Teneriffa–Sizilien

Wenn man viel und lange in fremden Ländern unterwegs ist, vermisst man natürlich das ein oder andere. Und so schwärmten wir auf der Atlantiküberquerung alle davon, endlich wieder einmal Pizza zu essen.  Spanien ist nun nicht sehr bekannt für seine hervorragende Pizza, aber wenn man Monate lang keine mehr gegessen hatte, ist das egal, Hauptsache PIZZA Verspotten Kaum auf Teneriffa angekommen, ließen wir uns also jeder eine Familienpizza liefern. Meine Carbonara schmeckte widererwarten sehr gut und auf Grund der Größe hatte ich am nächsten Morgen  und auch Nachmittag noch etwas davon. Nachts konnte ich kaum einschlafen, führte das aber auf den vollen Pizzabauch und meine bisherigen Nachtschichten zurück. Morgens kribbelte mir aber immer noch der ganze Körper und meine Lymphknoten am Hals waren angeschwollen, hatte ich mir ne Erkältung zugezogen?! Am Nachmittag schwoll mir dann die komplette Zunge an und ich bekam kaum noch Luft. Zum Glück war die Freundin des Eigners mit dem Auto da und so fuhren wir in die nächste Apotheke, die uns auf Grund der Symptome sofort ins nächste Hospital weiterschickte. Dort angekommen, wurde erst einmal über meinen Verbleib in den letzten 2 Wochen diskutiert und meine Krankenkarte verlangt. Da ich nicht sprechen konnte, war ich froh, das des Eigners Freundin auf der Insel lebte und spanisch sprach. Ich wurde dann an einen Tropf mit Antiallergikum gehängt und binnen kurzer Zeit schwoll meine Zunge ab und mir ging es mitütlich besser. Ich habe wohl auf die Pizza allergisch reagiert, was aß ich auch in Spanien Pizza. Sehr überrascht war ich, dass ich nicht einmal etwas zu bezahlen brauchte, da in Spanien die Erstversorgung gratis ist!

Nachdem ich also diesen Schreck und die nächsten 2,5 Wochen mit Handwerkern überstanden hatte, ging es am 7. Juni also wieder los Richtung Gibraltar. Wir waren wieder einmal eine bunt zusammengewürfelte Truppe – der Eigner und ich, ein Freund des Eigners, der tatsächlich einfliegen durfte, ein deutsches Rentnerpärchen, dass keinen Rückflug nach Deutschland bekam und schon 7 Flug Gutscheine wegen gecancelter Flüge hatte und ein argentinischer Skipper, der in Kroatien sein Glück mit Jobs versuchen wollte. Vorbei an den schroffen Küsten der Kanarischen Inseln, in Begleitung von Delfinen und einer erschöpften Taube, segelten wir also gemeinsam Richtung Nord. Leider hatten wir fast die gesamte Strecke den Wind gegenan und motorsegelten und kreuzten abwechselnd. Auch wollte uns von nun an kein einziger Fisch mehr an die Angel gehen, so oft wir auch den Köder wechselten. Nach 874sm und 164h hatten wir es dann geschafft, wir waren am Affenfelsen angekommen. Dort tankten wir dann nochmal den günstigsten Diesel ever (0,47€ der Liter) und auch unser Rentnerpärchen verließ uns dort. Denn vom Festland gingen nun auch wieder Flieger Richtung Deutschland. Zu viert traten wir also nun den Rest der Reise Richtung Ost an.

In Almerimar legten wir einen kurzen Stopp zum Wäsche Waschen und Lebensmittel auffüllen ein und dann gings ab nonstop nach bella Sicilia. Die ersten Tage hatten wir auch super achterlichen Wind, der uns dann aber immer weiter östlich verließ, bis er dann ganz abflaute. Wir motorten also an der Lybischen und Tunesischen Küste vorbei, aber wenigsten ging dieses mal nichts am Boot kaputt. Recht unspektakulär war diese Strecke, denn wir waren ja nun ein gut eingespieltes Team. So hatten wir nach 5 Tagen endlich Sizilien in Sicht und konnten wenigstens die letzten beiden Tage segeln. Denn an der Westküste Sizilien ist schön stetiger Wind der uns mit ordentlicher achterlicher Welle und teilweise bis zu 10kt Fahrt ans Ziel brachte. Was war das für ein schöner Anblick und welch ein tolles Gefühl endlich zu Hause zu sein. Endlich wieder durch diese hübschen italienischen Städtchen schlendern, Gelati und Pasta essen, Vino und Grappa trinken und natürlich Freunde treffen. Bella Sicilia, wie hatte ich mich nach dir gesehnt Herz In Licata wartete dann auch die VEGA auf mich, auf die ich noch am selben Abend wechselte. Zu Hause zu Hause!

Bei diesem letzten Törn, merkte ich noch einmal umso mehr, wie sehr ich genug von tagelangem Durchsegeln hatte. Immer nur Wasser um mich herum, mit immer den gleichen Leuten. Aber ich wollte es ja genauso, noch einmal die volle Dröhnung. Um so mehr freue ich mich auf ein Leben an Land, das Meer zwar vor Augen, aber nicht mehr unmittelbar davon umgeben. Auch freute ich mich darauf, alte und auch neue Freunde zu treffen, soziale Kontakte eben. Und ich freue mich auf den Nestbau, der mir in den letzten Jahren doch so sehr verwehrt blieb. Ein zu Hause schaffen, für mich und vielleicht sogar für meinen Sohn. Denn auch er ist angetan, von einem Häuschen am Meer, das ich mit Fremden und Freunden teilen möchte. Ein Hostel mit angeschlossenem Permakulturgarten, das zu Tangotanzabenden einlädt, bei mediterranem Klima und traumhafter Kulisse. Natürlich würde ich nun 1-2 Jahre nicht reisen können, aber die Pause würde mir guttun, um wieder neugierig auf die Welt zu werden. Denn momentan ist mein Speicher voll, ich muss erst mal sortieren, archivieren und mich neu organisieren. Aber jetzt musste ich erst mein Häuschen finden.

Deshalb würde es, nach einer Woche Pause, mit der VEGA Rund um Sizilien gehen, Buchtenbummeln mit Stopps in den schönsten Städten Siziliens. Endlich einmal die ganze Schönheit der Insel betrachten, neues entdecken und altes wiedererleben, bis Ende August sollte dafür Zeit sein. Danach würde ich dann die Westküste mit dem Auto erkunden und mich, auch über Land, nach meinem Häuschen umsehen. Achja, ich habe ein Auto Erstauntes Smiley ich muss wirklich vorsichtiger mit meinen Wünschen sein. Denn einmal ausgesprochen, dass ich mir in Deutschland wohl eines kaufen müsste, um meinen Kram nach Sizilien zu transportieren, fand der VEGA Skipper einen Aushang im WC-Häuschen, das ein Ford Mondeo zum Verkauf stand. Ein Pärchen mit Kind das auf Weltumsegelung gehen würde, wollte es für ganze 250,-€ verkaufen. Erst dachte ich an einen Scherz und nun ist es meins. Es hat allen Schnickschnack, von Anhängerkupplung, über Klimaanlage, bis hin zu einer, im Autoradio feststeckenden, DDR-Kinderlieder CD, was werde ich meinen Spaß haben. Der größte Kraftakt würde aber wohl noch die Ummeldung werden, mal schauen ob die deutsche Bürokratie das zulässt.