Griechenland

Die Zeit vergeht wie im Fluge, vier Wochen Griechenland liegen nun schon wieder hinter mir. Nachdem ich die Türkei verlassen habe, bin ich mit dem Bus nach Thessaloniki gefahren. Ich hatte erst überlegt mit der Fähre zu fahren, aber ich wollte doch lieber schauen wie mir die Landschaft des griechischen Festlandes gefällt, nachdem ich doch einigermaßen enttäuscht von den kahlen griechischen Inseln war und ich wurde angenehm überrascht. Grün und saftig präsentierten sich mir die Berge die sich entlang der Küste erstreckten. Halt hätte ich noch gern in Kavala gemacht, einem kleinen Örtchen kurz hinter der türkischen Grenze, leider wusste ich nicht vorher, das es dort so bezaubernd ist. Die sechsstündige Fahrt war also recht kurzweilig, wenn auch im Vergleich zu den türkischen Preisen, mit 45,-€ verhältnismäßig teuer. Aber auch die Fähre wäre nicht billiger gewesen und sie wäre Nachts gefahren, ich hätte also nichts gesehen.

In Thessaloniki angekommen, fand ich wieder recht unkompliziert mein AirBnB Zimmer, dass dieses mal doch recht enttäuschend, aber mit 15,-€ pro Nacht das günstigste war, das ich finden konnte. Auf Europaletten schlafend, mit abgewohntem Bad und ebensolcher Küche, fühlte ich mich nicht sonderlich wohl, aber immerhin war das Zimmer zentral gelegen. Die Stadt ansich ist sehr hübsch anzusehen, an alten Steinen der Byzantiner, Römer und Griechen mangelt es nicht und so erkundete ich eine Woche lang die Gegend. Da es sehr heiß war, verließ ich meistens erst gegen 15:00Uhr mein Zimmer und nutzte die kühleren Stunden des Tages. Wirklich schön, fand ich die Altstadt, die natürlich wie immer auf einem Hügel, hoch über die Neustadt emporragte. Dort konnte ich beinahe allein umher streifen, da die allgegenwärtigen Touris wohl den Aufstieg scheuten, auch war der Blick über die Stadt von dort ober sehr beeindruckend.

Und schon ging es weiter nach Athen, dieser beeindruckenden Stadt der Antike. Dieses mal hatte ich für 14,-€ ein ganzes Appartement für mich ganz allein, gemütlich eingerichtet war´s, so dass es mir beinahe schwer viel mich aufzuraffen. Zumal ich dort etwas abseits wohnte, allerdings war das Zentrum mit der Metro oder dem Bus dann doch gut zu erreichen. Ich umrundete die Akropolis eine ganze Woche, wie die Katze den heißen Brei, und bestiegt auch deren Nachbarberg, doch schreckten mich die 20,-€ Eintritt doch zusehr ab, so dass ich bis zum letzten Tag mit mir haderte und letztendlich dann doch von einem Besuch abstand nahm. Dafür besichtigte ich Athens ersten Friedhof, der beinahe noch beeindruckender war. Enttäuscht war ich von den dortigen Parkanlagen, einst schön angelegt, verwildern sie nun, bewohnt von Obdachlosen und umherstreunenden Hunden. Dafür hatte ich direkt neben meinem Appartement einen kleinen Park mit einer sehr günstige Shishabar, die ich ein, zwei, dreimal aufsuchte. Sieben Tage waren also völlig ausreichend und ich trat die Reise zurück nach Korfu an, die wie alle Bustouren in Griechenland, wieder einmal 45,-€ kostete.

In der Marina Gouvia übernahm ich dann die Fryni, mein bisher neuestes Boot, eine Bavaria 45 Cruiser von 2014. Sie war demzufolge sehr komfortabel und leicht zu bedienen, was mir in meiner zweiten Woche auf ihr auch sehr zu gute kam. Doch erst einmal hieß ich 5 Leipziger Jungs willkommen, die es mir trotz männlicher Überzahl sehr leicht machten. So schön, schön war die Zeit, die wir lautstark singend und zum Glück auch segelnd hinter uns brachten. Ein kleines Highlight gleich zu beginn war die Segelyacht A, die vor Korfu in der Bucht lag und die wir eingehende bestaunten, denn wenn auch nicht sehr hübsch, ist ihre Größe doch sehr beeindruckend. Von Korfu über Paxos bis hinunter nach Preveza und wieder hinauf über das schöne Parga, die blaue Lagune und den Sonnenuntergang am Strand von Plataria, fuhren wir. Danke Jungs, es war mir ein Fest!

