Neues Jahr – Neues Glück

1469942_10152566363952263_5752691235567085451_nIch habe mich lange davor gescheut diesen Beitrag zu schreiben, denn es fällt mir wirklich schwer ihn zu formulieren. Es ist eine Gradwanderung, man muss alles gut dosiert formulieren, denn man möchte ja niemandem zu nahe treten oder gar schmutzige Wäsche waschen. Aber es muss sein… für mich und für all die Frauen die auch vorhaben meinen Weg zu gehen.

Was ist also passiert?!

Ich habe mich vor über einem Jahr dazu entschlossen meinem Leben eine andere Wendung zu geben. Seit diesem Entschluss fokussiert sich alles was ich tue darauf, jede Handlung, jede Begebenheit, jede Bekanntschaft. Das es nicht einfach wird, wusste ich von Anfang an, auch das mir Steine in den Weg gelegt werden würden und vielleicht lief bis hierhin auch alles ein wenig zu glatt. In meinem Beitrag Déjà-vu habe ich ja bereits zusammen gefasst wie alles kam und hier nun wie es derzeit aussieht, Fakt ist:

Mit diesem Eintrag schließt sich Kapitel II

Umgangssprachlich würde man wohl sagen- ich hab aufs falsche Pferd gesetzt und dennoch bereue ich nichts. Die Zeit die ich in den letzten Monaten hatte, ist unvergesslich. Ich durfte 2 Monate auf einer wunderschönen alten Yawl wohnen, einem Traum von einem Schiff auf dem es sich unheimlich gut leben lässt, habe einen augenscheinlich tollen und sehr intelligenten Mann und wirklich nette Menschen in der Marina Kusadasi kennengelernt und kann inzwischen sogar ein wenig Türkisch.

Was ist also nun wirklich passiert? Bitte setzen sie sich…

A. wird sein Schiff wieder verkaufen! Falls jemand Interesse an der wunderschönen VEGA hat, kann er sie käuflich erwerben:

www.segelanzeigen.de

Von dieser Anzeige habe ich leider erst erfahren, als ich hier zu Hause war und das, obwohl sie eingestellt wurde, als ich noch auf den Schiff war. Zudem, leider auch nicht von ihm persönlich und leider auch nicht, das ausgerechnet ich nun der Grund für diesen Verkauf sein soll. Denn das stimmt so ganz und gar nicht! Er schrieb mir, dass er sich finanziell, und auch arbeitstechnisch heillos überfordert fühle und auch diese riesen Verantwortung nicht auf sich nehmen wollte. All das kündigte sich ja auch schon an, als ich noch dort war und ich kann diese Panik auch bis heute nicht nachvollziehen. Denn ich bin ein positiver Mensch und habe ernsthaft gedacht, dass wir das gemeinsam meistern. Das die VEGA unsere Bestimmung ist, dass wir hineinwachsen, das Schiff gemeinsam kennenlernen, es um- und ausbauen und zu unserem Heim machen. Ich hatte so viele Ideen!!! Ich habe die Wochenmärkte nach alten Messingsachen durchforstet, habe im Internet nach Kleinigkeiten Ausschau gehalten, habe besorgt und organisiert. Wollte in der Zwischenzeit Werbung machen, Chartergäste suchen und ihnen einen unvergesslichen Urlaub bescheren. Hatte Ideen für ein Crowdfunding-Projekt gesammelt, versucht andere zu motivieren die sich beteiligen wollen. Auch wenn diese Finanzspritzen nur zum Erhalt der VEGA notwendig gewesen wären, denn wir Beide hätten natürlich gut für uns selber sorgen können, da wir finanziell abgesichert sind. Ich habe sehr viel Herzblut in das Projekt VEGA gesteckt und lange nicht geglaubt und vielleicht auch verdrängt, was sich eigentlich immer mehr abzeichnete. Es ist ein wundervolles Schiff, aber leider mit dem falschen Eigner. Aber wer möchte schon das sein Traum zerplatzt?!

