige Stopp war dann auch gleich in Marina di Ragusa, von dort ging es nach Porto Palo und weiter in das wirklich schöne Städtchen Syracusa. Das alles war mir ja schon aus den Vorjahren bekannt, aber nun ging es weiter zu neuen Ufern und promt fühlten wir uns alle sehr wohl in der kleinen Bucht vor Brucoli. Bei einem großen Topf Suppa di Cozze genossen wir nun noch zusätzlich mit zwei Freunden des Eigners, den Sonnenuntergang mit Blick auf den Ätna. Und schon ging es weiter nach Taormina, in deren Bucht ich zwar schon einmal geankert hatte, aber es noch nicht in die Stadt geschafft hatte. Eine wirklich beeindruckende Stadt erwartete mich, zwar sehr touristisch, aber das war an so einem Ort auch nicht anders zu erwarten. Die Mädels verließen uns nun leider schon wieder, versprachen aber wieder zu kommen und so segelten wir, wieder zu viert weiter, Richtung Messina.

Da die VEGA mit ihren 22m Länge und einem Tiefgang von 2,80m nicht in den kleinen Hafen von Messina hineinkommt, wollten wir wenigstens einen Ehrenrunde drehen und uns die Stadt einmal vom Wasser aus ansehen, bevor wir ein Stück weiter nördlich ankern würden. Das sollte uns aber teuer zu stehen kommen. Nur weil wir diese kleine Hafenrunde zum fotografieren gedreht haben, wurden wir, wieder draußen, von der Guardia Costeria angehalten. Unsere Papiere wurden überprüft und nach einer halben Stunde wurde uns offenbart, dass wir uns hätten per Funk anmelden müssen und nun innerhalb von 5 Tagen 320,-€ zu zahlen haben Nachdenkliches Smiley Im Hafenhandbuch stand nur, das man sich anmelden muss, wenn man anlegen möchte, aber das wollten und konnten wir ja gar nicht. Wir hatten deren Dokument nicht unterschrieben, da sie auf italienisch waren und keiner der Uniformierten Englisch sprach. Auch telefonisch brauchte es geschlagene 10 Versuche, bis endlich jemand gefunden war, der uns auf englisch genau erklären konnte, was wir nun genau falsch gemacht hatten. Um weiteren Konsequenzen aus dem Weg zu gehen, überwiesen wir zähneknirschend deren Forderung und ließen die Sache auf sich beruhen.

Am nächsten morgen sahen wir etwas ganz erstaunliches, um uns herum wimmelte es von skurril aussehenden Booten. Google erklärte uns dann, dass es Schwertfischer sind, die um diese Jahreszeit auf Schwertfischjagd fuhren. Wir beobachteten deren Treiben eine Weile und schlängelten uns dann, an ihnen vorbei, durch die Straße von Messina. Rund ums Eck bekamen war dann leider der Wind wieder weg und wir motorten mal wieder, diesmal Richtung Milazzo. Bei Sonnenuntergang bestiegen wir deren Festungsberg und hatten einen fantastischen Ausblick über die kleine Bucht. Am nächsten Morgen verließ uns dann wieder ein Crewmitglied und wir schipperten endlich Richtung Liparische Inseln. So oft wollte ich mir die schon ansehen, aber immer wieder hatte es nicht geklappt. Auf halber Strecke biß plötzlich ein Schwertfisch an unserer Schleppangel an. Doch leider, oder zum Glück, war es ein so großer Brocken, dass wir ihn vom Hacken verloren, denn er war sehr schön anzuschauen.

Die erste Insel Vulkano überraschte uns schon mit einem wirklich traumhaften Anblick, vieles erinnerte sogar an die Karibik, so grün war es teilweise. Wären die Strände nicht schwarz sondern weiß, hätten wir glatt angenommen uns verfahren zu haben. Sehr gewöhnungsbedürftig waren allerdings die heißen, nach Schwefel stinkenden, Quellen, die mitten im Wasser aus den Tiefen hervorblubberten. Für ich war es einfach zu heiß um auf den Vulkan zu steigen, aber der VEGA Skipper ließ es sich nicht nehmen und kraxelte dort hinauf. Bei unserem nächsten Ziel, dem Stromboli, ging das dann aber nicht, denn erst ein paar Tage zuvor gab es eine größere Eruption und so wäre das zu gefährlich gewesen. Dafür konnten wir von unten diesem Naturschauspiel zuschauen, wie er qualmte und donnerte und auch Abends im Dunkeln, war es beeindruckend ihn dabei zu beobachten. Die Städte, auch auf den nächsten Inseln, Panarea Lipari, erinnerten sehr stark an Griechenland. Alle Häuser waren weiß angemalt und hatten runde Ecken, sehr hübsch anzuschauen war das. Wir mussten aber erst einmal zurück nach Capo d´Orlando, denn dort kamen wieder neue Crewmitglieder und unsere  beiden Mädels wieder an. Doch das hielt uns nicht davon ab, noch einmal einen Abstecher auf die Liparischen Inseln zu machen. Wir hielten also auf Lipari, Salina und Alicudi und hatten somit fast alle Inseln erkundet. Sehr zu empfehlen, wirklich!

