Barcelona

Ersteinmal wollte ich also Erfahrungen sammeln. Nur ist in Berlin im Herbst nicht mehr wirklich viel los auf den Seen und mein Job ließ es leider nicht zu an den Wochenenden irgendwohin zu fahren, schließlich musste ich Samstags arbeiten. Aber ich hatte im November noch eine Woche Urlaub und der Zufall wollte es mal wieder, das ich seit kurzem mit einem Deutschen in Spanien lebenden Kontakt hatte. Er war schon einmal über den Atlantik gesegelt und hat ein Jahr in der Karbik verbracht, er hatte viel zu erzählen und ich war gespannt.

1378319_561623867206627_864385577_nIch buchte also 4 Wochen vorher wieder einen sehr günstigen Flug bei Easyjet und freute mich schon diebisch endlich meine, bis dahin ganz frisch erworbenen, theoretischen Kenntnisse anwenden zu können und noch ne gute Portion dazu zulernen. Er hatte mich auf sein Boot eingeladen und wir wollten ev. je nach Wetter nach Mallorca rübersegeln, unabhängig davon hatte ich mit ihm 1-2x geskypt und empfand die Konversation als sehr angenehm, vor allem eben so gar nicht aufdringlich.

Die Zeit verging wie im Fluge, nur leider bekam ich ein paar Tage vor meinem Abflug eine schlechte Nachricht- der Motor des Bootes auf dem er wohnte sei defekt, er würde zwar versuchen ihn zu reparieren, könne aber nichts versprechen, wir würden also wohl mit dem Boot nicht segeln könnten. Aber ein anderer Bekannter würde ein paar Tage dort sein und wir würden dann mit deren Yacht rausfahren können. Ich sah das erstmal entspannt und optimistisch, denn irgendetwas würde sich schon ergeben.

Ich stieg also am 1.Nov. in den Flieger und freute mich auf das Meer, die Sonne, Barcelona und natürlich endlich wieder zu segeln. Am Flugplatz angekommen, wurde ich auch schon abgeholt und wir fuhren mit dem Bus zu der etwas abseits gelegenen Marina in dem kleinen Vorort Castelldefels. Mich begrüßten 20°C, strahlender Sonnenschein und das Meer. Wenn man aus 10°C Nieselregen und grauem Berlin kommt, fühlt sich das an wie das Paradies! Das Boot auf dem er wohnte, war eine 43 Fuß Ketsch mit Centercockpit, die sehr großräumig war und eine super Fahrtenyacht abgab, so in etwa stellte ich mir mein zukünftiges zu Hause vor. Ich fühlte mich gleich sehr wohl und durfte sogar in der Heckkabine schlafen. Wie luxuriös war doch dieses Boot im Gegensatz zur kleinen „Mary Fisher“!

Leider wurde mein junges Glück postwendend getrübt, denn ich erfuhr das der Motor vorerst nicht reparabel sei und zu allem Übel der Eigentümer der Ketsch, die Liegegebühren für das Boot nicht bezahlt hätte. Als Vorsichtsmaßnahme hätte die Marinakapitänerie eine Kette um die Schraube gelegt, so das ein Hinaussegeln unmöglich gewesen wäre. Ich war sehr enttäuscht, wollte ich doch auch sehen wie sich dieses tolle Boot auf dem Wasser anfühlt, aber ich hatte ja noch die Hoffnung mit seinem Bekannten segeln zu können. Dieser kam dann auch am nächsten Abend und ich durfte mir sein Boot, eine AMEL ansehen. Mein Gott wieviel Luxus konnte man auf einem Boot unterbringen, es war unglaublich- Waschmaschine, Spülmaschine, Wäschetrockner, es mangelte an nichts! Auch die Innenausstattung war sehr luxuriös und sehr geräumig, außen war alles vollautomatisch, man drückte nur noch auf Knöpfe und alles rollte sich ein und aus. Trotzdem das alles sehr beeindruckend ausschaute, war es mir doch einen Tick zu übertrieben, die Ketsch auf der ich wohnte war mir da um einiges gemütlicher und wohnlicher.