Ich weiß nicht was A. dann dazu veranlasste… aber kurz vor Weihnachten bekam ich, für all die Mühen und gesetzten Hoffnungen und von ihm selbst gehegten Träume, mein vorfristiges Weihnachtsgeschenk… nunja, und irgendwann ist genug einfach genug:

“Hi Iris […] Ich sehe es nicht als meine Aufgabe an, dir auf der VEGA eine Lebensraum zur Verfügung zu stellen, sodaß du hier frei wohnen kannst ohne dich an den Kosten zu beteiligen, um mit deinen 500 Euro über die Runden zu kommen. Ich bin kein Wohlfahrtsverein. Du kannst dir ein Leben auf der VEGA nicht leisten und ich brauche „deinen!” Platz hier für zahlende Gäste um selber über die Runden zu kommen.“

Ja es tut weh und es ist ungezogen, nach all der Arbeit, der investierten Zeit und Geld das von mir nun unwiderruflich in der Vega steckt. Aber nicht nur der Inhalt dieser Nachricht, sondern auch die Art und Weise. Denn ich hatte nicht nur mein zukünftiges zu Hause und meinen Partner, sondern nun auch meinen Freund und eigentlich auch Gefährten verloren. Denn niemand möchte, und hat es verdient, so behandelt zu werden! Alles was so viel versprechend begann (Auf zu neuen Ufern) war nun mit einem mal dahin.

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Aber deshalb gebe ich meinen Traum nicht auf!!! Und ich wäre nicht ich, wenn ich nicht schon wieder das Positive in allem sehen würde und wer mich kennt, weiß auch, dass es eigentlich immer spannend und aufregend bleiben muss. Denn was wenn mir das erst passiert wäre wenn wir unterwegs sind, irgendwo auf einer entlegenen Insel im Pazifik. So habe ich noch genügend Zeit mir eine neue Mitsegelgelegenheit zu suchen. Auch wenn mir das nun für meine Freunde leid tut, die sich schon auf einen Urlaub auf der VEGA gefreut haben, aber wer weiß wo ich nun lande, vielleicht ergibt sich ja etwas anderes. Und eigentlich bin ich auch noch genau in meinem Zeitplan, denn meine Schränke sind zwar schon leergeräumt, aber ab Januar bekomme ich erst den Keller um meinen Kram dort runter zu räumen und meine Wohnung zu renovieren. Nunja und das kleine Detail, einen Mieter für meine Wohnung zu finden wartet ja auch noch auf mich.

Es besteht also keine Sorge, dass dieser Blog hier einstaubt, im Gegenteil nicht mehr lange und er hat 100 Abonnenten auf Facebook, vielen Dank dafür! *knicks*

Barcelona die Zweite

Und diesmal richtig Smiley

Denn als ich im letzten Winter für eine Woche dort war, habe ich ja kaum etwas von dieser wundervollen Stadt gesehen. Und genau das habe ich nun nachgeholt.

10857849_883726014982064_4725061786220179819_nMein Sohn hat ja nun die letzten 4 Monate dort gelebt und somit hatte ich einen bereits bezahlten Schlafplatz in seinem WG-Zimmer. Unabhängig von dieser recht räudigen Wohnung, muss es toll sein in dieser Stadt zu leben. Umgeben von grünen Bergen, die zum wandern einladen, in einem Tal zum offenen Meer hin, an dessen Stränden man Sommer wie Winter relaxen kann. Die kleinen Gassen zwischen diesen schönen alten Häusern. Die vielen einzelnen Geschäfte in denen unterschiedlichsten Waren angeboten werden. In jedem Stadtbezirk eine Markthalle, wo man preisgünstig frisches Obst, Gemüse, Fisch, Wurst und Käse einkaufen kann. Eine gut funktionierende Infrastruktur mit Bussen und U-Bahnen. Nur wirklich zu schade, dass es so wenig Arbeitsplätze gibt. Mein Sohn hatte da ja Glück, denn er nahm an einem von der EU geförderten Praktikum teil.