Als nächstes überraschte mich dann Cefalu, denn dieses kleine Städtchen ist wirklich ein Augenschmaus, genau deshalb war ich zurück nach Europa gekommen. Kleine Gässchen zwischen alten Häusern, an jeder Ecke Cafés und Restaurants, ich hatte das so sehr vermisst. San Vito lo Capo war uns dann zu touristisch überlaufen, dafür waren dann Trapani und Mazara del Vallo wieder ganz nach meinem Geschmack. Und endlich hatten wir auch wieder Segelwind, denn so schön Sizilien auch landschaftlich ist, ein wirkliches Segelrevier ist es nicht, es gibt im Sommer einfach viel zu wenig Wind. Aber das hatte sich ja nun an der Westküste geändert und so flogen wir quasi über Marsalla, Sciaccia und Agrigento ins Heimatörtchen Licata um, nach nun beinahe 4 Wochen, endlich wieder Wasser, Diesel und Lebensmittel zu bunkern. Aber wir mussten weiter, denn der VEGA Skipper musste Anfang August nach Deutschland zur Hochzeit seines Bruders und so passte ich 10 Tagen in Syracusa auf die Schöne auf und genoß die Ruhe!

Nun geht es noch einmal weiter, wieder Richtung Süden und dann hinauf zu den Ägädischen Inseln, die wir uns beim letzten mal ja nicht ansehen konnten. Auch werde ich mir noch einmal genau die Westküste ansehen, denn rein landschaftlich ist sie für mich die Schönste und ich freue mich dort noch ein paar schöne Ecken zu finden und ja vielleicht ein Häuschen für mich zu entdecken, das ich mir dann im September über Land genauer anschauen kann. Aber erst einmal muss die Odyssee der Ummeldung meines Autos über die Bühne sein. Denn erst wollten die Zulassungsstelle mir einen Termin für den 16. Oktober geben Erstauntes Smiley den ich dankend ablehnte. Nach vielem hin und her gab es dann doch einen kurzfristigen, nur kann genau in dieser Woche meine Schwiegertochter, die es ja ummelden wollte, zeitlich nicht. Also wird es ein Kumpel des VEGA Skippers für mich versuchen. Ich hoffe wir haben alle Unterlagen zusammen und zur Zufriedenheit der Beamten auch ausgefüllt. Dann müsste nur noch die Post mitspielen und mir die neuen Kennzeichen nach Sizilien bringen. Es bleibt also spannend… wie immer!

Teneriffa–Sizilien

Wenn man viel und lange in fremden Ländern unterwegs ist, vermisst man natürlich das ein oder andere. Und so schwärmten wir auf der Atlantiküberquerung alle davon, endlich wieder einmal Pizza zu essen.  Spanien ist nun nicht sehr bekannt für seine hervorragende Pizza, aber wenn man Monate lang keine mehr gegessen hatte, ist das egal, Hauptsache PIZZA Verspotten Kaum auf Teneriffa angekommen, ließen wir uns also jeder eine Familienpizza liefern. Meine Carbonara schmeckte widererwarten sehr gut und auf Grund der Größe hatte ich am nächsten Morgen  und auch Nachmittag noch etwas davon. Nachts konnte ich kaum einschlafen, führte das aber auf den vollen Pizzabauch und meine bisherigen Nachtschichten zurück. Morgens kribbelte mir aber immer noch der ganze Körper und meine Lymphknoten am Hals waren angeschwollen, hatte ich mir ne Erkältung zugezogen?! Am Nachmittag schwoll mir dann die komplette Zunge an und ich bekam kaum noch Luft. Zum Glück war die Freundin des Eigners mit dem Auto da und so fuhren wir in die nächste Apotheke, die uns auf Grund der Symptome sofort ins nächste Hospital weiterschickte. Dort angekommen, wurde erst einmal über meinen Verbleib in den letzten 2 Wochen diskutiert und meine Krankenkarte verlangt. Da ich nicht sprechen konnte, war ich froh, das des Eigners Freundin auf der Insel lebte und spanisch sprach. Ich wurde dann an einen Tropf mit Antiallergikum gehängt und binnen kurzer Zeit schwoll meine Zunge ab und mir ging es mitütlich besser. Ich habe wohl auf die Pizza allergisch reagiert, was aß ich auch in Spanien Pizza. Sehr überrascht war ich, dass ich nicht einmal etwas zu bezahlen brauchte, da in Spanien die Erstversorgung gratis ist!