Die zweite Woche auf der Fryni war dann eine ganz Besondere, denn drei Tage vor Reiseantritt, sagten 4 Gäste geschlossen ab, ein Unfall/Krankheit war der Grund, nicht die Tatsache das ich die Skipperin war Smiley mit herausgestreckter Zunge Nun stand ich da, allein mit nur einer Gästin, die noch nie ein Schiff betreten hat. Aber wir beide machten uns eine tolle Woche, deren Strecke diesmal etwas kürzer ausfiel, aber dennoch nicht weniger schön war. Denn in Lakka auf Paxos kann man es gut auch zwei Tage aushalten und um so entspannter kehrten wir sicher und zufrieden am Freitag nach einem Abstecher wieder über Parga und Plataria in die Gouvia Marina zurück. Und wieder gab es eine Überraschung, denn ich durfte mich noch einmal von meinem Herzstück VEGA verabschieden und auch wenn ich nicht wirklich glaube sie zum letzten mal gesehen zu haben, nahm ich doch meine persönlichen Sachen an mich und schaute ihr sehnsüchtig nach…

Denn nun beginnt für mich wieder eine neue Etappe. Nun geht es fast die gleiche Strecke Richtung Westen zurück, die ich in den letzten vier Jahren gen Osten zurückgelegt habe. Von Neapel soll es nun über Sardinien, Korsika, Nizza, Barcelona, die Balearen, das spanische Festland, hinüber nach Marocco gehen um die Ocean Breeze, eine Moody 45 DS, auf die Kanaren und anschließend Kapverden über den Atlantik in die Karibik zu überführen. Ich hoffe wirklich, dass ich auf ihr gut aufgehoben bin und mich mit dem Eigner und wieder einmal wechselnder Crew arrangieren kann. Ich würde gern endlich länger auf einem Schiff bleiben können, aber habe natürlich auch längst wieder Plan A/B/C in petto. Es bleibt also wie immer spannend!

Sehnsuchtsland Türkei

Eigentlich… oder wie aus 10 Tagen, 6 Wochen wurden. Also, eigentlich wollte ich ja Inselhopping durch die griechische Ägäis machen. Ziemlich schnell wurde mir aber klar, das es mir, bei dem Gedanken weiter in Griechenland zu bleiben, gar nicht gut ging. Zum einen gefielen mir die Inseln, die ich mit der Dwarslöper erkundet hatte, so gar nicht, wir hätten auch die gesamten vier Wochen um ein und die Selbe fahren können, es wäre nicht aufgefallen. Die Städte waren nett, aber die Kargheit und auch die spröden Buchten hatten mich so gar nicht angesprochen. Ich war ganz einfach anderes gewohnt, weiße Sandstrände mit türkisfarbenem Wasser, wie im Ionischen Meer, Mallorca, Ibiza oder Sardinien und saftig grüne Landschaft wie an der Code de´Azur, der Amalfiküste oder auf Sizilien. Zum anderen konnte ich es mir bei den derzeitigen griechischen Preisen gar nicht leisten, denn die Fähren sind unglaublich teuer und sowohl die Zimmerpreise als auch die Verpflegungskosten sind unverhältnismäßig hoch. Meine Facebook-Freunde haben es ja live mitbekommen und mich höchstwahrscheinlich für bekloppt erklärt, als alleinreisende Frau in der jetzigen politischen Lage in die Türkei zu reisen. Aber wenn man danach geht, dürfte man in gar kein Land mehr reisen, schon gar nicht nach Deutschland.

Ich hatte also gleich am ersten Tag in der Türkei beschlossen, vorerst nicht wieder nach Griechenland zurück zu kehren. Der Unterschied war so unbeschreiblich groß, diese Herzlichkeit der Menschen, die ganze Ausstrahlung und Gastfreundlichkeit, es hat mich einfach überwältigt. Oft merkt man erst, wenn man es wiederhat, wie sehr es einem fehlte. So erging es mir nach den grummeligen Griechen, die uns Deutschen die Schuld für ihre Misere geben und einfach nur unfreundlich und unnahbar sind, solange man sie nicht schon ewig kennt. Und so beschloss ich kurzerhand, mich beinahe 6 Wochen in türkischer Gastfreundlichkeit zu suhlen, die sich so vertraut nach meinem geliebten Sizilien anfühlte und beinahe nach zu Hause schmeckte. Ob es nun der Klang der Sprache, die Gerüche, die Mentalität, der Muezzin, die Shisha und so vieles mehr war, ich fühlte mich einfach rundherum wohl.