10299127_884058918282107_14235046428730980_nIch wiederum war ja zum relaxen und Sightseeing dorthin gefahren. Und natürlich war mein erster Weg hinunter zum Hafen. Was liegen dort auch für tolle Schiffe, eins beeindruckender als das Andere und welche Vielzahl. Ich konnte mich gar nicht satt sehen und verbachte ein paar Stunden dort. Auch die kleinen Gassen luden zum träumen ein und Gaudis wundervolle Denkmäler zu schwärmen. Wer einmal vor der Sagrada Familia, dem Park Güell oder den lustig geschwungenen Häusern überall verteilt in der Stadt steht, wird nicht anders können als sein Sandburgenartigen Gebilde zu lieben. Es ist wie aus eine anderen Welt, einem Märchen und man steht staunend wie ein kleines Kind davor. Aber natürlich ist auch Berenguer de Montagut´s “Santa Maria del Mar” sehr beeindruckend, wie es so gothische Kirchen eben ansich haben.

1926671_884060414948624_2175307619124285317_nAbends sind wir dann in einer der vielen Tappasbars gewesen und haben die Stadt bei Nacht erlebt. ich könnte mir sehr gut vorstellen eine Weile dort zu leben. Und vielleicht mach ich das auch, denn wenn man irgendwo überwintert, kann man auch genauso gut in einer Stadtmarina liegen und sich in Ruhe die Städte dieser Welt ansehen. Hachja, ich freu mich schon, darauf!

10378164_884657091555623_5044442424633096575_nIch wurde übrigens tatsächlich gefragt, weil ich tagsüber allein in einer fremden Stadt unterwegs gewesen und mir unbekannte Dinge angesehen habe. Allein als Frau! Ob ich da nicht Angst gehabt hätte?! Angst wovor? Ich bin in Berlin groß geworden und bin auch dort Tags und Nachts allein unterwegs gewesen und ich muss gestehen, dass ich mich bisher in fremden Städten sicherer als in Berlin gefühlt habe. Alle waren Hilfsbereit und zuvorkommend, ich wurde sogar einmal darauf hingewiesen, das der Reißverschluß meiner Tasche offen stand. In der Türkei hat mich jemand am Arm festgehalten, weil ich beinahe ein Auto übersehen hätte. Auch wurde wir oft angeboten mir mit meiner Reisetasche zu helfen, so etwas ist mir in Berlin noch nie passiert!

Ich habe mich also rundherum wohl gefühlt, habe die Stadt, die Wärme und das Meer genossen und habe eine wundervolle Woche erlebt.

Ehrfurcht

Wikipedia meint dazu: “Ehrfurcht ist ein hochsprachliches Wort für eine mit Verehrung einhergehende Furcht.”

Gestern Abend wurde ich ihrer wieder einmal gewahr.

to-logo-200.gifDie TO-Stammtische sind mir ja seit Monaten schon ein sehr liebgewordenes Ritual. Am Anfang wurde ich kritisch beäugt, aber mittlerweile bin ich in die Runde aufgenommen, Hartnäckigkeit wird meist belohnt. So auch gestern wieder. Die Van Loon war wie immer gut gefüllt, zu alt bekannten Gesichtern mischten sich Neue, wie sich später herausstellte, eher alte Neue. Angekündigt war ein Video-Vortrag eines Pärchens in den Vierzigern- “Familie Mallunat war 5 Jahre zwischen Europa, Afrika und Amerika unterwegs und haben uns sicherlich viel zu berichten”. Ein Vortrag wie schon oft gesehen, ein kurzweiliger Abend also.