DSC_0144-kAm nächsten Tag war super Wetter, herrlichster Sonnenschein und 12 Knoten Wind. Ich packte alles zusammen was ich für einen Segeltörn brauchte und wir begaben uns zu seinem Bekannten. Die Männer waren auch bald in Fachgespräche verwickelt, schließlich hatten sie sich ein paar Wochen nicht gesehen und es gab noch einiges zu reparieren, was abgesprochen werden musste. Nach einer Stunde nahm ich mir mein Buch und als sich gegen frühen Nachmittag die Sonne langsam gen Westen neigte und die Männer anfingen die besprochenen Reparaturen auch spontan zu beginnen, verabschiedete ich mich von dem Gedanken an diesem Tag segeln zu können. Da es aber Tag 2 meines Urlaubs war, genoß ich es einfach mit wundervoller Aussicht auf den Hafen lesend in der Sonne zu sitzen. Leider wiederholte sich dieses Schauspiel aber am nächsten und übernächsten Tag. Doch da ich Gast war und zudem weder etwas für meine Unterkunft noch einen Segeltörn bezahlt hatte, konnte ich kaum Ansprüche stellen. Mir blieb nur die unverständige Ratlosigkeit, wieso man so ein irres Boot sein Eigen nannte und es gar nicht seinem Zweck entsprechend nutzte?! Am nächsten Tag dann fuhr der Bekannte wieder ab und ließ uns unverrichteter Dinge zurück mit der Bemerkung, dass es doch sehr schade gewesen sei, gar nicht segeln gewesen zu sein. Snob, Luxus ist es nur weil man es tun KÖNNTE, aber nicht muss?!

DSC_0108-kDie nächsten Tag verbrachten wir dann also mit Exkursionen nach Barcelona, der wirklich tollen Stadt am Meer, dem nächstgelegenen idyllischen Dorf Garraf und der wunderschönen Hafenstadt Sidges. Es waren wirklich tolle Ausflüge und Land und Leute begeisterten mich zusehens. Zwischendurch genoss ich es einfach am Strand in der Sonne und sogar einmal im Meer zu baden, welch Luxus mitten im November! Aber ich musste mich damit abfinden, nicht segeln zu können. So nah und doch so fern :o(

Ein kurzer Hoffnungsschimmer kam mir noch, als ich wieder andere Bekannte von ihm kennenlernte, die im Hafen wohnten und auch ein Boot hatten. Es war zwar nur ein kleines 9,5 Meter Boot, aber das war immerhin einen Meter länger als die Mary Fisher. Leider wurde diese Hoffnung schnell wieder zerschlagen, da sie mitten in den Reparaturarbeiten steckten und die Batterien auch erst einmal erneuert werden mussten. Die Beiden hatten aber auch Pech, denn sie hatten erst kurz nachdem sie das Boot im Frühjahr gekauft und aus dem Wasser geholt hatten, festgestellt das es Osmose hat. Aber- gekauft wie gesehen -konnten sie es nicht mehr reklamieren.

DSC_0125-kSo fuhr ich nach 12 Tagen unverrichteter Dinge wieder ab, zwar mit super vielen neuen Eindrücken, aber eben ohne auch nur einmal gesegelt zu sein. Und dennoch war ich froh es getan zu haben, denn dadurch habe ich tolle Menschen kennengelernt und konnte mir zur genüge Boote anschauen, der Hafen war schließlich voll davon. Ich hoffe ich bin nun nicht zu sehr verwöhnt, denn ich weiß jetzt, dass man für eine längere Fahrt von 3-5 Jahren, ein größeres Boot von mind. 11-13 Metern haben sollte. Auch habe ich einen schwenkbaren Herd zu schätzen gelernt, das es auch in Booten Toilettentüren und sogar Duschen gibt und das auch die teuersten Schiffe kaputt gehen und deren Reparatur dann um einiges tragischer ist.

Und noch ein irrer Zufall hat sich nach meiner Rückkehr herausgestellt- mein Sohn hatte sich für sein Praktikum in Norwegen, Spanien oder Italien beworben und wurde tatsächlich an der Uni in Barcelona angenommen! Ich werde also nicht das letzte Mal dort gewesen sein…

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Wieder zu Hause

Da saß ich nun, voll von Erinnerungen und Eindrücken, die mich total geflasht hatten. Und voll von Zukunftsvisionen, aber auch vielen Fragen. Also auf ins Internet, mit Foren kannte ich mich aus, die hatten mir schon in so manchen Situationen geholfen, wer wenn nicht alte Hasen konnten meine Fragen beantworten. Und siehe da es gab einige gut besuchte Foren, also erstmal Überblick verschaffen und dann rein da. Es gibt schließlich keine doofen Fragen, sondern nur doofe Antworten. Tscha und die bekam ich auch zur genüge. Und damit nicht genug, ich wurde nicht nur belächelt, sondern auch bevormundet und sogar beschimpft. Um ehrlich zu sein, ich habe noch nie solch herablassende Menschen wie unter den Foren-Seglern getroffen und ich bin seit über 10 Jahren in verschiedensten Foren unterwegs. Ich hatte da wohl volle Kanne in ein Wespennest gestochen, welch Fauxpas als Frau segeln zu wollen und dann auch noch gleich richtig.