Gestartet bin ich also in Bodrum, einer kleinen quirligen Hafenstadt, die mich gleich beim verlassen der Fähre mit ihrem Labyrinthähnlichen Basar empfing. Er schlängelt sich quasi kreuz und quer durch die gesamte Stadt, so dass man irgendwann am Strand herauskommt und sich ein wunderbarer Blick in die Bucht von Bodrum eröffnet. Dort kann man bei Sonnenuntergang in den zahlreichen Bars und Restaurants essen, trinken oder Shisha rauchen. Der Hafen war übervoll von riesigen Güllets, diesen Hummelartigen Segelschiffen, die eigentlich gar nicht segeln können. Ich hatte über Airbnb ein Zimmer gebucht und fand mich in einer sehr zentral gelegenen, sehr sauberen, Pension wieder. Diese kleine Hafenstadt ist wirklich allerliebst und sehr zu empfehlen.

Danach ging es weiter nach Marmaris, einer touristisch sehr überlaufenen Hotelstadt, deren großer Charme, der Altstadthügel, genau neben der Marina liegt. Wiederum war mein Zimmer fast in unmittelbarer Umgebung der Altstadt, des Basars und natürlich des Meeres. Diesmal war ich privat untergebracht, in einem Dachgeschoßzimmer mit Terrasse und Blick über die Stadt. Dort wie auch in Bodrum war ich jeweils 5 Tage, die mir gut gefallen haben. Überrascht hat mich auch dort wieder, das man weniger Kopftücher sah, als in Berlin Kreuzberg. Die Frauen laufen mit Trägerkleidchen, sehr Figurbetont und modern durch die Straßen, mit Männern an ihrer Seite, deren Stolz man förmlich spürte. Dank der vielen, meist russischen, Touris hat man sich dort auf die Tättowierkunst spezialisiert und ich kam nicht umhin mir mein altes Tattoo durch 3D Kunst zu verschönern und durch ein/zwei Extras ergänzen zu lassen.

Weiter ging´s dann wieder mit dem Bus nach Denizli im Landesinneren, die drei Tage dort haben völlig gereicht, da ich als Europäerin schon sehr aufgefallen bin. Denizli ist eine sehr altbackene Stadt, in der ich das erste mal das Gefühl hatte, mir ein Tuch über die Schultern legen zu müssen. Auch wurden meine blonden Haare eingehend begutachtet, da dort wohl eher selten Touristen hinkommen. Aber ich war darauf ja eher vorbereiteter, als auf die Freizügigkeit in Bodrum und Marmaris, daher machte mir das wenig aus. Selbst ein sonst in der Schweiz lebender, gebürtiger Denizlier, den ich im Hotel traf, meinte dass Denizli nicht 20 sondern sogar 30 Jahre im Rückstand ist. Viel zu sehen gar es dort auch nicht, den einzigen Tipp den ich bekam, war  außer Pamukkale das erst neu erbaute Shoppingcenter, das mich ja nun herzlich wenig interessierte, ich zog den Basar der Einheimischen vor. So verbrachte ich die zwei Tage dort, mehr oder weniger in meinem klimatisierten Hotelzimmer, mit großartigem Frühstücksbuffet für 10,-€ pro Nacht, bis zu meiner Weiterreise.

In Eskisehir angekommen, wurde ich, obwohl auch im Landesinneren gelegen, wieder genauso vom Gegenteil überrascht. Diese Stadt hat zwei Universitäten und ist somit eine Studentenstadt, die sehr fortschrittlich, voller quirligem Leben und natürlich unzähligen Studenten ist. Abgesehen von der wirklich malerischen Innenstadt, die durch die unzähligen kleinen bunten Brücken, über den durch die Stadt fließenden Fluss, an Amsterdam erinnert, sind die Straßen gesäumt von Cafés, Kneipen, Bars, Restaurants und Fastfoodketten. Nicht unerwähnt sollte auch die, auf einem Hügel liegende, Alte Stadt Eskisheir nähe des städtischen Friedhofs bleiben, die zahlreiche Museen beherbergt und einen zurück ins letzte Jahrhundert katapultiert. Natürlich wohnte ich bei einer Studentin, die ein freies WG Zimmer vermietete und die mich mit Muttis selbstgemachten Weinblättern verwöhnte und täglich mit auf Partys nehmen wollte. Ich lehnte bis auf die Weinblätter und ihren leckeren Tee, dankend ab Zwinkerndes Smiley