Aber weit gefehlt…

Susi & Tom

Zwei bewundernswerte Menschen, die ihren Traum vom Leben in Freiheit wahr gemacht haben. Sie haben sich erst einen Wharram Katamaran mit einem Dschunkenrigg aus und aufgebaut, haben alle Zelte hinter sich abgebrochen und sind nach Monatelangen Vorbereitungen los gesegelt. Wie auch in diesem Bericht der Morgenpost vom April 2014 beschrieben, segelten sie 3 Jahre munter in der Welt herum und entschieden sich dann für ein neues Stahl-Boot um in die Eismeere fahren zu können. 1 Jahr lang haben sie Schweiß und Energie dort hineingesteckt (meine Güte, der Kerl hat sogar seine Masten aus gefällten Bäumen selbst geschnitzt und auch sein Dingi selbst gezimmert). Sie haben alles in reiner Eigenarbeit ausgebaut und verkleidet, selbst die Segel genäht und dann passierte vor 6 Wochen das Unglück. Susi wurde Seekrank und konnte über 5 Tage nicht mal Flüssigkeit beibehalten. Tom war inzwischen völlig entkräftet vor Schlafmangel und der Einhandsegelei, dann brach zu allem Unglück erst das Haupt- und dann auch noch das Hilfsruder auf offener See wegen des starken Schwells. Tom wusste nicht mehr ein noch aus und setzte schweren Herzens den Notruf ab. Sie wurden dann von einem Frachtschiff, in einer atemberaubenden Rettungsaktion, geborgen und mussten aber ihren „Troll“ mutterseelen allein dem Atlantik überlassen. Was für eine Tragödie!

Nachtrag eines TO-Mitgliedes: „Da die Rettungsaktion von einem Crewmitglied des Frachters detailliert gefilmt wurde, trieb es auch den harten Seebären den einen oder anderen kalten Schauer über den Rücken.“

Es lässt nachdenklich werden, wenn man so etwas so hautnah erfährt. Man ist erschüttert, aufgewühlt und möchte einfach nur helfen. Es wurde natürlich gespendet, aber es ist ein Tropfen auf den heißen Stein. Die Beiden stehen nun vor dem Nichts, haben alles was sie besaßen dem Atlantik übergeben und wohnen jetzt hier kurzfristig bei Freunden, mit dem was sie auf dem Leib tragen. Nicht einmal das sie von vorne beginnen müssen ist das Schlimmste. Sondern die Angst vor so einer Tragödie, ist bei ihnen nun wohl um ein zehnfaches höher als unsere Ehrfurcht vor solch einem Unglück. Ich hoffe für die Beiden, dass sie sich schnell wieder fangen, den Schock verarbeiten und wieder Boden unter den Füßen bekommen. Aber ich hoffe noch viel mehr, dass sich ihre Angst wieder in Ehrfurcht umwandelt und sie ihren Traum vom Leben in Freiheit nicht aufgeben.

Ich danke Euch Beiden für diesen Abend, sehr!

www.aorai.krummewege.de

Inzwischen sind Susi (Buchhändlerin) und Tom (Chemieingenieur) auf Arbeitsuche! Ihre Lebensläufe sende ich gern als PN zu. Wer also einen Tipp, oder sogar eine freie Stelle anzubieten hat, kann sich gern direkt an die Beiden wenden unter:

troll@krummewege.de

Wer möchte kann sich den Vortrag selbst ansehen und vielleicht helfen:

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Der Segler ansich

DSC_0416-kleinEs gibt ja nun so viele verschiedene Seglertypen wie Menschen überhaupt und es ist spannend immer wieder neue Varianten kennen zu lernen. Ganz sicher kenne ich sie noch nicht alle, aber es kristallisieren sich ein paar Spezies heraus, die äußerst Charakteristisch sind. Mal schauen ob ich sie irgendwie beschrieben bekomme, natürlich immer mit einem Augenzwinkern:

Der Urlaubssegler…

… hat irgendwann mal seine Scheine gemacht, chartert jeden Sommer für 1-4Wochen irgendein Boot, meist im Mittelmeer und läd sich das Boot mit Familie, Freunden und Bekannten voll. Er möchte Spaß, wenig Streß mit irgendwelchen Reparaturen und lässt es sich gut gehen.