Aber natürlich hat jede Medaille zwei Seiten und ich bekam unter anderem auch per PN ganz wunderbare Nachrichten und ich wurde zum TO-Stammtisch eingeladen, den ich auch sehr gerne besuchte. Hier bekam ich Antworten auf meine Fragen und natürlich auch Tipps und Hinweise. Die Nachrichten die ich nun fast täglich bekam, waren von ganz unterschiedlicher Natur. Zum einen waren es Forenmitglieder, die sich beinahe für das Verhalten der Banausen entschuldigten, aber auch Abenteurer die selbst schon auf großer Fahrt waren oder es planten. Daraus entstanden ganz wunderbare Kontakte, die ich versuche dauerhaft zu pflegen, was allerdings auf Grund der Menge und auch Vielfältigkeit nicht ganz einfach ist ;o) Ganz besonders freute mich mich aber über einen Kontakt zu einer Frau, die sich sowohl hier im Forum, als auch in der Realität einen sehr guten Stand in dieser Männerdomäne erarbeitet hatte und die mir wirklich wertvolle Tipps aus Frauensicht gab. Wir hatten einen wirklich spannenden Abend miteinander und wollten sowohl segeltechnisch als auch sonst Berlin unsicher machen. Schade nur, das auch sie, wie so viele Andere hier, einen anderen Humor hatte, Sarkasmus ist halt nicht jedermans Sache. Aber was solls, so lange man sich live versteht, ist die Schreiberei doch nebensächlich.

Nunja, ich hatte mich natürlich inzwischen auch belesen- Beate Kammlers Roman z.B. aber auch Christiane Grabow und beide haben mir bestätigt, dass mein Vorhaben sehr wohl realisierbar ist. Unabhängig davon habe ich mich natürlich mit Freunden darüber unterhalten und ausnahmslos alle fanden die Idee toll. Die einen beneideten mich um meinen Mut und andere hegten selbst insgeheim solche Pläne. Aus den unerwartetsten Richtungen kamen auf einmal Zusprüche- meine Nachbarn z.B. würden meinen Keller, den ich seit Jahren an sie vermiete, freiräumen um meinen Kram dort unterzustellen. Eine Freundin offenbarte mir das sie auch gerne einen Segelschein machen wollte und mein Sohn hat sich auch gleich mit eingeklinkt, nun machen wir den im Frühjahr zu dritt. Und meine beste Freundin offenbarte mir, das sie schon seit einiger Zeit ein Weltreise mit ihrer Partnerin plant, allerdings per Backpacking.

Mein Sohn war schwer begeistert, auch er würde ja über kurz oder lang ins Ausland gehen und freute sich nun, seine Mutter nicht hier zurück lassen zu müssen, sondern selbst auf Abenteuer zu wissen. Seit Jahren beschwerte er sich schon, das ich doch kaum etwas von meinem Leben haben würde, immer nur arbeiten, kaum Freizeit und Jahr ein Jahr aus campen an der Ostsee. Aber als Mutter steckt man halt zurück, die eigenen Bedürfnisse treten in den Hintergrund, aber nun sollte es sich auszahlen, das ich schon mit 23 Jahren Mutter wurde. Und das ich nicht alles ganz so falsch gemacht hatte, bewies mein Sohn, der nun seine Ausbildung zum Biotechniker an einer Fachhochschule machte und im Herbst 2014 ein EU gefördertes Praktikum im Ausland machen würde. Es sollte eben alles so sein!

Es war einfach unglaublich und ist es immernoch!