Als nächstes fuhr ich nach Istanbul, dieser unglaublich riiiiesigen Stadt. Nur als Vergleich – Berlin hat 3,5Mio Einwohner, Istanbul 18 – 20Mio. Berlin 890km², Istanbul 1500km² Man kann sich also vorstellen wie schwer es ist ein Zimmer zu bekommen und dennoch nahm mich eine ganz zauberhaftes Irakisches Flüchtlingsmädchen bei sich auf und ließ mich in ihrem Bett übernachten, um selbst im Wohnzimmer auf der Couch zu schlafen. Es wird zusammengerückt im Morgenland und nicht zurückgewiesen wie im Abendland. Ich verlebte also ganz wundervolle 10 Tage in dieser unglaublichen Stadt, die übersprudelt von Leben, neuen und alten Sehenswürdigkeiten. Ganz besonders wird mir eine Nachtfahrt auf einem Ausflugsschiff auf dem Bosphorus in Erinnerung bleiben, zu der wir von einer befreundeten saudischen Familie eingeladen wurden. Diese Musik, das Essen, die wunderschönen Frauen ins glänzenden Gewändern… ich war berauscht von dieser Nacht, danke Sana!

Überwältigend war auch hier wieder, diese unglaubliche Gastfreundschaft, angefangen beim eiskalten Getränk oder auch Tee, den man überall ohne gefragt zu werden vorgesetzt bekommt, darüber das man sofort angesprochen wird, ob man Hilfe benötigt, wenn man auch nur mal etwas suchend umher schaut, und auch oft sogar dorthin begleitet oder gar gefahren wird. Als Frau bekommt man ungefragt einen Platz in der Bahn angeboten, auch ist es mir nicht nur einmal passiert, dass sogar meine Fahrkosten übernommen wurden, weil ich kein passendes Geld für den Automaten in der Metro oder im Bus hatte. Auch überraschten mich immer wieder die Preise – ich zahlte nirgendwo für eine Übernachtung mehr als 10,-€, ein Tee kostet im Schnitt 1,50TL = 0,26€, eine Fahrt mit dem Bus ca. 400km 6,- bis 8,-€, ein Döner zwischen 5,- und 7,-TL = 1,- bis 1,50€ usw. Es lebt sich also nicht nur gut, sondern auch sehr günstig in der Türkei.

Nun hatten es die nächsten Städte natürlich schwer, diesen Glanz von Istanbuls zu toppen, aber auch mein nächster Stopp in der niedlichen Stadt Bursa hatte ihren ganz eigenen Zauber. Eine alte Festungsmauer umgibt die Altstadt auf dessen Hügel der alte Osman begraben ist und wieder kam ich um den Basar nicht herum. Dieses mal bekam ich für die 10,-€ gleich mal ein ganzes Appartement, so das ich es gut aushielt und nach 3 Tagen weiter über Land nach Izmir fuhr. Wobei die Landschaft der Türkei zeitweilig echt unbeschreiblich war. Saftige Täler werden unterbrochen von felsigen Kluften, Pinienwälder so weit das Auge reicht und natürlich irrsinnig tolle Küstenabschnitte. Mit den Bussen dort fährt man also bequem und sehr luxuriös und trotz dieser geringen Preise gibt es immer Getränke und kleine Knabbereien gratis. Dort wird Service also noch ganz groß geschrieben.

In Izmir hatte ich über Empfehlung meines Sohnes ein ganz besonderes Hostel gefunden, das www.Shantihome.org oder auch die Villa Kunterbunt. Abgesehen vom farbenfrohen Ambiente, sind auch die Gäste bunt und vielfältig. So lernte ich einen Musiker aus Chile kennen, der die türkische Musik erleben und lernen wollte, eine Iranerin, die auch gerade geflüchtet war, eine lustige Kamerunerin, die täglich stundenlang lautstark telefonierte und noch so viele andere Menschen aus unterschiedlichsten Ländern. Es fiel sehr schwer sich aus der Shantifamilie zu lösen und auf Stadterkundung zu gehen, aber da ich mich dort mit den Eltern meiner Schwiegertochter verabredet hatte, schauten wir uns gemeinsam den Kültürpark, die alte Stadt Smyrna und die lebhaften Gassen Izmirs an. Ganz bezaubernd ist auch die Küste rund um Izmir, die wir mit dem Auto erkundeten und an der uns Uygar vom Shantihome ganz romantische Buchten und Strandbars zeigte. In Gedanken planten wir dort eine Shantibeach zu eröffnen Smiley mit geöffnetem Mund