Der Wochenendsegler…

… er hat ein kleines oder größeres Boot auf irgend einem See/Meer und nutzt jede erdenkliche Minute seiner Freizeit um vorrangig an seinem Boot zu schrauben, basteln und zu reparieren. Zwischendurch segelt er natürlich auch, aber nur um zu testen ob auch alles gut funktioniert.

Den Gartenzwergsegler…

… er ist meist in Pension und verbringt den Sommer über auf seinem Boot. Meist mit Frau und Hund und Gartenzwerg. Er fährt auch mal raus, aber nur um nachher was erzählen zu können. Ansonsten freut er sich auf die allwöchentlichen Grillpartys in der Marina.

Der Naturfreund…

… mag nicht mehr laufen oder Rad fahren, verbringt dennoch gern viel Zeit in der Natur. Segelnd kann er  Energie sparen und kann somit nachhaltig und Umweltbewußt, darüber nachdenken wie er möglichst unter Einwirkung der Naturkräfte ans Ziel kommt.

Der Regattasegler…

… will Geschwindigkeit, Adrenalin, den Kick. Er fährt nur auf Höchstleistungsbooten, die Dauerlage schieben und bei denen das Blut in den Adern gefriert, wenn man nur die Bilder sieht. Es muss eine Rennyacht sein, möglichst hypermodern, nagelneu und schnell.

Der Lebenslängliche…

… er segelt von Kindesbeinen an. Erst auf einer Jolle, dann mit eigenem kleinen Boot oder als Miteigner auf einer größeren Yacht. Später dann reichts Geld auch für ne Eigene. Er hat schon alle möglichen Reviere befahren, sein Erfahrungsschatz ist beinahe grenzenlos.

Der Einhandsegler…

… ist ein Mann ab 40, der genug von den Frauen bzw. sogar Menschen hat, sich für bestimmte Zeit aus dem gesellschaftlichen Leben ausklinkt und allein auf große Fahrt geht. Er segelt um zu segeln. Er plant für sich, er packt es an für sich, er segelt für sich. Alles um ihn ist ihm egal.

Der junge Aussteiger…

… er ist oft gerade mit dem Studium oder der Ausbildung fertig, möchte aussteigen bevor er in den Beruf einsteigt. Nur verpasst er dann den Einstieg wieder, weil er irgendwo strandet. Er lebt dann irgendwo im Warmen und hangelt sich von Job zu Job und Boot zu Boot.

Der ältere Aussteiger…

… um die 50. Er hat in Deutschland schwer Fuß gefasst, ein paar Beziehungen hinter sich und meint das nun auf einem Boot alles besser zu packen. Er möchte schon eine Frau dabei haben, die ihn bekocht und putzt und unterhält, aber auch finanziell von ihm unabhängig ist.

Der Umherirrende…

… er steckt tief in der midlife crisis, ist geschieden, hat erwachsene Kinder und einen recht lukrativen Job hinter sich gelassen. Nun weiß er nicht wohin, kauft sich ein Schiff, weil er meint dann autark zu sein. Er sucht auch Gesellschaft, weils allein doch einsam ist und irrt dennoch weiter.

Der Langfahrer…

… plant Jahrelang den Ausstieg. Spart und organisiert, kauft ein Boot und baut es um. Verkauft Haus und Hof und steckt alles in das Projekt. Er will in 3-5 Jahren oder auch open end mindestens einmal um die Welt. So viel wie möglich sehen, erleben, am liebsten mit (s)einer Partnerin.