Parallel zu allem erstellte ich mir eine ToDo-Liste von Dingen die in den nächsten Monaten zu erledigen wären. Einges davon hatte ich eh seit Jahren vor, habe sie aber immer aus Bequemlichkeit vor mir hergeschoben.
Und da so ein Blog ja zum laut denken ist, legen wir mal los:

1. Segelpartner finden,
2. segeln gehen
3. Kostenplan erstellen,
4. Wohnungsmieter finden,
5. Sonnenbrille anfertigen lassen,
6. Visa Card organisieren,
7. Segelschein machen,
8. vom materiellen Ballast befreien,
9. ärztlich durchchecken lassen,
10. Impfen lassen,
11. Zähne durchchecken lassen,
12. Reisepass beantragen,
13. Job kündigen,

Da waren sie also meine 13 Probleme. Einige waren schnell zu bewerkstelligen, andere wiederum noch viel zu früh.
Am schwierigsten von allem aber würde wohl Punkt 1 werden. Also auf in die Welt des Internet, Annoncen aufgeben, Emails schreiben, Treffen vereinbaren, kennenlernen, es würde spannend werden. 1. sollte sich mit 2. verbinden lassen, aber auch das gehört ja zum kennenlernen, denn nirgendwo lernt man sich in kürzerer Zeit kennen, wie auf einem Segeltörn auf dem man 24/7 miteinander verbringt. 3. und später dann 4. war recht einfach zu bewerkstelligen, denn durch das Glück eine Eigentumswohnung zu besitzen, die auch noch sehr schön geschnitten und im grünen Speckgürtel Berlins gelegen und dadurch gut zu vermieten ist, würde ich durch die Mieteinnahmen eine geregelte Einnahmequelle haben und gleichzeitig meinen Wohnsitz in Deutschland behalten können. 5. und 6. war die kleinste Hürde, denn beides hatte ich eh schon lange vor. Nachdem ich mich umfassend erkundigt hatte, rückt nun 7. auch in greifbare Nähe, wie oben schon erwähnt mit zweifacher Unterstützung. Die Segelschule war auch schnell gefunden, sie sollte relativ nahe und vor allem felxibel sein, denn im Einzelhandel zu arbeiten hat zeitlich kaum Vorteile. Allerdings würde ich mich erst einmal für den SBF-Segel Binnen entscheiden, denn ich würde nie auf dem Meer ein Boot chartern, auf einheimischen Seen würde ich aber im nächsten Jahr ganz sicher mal ne Jolle mieten wollen. 8. würde wohl den umfangreichsten Teil der Sache ausmachen, für jemanden der sich schwer von gewohntem trennen kann. Ich begann also langsam, sortierte aus und stellte bei Ebay ein. Verkaufte, verschenkte und tauschte, lange liegendes gegen Dinge die man zukünftig wohl mehr brauchen würde. Um endgültig auszumisten würde ich aber noch ein paar Monate brauchen, genauso wie für Punkt 9-12, denn das hatte noch Zeit. 13. würde der Zahl alle Ehre machen, denn ich arbeite in meiner Firma, wie 25% der Mitarbeiter, seit 2,5 Jahren nur befristet. Leider ist die Arbeitgebermoral in Deutschland schon seit Jahren unfassbar, so das mir dieser Punkt am leichtesten fallen wird. Genauso leicht würde es mir fallen nach meiner großen Reise in Deutschland wieder Fuß zu fassen, die Wohnung blieb mir und einen Job im Einzelhandel zu finden ist mir noch nie schwer gefallen, ich war in meinem ganzen Leben noch nicht einen Tag Arbeitslos.

Mein Plan nahm also Formen an, sowohl im Kopf als auch auf dem Papier und wer weiß schon ob man überhaupt jemals wiederkommen will…

Retour

2,5 Wochen meines Urlaubs war nun schon vorbei, die Tage erschienen doppelt so lang, ich fühlte mich einfach zu wohl. Da ich meinen Rückflug noch nicht gebucht hatte, entschloß ich mich auf Arbeit anzufragen ob ich nicht noch meine Überstunden abbauen könnte um meinen Urlaub um ein paar Tage zu verlängern. Zum Glück hatten wir mobiles W-lan, da mein Skipper in Frankreich lebte und einfach eine Erweiterung für sein Festnetz beantragt hatte. Es dauerte auch nicht lange und ich bekam die Zusage, es war einfach traumhaft. Nun musste also nicht von Korsika zurück nach Berlin fliegen, sondern konnte noch gemeinsam mit ihm die Überfahrt machen und konnte, wenn alles klappte, noch ein wenig an der Cote de`Azur mit ihm zusammen zurück nach Marseille fahren. Mein Skipper war sehr erfreut darüber, denn wir verstanden uns wirklich gut und so musste er auch die 26 Stunden Überfahrt nicht allein bewältigen.