Nachdem ich also diesen Schreck und die nächsten 2,5 Wochen mit Handwerkern überstanden hatte, ging es am 7. Juni also wieder los Richtung Gibraltar. Wir waren wieder einmal eine bunt zusammengewürfelte Truppe – der Eigner und ich, ein Freund des Eigners, der tatsächlich einfliegen durfte, ein deutsches Rentnerpärchen, dass keinen Rückflug nach Deutschland bekam und schon 7 Flug Gutscheine wegen gecancelter Flüge hatte und ein argentinischer Skipper, der in Kroatien sein Glück mit Jobs versuchen wollte. Vorbei an den schroffen Küsten der Kanarischen Inseln, in Begleitung von Delfinen und einer erschöpften Taube, segelten wir also gemeinsam Richtung Nord. Leider hatten wir fast die gesamte Strecke den Wind gegenan und motorsegelten und kreuzten abwechselnd. Auch wollte uns von nun an kein einziger Fisch mehr an die Angel gehen, so oft wir auch den Köder wechselten. Nach 874sm und 164h hatten wir es dann geschafft, wir waren am Affenfelsen angekommen. Dort tankten wir dann nochmal den günstigsten Diesel ever (0,47€ der Liter) und auch unser Rentnerpärchen verließ uns dort. Denn vom Festland gingen nun auch wieder Flieger Richtung Deutschland. Zu viert traten wir also nun den Rest der Reise Richtung Ost an.

In Almerimar legten wir einen kurzen Stopp zum Wäsche Waschen und Lebensmittel auffüllen ein und dann gings ab nonstop nach bella Sicilia. Die ersten Tage hatten wir auch super achterlichen Wind, der uns dann aber immer weiter östlich verließ, bis er dann ganz abflaute. Wir motorten also an der Lybischen und Tunesischen Küste vorbei, aber wenigsten ging dieses mal nichts am Boot kaputt. Recht unspektakulär war diese Strecke, denn wir waren ja nun ein gut eingespieltes Team. So hatten wir nach 5 Tagen endlich Sizilien in Sicht und konnten wenigstens die letzten beiden Tage segeln. Denn an der Westküste Sizilien ist schön stetiger Wind der uns mit ordentlicher achterlicher Welle und teilweise bis zu 10kt Fahrt ans Ziel brachte. Was war das für ein schöner Anblick und welch ein tolles Gefühl endlich zu Hause zu sein. Endlich wieder durch diese hübschen italienischen Städtchen schlendern, Gelati und Pasta essen, Vino und Grappa trinken und natürlich Freunde treffen. Bella Sicilia, wie hatte ich mich nach dir gesehnt Herz In Licata wartete dann auch die VEGA auf mich, auf die ich noch am selben Abend wechselte. Zu Hause zu Hause!

Bei diesem letzten Törn, merkte ich noch einmal umso mehr, wie sehr ich genug von tagelangem Durchsegeln hatte. Immer nur Wasser um mich herum, mit immer den gleichen Leuten. Aber ich wollte es ja genauso, noch einmal die volle Dröhnung. Um so mehr freue ich mich auf ein Leben an Land, das Meer zwar vor Augen, aber nicht mehr unmittelbar davon umgeben. Auch freute ich mich darauf, alte und auch neue Freunde zu treffen, soziale Kontakte eben. Und ich freue mich auf den Nestbau, der mir in den letzten Jahren doch so sehr verwehrt blieb. Ein zu Hause schaffen, für mich und vielleicht sogar für meinen Sohn. Denn auch er ist angetan, von einem Häuschen am Meer, das ich mit Fremden und Freunden teilen möchte. Ein Hostel mit angeschlossenem Permakulturgarten, das zu Tangotanzabenden einlädt, bei mediterranem Klima und traumhafter Kulisse. Natürlich würde ich nun 1-2 Jahre nicht reisen können, aber die Pause würde mir guttun, um wieder neugierig auf die Welt zu werden. Denn momentan ist mein Speicher voll, ich muss erst mal sortieren, archivieren und mich neu organisieren. Aber jetzt musste ich erst mein Häuschen finden.

Deshalb würde es, nach einer Woche Pause, mit der VEGA Rund um Sizilien gehen, Buchtenbummeln mit Stopps in den schönsten Städten Siziliens. Endlich einmal die ganze Schönheit der Insel betrachten, neues entdecken und altes wiedererleben, bis Ende August sollte dafür Zeit sein. Danach würde ich dann die Westküste mit dem Auto erkunden und mich, auch über Land, nach meinem Häuschen umsehen. Achja, ich habe ein Auto Erstauntes Smiley ich muss wirklich vorsichtiger mit meinen Wünschen sein. Denn einmal ausgesprochen, dass ich mir in Deutschland wohl eines kaufen müsste, um meinen Kram nach Sizilien zu transportieren, fand der VEGA Skipper einen Aushang im WC-Häuschen, das ein Ford Mondeo zum Verkauf stand. Ein Pärchen mit Kind das auf Weltumsegelung gehen würde, wollte es für ganze 250,-€ verkaufen. Erst dachte ich an einen Scherz und nun ist es meins. Es hat allen Schnickschnack, von Anhängerkupplung, über Klimaanlage, bis hin zu einer, im Autoradio feststeckenden, DDR-Kinderlieder CD, was werde ich meinen Spaß haben. Der größte Kraftakt würde aber wohl noch die Ummeldung werden, mal schauen ob die deutsche Bürokratie das zulässt.