Der Pseudo Langfahrer…

… er erzählt überall herum das er schon Jahrelang den Ausstieg plant. Er ist super informiert, weiß um alle Gefahren und warnt jeden davor wo er nur kann. Er ist in allen Foren angemeldet und kennt jeden Bootstyp. Und er findet garantiert immer einen Grund warum er gerade jetzt nicht los kann.

Wenn ich noch jemanden vergessen habe, immer her damit, ich ergänze gern. Auftretende Ähnlichkeiten sind rein zufällig und um Gottes willen nicht böse gemeint.

Déjà-vu

1460062_10152582902008049_8668623528235512797_nEs war einmal eine nicht mehr ganz junge Frau, die aus einer Verkettung widrigen Umstände heraus, von einer Großstadtbewohnerin im Hamsterrad zu einer blogschreibenden Seglerin wurde.

Aber wie konnte das nur passieren?!

Ganz einfach- mein Auto ging kaputt! Nun, werden einige sagen, das passiert jedem mal. Aber es war eben nicht nur irgendein Auto, es war meine kleine geliebte Drecksau. Ich hatte sie geliebt und gepflegt, sie hat überall auf mich gewartet und hat mich überall hingebracht. Und das war nun aus und vorbei, denn der TÜV reichte für uns die Scheidung ein. Damit fing der Lauf der Dinge an-> ich konnte nicht an die Ostsee fahren um dort zu campen und wusste nun nicht wo ich meinen Urlaub verbringen sollte. Zum Glück hat man Freunde, die einem manchmal auch gute Tipps geben und somit landete ich auf urlaubspartner.net Nur, dass das Endergebnis meiner Suche dort, eine ganz andere Art des fahrbaren Untersatztes hervorbrachte, als ursprünglich geplant war. Ich landete auf einem 8m Segelboot. Mein Gott was war das für ein Ritt, die Enge, das Schaukeln, die hygienischen Umstände. Es war unglaublich, das alles machte mir nichts aus, es war der Hammer! Nach vier Wochen Sonne, Salz und Meer sollte man aber dann doch denken, dass des Guten nun genug ist, aber normal war ich ja noch nie. Ich hatte Blut geleckt, und wie!!!

Ich hatte wohl das erste mal in meinem Leben Zeit über mich und alles was mich umgab nachzudenken, denn mir wurde bewusst wie sehr ich eigentlich an meinem Leben vorbei lebte, wie gefangen ich in meinem Hamsterrad war. Denn ich hatte die Tür gefunden, die mich plötzlich mit Frischluft versorgte und die mir den Weg nach draußen zeigte. Ganz plötzlich und völlig unerwartet.

SIRIS-~1Ich kam also nicht nur gebräunt und erholt, sondern auch voller Tatendrang nach Hause zurück und war wildentschlossen meinen Plan in die Tat umzusetzen. Welchen? Ja nun, halbe Sachen sind nix für mich- ich wollte die Welt umsegeln. Kann man doch mal machen, so als neuen Lebensabschnitt. Natürlich steckt dahinter die tief verwurzelte Sehnsucht nach Freiheit und verdammt viel Fernweh. Nur war mir bisher nicht bewusst, das es tatsächlich einen auch für mich gangbaren Weg dorthin gibt. Also Ärmel hoch und auf ins Internet, da mussten doch noch andere Verrückte unterwegs sein. Menschen mit den gleichen Träumen, die wussten wie das geht und die mir sicher Tipps geben würden. Natürlich fand ich die auch und was für welche… denn ich wurde ausgelacht und gewarnt und sogar beschimpft. Ich prallte glatt zurück vor so vielen negativen Emotionen. Aber nur um Anlauf zu nehmen, denn wer mich kennt, weiß- nicht mit mir, was ich will das setze ich auch durch! Und Mädels, ja vor allem ihr, lasst Euch nix sagen von den tollen Hechten die dort in der weiten Welt herumschippern, geht Euren Weg, das klappt! Aber um der Wahrheit gerecht zu werden, ich habe auch tolle Menschen kennengelernt, ich bekam wundervolle Emails und nicht zuletzt deshalb entstand überhaupt dieser Blog hier. Denn die wenigen die zu mir standen, die waren begeistert von meiner Idee, meinem Enthusiasmus und meiner Unbefangenheit und wollten unbedingt meinen Weg weiter verfolgen. Ich danke Euch sehr!