DSC_0394-kAls die Wettervorhersagen also günstig standen, fuhren wir diesmal recht früh am Morgen los. Auf Wind brauchten wir ja nicht zu achten, aber die Wellenhöhe war sehr wichtig, denn der Außenborder sprang zu gern aus dem Wasser und setzte aus, was wiederum den Pinnenpiloten durcheinander brachte. Aber wir hatten Glück und fuhren bei spiegelglattem Wasser los. Und wieder eröffnete sich uns ein Naturschauspiel, wir sahen Wale am Horizont, zum Glück weit genug entfernt von uns, aber dennoch gut zu erkennen denn die Fontäne schoß Meter hoch. Auch fliegende Fische sprangen neben unserem Boot her und in der Nacht mit riesigem Vollmond, schwamm ein Schwarm Delfine bestimmt eine halbe Stunde neben unserem Boot her. Es ist schon beängstigend schön, wenn genau neben einem so ein riesen Tier aus dem Wasser springt und man vom wieder rein platschen nass wird, aber es war auch einfach beeindruckend und man möchte das es nie aufhört. Irgendwann in der Nacht kam uns genau auf unserem Kurs ein Boot entgegen und da wir ja motorten wichen wir vorschriftsmäßig nach rechts aus, nur schien der Skipper des Entgegenkommers in der Schule nicht richtig aufgepasst zu haben, denn auch er wich trotz Besegelung nach links aus. Es war tatsächlich haarscharf das wir aneinander vorbeirauschten und das auf offener See, was für ein Zufall. Gegen Morgen wurden die Wellen dann höher, so das wir beide zur Beschwerung hinten sitzen mussten. Als dann eine Fähre am Horizont auftauchte, die gezielt von hinten in unsere Richtung fuhr wurde mir dann doch mulmig. Mein Skipper hatte sich anscheinend nicht erkundigt wo genau die Route der Fähren entlangging, aber ich hab im nachhinein erfahren, dass selbst das wenig genutzt hätte, das Fähren das obere Ende der Nahrungskette sind und entlangfahren wo sie wollen. Der Kronleuchter kam also immer näher und ich hatte im Geiste schon meine Schwimmweste an und meine persönlichsten Sachen zusammengesucht. Wenn ich hätte aufstehen können, hätte ich es wohl sogar getan, aber ich musste ja wegen der Wellen im Heck sitzen bleiben. Fast eine halbe Stunde bangte ich, denn ich konnte einfach nicht die Entfernung zu ihr einschätzen, auch nicht wie schnell sie sich bewegte, es ist unglaublich. Dann passierte aber das Unerwartete und sie bog vor uns ab rauschte von dannen. Ich atmete auf und entspannte mich, bis kurz darauf wieder so ein Exemplar am Horizont auftauchte. Da wir aber schon fleißig gefahren waren und diese wohl auch eine andere Route hatte, bog sie hinter uns ab und wir konnten dann unbehelligt weiterfahren. Eine Woche nach unserem Urlaub stand wohl in der Französischen Zeitung, dass ein Segelboot allein durch die Bugwelle einer Fähre gekentert ist.

DSC_0404 kleinDann wurde es endlich hell und wir sahen das live, was wir bis dahin nur auf unserem IPod gesehen hatten- LAND! Frankreich erhob sich vor uns und wir tuckerten die Insel Ile du Levant an. In einer wundervollen Ankerbucht, machten wir fest und legten uns schlafen, dieses mal kam es uns unendlich viel anstrengender vor, als beim letzten mal. Allerdings trieb uns die Wärme bald aus den Kojen und wir schliefen in Etappen, mal draußen im Cockpit, mal in den Kojen. Am nächsten Morgen fuhren wir dann weiter Nach Port Cros um Benzin zu bekommen, denn unser Kleiner schluckte ganz schön. Leider gab es in diesem idyllischen Hafen weder Süßwasser noch Benzin und dennoch mussten wir noch eine Nacht dort bleiben, da sich draußen schon wieder der Mistral tobte. Wir nutzten die Gelegenheit die kleine Festung zu erkunden und aßen das erste mal seit langem eine Pizza! Es ist erstaunlich wie viel gesünder man sich auf einem Boot ernährt, da man nur Dinge mitnehmen kann die nicht so schnell verderben und wir zudem auch keinen Kühlschrank hatten, gab es häufig Muscheln und Fisch, aber auch einfach nur Gemüsepfanne oder Couscous mit Thunfisch. Man passt sich eben an und da man durch die Wärme viel trinkt, reichen auch zwei Malzeiten völlig aus.

