Ich hab es geschafft! Ich habe mein selbstgestecktes Ziel für dieses Jahr erreicht – Griechenland!!! Mein Weg führte von Mallorca über Sardinien, Süditalien, Kroatien bis nach Griechenland, wo die VEGA den Sommer verbracht hat. Nach 4 Monaten und 1972 Seemeilen bin ich also wieder auf der Schönen die in Preveza liegt. Man könnte glatt meinen ich wäre, wie das neue Crewmitglied, eine Katze, die man aussetzen kann wo man will und die den Weg immer wieder nach Hause findet. Aber ein Freund aus Facebook hat mein Verhältnis zur VEGA sehr treffend beschrieben: “Ein Boot mit besonderen Charaktereigenschaften, Landeplatz und Startbahn zu neuen Ufern, Zwischenstopp zum Ausruhen und zum gediegenen Segeln sowieso!” Und genau das ist sie wohl für mich, deshalb habe ich auch alle anderen Angebote ausgeschlagen und habe mich auf den Weg zu ihr gemacht, als ich vom Skipper um Hilfe gebeten wurde. Der Sommer war sehr aufregend, ich habe viele tolle Törns gehabt, nette Leute kennengelernt und wunderschöne Landschaften gesehen. Habe in traumhaften Buchten geankert, bin durch altertümliche Städte getigert, habe schmackhaftes Essen genossen, bin überrascht worden von Gegenden die vom Wasser aus ansprechender sind als von Land und bin echt viel herumgekommen. Was für ein Leben!
Ich kann gar nicht mal sagen, welches Revier mir dabei am besten gefallen hat, jedes einzelne hatte seine besonderen Reize. Mallorca – mit seinen glasklaren Buchten, die sich dicht an dicht wie Perlen an der Ostküste hinaufschlängeln. Sardinien – mit seinen schroffen Felsen, weißen Sandstränden und türkisfarbenen Buchte, ein tolles Segelrevier, das durch seine vielen Inseln im Maddalena-Archipel ständig wechselnde Winde bereithält und das durch seine Nähe zu Korsika als Höhepunkt den Sprung hinüber nach Bonifacio ermöglicht. Die Amalfiküste – mit seinen landschaftlich traumhaften Bergdörfern, eingebettet in saftigem Grün und die malerischen Inseln Capri und Ischia, wie auch der, sich ehrfürchtig über Neapel erhebende, Vulkan Vesuv. Dalmatien – mit seinen zig kleinen Inseln und Grotten, oder auch auf den Spuren Winnetous im Nationalpark bei den Krka Wasserfällen. Die Städte Split und Dubrovnik – die an Kultur und Geschichte dem alten Rom in nichts nachstehen. Und zuletzt die Ionian Islands – die irgendwie alle bisher genannten Reviere vereint, das Städtchen Parga, dass an Amalfi erinnert, die glasklaren Buchten wie auf Mallorca, die um die Inseln wechselnden Winde wie auf Sardinien, das saftige Grün der Krka Wasserfälle und natürlich die Gastfreundschaft, die in allen südlichen Ländern so wohltuend ist. Griechenland macht neugierig auf mehr und ich werde es im nächsten Sommer noch intensiv erforschen, bevor ich dann Europa verlasse.
Auch gefällt mir das skippern sehr! Abgesehen davon, das ich man sich als Langfahrer wohl einige Häfen die ich angelaufen bin, gar nicht leisten könnte, geht es mir dabei gar nicht mal um die, wenn auch willkommene, zusätzliche Einnahmequelle, sondern darum unabhängig die Welt bereisen zu können und dabei immer im Kontakt zu anderen Menschen zu sein. Denn wenn ich eins in der Zeit, zu zweit unterwegs, gelernt habe, ich brauche soziale Kontakte und da reicht es mir nicht ab und an mal einen anderen Langfahrer zu treffen, sondern die Möglichkeit neue Menschen kennenzulernen und um mich zu haben. Ob das nun reine Mädelscrews sind, oder Gemischte- bzw. Familiencrews, aber auch, wie zuletzt auf der Jason, reine Männercrews, sie alle haben Spaß gemacht und es sind tatsächlich Freundschaften entstanden, so das ich fürs nächste Jahr schon bei einigen wieder gebucht bin. Allerdings muss ich auch zugeben, das mir Flottillentörns genauso wenig liegen, wie Mädelscrews mit nur einem oder zwei Kerlen, denn eigenartiger weise verfallen die Mädels dann automatisch in den Weibchenmodus oder werden gar zu launischen Prinzessinen. Aber aus Erfahrungen lernt man und auch wenn ich mich jetzt schon vor Aufträgen kaum retten kann und einige sogar ablehnen musste, möchte ich mir im nächsten Jahr den Status erarbeiten, mir gezielt Törns aussuchen zu können. Deshalb werde ich den Winter, den ich auf den Kanaren verbringen möchte, nutzen um meinen SKS zu machen um einen Level höher zu steigen. Denn auch wenn ich in dieser Saison viel dazu gelernt habe und schon den einen oder anderen Applaus beim einparken bekommen habe, möchte ich noch einige Skippertrainings absolvieren. Auch kann es nicht schaden die schon erlernte Theorie nochmal aufzufrischen und zu vertiefen, zumal man ja nie auslernt. Aber das alles wird mir ganz sicher nicht schaden, denn nächsten Herbst soll es ja dann endlich auch weiter weg gehen.
Denn auch wenn das Mittelmeer wundervolle Möglichkeiten bietet und ich bei weitem noch nicht alles gesehen habe, ist mein Fernweh noch lange nicht gestillt. Die weite Welt, fremde Kulturen, ferne Städte und die unendliche Weiter der Ozeane warten auf mich. Aber ich werde natürlich wie bisher in kleinen Schritten weitermachen, als nächstes werde ich Anfang Oktober mithelfen die VEGA nach Sizilien zu überführen, dort wird dann entschieden ob sie in der Werft etwas aufgepeppt wird oder ob es gleich weiter geht auf die Kanaren. Je nach dem werde ich entweder auf ihr oder auch auf dem Zweitschiff des VEGA-Skippers, der Cocco, oder aber mit meinem ersten Auftraggeber auf der ITA auf die Kanaren fahren. Dort werde ich dann schauen wo ich unterkomme, ob nun auf der VEGA, der Cocco oder in einem Airbnb Zimmer, oder eben skippernder Weise auf verschiedenen Charterschiffen wird sich zeigen, auch einem Abstecher auf die Kap Verden wäre ich nicht abgeneigt. Ich habe also wieder mehrere Pläne in petto, wobei natürlich mein absoluter Favorit die geplante Kommune auf der VEGA ist. Denn das wäre tatsächlich das Beste für dieses tolle Schiff, eine feste Crew, die dauerhaft auf ihr lebt und die zusätzlich von Mitreisenden unterstützt wird, aber wie war das – “alles kommt im richtigen Moment zu Dir, sei geduldig!”