Ich ließ mich also nicht abbringen von meinem Vorhaben und entwickelte einen 9 Punkte Plan->

  1. segeln gehen/lernen
  2. Kostenplan erstellen
  3. ärztlich durchchecken lassen
  4. Segelscheine machen
  5. Job kündigen
  6. vom materiellen Ballast befreien
  7. meinen Sohn und die Katze unterbringen
  8. Wohnungsmieter finden
  9. Segelpartner finden

Und den arbeitete ich auch zielstrebig ab. Ich ging segeln, auf einem 9m Boot mit einem Ösi in Kroatien, lernte Barcelona und die 48ft großen Amels dieser Welt kennen, die mehr den Hafen als das Meer sehen. Verbrachte zwei Monate in der Türkei auf einer 22m Yawl und machte meine Segelscheine (SBF Binnen +  See). Ich krempelte meinen Sparstrumpf um und nahm einen Kredit auf, so lange ich noch arbeitete. Ließ meine Zähne, Knochen, Schilddrüsen und andere Gedärme durchchecken. Holte mir alle erdenklichen Impfungen und schloß einen Auslandreiseversicherung auf 5 Jahre ab. Auch an potentiellen Segelpartnern mangelte es nicht, ich schrieb mit ihnen, traf mich und segelte mit ihnen. Und es tat mir unendlich gut mich mit Menschen beim TO-Stammtisch, die meinen Traum schon erlebt hatten, zu reden und mir Mut zu holen. Die ersten 8 Punkte hatte ich auch recht schnell abgearbeitet und fühle mich von Punkt zu Punkt besser.

10566223_10152285277797263_1333105683_n.jpgAllerdings entwickelte sich Punkt 9 zu einer fast unüberwindbaren Hürde. Ich hatte sehr wohl bald einen Segelpartner gefunden, der sich eine wunderschöne alte Lady angelacht hatte, auf der auch Platz genug war, aber auch dringend Unterstützung von Nöten. Es war tatsächlich schwierig eine Crew zusammen zu finden, zu zweit war es mit diesem riesigen Schiff aussichtslos und endete schlußendlich in einer Trennung. Selbst der Versuch, weibliche Mitseglerinnen in dieser Männerdomäne, die meinen Traum teilte und mit mir auf große Fahrt gehen wollte, zu finden, scheiterte an der Umsetzung. So musste ich also allein weitersuchen nach „meinem“ Schiff und „meinem“ Käptn. Ich inserierte, traf mich und natürlich waren sie noch da, in heller Aufregung- die Zweifler, Sicherheitsfanatiker und Dauernörgler. Es wurden alle erdenklichen Links ausgegraben, ich war also in Erinnerung geblieben, natürlich auch die Haarstäubenden von einem Jahr zuvor. Die negativen Energien ließen mich wieder einmal zurückprallen… Und ihr könnt es Euch denken- natürlich um Anlauf zu nehmen!

Alle sagten: das geht nicht und dann kam ich, wußte das nicht und hab es gemacht. 😀 Nachdem also Punkt 9 nicht zu knacken war und alle Vorbereitungen abgearbeitet waren, zog ich eben allein los in die weite weite Welt. Ein Jahr lang verbrachte ich so und reiste Hand-gegen-Koje durch das halbe Mittelmeer, auf verschiedensten Schiffen und auch über Land. Sah mir Spanien, Frankreich und Italien an, lebte mit verschiedenen Crews und Eignern zusammen auf deren Booten und reiste per Bus und Bahn und übernachtete mit Airbnb auf fremden Couchen.

