Fronkraische

13344500_1164568693564460_8560424120598545015_nSo, da sind wir also seit zwei Wochen schon in Frankreich unterwegs, nur so wirklich viel gesehen haben wir noch nicht. Eigentlich war ja der Plan, in 20-30 Seemeilen Etappen, die französische Küste hinunter zu fahren, nur leider war es wie immer nur ein Plan. Denn schon nach kurzer Zeit merkten wir, dass die Marina-Preise in Frankreich unverschämt teuer sind, unter 2,50€ pro Schiffsmeter (ca. 30,-€) pro Nacht, war nix zu machen. Manchmal war Strom und Wasser dabei, ab und an saubere und kostenlose Duschen und ganz selten funktionierendes Wlan. In Calais z.B. bezahlten wir die 30,- nur für´s festmachen der Leinen, da der Hafen eine Baustelle war, leider konnten wir nicht wieder kehrt machen, da wir von einer Klappbrücke eingesperrt waren, die nur –2/+2h vor oder nach Hochwasser öffnete. Hätten wir das gewusst, wären wir noch eine Nacht an der Muringboje davor hängen geblieben und wären mit dem Dingi in die Stadt zum einkaufen gefahren. Wir versuchten also immer spät Abends in einem Hafen anzukommen, so bekamen wir die Übernachtung teilweise zum halben Preis, oder sogar auch mal umsonst, wenn wir noch einen Tag blieben. Allerdings funktionierte auch das nur bedingt, denn im englischen Kanal, sind die Gezeiten enorm. Unabhängig von immensen Strömungen mit allein schon 3-4kt und bei einer Tide von bis zu 9 Metern, musste man sich ganz genau danach richten, sonst fuhr man ständig gegen die Strömung an oder kam trotz angegebener Zufahrtszeiten oft nicht in den Hafen. Somit war also unser Plan, nur 20-30sm pro Tag zu fahren, hinfällig und wir mussten meist 40-50sm, also 10-12h Fahrt, oder länger in Kauf nehmen. 13255912_1162419733779356_2778151418648564101_nIn der Normandie wollten wir wieder einmal Nachts, diesmal in den Hafen von Carentan einlaufen bzw. mussten wir, da gegen 2:00Uhr nachts erst HW angekündigt war. Wir fuhren also mit dem Mittagshochwasser in Ouistreham bei strahlendem Sonnenschein los, gegen 17:30Uhr hörten wir ein Gewittergrollen an Land und um 17:45Uhr waren wir urplötzlich von dickem Nebel umgeben. Wir tasteten uns langsam voran und vermuteten in jedem Moment vor der Stahlwand eines Tankers zu stehen, zum Glück geschah aber nichts dergleichen. Ja klar, wir wissen, wenigstens ein passives AIS wäre praktisch und wenn wir es irgendwo günstig bekommen, werden wir es auch einbauen, aber bis dahin muss unser Radarreflektor genügen. Bis in die Nacht hinein sahen wir also keine zwei Schiffslängen weit, so das wir zwar die Ansteuerungstonne von Carentan noch auf 100m blinken sahen, aber zwischen den unbefeuerten Fahrwassermarkierungstonnen, die nur 30m auseinander standen, hindurchfuhren ohne sie zu sehen, das war echt gruselig. In dieser Suppe sollten wir nun ca. 2sm in einem 20m breiten Fahrwasser die Einfahrt zum, in den Hafen führenden, Kanal finden. Es kam wie es kommen musste, die Strömung schob uns auf den Schlick und wir saßen fest. Der Motor lief auf Hochtouren als wir versuchten uns zu befreien und zum Glück schafften wir das auch. Ich bin gespannt wie der Kiel aussieht, wenn wir die Gorch Fock mal aus dem Wasser nehmen. Nach diesem Schreck, machten wir kehrt und fuhren so schnell es ging aus dem Flachen wieder hinaus aufs Meer und entschieden, trotz der bereits zurückgelegten 42sm, durch die Nacht nach Cherbourg weiter zu fahren. Völlig erschöpft kamen wir gegen Mittag dort dann auch an, der Nebel hatte sich endlich etwas gelichtet und die Zufahrt zu diesem Seehafen ist unkompliziert. Rückblickend hätten wir dieses Risiko nicht eingehen dürfen und lieber gleich die veranschlagten 77sm, direkt von Ouistreham nach Cherbourg in Kauf nehmen sollen, denn so wurden es viele Stunden mehr und knapp 97sm daraus und die Landung in der Normandie musste auch neu geschrieben werden. 13266037_1157003267654336_7007025503100344747_nDie französische Küste ist also nicht nur navigatorisch hoch anspruchsvoll, sondern auch eine sehr unwirtliche Gegend, in viele Häfen kommt man nur schwer oder gar nicht hinein, es ist teuer und wirklich viel zu sehen gibt es auch nicht, da der 2. Weltkrieg viel Altes und Kulturelles zerstört hat. Das Einzige was man von weitem sehen kann, sind Bunkeranlagen, die sich die gesamte Küste entlang ziehen. Wir sind also froh das bald hinter uns zu haben und freuen uns auf Spanien und Portugal. Aber erst einmal begutachten wir noch die englischen Kanalinseln und die nordfranzösische Atlantikküste, bevor wir uns aufmachen die Biskaya zu queren. Schön wäre es, wenn uns bei diesem Vorhaben 1-2 erfahrene Segler begleiten würden, denn 3-4 Tage nonstop nur zu zweit, würde ganz schön stressig werden, so dass wir dann überlegen müssten, doch noch ein wenig an der Küste entlang zu schippern. Also falls jemand Interesse hat, uns Mitte/ Ende Juni für eine Woche zu begleiten, wir freuen uns auf Nachrichten.