Atlantiküberquerung die II

Ich hab´s also wieder getan, ich habe zum zweiten mal den Atlantik überquert. Nicht das ich das ausdrücklich vor gehabt hätte, es hat sich halt so ergeben. Alles war besser, als in der Corona Zeit auf Grenada fest zuhängen und auf irgend einen Heimflug zu warten, zumal Heim wohin? Dieses mal ging es also von West nach Ost, angeblich die kompliziertere Route. Doch jeder der schon einmal so eine lange Strecke zurück gelegt hat, wird mir zustimmen, dass nicht die Route das Problem ist, sondern die menschliche Psyche. Das hat sich auch in unserem Fall bestätigt. Wir starteten also zu Fünft am 24. Mai in aller Ruhe von St. Martin aus. Die Backskisten und Tanks waren gut gefüllt, die Crew guter Dinge und die Wettervorhersagen günstig. Denn allen Unkenrufen zum Trotz, war es weder zu früh, noch zu schwierig. Sebastian Wache von Wetterwelt hatte just zeitgleich ein Prognosevideo hochgeladen, dass sich als sehr hilfreich und präzise erwies und unser Satellitentelefon und das Iridium sollten uns unterwegs wettertechnisch begleiten. Somit waren wir gut ausgerüstet und konnten starten.

Die ersten 11 Tage hatten wir, wie vorhergesagt, sehr gute Winde aus E/NE, auch wenn ich diesen Kurs ungern mit einem Monohul fahren möchte, denn 11 Tage am Wind segeln, auf einer Backe liegend, ist mehr als anstrengend. Zum Glück also, dass ich auf einem Katamaran saß und die SIByER sogar bis 45° am Wind segeln konnte. Wir sausten also dahin und genossen die Fahrt, bis… ja bis… ich plötzlich Wasser in meiner Heckkajüte hatte Erstauntes Smiley Salzwasser und dann noch an der Notausstiegsluke, die sich nur wenige Zentimeter über der Wasserlinie befindet. Es rann vom oberen Rahmen herunter und ergoss sich auf dem Fußboden. Noch vor der Abfahrt waren wir beim Lagoon Händler gewesen und ließen, auf Wunsch der Versicherung, Bleche daran befestigen um ein herausfallen zu verhindern. Und nun schoss Wasser aus genau diesem Fenster. Ich muss ehrlich sagen, ich hatte das erste mal in meinem Leben Angst ! Wassereinbrüche jeglicher Art, war ich ja schon, allein von der VEGA, gewohnt, aber so mitten auf dem Atlantik, bei 3-4m Welle, waren dann doch eine ganz andere Hausnummer. Denn was wenn dieses Fenster herausfallen würde, wo nun schon Wasser hindurch kam und Lagoon schon eine Rückrufaktion deshalb gestartet hatte. Mitten auf dem Atlantik, kein Land weit und breit, nur Wasser ! Wir schmierten also Sikaflex in jede sichtbare Fuge, das stoppte den Wassereinbruch etwas, und hofften inständig auf weniger Welle, die permanent gegen das Fenster klatschte.

So eine Langstreckenfahrt ist eben immer eine Materialschlacht, so riss uns als nächstes die Leine des ersten Reffs, dass wir wohlweißlich eingebunden hatten. Natürlich passiert so etwas immer Nachts, aber der Eigner, ein Profiskipper, fixierte nun das Reff direkt am Baum, so das wir die Leine nicht mehr benötigten. Die Keilriemen der beiden Motoren rissen ständig, zum Glück wussten wir um diese Macke des Bootes und hatten wohlweißlich ein paar mehr auf Vorrat gekauft. Wir fuhren auch immer nur mit einem Motor, teils um Sprit, aber eben auch um die Keilriemen zu sparen. Auch die Dirk, die sich wie erst vermutet verhakt hatte, hielt der Belastung nicht stand. Später sollte sich herausstellen, dass unser spanischer Mitsegler, nicht wirklich wusste was er tat, als er sie in der Nacht so stramm zog, das sie unter Belastung durchscheuern musste. Er hatte sich als erfahrener Segler angepriesen, der selbst ein Boot besaß, leider stellte sich sehr schnell heraus, das er selbst beim belegen eine Winsch schon Probleme hatte. Der Eigner und ich waren also folglich noch wachsamer.