Nach sieben Tagen ging es dann aber wieder weiter, über die alten Steine von Pergamon, nach Ayvalik. Meiner ganz persönlichen Lieblingsstadt in der Türkei. Dort könnte ich es mir tatsächlich vorstellen länger zu bleiben, zu genießen, einfach zu sein. Zauberhafte Gässchen mit, Handarbeitslädchen, Cafés, Kneipen, Bars in denen allabendlich musiziert wird. Direkt am Meer, mit einer vorgelagerten Insel, die mit dem Dolmus erreichbar ist und nicht weniger verzaubert. Zu alldem traf ich dort einen sehr liebenswerten Seglerfreund, den ich bisher nur von Facebook kannte und mit dem ich einen ganz wunderbaren Nachmittag verbrachte. Wenn es in Ayvalik ein Shantihome gäbe, mit meiner kleinen Irakerin Sana, ich würde den Winter dort verbringen. Aber, mich zieht es weiter…

Und so verabschiedete ich mich schweren Herzens, mit einem letzten Stopp in Canakkale, von meinem Sehnsuchtsland Türkei, um nach Griechenland zurück zu kehren. Auch wenn es mir diese Stadt auch wieder nicht leicht machte Abschied zu nehmen, denn die kleinen Gassen voller Leben und Geselligkeit werden mir echt fehlen. Es gibt so viele schöne Orte auf dieser Welt, doch auch wenn ich mich oft sehr wohl fühlte, war bisher noch keiner dabei wo alles passte und ich bleiben wollte. So muss ich weiter, nach Thessaloniki und Athen, da ich Mitte August noch einmal für 2 Wochen ab/an Korfu als Skipper gebucht wurde. Endlich wieder segeln und dann noch durch die saftig grüne Inselwelt und die türkisfarbenen Buchten des Ionischen Meeres. Auch ein schönes Ziel, wie ich finde Smiley mit geöffnetem Mund

Ionisches Meer vs. Ägäis

Fast vier Wochen bin ich nun durch das Ionische Meer, einmal mit der VEGA auf dem Weg von Sizilien nach Korfu, gesegelt. Wir haben in der wunderschönen Bucht von Lakka geankert und haben ein paar Wochen in Benitsa in einem kleinen Hafen gelegen. Ich konnte mir die beeindruckende Stadt Korfu ausgiebig ansehen und habe eine Inselrundfahrt mit dem Bus gemacht und mich wiedereinmal von der Schönen verabschiedet, um dann mit der Cocco von Korfu über Paxos, Antipaxi, Lefkada, Meganisi, Kalamos und Kastos nach Astakos zu fahren. Türkisfarbenes Wasser, weiße Sandstrände, idyllische Buchten, unter strahlend blauem Himmel. Urige, einfach Stadtpiers statt moderner Marinas, Gastfreundschaft statt inflationär steigender Liegekosten, freies Ankern statt Bojenfelder. Und dazu die wunderschönen Inseln, die der Massentourismus noch nicht verdorben hat. Dort hat das Leben noch sein eigenes Tempo, dort dominiert sattes Grün statt karger Felsen. Mein Sohn und seine Freundin kamen mich besuchen. Wir haben am Strand gegrillt, am Lagerfeuer philosophiert, gesungen und Shisha geraucht, sind durch die beschaulichen Städte gestriffen, haben Pita und Gyros gegessen und natürlich frischen Fisch direkt vom Fischer, bevor wir mit dem Bus nach Athen fuhren damit sie zum Flughafen und ich zu meiner Fähre nach Kos kam. Aber wie in jedem Paradies, gibt es eben immer etwas nicht so schönes – wir konnten kaum segeln Trauriges Smiley das Ionische Meer ist eben eher Windstill.

