Niederlande –> Belgien

Nach dem letzten Blogeintrag, der bisher der Meistgelesene ist, was mich zwar mehr verwundert aber natürlich auch sehr erfreut, habe ich diverse Kommentare erhalten. Vielen Dank für diese rege Anteilnahme! Eine Frage, die ich bisher glatt unterschlagen habe, betraf die Vorbereitungen zu unserer Reise. Mein Seebär hatte vor 2,5 Jahren, genau für dieses Vorhaben, diese wirklich schöne Phantom 40Ft Ketsch, zum Preis eines Kleinwagens, gekauft. Sie ist mit ihrem Voreigner schon 2x um die Welt gefahren, ist also hochseetauglich und genau dafür gebaut worden. Das einzig umfangreiche und wirklich notwendige war für uns nun der Austausch des Motors, der seit einigen Monaten herumzickte und sich nicht mehr reparieren ließ. Zum Glück konnte mein Seebär auf Ebay-Kleinanzeigen einen baugleichen, aus dem Bayrischen Beamtenfundus entstammenden, gerade überholten Mercedes Dieselmotor erstehen und mit Hilfe von Freunde einbauen (Videos dazu hier). Die anderen Umbauten waren dann nur zu unserer eigenen Bequemlichkeit und natürlich um so autark wie möglich zu sein. Wir haben nun einen Osmoseanlage um aus Salzwasser Süß- und sogar Trinkwasser zu machen. Zum vorhandenen Windgenerator (400W) haben sich noch 3 Solarpanelle (300W) gesellt. Eine davon wurde auf den neu angebauten Geräteträger am Heck befestigt, an dem nun auch das Dingi mit Außenborder hängt. Meine lebenserhaltende Maschine, eine W-Lan Verstärkerantenne, thront nun auch dort oben und wird uns hoffentlich auch in den Buchten mit Internet versorgen. Zwei Solarpanelle sind an der Reling befestigt und können zur Seite ausgeklappt werden. Alle Lampen wurden auf LED und somit 12V umgerüstet, andere Geräte laufen über einen Wandler. Wir haben die 35m Ankerkette gegen eine 75m Lange ausgetauscht, um in den Buchten auch ruhig liegen zu können. Der Rest waren dann nur noch Kleinigkeiten, ein klappbares Brett hier, eine Herdabdeckung da, um noch mehr Platz und Ablagefläche zu schaffen. Die Backskisten wurden mit leckeren heimischen Dosen gefüllt, die Funkgeräte überprüft und programmiert, Kartensätze von NV und Navionics gekauft, Gardinchen genäht und dann eben noch die Masten gelegt. Das alles waren unsere Winterbeschäftigungen, teilweise vorher geplant, andere, wie den Geräteträger auf den Kanaren, zwischendurch als nützlich entdeckt. Natürlich ist es ein altes Schiff und natürlich wird uns einiges noch kaputt gehen und erneuert werden müssen, aber alles zu seiner Zeit, warum etwas ändern was funktioniert. Mein Seebär soll ja auch unterwegs keine Langeweile bekommen und einige Sachen, wie das bereits epoxierte Deck, können wir auch erst in den wärmeren Gefilden mit Bootslack fertig streichen. Bis dahin wollen wir nun erstmal segeln…

13239414_1153255291362467_3456046413451063926_nEinige Anfragen kamen auch immermal nach den Kosten und wie wir unser Leben jetzt finanzieren. Ich habe ja schon des öfteren geschrieben, dass ich meine Berliner Eigentumswohnung vermietet, einen Kredit aufgenommen und natürlich vorher gespart habe. Ich habe Hartz IV abgelehnt und bin auch anderweitig nicht vom deutschen Staat abhängig. Allerdings musste ich meine Bedürfnisse auch herunterschrauben und kann nur max. 500,-€ zu unserem Lebensunterhalt beitragen. Aber zum Glück ist das Leben auf dem Boot auch recht preiswert, man zahlt ja keine Miete, Versicherungen nur fürs Boot und natürlich KV, Internet hat man in den Marinas gratis, Strom und Wasser auch. Und wenn man selber kocht und nicht in teure Restaurants geht, sind die Lebenserhaltungskosten auch sehr überschaubar. Auch mein Seebär war 35 Jahre lang Vollzeit arbeiten, hat sich rechtzeitig etwas beiseite gepackt und nun seine Wohnung aufgegeben und seine Autos und Firmen verkauft. Das alles kann Jeder tun, es ist kein Hexenwerk, aber man muss sich auch einschränken können, es ist und bleibt Camping auf dem Wasser. Dafür haben wir nun das, worum uns anscheinend so viele beneiden – Zeit und wir können nach Lust und Laune segeln…

20160503_175534… und nun sind wir schon ganze 2 Wochen unterwegs. Wir haben die Maas mit ihren vielen Schleusen hinter uns gelassen, wobei das Schleusen nie zu meinen Lieblings- beschäftigungen zählen wird. Die letzte Schleuse zur See war dabei noch die Entspannteste, das lag aber vor allem daran, dass wir zum einen die Masten schon gestellt hatten und zum anderen alleine in der Schleuse waren. Ansonsten musste man gerade bei den Berufsschiffern aufpassen nicht mit dem, über die Bugspitze hinausragenden, Mast an die Schleusenwand zu schrammen, da die ihre Schrauben laufen ließen und wir unkontrolliert hin und her schaukelten. Aber ein Gutes hatte es, ich kann jetzt schleusen und ich kann mit dem BootsHAKEN anlegen ohne vom Boot hüpfen zu müssen. Das Masten stellen war dahingehend vollkommen unkompliziert, der Kranmeister in Sint-Annaland wusste hingegen zum dem in Roermond, ganz genau was er tut und innerhalb von einer Stunde standen beide Masten, die wir dann nur noch trimmen mussten. Wir waren also sehr froh auf der See zu sein und endlich segeln zu können, auch wenn das niederländische Nordseerevier, zum einen wegen der Tiede und zum anderen wegen der vielen Untiefen schon recht anspruchsvoll ist. Man kann sich nicht einfach mal so treiben lassen, sondert schlingert von einer Fahrrinne zur nächsten. Es blieb natürlich auch nicht aus, dass wir am Rand einer Untiefe gerade so vorbeischrammten, ein wenig holprig war´s da schon Erstauntes Smiley 13177884_1153372778017385_4049777860017839606_nDie Etappen hatten wir uns, trotz der sich inzwischen verdoppelten Hafenpreise, recht kurz gesteckt, wir haben´s ja nicht eilig. Und genau das hat sich auch schon als sehr gut erwiesen, denn was morgens noch so schön und friedlich nach einem tollen Segeltag aussah, entwickelte sich am Nachmittag zu 6Bft und einer guten 2m Welle. Wir waren ziemlich froh von Breskens aus Zeebrugge ansteuern zu können und nicht noch weiter nach Nieuwpoort fahren zu müssen. Zeit ist doch ein toller Luxus. Und somit blieben wir sogar 2 Nächte dort um abzuwettern und tauschten mal wieder eine Pumpe, diesmal die Bilgenpumpe, nun dürften alle neu sein. So werden wir uns die französische Küste hinunterhangeln, allerdings überlegen wir gerade, nun doch die Biskaya direkt von Brest nach La Coruna zu queren, um uns diese unglaublichen Hafengebühren, von teilweise 3,60€ pro Schiffs-Meter, zu ersparen. Wenn also jemand Lust hat uns Ende Juni auf dieser Strecke zu begleiten, kann sich gerne melden.