In der ersten Woche hatten wir die Nachtwachen so eingeteilt, dass unser Spanier, die erste Wache von 9:00-12:00, ich von 12:00-3:00 und der Eigner von 3:00-6:00Uhr wach blieben. Das französische Pärchen, dass keinerlei Segelerfahrungen hatte, ergänzte uns, so dass wir 6 Stunden lang zu zweit waren. Das klappte so hervorragend und die beiden Neulinge konnten lernen und herausfinden wie es sich anfühlte Nachts zu fahren. In der zweiten Woche waren die Beiden schon so weit, dass wir der Anregung unseres Spaniers nachkamen und sie für die Morgenstunden ab 6:00Uhr einsetzten und so alle genügend Schlaf bekamen. Denn dank des Autopiloten, waren die jeweils drei Stunden, auch gut allein zu schaffen. Auf Überführungsfahrten ist es auch im allgemeinen so üblich, dass wenig bis gar kein Alkohol getrunken wird und so genehmigten wir uns lediglich zum Abendessen ein Bierchen, was schon ein großes Entgegenkommen des Eigners war. Ich wunderte mich nur warum der Spanier bei seiner Wachablösung immer eine Fahne hatte und hoffte mich aber zu irren. Auch ist es Pflicht bei anbrechender Dunkelheit die Schwimmwesten anzuziehen und sich einzupicken, damit niemand über Bord gehen kann, Safety first!

Nach 11 Tagen verließ uns dann der Wind und es musste eine Entscheidung her, ob wir noch weiter nördlich dem Wind hinterher fahren oder eben rechts nach Osten abbiegen sollten. Die Wettervorhersagen via Sat-Telefon prognostizierte, dass wir östlich nach 3 Tagen wieder Wind bekämen, also entschied der Eigner Richtung Ost zu motoren und schon begannen die Diskussionen. Der Spanier hatte Kontakt zu seinem Freund an Land, der darauf plädierte weiter nördlich zu fahren, was für uns wenigstens 5 Tage Umweg bedeutet hätte. Doch da wir nicht zu den Azoren wollten und wir auch genug Diesel gebunkert hatten, war das für uns keine Option. Nicht jeder kann mit Autoritäten umgehen und so betrank sich unser Spanier, nachdem die Entscheidung gefallen war. Wir anderen schauten dem Treiben fassungslos zu und unser französisches Pärchen musste in den sauren Apfel beißen und länger wach bleiben, um auf den drunken Zeeman aufzupassen. Nachdem die beiden dann um 22:00Uhr ins Bett gingen schaute ich alle halbe Stunde nach ihm, wie er inzwischen seelenruhig im Salon schlief. Das witzige dabei war, das auch der Eigner alle halbe Stunde nach ihm sah, wir uns aber nie begegneten. Am nächsten Morgen dann, gab es eine Aussprache, denn das war für niemanden tragbar, der Deal war – gratis mitzufahren, für Nachtwache. Wir hofften das dieser “Ausfall” einmalig war und nach diesem Gespräch erst recht.

Aber weit gefehlt – leider war der Spanier von nun an voller Abneigung und trank ganz provokativ nicht nur 1 sondern 3 Biere, dazu fing er an, in seiner Kabine zu kiffen und wurde aggressiv, als wir sowohl das Bier wegsperrten, als auch ihm verboten Reed zu rauchen und erst recht nicht IM Schiff. Zu alldem kam noch, dass er alle Ansagen des Eigners ignorierte und plötzlich Nachts den Kurs nun doch nach Nord änderte und dann noch ohne Schwimmweste im Dunkeln herumturnte. Daraufhin entbanden wir ihn von seiner Nachtwache, denn niemand kann in Ruhe schlafen, wenn der Wachhabende betrunken ist und macht was er will. Das französische Pärchen übernahm seine Wache, denn nach nun zwei Wochen, waren sie gut eingearbeitet und weckten uns sobald sich etwas änderte. Täglich gab es nun Diskussionen mit dem Spanier, dass er sich nicht wie ein Kind behandeln ließe und er das Bier schließlich mitbezahlt hätte, es aber nicht nötig hätte, da er zwei Flaschen Rum im Gepäck hätte, die er dann eben trinken würde, er war also fortan im Dauerdelirium. Was tut man mit so einem?

Ich schrieb ja bereits, das die Psyche das eigentliche Problem ist und so hatten alle ihr eigenes Kopfkino, der Spanier fühlte sich unverstanden und gemobbt, der Eigner und ich vermuteten sogar Schlimmeres, ev. einen Drogenkurier an Bord zu haben, der irgendwo im Boot weitere Drogen versteckt hatte. Und das alles in Zeiten von Corona, wo eine Kontrolle der Guardia Civil nicht nur möglich sondern sogar wahrscheinlich war. Zumal wir nicht einmal wussten ob wir auf den Kanaren überhaupt anlanden durften. Die beiden Franzosen waren regelrecht genervt, da sie zwischen dem Spanier und uns ständig übersetzen sollten, da sie sehr gut spanisch und englisch sprachen. So wurde also, aus der anfänglich entspannten Fahrt eine nervliche Tortur für alle. Und warum das alles? Weil immer einer aus der Rolle fallen muss. Zum Glück bekamen wir nach langen 6 Tagen endlich wieder Wind aus NW, die Stimmung entspannte sich etwas, da auch die Welle nun von Backbord kam und mein leckendes Fenster in Ruhe ließ. Bei einem Bad bei Windstille hatte sich herausgestellt, das die angebrachten Bleche durch die Welle aus der Verankerung gerissen waren und das Wasser ausschließlich durch die Schraubenlöcher hereinkam, das Fenster ansich also unbeschadet war.