Dahingegen waren die drei Wochen die ich von Ende Mai bis Mitte Juni auf dem Dwarslöper verbrachte ein seglerischer Hochgenuss. Die Eignerin, eine sehr liebenswürdige ältere Dame (83) und ihr wunderbarer Begleiter (75), die ich mit mehr Tat als Rat unterstützen durfte, ist eine echte Seebärin, die durch ihre 30jährigen Revier- und Segelkenntnisse, mit allen Wassern gewaschen ist. Ich bin das erste mal ganz bewusst bei 6-7 Windstärken gesegelt, mit kleiner Fock und gerefftem Groß und es fühlte sich toll an. Nicht einen Moment hatte ich ein unsicheres Gefühl, im Gegenteil, wir rauschten von Kos über Kalimnos, Leros, Levita, Amorgos, Paros, Naxos, Schinoussa, Astypalea wieder zurück nach Kos, Talendos nach Leros, mit 7-8 Knoten dahin. Selbst wenn einmal kein Wind angekündigt war, kam um irgendeine Ecke eine Düse oder Fallwinde, die uns die Segel hissen ließen, es war also eine wahre Segelfreude. Ein wirklich großer Unterschied war auch die Ausstattung der Schiffe, so hochmodern und bis unter die Zähne elektrisiert die Cocco war, so rustikal und manuell war der Dwarslöper. Aber die Handarbeit tat gut und die Eignerin will auch in Zukunft noch viel Liebe und auch Energie in ihn hineinstecken, damit ihre Mitsegler es zukünftig auch leichter haben. Ich kam zu alldem erstmals in den Genuss einer ursprünglichen Hand-gegen-Koje Gelegenheit, die zudem noch unausgesprochen stattfand. Denn eigentlich war Bordkasse vereinbart, aber meine beiden “Gasteltern” waren so sehr zufrieden mit mir, das ich letztendlich Kost und Logis frei hatte. Vielen Dank auch hier noch einmal dafür! Aber leider gab es wieder einen Wermutstropfen, denn landschaftlich gefällt mir die Ägäis nicht so sehr. Es gibt kaum bis gar kein Grün, alles ist karg, rustikal und felsig, bis auf Ziegen, die allerdings sehr lecker sind, gibt es kaum Getier, so dass die kleinen weißen Städtchen mit ihren engen Gässchen, der einzige optische Lichtblick in diesem Revier sind.

So habe ich also bisher nicht einmal 20 der 3000 Griechischen Inseln gesehen. Aber sie übertreiben auch gern, die Griechen Zwinkerndes Smiley denn laut Wiki sind: die tatsächlichen Ausmaße einer vollständig umspülten Landmasse für die Definition der Insel unerheblich. Selbst kleine Felsgebilde, etwa die Schären vor den skandinavischen Ostseeküsten oder Holme im Nordatlantik, gelten zumeist als Insel. Auch kleinste Motus von Atollen südlicher Ozeane sind demnach Inseln. […] Ob eine Landmasse von Menschen bewohnt wird, früher bewohnt war oder heute zumindest bewohnbar wäre, ist für die Einstufung einer Landmasse als Insel ebenfalls nicht von Bedeutung.

Deshalb werde ich noch ein wenig in dieser Ecke der Welt bleiben. Von Leros aus werde ich mit der Fähre nach Kos und dann nach Bodrum fahren, um dort ein paar Tage die türkische Gastfreundschaft zu genießen. Danach geht´s nach Marmaris und wieder zurück auf die griechischen Inseln Rhodos und Kreta. Wie es dann weiter geht, kann ich noch gar nicht sagen, vielleicht findet sich eine Mitsegelgelegenheit, oder aber eine Fähre nach Mykonos und Samos, um dann Ende Juli nach Izmir zu fahren und dort die Eltern meiner Schwiegertochter zu treffen und auch diese schöne Stadt zu erkunden. Aber all das steht noch in den Sternen, mal schauen was sich noch so alles ergibt und wie der Sommer sich gestaltet, ich bin gespannt Zwinkerndes Smiley

Ent-täuscht

Tja, wie erklärt man etwas Trauriges ohne es traurig klingen zu lassen?! Das Projekt VEGA ist vorerst auf Eis gelegt. Für mich, für den Skipper, für die ganze Crew und für das neue Katzenbaby.