13315785_1163069600381036_680667385640344173_nAber nun für die Landratten – wie ist das nun so, auf einem Schiff zu leben?! Anders natürlich Zwinkerndes Smiley Irgendwie ist man immer in Bewegung, entweder mit oder eben auf dem Schiff. Man bewegt sich auf engstem Raum, hat aber dennoch genügend Platz und vor allem auf See unendliche Weite. Dafür sind ansonsten die Wege viel weiter, schon allein der Toilettengang ist einmal quer durch die Marina und man braucht für alles viel länger. Was zu Hause mal eben so nebenbei geschehen ist, ist hier eine halbe Tagesaufgabe. Wäschewaschen zum Beispiel.. in jeder Marina gibt es Waschmaschinen, die zwischen 3,- und 5,-€ kosten. Man packt also einen Wäschesack zusammen, bringt die Wäsche zum Waschhaus und wartet dort die halbe Stunde oder kehrt für diese Zeit zurück zum Boot. Als nächstes wird die Wäsche umgeladen in den Trockner, der auch nochmal zwischen 2,- und 5,-€ kostet und holt dann die fertige Wäsche, nach wieder einer halben Stunde ab, um sie in den Schränken zu verstauen. Auch einkaufen ist viel mühsamer.. erst muss man herausfinden welcher Supermarkt vor Ort ist und wo der sich befindet. Zum Glück haben wir Fahrräder, so das wir nicht alles tragen müssen, aber mehr als für 3-4 Tage können wir eh nicht einkaufen, da unser Kühlschrank zu viel Strom frisst und uns während der Fahrt unter 12V die Batterien leerschlürft. Am Zeitaufwändigsten ist es allerdings, wenn man Ersatzteile benötigt und das passiert quasi wöchentlich.. mal ist es ein Wantenspanner der erneuert werden muss, oder die Bilgenpumpe tut´s nicht mehr, jüngst war die Dichtung unserer Seewasserpumpe zur Kühlung des Motors undicht. Der Nauticshop im Hafen hätte sie zwar austauschen lassen können, aber wir hätten 2 Tage darauf warten müssen – 2 Tage sind gleich mal 70,-€ Liegegebühren mehr. 13321795_1164568940231102_3503581583590999471_nAlso schnappten wir uns die Fahrräder und fuhren selbst zur, weit in der Stadt liegenden, Reparaturwerkstatt. Zum Glück sind die Franzosen sehr bemüht zu helfen und basteln gern auch noch an Dingen herum, die in Deutschland schon längst als irreparabel deklariert worden wären, somit wurde das Lager mal eben ausgefräst um den hiesige Simmerring einzupassen. Aber das schöne an alldem ist.. man hat ja auch die Zeit und wenn nicht heute, dann eben morgen. Ich muss natürlich zugeben, dass ich noch viel ruhiger werden muss, aber auch das hat Zeit.. finde ich! Smiley mit herausgestreckter Zunge Lange Weile kommt auf jeden Fall nicht auf, wenn man nicht gerade segelt, repariert, Wäsche wäscht oder einkauft, verbringt man die Zeit mit lesen, Blog schreiben, abends mal ein Filmchen auf DVD schauen oder plauscht mit lieben Bootsnachbarn, wie in den letzten Tagen mit Nico & Birte von der TamTam. Es sind dann ganz andere Gespräche, als ich sie z.B. mit den Dorfbewohnern in Roermond geführt habe. Da geht es nicht um Backrezepte und den neuesten Tratsch, sondern um Routen die toll sind oder um Austausch von Erfahrungen in Bezug auf Häfen, die man lieber meiden sollte, oder auch um Erlebnisse die jeder schon so hinter sich hat. Es ist ein anderer Schlag Menschen, weltoffener, gelassener und viel flexibler. Man spürt einen Zusammenhalt und Hilfsbereitschaft und das, obwohl man die Menschen gar nicht kennt, aber das ist mir ja auch im letzten Jahr schon so positiv aufgefallen. Ich freue mich schon sehr auf noch viele weitere solcher Begegnungen. Denn dass ist das was einem am meisten fehlt.. vertraute Gespräche mit Freunden, auch wenn es natürlich schon eine große Erleichterung ist, dass wir nun zu zweit sind und alle Erlebnisse miteinander teilen können. Aber das es keine Shisha-Abende, netten Nachmittags-Kaffeepläusche oder gemütliche Grillabende mit guten Freunden mehr gibt, ist etwas an das man sich wohl nie gewöhnen wird.