So segelten wir also die letzten 6 Tage mit einem Etmal von 183sm über den Atlantik und waren froh, als bald Land in Sicht war. Vorbei an fetten Frachtern und sogar einem Segelboot und nach über 3000sm in nur 21 Tagen und 4-5 gefangenen MahiMahi und Thunas, waren wir dann wohlbehalten auf Teneriffa angekommen. Ich habe tatsächlich noch nie so lange 3 Wochen in meinem Leben erlebt, die Zeit zog sich wie Kaugummi. Und das obwohl ich mich wirklich gut alleine beschäftigen kann, wir auch ab und an Kartenspiele spielten und gute Gespräche führten. Die beiden Franzosen waren wirklich sehr liebenswert und verstanden Siri-Englisch Smiley mit herausgestreckter Zunge so dass wir sogar ein paar Logikrätsel spielen konnten. Alle waren dennoch froh, dass wir heil ankamen und zudem noch völlig unproblematisch in der Marina San Miguel einlaufen durften. Wie schon auf St. Martin, hatten wir uns per Email vorher angekündigt und bekamen noch in der Nacht einen Platz direkt in der Einfahrt zugewiesen. Am nächsten Morgen begrüßte uns sehr freundlich die Guardia Civil, denen wir auch sofort mitteilten, das wir ein Crewmitglied wegen Alkohol und Drogen schon morgens um 6:00Uhr von Bord verwiesen hatten. Sie nahmen daraufhin seine Personalien auf, wollten unser Boot aber gar nicht weiter kontrollieren. Was waren wir froh!

Nun liegen wir schon wieder 14 Tage hier, die Handwerker sind fleißig am arbeiten, reparieren hier, verschönern und polieren dort. In einer Woche geht es dann weiter, über Gibraltar und Mallorca, für mich nach Sizilien. Der Eigner fährt dann, hoffentlich mit aufgestockter Crew, bis nach Kroatien, wo schon am 17. Juni die ersten Chartergäste warten. Eigentlich wollte ich im Anschluss ja direkt nach Deutschland fliegen, um meine Wohnung zu veräußern, aber der Eigner der VEGA bearbeitet mich gerade mit einem unmoralischen Angebot. So werde ich wohl wieder auf meine Schöne gehen und erst einmal ein paar Wochen um Sizilien segeln, um dort dann hoffentlich von meinem Häuschen gefunden zu werden, das mir in Zukunft als Homebase dienen wird. Meine Wohnung wartet schließlich noch auf mich und bei so schweren Geschützen, VEGA und Sizilien, kann ich eh nicht gegenan Vor Lachen auf dem Boden wälzen

Grenada – St.Martin

Corona hatte nun auch mich eingeholt – ich saß fest auf Grenada. Kein Flieger ging mehr rein oder raus, die Ausgangssperre hatte das normale Leben auf Standby gesetzt und die Karibik war plötzlich nicht mehr das, was sie mal war. Alles war viel zu ruhig, viel zu reguliert, viel zu angespannt. Man wurde nicht mehr angesprochen auf der Straße und wenn, dann nur mit 10m Abstand, nur die Busse waren weiterhin vollgequetscht mit Menschen. Ein einziges mal wagte ich mich in die Stadt, da ich Bargeld brauchte und wurde von den Locals angesehen wie eine Aussätzige, schließlich war ich die einzige Weiße weit und breit. Nichts war mehr übrig vom Easy Live der Karibik.

Mein ursprünglicher Plan, mich drei Wochen lang von den letzten Monaten, mit Chartergästen, in einem kleinen Airbnb Zimmer am Meer, zu erholen, fühlte sich plötzlich wie Gefangenschaft an. Es ist eben ein riesen Unterschied, irgendwo sein zu dürfen oder eben zu müssen! Da kam mir die Gelegenheit, uns in der Welt ein Gehör zu verschaffen, gerade Recht. Denn viele Segler waren nun dazu verdammt, Woche für Woche in ein und der selben Bucht zu verbringen, statt wie eigentlich üblich in der Karibik, herumzubummeln. Die Community wuchs enger zusammen, wir nahmen, nicht nur durch meine Petition, untereinander Kontakt auf und informierten uns gegenseitig, was wo, wie möglich war. Auch erhielt ich etliche Anfragen von Zeitungen, wie dem Floatmagazin und dem Spiegel über die derzeitige Situation. Überall auf der Welt stand die Zeit still und Segler engagierten sich dafür, uns offene Häfen zu ermöglichen, denn die Hurricansaison nahte.