Anzeichen waren da, es gibt keine Projekte, die Restaurierung und die Reparaturen haben ziemlich viel Geld verschluckt und unsere anderen Bemühungen, wie im letzten Blog beschrieben, sind leider auch alle im Sande verlaufen. Nun bleibt die VEGA also in Griechenland liegen, die Cocco wird verkauft und die Crew verteilt sich in alle Winde. Und da der Kapitän als letzter das Schiff verlässt, wird der VEGA Skipper wohl den Sommer allein auf der Schönen verbringen. Und da höre ich sie schon, die weisen alten Männer, die jetzt mit dem Finger zeigen können – ich hab´s Dir doch gleich gesagt. Aber wenn man keine Träume hat, wird man sie auch nie leben können. Ich kann mit Bestimmtheit sagen, dass ich meinen Traum gelebt habe und auch weiter lebe. Ich weiß nicht was jetzt aus der VEGA wird. Ob sie verkauft werden kann, oder hier im Hafen einfach ihr Dasein fristet. Ich werde vielleicht ab und an nach ihr schauen, wenn ich in der Gegend bin.

Natürlich bin ich ent-täuscht, aber daran habe ich zu 50% selbst Schuld. Denn ich habe mir tatsächlich eingebildet, die VEGA wirklich unterstützen zu können. Ihr das zurück zu geben, was sie mir gegeben hat. Und auch wenn ich nur hauptsächlich auf ihr gewohnt und gearbeitet habe, ist es toll gewesen sie zu verschönern. Fast 6 Monate habe ich jeden verdammten Tag 5-6 Stunden an ihr herumgeschliffen und gestrichen, habe viel gelernt und unheimliche Freude an dieser Holzarbeit für mich entdeckt. Ich werde vielleicht irgendwann mal, wenn ich genug vom reisen habe, in einer kleinen Werkstatt sitzen und alte Möbel restaurieren. Auch hatte ich eine sehr entspannte Zeit mit dem VEGA Skipper, wir haben tolle Gespräche geführt und Ideen entwickelt, auch wenn sie nicht gefruchtet haben. Trauriges Smiley Aber ich hatte eine zweite Chance, die mir damals vor fast 4 Jahren verwehrt geblieben ist.

Nun muss ich also wieder einmal Abschied von der Schönen nehmen. Ich liebe Dich Du wundervolle alte Lady. Du hast mehr Seele als so mancher Mensch!

Aber ich muss jetzt auch einmal an mich denken!

Denn wie schrieb jemand so schön Genderfreundlich unter meinen letzten Blogeintrag- “Wenn Man/Frau merkt, dass Mann/Frau ein totes Pferd reitet, sollte Mann/Frau absteigen!” Eigentlich kannte ich diese alte Indianerweisheit.

Wie geht´s nun weiter für mich- nach einer letzten Woche auf der Cocco, die ich mit meinem Sohn und meiner Schwiegertochter verbringen werde, werde ich mit dem Bus nach Athen fahren und von dort mit der Fähre nach Kos übersetzen. Dort erwartet mich eine fast genauso alte Lady, allerdings in menschlicher Form, eine alte Seebärin, von der ich sicher noch so einiges lernen werde. Ich werde also von Kos aus, für 3 Wochen mit einer Sun Odyssee 44 die Ägäis erkunden. Ich bin echt gespannt auf diese sagenumwobenen Inseln, die vorausgesagte raue Witterung und die türkisen Buchten die man so oft auf Werbeplakaten sieht. Danach werde ich wohl Inselhopping mit Fähren und AirBnB machen, aber ich habe auch verschiedene Segelangebote, sowohl als Skipperin, als auch nur Hand gegen Koje, was mir sogar noch vielmehr recht ist. Denn ich bin zu lange heraus aus dem Hamsterrad und kann mich schwer in die Urlaubsstimmung der Touristen, die Kojen chartern, hineinversetzen. Ich bin wohl schon eine eingefleischte Langfahrerin geworden, die lieber die Einsamkeit und Ruhe sucht, statt langer Abende voller Smalltalk oder Party.

Ich bin gespannt wo mich meine Reise nun hinführt, aber die Karten werden nun wieder neu gemischt. Der grobe Plan ist immernoch, diesen Sommer in Griechenland zu verbringen. Den Winter dann wahlweise auf Sizilien, natürlich in Licata zu verbringen ODER auf den Kanaren ODER sogar in der Karibik. Aber bis dahin ist noch etwas hin und wie schnell sich Pläne ändern können, habe ich ja wieder einmal direkt erfahren. Ihr seht also, es bleibt immer spannend Zwinkerndes Smiley

