Die Taufe

20160115_185223Niemand ist offensichtlich davor sicher, jeden trifft es mal und meistens völlig unerwartet und natürlich unpassend. Somit also auch mich! Ich habe bisher noch nicht verstanden, wDSC_0612arum hier niemand eine Gangway hat, die Boote haben also keine direkte Verbindung zum Steg. Man muss einen großen Schritt machen um an Land zu kommen, was in 99,9% der Fälle auch gut geht. Da ich aber gerne alles anders mache, war ich vorgestern nun das erste mal im Atlantik baden, natürlich unfreiwillig! Und damit sich das ganze auch lohnt, hatte ich meinen Laptop und mein Handy dabei. Zwar war beides in einer angeblich wasserdichten Neoprenhülle, aber Wasser sucht sich bekanntlich seinen Weg. Ein lieber Nachbar hat sich gleich erbarmt, in mühevoller Kleinarbeit, alles auseinander zu schrauben und mit dem Föhn zu trocknen, aber es hat leider nichts geholfen. Der Computerfachmann aus dem Ort konnte nur noch den Totenschein ausfüllen und versucht nun wenigstens die Daten von der Festplatte zu retten. Ich denke, das es einen Kurzschluss gab, da ich den PC nie heruntergefahren habe, sondern nur zugeklappt also im Standby hatte. Was für ein Schreck in der Abendstunde, aber zum Glück ist mir nichts passiert und mein Handy hat auch überlebt! Meine Daten liegen als Backup auch noch auf der Festplatte meines Sohnes, aber es macht hier eh wenig Sinn sich einen neuen zu kaufen, da die Tastaturen andere Buchstabenanordnungen haben. Also muss es erst einmal so gehen, zum Glück hab ich ja noch mein Tablet, aber deshalb wird’s jetzt ne Weile auch weniger Fotos geben, sorry!

IMG_55928742353941-2Das Wetter hier ist sehr Seglerunfreundlich, entweder ist es zu stürmisch oder aber die Wellen sind zu hoch, bei zu wenig Wind. Wir sind zwar inzwischen 2-3x rausgefahren, aber mehr als ein wenig vor der Küste zu kreuzen war nicht drin. Das hier ist leider nicht das Schönwettersegeln an malerischen Küsten mit ankern in traumhaften Buchten, das hier ist segeln für Erwachsene! Auch sind die Entfernungen einfach zu weit, um mal eben auf die nächste Insel zu kommen, braucht man schon mal 10-15 Stunden. Wenn man dann noch dort ein wenig herumschnippern oder die Insel besichtigen möchte, müssen die Winde wirklich günstig sein um das in einer Woche zu schaffen. Auch diese beiden Gäste haben also nicht wirklich viel gesegelt und ich kann leider auch nicht meinen Geburtstag mit meiner Freundin feiern, die zum greifen nah gerade auf Teneriffa Urlaub macht.

Aber trotz allem ist meine Stimmung gut, alles ist besser als wenn ich mir vorstelle jetzt irgendwo im kalten Berlin arbeiten gehen zu müssen 😛

Ehrfurcht

Wikipedia meint dazu: “Ehrfurcht ist ein hochsprachliches Wort für eine mit Verehrung einhergehende Furcht.”

Gestern Abend wurde ich ihrer wieder einmal gewahr.

to-logo-200.gifDie TO-Stammtische sind mir ja seit Monaten schon ein sehr liebgewordenes Ritual. Am Anfang wurde ich kritisch beäugt, aber mittlerweile bin ich in die Runde aufgenommen, Hartnäckigkeit wird meist belohnt. So auch gestern wieder. Die Van Loon war wie immer gut gefüllt, zu alt bekannten Gesichtern mischten sich Neue, wie sich später herausstellte, eher alte Neue. Angekündigt war ein Video-Vortrag eines Pärchens in den Vierzigern- “Familie Mallunat war 5 Jahre zwischen Europa, Afrika und Amerika unterwegs und haben uns sicherlich viel zu berichten”. Ein Vortrag wie schon oft gesehen, ein kurzweiliger Abend also.

Aber weit gefehlt…

Susi & Tom

Zwei bewundernswerte Menschen, die ihren Traum vom Leben in Freiheit wahr gemacht haben. Sie haben sich erst einen Wharram Katamaran mit einem Dschunkenrigg aus und aufgebaut, haben alle Zelte hinter sich abgebrochen und sind nach Monatelangen Vorbereitungen los gesegelt. Wie auch in diesem Bericht der Morgenpost vom April 2014 beschrieben, segelten sie 3 Jahre munter in der Welt herum und entschieden sich dann für ein neues Stahl-Boot um in die Eismeere fahren zu können. 1 Jahr lang haben sie Schweiß und Energie dort hineingesteckt (meine Güte, der Kerl hat sogar seine Masten aus gefällten Bäumen selbst geschnitzt und auch sein Dingi selbst gezimmert). Sie haben alles in reiner Eigenarbeit ausgebaut und verkleidet, selbst die Segel genäht und dann passierte vor 6 Wochen das Unglück. Susi wurde Seekrank und konnte über 5 Tage nicht mal Flüssigkeit beibehalten. Tom war inzwischen völlig entkräftet vor Schlafmangel und der Einhandsegelei, dann brach zu allem Unglück erst das Haupt- und dann auch noch das Hilfsruder auf offener See wegen des starken Schwells. Tom wusste nicht mehr ein noch aus und setzte schweren Herzens den Notruf ab. Sie wurden dann von einem Frachtschiff, in einer atemberaubenden Rettungsaktion, geborgen und mussten aber ihren „Troll“ mutterseelen allein dem Atlantik überlassen. Was für eine Tragödie!

Nachtrag eines TO-Mitgliedes: „Da die Rettungsaktion von einem Crewmitglied des Frachters detailliert gefilmt wurde, trieb es auch den harten Seebären den einen oder anderen kalten Schauer über den Rücken.“

Es lässt nachdenklich werden, wenn man so etwas so hautnah erfährt. Man ist erschüttert, aufgewühlt und möchte einfach nur helfen. Es wurde natürlich gespendet, aber es ist ein Tropfen auf den heißen Stein. Die Beiden stehen nun vor dem Nichts, haben alles was sie besaßen dem Atlantik übergeben und wohnen jetzt hier kurzfristig bei Freunden, mit dem was sie auf dem Leib tragen. Nicht einmal das sie von vorne beginnen müssen ist das Schlimmste. Sondern die Angst vor so einer Tragödie, ist bei ihnen nun wohl um ein zehnfaches höher als unsere Ehrfurcht vor solch einem Unglück. Ich hoffe für die Beiden, dass sie sich schnell wieder fangen, den Schock verarbeiten und wieder Boden unter den Füßen bekommen. Aber ich hoffe noch viel mehr, dass sich ihre Angst wieder in Ehrfurcht umwandelt und sie ihren Traum vom Leben in Freiheit nicht aufgeben.

Ich danke Euch Beiden für diesen Abend, sehr!

www.aorai.krummewege.de

Inzwischen sind Susi (Buchhändlerin) und Tom (Chemieingenieur) auf Arbeitsuche! Ihre Lebensläufe sende ich gern als PN zu. Wer also einen Tipp, oder sogar eine freie Stelle anzubieten hat, kann sich gern direkt an die Beiden wenden unter:

troll@krummewege.de

Wer möchte kann sich den Vortrag selbst ansehen und vielleicht helfen:

2015_Traeume-gehen-krumme-W