Auch der Skipper des neuen Katamarans war immer noch auf Martinique gefangen und so kam es, das er mich bat, die SIByER allein von Grenada zu ihm zu segeln. Sicher traute ich mir das zu, aber mit einem Schiff, dass ich so gar nicht kannte, gleich einen Überführungstörn zu starten, ganz allein, danach war mir so gar nicht zu Mute. Und so suchte ich mir, natürlich mit Erlaubnis des Eigners, eine kleine Crew zusammen, die mich auf den 190sm unterstützen sollte. Der Zufall spielte mir ein wirklich super nettes Pärchen zu, die just eine neue Yacht, eine totschicke Amel, auf Martinique kaufen wollten, aber nicht von Grenada wegkam. Auch ein Mädel, dass nach Europa mitsegeln wollte, meldete sich auf Carriacou. Und so übernahm ich das Boot vom Alteigner in St. Georges und sammelte alle nacheinander ein. Wir starteten am 30.März und hatten wirklich Glück mit dem Wind, der uns aus SE nach Martinique schob. Für mich war es der erste Überführungstörn als eigenverantwortliche Skipperin, aber ich kannte die Strecke ja und Katamarane bin ich ja nun auch schon einige gefahren. Aber ich hatte Glück, alles lief gut und da wir eher zu wenig als zu viel Wind hatten, kamen wir nach 2 Tagen gegen Mittag in St. Anne an.

Uns wurde ja vorher prognostiziert, dass wir bei Ankunft auf Martinique sofort von der Coast Guard abgefangen werden würden und auch 14 Tage Quarantäne in kauf nehmen müssten, aber nichts davon traf ein. Ich warf den Anker in St. Anne zwischen die zahlreichen Boote und unser Mitsegler fuhr mit dem Dingi an Land und traf dort auch den neuen Eigner der SIByER, um ordnungsgemäß einzuklarieren. Ohne irgendwelche Reglementierungen ging das auch problemlos bei “Snack Boubou” von statten und so waren wir ganz offiziell in Europa angekommen. Geschafft! Smiley mit geöffnetem Mund Nachdem alle wieder an Bord waren, fuhren wir nach Le Marin hinein und ankerten dort in der Einfahrt zur Werft, unweit des sehr beliebten Supermarktes, der als einziger Karibikweit einen Dingisteg vorweisen konnte. Was freute ich mich auf den nächsten Einkauf dort, endlich wieder richtigen Käse, Croissants und guten Wein, eben all die Dinge, die Frankreich zu bieten hatte und die wir in den letzten Monaten so sehr entbehren mussten. Wieviel einfacher würde nun die Versorgung für die Atlantiküberquerung sein und wieviel abwechslungsreicher und vor allem preiswerter, auch wenn die Auswahl natürlich im Vergleich zu Italien immer noch bescheiden war.

Inzwischen trieb meine Petition die unglaublichsten Blüten. Sowohl Zeitungen, als auch Funk und Fernsehen berichteten immer reißerischer, verdrehten die Tatsachen und erfanden sogar Dinge hinzu. An vielen Berichten merkte man sofort, dass die Redakteure einfach keine Ahnung von unserer Problematik hatten, denn wir wollten weder von einer Militär FLOTTE begleitet werden, noch hatten wir Angst den Atlantik zu überqueren. Wir wollten lediglich Quarantäneregelungen, die es uns ermöglichten auf unserer Route gen Westen, Zwischenstopps einzulegen, um auszuruhen und Lebensmittel, Wasser und Diesel zu bunkern. Viele der Segler vor Ort hatten, genauso wie wir, gehofft, dass es wenigsten spezielle Flugmöglichkeiten geben würde, da entweder die Ehepartner in der Heimat festsaßen oder die Kinder nach Hause geschafft werden sollten, oder sie schlicht zu alt waren, um den Atlantiktörn allein zu meistern und Crew benötigten. Auch wurde, durch die geschlossenen Grenzen, die Route nun 3x so lang, denn zu diesem Zeitpunkt waren sowohl die Bermudas, als auch die Azoren noch dicht. Daher kam einer auf die Idee, doch mal bei einem in der Nähe stationierten Militärschiff anzufragen, ob es einen Konvoi der Segler begleiten können, um bei Bedarf mit fehlenden Materialien, Wasser oder Diesel auszuhelfen. Schließlich hatte es die selbe Route wie wir alle und genug Kapazitäten um das zu bewerkstelligen. Aber ein Kriegsschiff ist nun mal da um zu zerstören und nicht um zu helfen, deshalb wurde diese Anfrage natürlich abgelehnt. Die Meisten warteten nun auf Lockerung der Regelungen oder verschifften ihre Boote per Frachter, auch nicht wirklich die ökologischste Variante! Die Presse indessen, stellte uns als Minderheit mit Luxusproblemen dar, was unserem Anliegen nun mal so gar nicht weiterhalf.