Sommer 2018

In meinem letzten Beitrag habe ich gar nicht geschrieben, wie es nun für mich weitergeht. Den Winter über habe ich ja an und für die VEGA  gearbeitet, hab sie verschönert und versucht Projekte zu starten um sie rentabel zu halten. Denn ein Schiff diesen Alters in dieser Größenordnung ist sehr teuer im Unterhalt. Der VEGA Skipper hat seit nun fast 4 Jahren eine Menge Geld und Zeit investiert, aber irgendwann werden alle Mittel erschöpft sein und deshalb wollte ich ihm unter die Arme greifen. Also fassen wir zusammen:

– Verchartern lässt sich ein Schiff wie die VEGA schwer, da muss man schon Liebhaber finden, der Markt ist zu groß und man sollte für diese Art der Dienstleistung geboren sein. Selbst für die Cocco meldeten sich kaum Interessenten, dabei suchen große Charterfirmen wiederum Skipper, weil sie zuviele Gäste haben. Versteh einer die Leute.

– Für Transporte für Hilfsorganisationen, die wir zahlreich kontaktiert haben, ist die VEGA wiederum zu klein, sie benötigen Containerladungen oder lassen sich Hilfsgüter einfliegen.

– Individualpädagogische Projekte sind zwar an der VEGA interessiert, aber leider wird das wohl in diesem Jahr auch nichts, die bürokratischen Mühlen mahlen einfach zu langsam.

– Der Verein sail4help den ich extra dafür gegründet habe, liegt derzeit auf Eis bzw. arbeitet eine Freundin in der Schweiz immer noch daran, in unserem Namen Hilfsprojekte ins Leben zu rufen.

– Das Crowdfundingprojekt war leider auch kein Erfolg, gerade einmal 1125,-€ sind zusammen gekommen, die dann aber leider an die Spender zurück gegangen sind, weil das Fundingziel nicht erreicht wurde.

– Derzeit suchen wir nun feste Crewmitglieder, die wenigstens die Bordkasse entlasten, aber auch das ist nicht einfach, denn die Chemie muss stimmen, wenn man so viel Zeit miteinander verbringen will.

Um also die laufenden Kosten aufzufangen, wird die VEGA nun den Sommer im Ionischen Meer verbringen und nur vereinzelt Touren unternehmen, solange sich keine Projekte ergeben. Ich persönlich bin mit meinem Latein am Ende! Ich habe den gesamten Winter damit verbracht, mich für die VEGA einzubringen und habe natürlich gehofft, dafür im Sommer auch mitsegeln zu können, Griechenland bis hin zur Türkei zu entdecken und im Herbst mit ihr dann über Sizilien auf die Kanaren, Kapverden und hinaus aus Europa zu segeln. Das alles steht nun wieder in den Sternen. Aber ich gebe dennoch nicht auf, zu sehr liegt mir die VEGA am Herzen, vielleicht findet  sich ja noch eine gute Idee, wofür man die VEGA einsetzen kann.

Nun möchte ich aber auch mal an mich denken und Griechenland entdecken, deshalb werde ich im Juli/ August also über Land bzw. per Fähre reisen. Ein paar Wochen Athen und danach Inselhopping auf den Kykladen, Sporaden, Dodekanes und Kreta. Welche Inseln das sein werden, entscheidet natürlich die Möglichkeit einer Unterkunft, nicht auf jeder Insel gibt es AirBnB. Sehr erfreut wäre ich natürlich, wenn sich eine Mitsegelgelegenheit ergeben würde, das dass in den Sommermonaten allerdings nicht so einfach ist, weiß ich ja noch aus den letzten Jahren und selbst Skipperaufträge gibt es für dieses Revier kaum. Aber wer weiß Zwinkerndes Smiley

Bis dahin werde ich hoffentlich noch ein paar schöne Touren mit der VEGA zu den ionischen Inseln unternehmen können. Aber erst einmal soll die Cocco, eine sehr gepflegte Dufour Grand´Large 455 von 2007, verkauft werden. Ich werde ein paar Wochen auf ihr wohnen und sie Interessenten zeigen, die der Makler hoffentlich bald herbei bringen wird.

Im August werden wir dann weitersehen, aber wenn nicht ein Wunder geschieht, wird die VEGA wohl in Europa bleiben (müssen) und ich strecke schon jetzt mal meine Fühler aus, um eine Mitsegelgelegenheit im Winter über den Atlantik zu finden.

Wenn also noch jemand Verrücktes eine Verrückte sucht, dann bitte melden!