IMG-20150910-WA0000Und dann passierte es doch ganz unerwartet und wiederum aus einer Verkettung widriger Umstände heraus…  Nicht ich fand „mein Schiff“ und „meinen“ Käpn, sondern er mich. Wir lernten uns im Internet kennen und er besuchte mich spontan 5 Tage in Rom. Dann verbrachte ich einen Winter in den Niederlanden auf seinem Schiff und von dort reisten wir zu Zweit über Belgien, Frankreich, die Biskaya, nach Spanien und Portugal ins Mittelmer. Die nächsten 2-3 Jahre wollten wir dort verbringen, um dann den großen Sprung über den Atlantik in die Karibik zu wagen und von dort den Rest der Welt  zu erkunden.

Leider wurde auch daraus nichts, nach 1,5 Jahren war auch auf diesem Schiff wieder Endstation. Aber Träume sind eben da um gelebt zu werden! Und wie durch ein Wunder erfüllte sich der langgehegte Traum, auf der wunderschönen Lady VEGA mitzusegeln. Inzwischen hatte sich der Skipper mit diesem Leben arrangiert und die Crew stand fest, und so ging es diesmal als Coskipperin von Spanien weiter auf die Balearen. Danach begann ich als freiberufliche Skipperin für verschiedene Charterfirmen zu arbeiten. Es folgte eine wunderbare Saison, ich segelte auf Sardinien, Mallorca, an der Amalfiküste um Capri und Ischia, in Kroatien und eroberte mir so Stück für Stück die Welt, bis ich in Griechenland landete. Dort wartete schon wieder die Lady VEGA auf mich, ich überführte sie wieder einmal, diesmal von Griechenland nach Sizilien um dort auf ihr zu überwintern und sie rundherum zu restaurieren. Danach ging es wieder zurück nach Greece um dort noch einmal für eine Charterfirma zu skippern. Dann aber packte mich wieder das Fernweh und so segelte ich nonstop von Sardinien über die Ballearen, Gibraltar, die Kanaren und Kapverden über den Atlantik in die Karibik. Dort verbrachte ich knapp 4 Monate auf diversen Inseln, um dann auf den Bahamas zu stranden und mir eine dreimonatige Pause als Volunteer in einem Hostel zu gönnen. Als nächstes sollte es mit einem Katamaran hinauf in die USA gehen, doch leider wurde mir das Visum versagt. Da nun in der Karibik die Hurrikansaison und in Centralamerika die Regenzeit begann, war dort für mich erst einmal Endstation. Das aber hielt mich nicht auf, denn in Europa warteten schon wieder zahlreiche Angebote auf mich, so dass ich ersteinmal wieder zurück nach Girechenland flog. Aber auch dieses mal machte ich nur den Schritt zurück, um wieder einmal Anlauf zu nehmen!

Es war einmal eine nicht mehr ganz junge Frau, die aus einer Verkettung widriger Umstände heraus, von einer Großstadtbewohnerin im Hamsterrad zu einer blogschreibenden Seglerin wurde. Und dieser Blog wächst offensichtlich gerade mit und ändert sein Gesicht. Er wird nun nicht nur mehr von einem überschaubaren Freundeskreis gelesen, sondern von Menschen die meinen Traum teilen, die mir Mut machen und mich unterstützen.

Ich hoffe in Zukunft Euch davon etwas zurück zu geben, meine immer noch ungebrochene Euphorie, mit Euch zu teilen und Euch anzustecken. Denn ich weiß das es geht – die Welt zu umsegeln und dazu muss man nicht alt, weise und erfahren sein, man muss es nicht nur wollen, sondern MACHEN!

Was die kleine Laura Dekker mit 14 Jahren allein geschafft hat, sollte doch auch für uns Große mindestens zu zweit möglich sein! Auch wenn es etwas länger dauert…