Für uns begann das große Warten, denn wir hatten weder ein Satellitentelefon, noch ein Iridium und erst recht keine Crew. Die Grenzen waren zu, unsere eigentliche Crew durfte nicht einreisen, selbst die Post beförderte nichts mehr rein oder raus und das Mädel das eigentlich mit uns mitsegeln wollte, fand nun doch eine bezahlte Stelle auf einem Großsegler. Der Eigner kümmerte sich also um die Wartung des Bootes und ich mich via Facebook um eine neue Crew. Viele meldeten sich, denn eine Atlantiküberquerung ist ja immer heiß begehrt, zumal viele ja selbst festsaßen und zurück nach Europa wollten. Leider waren die meisten aber auf anderen Inseln verstreut und was bisher eine Leichtigkeit war, wurde nun schier unmöglich, denn auch wenn noch einige Inseln auf unserem Weg lagen, durften wir sie nicht anlaufen. Beinahe in letzter Minute, meldete sich dann ein Spanier, dessen Mitsegelgelegenheit nun doch nicht los wollte und der uns als absoluter Glücksfall erschien, denn er hatte sowohl ein Satellitentelefon als auch ein Iridium und unseres war immer noch nicht eingetroffen. Auch berichtete er von Segelerfahrung, war schon einmal von Ost nach West über den Atlantik gesegelt und hatte sogar ein eigenes Boot in Spanien. Zusätzlich meldete sich ein französisches Pärchen, das zwar keinerlei Segelerfahrung hatte, aber sehr sympathisch und hilfsbereit war. Sie hatten eigentlich eine Auszeit geplant und wollten die Welt erkunden, aber dank Corona saßen sie nun auch fest und waren froh zurück in die Heimat zu können. So gab es noch ein feuchtfröhliches Abschiedsgrillen mit unseren, inzwischen stolzen, Amelbesitzern und wir sagten goodbye zu Martinique.

Nun waren wir also zu fünft, worüber ich sehr froh war, denn nun konnten wir die Nachtwachen ganz entspannt einteilen. Die Stimmung war hervorragend, denn alle hatten nun das was sie wollten. Wir bunkerten noch ausreichend Diesel mit zusätzlich 10 Kanistern und Wasser, auch wenn wir einen Wassermacher an Bord hatten und natürlich für 3-4 Wochen ausreichend Lebensmittel. So starteten wir, mit nur zwei Wochen Verzögerung, am 20. April Richtung St. Martin. Und wieder wurden wir vorher gewarnt, dass wir nicht einreisen dürften und rechneten somit damit in einem Ritt durchfahren zu müssen, aber wir waren ja nun gut ausgestattet. Wir hatten wieder hervorragenden Wind aus E/SE und so rauschten wir mit 7-8kt durch Tag und Nacht. Schon auf der Überfahrt von Grenada hatten wir endlich mal wieder Delfinbesuch und auch auf dieser Tour begleiteten sie uns. Auch fingen wir gleich einen großen MahiMahi und zwei kleinere Thunas, die sowohl roh als Sushi, gegrillt, als auch gebraten ein hervorragendes Mahl waren. Nach 48 Stunden landeten wir dann auf St. Martin (franz.Teil) und niemand interessierte sich für uns. Weit und breit keine Coast Guard und so ankerten wir wie gewohnt, meldeten wir uns, wie angeraten, per Email beim Island Water World an und hörten am nächsten Morgen den örtlichen Funk ab. Man durfte also als Transit sowohl an der Tankstelle Diesel und Wasser tanken und selbst in den Supermarkt einkaufen gehen. Nach noch einer weiteren Nacht sollte es dann aber endlich weiter gehen, hinaus aufs Meer, über den Atlantik, nach Europa Vor Lachen auf dem Boden wälzen

Denn mein Entschluss so schnell wie möglich meine Berliner Wohnung zu verkaufen und mir ein Häuschen auf Sizilien zuzulegen, stand unumstößlich fest. Nun war ich also so weit gekommen, hatte die halbe Welt gesehen und spürte plötzlich Heimweh, obwohl es noch nicht einmal meine Heimat war. Aber das sollte sich nun ändern, ich hatte inzwischen so viele Ideen, die mir nun unter den Nägeln brannten und natürlich unglaubliche Sehnsucht nach dieser wunderbaren Insel, den Menschen, meinen Freunden und nicht zu vergessen, dem Essen, dem Wein und Gelati Herz Aber erst einmal war ich gespannt auf das nächste Abenteuer, meine zweite Überquerung des Atlantiks!