Da bin ich nun, angekommen in der Karibik. Was für Gegensätze! Gestrandet bin ich auf Barbados und wurde direkt hineingeworfen, ins laute, bunte Getümmel, nach 2 Wochen absoluter Ruhe, ein wahrer Kulturschock. Ich bin immer noch überwältigt, vom satten Grün der Landschaft und den Unterschieden der vielen Inseln. Von weitem erscheinen sie so ähnlich wie sie, beim näheren hinsehen, anders gar nicht sein könnten. Auf französischen Inseln, fühlt man sich beinahe wie zu Hause, alles wirkt europäisch kühl, gesittet, beinahe spießig. Ob nun die Häuser oder die Geschäfte, so auch die Menschen, ob schwarz oder weiß. Wohingegen die unabhängigen, recht amerikanisch oder auch englisch geprägten Inseln, laut und voller Leben, beinahe unbändig erscheinen. Aber gerade dort ist der Unterschied zwischen arm und reich doch am deutlichsten zu spüren und dennoch gefallen mir persönlich Diese am besten, da sie authentischer und lebenslustiger wirken.
Angekommen im Norden von Barbados, in einer Schicki-Micki-Marina mit Poolbar, bin ich, nach allen Einklarierungs-formalitäten, mit den einheimischen Vans, voll mit Menschen und lauter Reggaemusik, nach Bridgetown gefahren, vorbei an den kleinen bunten Häuschen, die sich als so typisch für die eigenständigen Inseln der Karibik erweisen sollten. Dort hatte ich ein AirBnB Zimmer für 2 Nächte, denn mein Flug nach St. Lucia sollte erst am 19.12. starten und so konnte ich wenigstens ein paar Eindrücke dieser Insel erhaschen. Leider gibt es zwischen den Inseln keine Fährverbindung und da sich meine letzte Mitsegelgelegenheit auf keinen Kompromiss einließ direkt nach St. Lucia zu fahren, musste ich in den sauren Apfel beißen und 155,-$ + 110,-$ Gepäck für 45 Minuten Flug hinlegen. Verwirrend war es erst einmal mit den verschiedenen Währungen klar zu kommen, denn 1 Ostkaribischer Dollar (EC-Dollar) = 0,37USD = 0,32Euro. Alle drei Währungen werden anerkannt, nur nicht auf allen Inseln angenommen und auch die Bancomaten spucken unterschiedliche Währungen aus. Man muss also höllisch aufpassen, was wieviel kostet. Man switcht ständig zwischen Europa, Amerika und England hin und her, genauso verhält es sich auch mit der Sprache, den Supermärkten und den Gepflogenheiten, wie dem Rechts- oder Linksverkehr.
Auf St. Lucia habe ich dann auf der Sea Change II eingecheckt und wurde herzlich begrüßt. Gleich am nächsten Tag ging es auch schon hinüber nach Martinique um den nächsten Gast an Bord zu nehmen und die jährliche Inspektion des Motors vornehmen zu lassen, der ein Jahr zuvor genau dort eingebaut wurde. Das ging auch recht schnell und unkompliziert vonstatten und so konnten wir nun zu dritt gleich am nächsten Tag weiterfahren. Da aber die Sea Change II einen Preis bei der ARC 2018 gewonnen hatte und die Preisverleihung am selben Abend stattfand, ging es retour nach St. Lucia, um ordentlich zu feiern. Alle waren stolz auf ihre Leistung, ob es nun der Erste oder Letzte oder der am Zeitnahsten, wie die Sea Change II, mit 22Sekunden Unterschied zu einem anderen Boot über die Ziellinie gegangen ist oder auch der den größten Fisch gefangen hatte, es gab für alles einen Preis und dazu gratis Fingerfood und RumPunch bis zum abwinken. Ein ausgelassener Abend, bei dem man auch schnellen Kontakt zu anderen Crews fand, die parallel über den Atlantik gefahren waren und die so einige Storys zum Besten gaben. Ob es nun um einen gebrochenen Mast ging oder auch um die Querelen innerhalb der Crews, da war ich echt glimpflich davongekommen mit meinen schweigsamen Schweizern. Und so wuchs unsere Crew auch prompt um ein Backpackerpärchen an, die nach St. Marteen wollten,da wir noch Platz genug hatten.
Zu viert starteten wir also am Morgen des 24. Dezembers, mit lautschallender Weihnachtsmusik, in Richtung Dominica, wo wir endlich einmal in Buchten ankern und baden wollten. Schon im Norden von Martinique konnten wir das erste mal mit Schildkröten und bunten Fischen schnorcheln und so waren wir gespannt auf die nächsten Strände, die es doch in jeder Werbung gab. Der erste Teil der Strecke war auch schön entspannt, wir konnten wunderbar segeln, bis wir in die Landabdeckung kamen und der Wind merklich abflaute. Plötzlich erstarb aber auch genauso abrupt unser zu Hilfe genommener Motor, sprang erst kurz wieder an und verweigerte unter qualmen und stinken den, eigentlich gerade jetzt so notwendigen, Dienst. Auch der fix zu Hilfe genommene Spinnaker half kaum dabei uns von Ort und Stelle zu bewegen, so dümpelten wir dahin. Bis wir irgendwann die fluchenden Männer aus dem Motorraum hervorholten, weil wir endlich aus der Abdeckung der Insel herauskamen und wieder Segel gesetzt werden konnten. Leider kamen wir aber dennoch erst im Dunkeln auf Höhe Portsmouth an und da es heiliger Abend war und auch auf Dominica wohl alle um den Weihnachtsbaum herumsaßen, antwortete uns über Funk niemand. Wir versuchten es eine ganze Stunde ergebnislos und entschieden uns dann die Nacht hindurch nach Guadeloupe weiter zu segeln, da der Wind gerade günstig stand.
Im Morgengrauen des ersten Feiertages, segelten wir dann auch direkt in die Marina von Pointe-à-Pitre hinein, so das wir nur das kleine Stück in die Box geschupst werden mussten und somit wohlbehalten ankamen. Was für ein Glück ein Segelboot und kein Motorboot zu fahren. Und wieder hatten wir das Glück im Unglück, denn in der Nacht hatte sich eine Leine von der Reling gelöst und so musste diese aus der Schraube befreit werden. Bei dieser Gelegenheit konnten wir auch den Auslöser unseres Motorenproblems entdecken, denn unter dem Filter der Seewasserpumpe hing ein riesiger Klumpen des überall herumschwimmenden Seegrases Sargassum. Dieser Klumpen hatte verhindert, das Seewasser in die Kühlkreislauf gelangte und somit der Motor überhitze und ausging, nun musste nur noch herausgefunden werden, warum er trotz Befreiung vom Seegras und Reinigung des Filters nicht mehr ansprang. Doch erst einmal ging das Running auf die Reparaturwerkstätten los und das genau während der Feiertage. Nachdem wir natürlich erst einmal recht erfolglos waren, kam uns dann doch eine kleine Werkstatt zu Hilfe, die das Problem auch schnell erkannte, dass der Anlasser durch die wiederholten Startversuche kaputt ging und nun ausgetauscht werden musste. Leider war die Ersatzteilbeschaffung genauso schwierig und somit verbrachten wir Silvester eben auf Guadeloupe, statt wie geplant auf Antigua. Allerdings ist ja nun doch eine Bar wie die andere und so hatten wir einen ausgelassenen Jahreswechsel und die Tage zwischen den Feiertagen, verbrachten wir, außer mit ausgedehnten Stadtbummeln, mit Fahrten in den Regenwald zu Wasserfällen und an die Nordküste zu den Mangrovenbewachsenen Küsten des Atlantiks.
Das neue Jahr begann mit einem ausgetauschten Anlasser und somit einem laufenden Motor, so dass wir endlich wieder auslaufen konnten. Zwar immer noch zu viert, da ein Backpacker von Bord ging aber wir dafür eine Hitchhinkerin dazu bekamen, die auch mit nach St. Marteen wollte. Gut gelaunt ging es also weiter um endlich wieder in einer Bucht im Norden vor Guadeloupe zu ankern, doch so wirklich freuten wir uns auf die so hochgepriesenen Strände von Antigua. Dort angekommen, ließen wir es uns natürlich auch nicht nehmen, endlich einmal wirkliche Karibikstrände zu sehen und auch nach den vorherigen europäisch geprägten Inseln, wieder das ausgelassene Feeling der eigenständigen Inseln zu erleben, in denen schon alleine die Busfahrten ein Erlebnis sind. Dann ging unser Inselhopping weiter, über eine Ankernacht vor Nevis, mit den Schönen und Reichen, erlebten wir dann auf der nächsten Insel St.Kitts wieder das andere Extrem, zu den künstlich erschaffenen Duty Free Shops für die Kreuzfahrtschiffe und den Streetfoodständen der Einheimischen, in denen es super leckeren Lopster für 15,-$ und Hähnchen für 3,-$ frisch vom Grill gab. Leider war es dort auch sehr laut, da die Marina direkt neben einer Diskothek liegt und Samstagabend natürlich Halli-Galli angesagt war, zu einer Strandparty hätten wir uns hingegen ja glatt überreden lassen
Die nächste Insel St. Marteen war wiederum ganz anders, geprägt vom Hurrikan Irma, der im September 2017 hier wütete, sind in der Marina immer noch die meisten Steganlagen defekt bzw. fehlen gänzlich. Auch das Lebensgefühl ist gänzlich anders, so eine Mischung zwischen all den Inseln die ich bisher gesehen habe. Ich bin gespannt auf die Erkundung dieser Insel, auf der wir nun bis zum Ende der Woche liegen werden, da erst am Freitag die nächste Crew und ein neuer Skipper kommt. Sicher gibt es noch einige schöne Ecken als die wir bisher gesehen haben, aber kann man das in dieser kurzen Zeit wirklich? Zumal ja jedem etwas anderes gefällt. Insgesamt finde ich die Karibik echt überraschend, anders als gedacht aber dennoch nicht weniger reizvoll. Ich bin erstaunt wie grün hier alles ist, über die ständigen Regenfälle, die sturzbachartig herniederprasseln und ihr übriges tun und die für eine sehr hohe Luftfeuchtigkeit sorgen. Man taut ohne etwas zu tun und kann leider auch nicht die Fenster ungestraft offen lassen, deshalb schlafe ich partiell im Cockpit, da es mir unter Deck einfach zu heiß ist. Am nächsten WE geht es dann weiter auf die BVI´s, Puerto Rico, die DomRep und Jamaika, auf die ich mich persönlich am meisten freue. Danach geht´s dann nach Cuba, wo wir ein paar Wochen bleiben werden. Ich bin gespannt und sooo glücklich das alles erleben zu dürfen 😀