DSC_0487-kWir fuhren eine Nacht später dann gemütlich weiter über Porquerolles am Festland entlang Richtung Marseille. Es war erstaunlich wie anders doch alles aus dieser Richtung aussah, selbst die Ankerplätze die wir auf dem Hinweg sahen und nutzten, erkannten wir kaum wieder. Es war also gar nicht schlimm die selbe Strecke noch einmal zu fahren. Nur die Sonnenuntergänge waren gleich und der Geruch Frankreichs, den ich mir in einem Glas in Form von Zedernholz mitgenommen habe. In der Bucht von Sanary-Sur-Mer machten wir dann noch tolle Erinnerungsfotos und ein Feuerwerk wurde noch ein krönender Abschluß dieser Reise. DSC_0501-kDenn nun waren wir nur noch zwei Tagesreisen von Marseille entfernt und ich war unendlich traurig bald wieder von Schiff gehen zu müssen. Aber ich hatte mir ja ein Versprechen gegeben wiederzukommen, immer und immer wieder, bis ich dann ganz dort bleiben konnte. Und genau dieser Gedanke machte dann auch in Marseille den Abschied leichter und ich fuhr entschlossen und beinahe vorfreudig mit dem Bus zurück nach Nizza, um von dort wieder nach Hause zu fliegen.

DSC_0554-kMein Sohn der mich vom Flughafen abholte, war dann auch nicht sonderlich überrascht von dieser Entwicklung, denn wir hatten zwischendurch vom Boot aus geskypet, so das er meine Begeisterung live mitbekommen hatte. Und er kannte mich eben zu gut und war sehr angetan von dieser Entwicklung, denn auch er würde über kurz oder lang ins Ausland gehen. Er hatte in meinem Urlaub die Zusage für ein Auslandspraktikum für 3 Monate im Herbst 2014 bekommen.

Die Mary Fisher liegt derzeit in einem Hafen in der Rhone und soll nächstes Jahr über die Flüsse nach Berlin geschippert um dort verkauft zu werden. Natürlich wird die Saling bis dahin repariert. Und mein Skipper wird sich vielleicht, mit dem Erfolg seines entwickelten Spieles, ein neues Boot kaufen, wann das allerdings sein wird, steht in den Sternen!
Meine Quallenverletzung, heilte nach einer Woche ab, um sich dann wieder zu entzünden, die Nesseln, die die Qualle in die Haut schießt sind durch darüber reiben aufgeplatzt und ich hatte tatsächlich Brandblasen. Mein Knie verheilte erst nach der Reise, durch das Salzwasser konnte sich kein Schorf bilden, ich hätte konsequenter mit dem Nichtbaden sein sollen, aber wozu. Mein rechter Fuß machte mir gegen Ende noch etwas Ärger, da es mein Standbein war, wurde der Knöchel im laufe des Tages immermal dick, so das ich mit einem Verband in einem Eimer kühlen musste, ein Stützstrumpf würde dass das nächste mal verhindern. Und mein Herz ist dort geblieben, auf dem Meer…

Es war also ein unvergesslicher Urlaub und trotz aller Schwierigkeiten und Blessuren, habe ich alles mit jeder Faser meines Körpers genossen!

http://youtu.be/vV5G-2MPF-I

http://www.youtube.com/watch?v=ilBegVi_rts

Korsika

Am nächsten Morgen tuckerten wir also nach Calvi herein um unseren gebrochenen Flügel reparieren zu lassen. Es war eine wirklich kleine idyllische Stadt in einer ruhigen Bucht gelegen. Da der Hafen belegt war, bekamen wir eine Boje zugewiesen, allerdings war die Versorgung echt gut- kleine Dinghys holten den Müll ab oder brachten Frischwasser, ein super Service. Leider war die Suche nach einer Reparaturwerkstatt nicht so erfolgreich, in der Marina war die Werkstatt nicht besetzt und die Kapitänerie konnte nur mit einer Visitenkarte weiterhelfen. Es entwickelte sich zu einer Art Rollenspiel- wenn Du den anrufst, bekommst Du die Nummer von wieder einem Anderen usw. Am Ende des Tages waren wir kein Stück weiter, aber unendlich genervt. Zum Glück passte sich der Himmel unserer Laune an und wir hätten eh im Hafen bleiben müssen.

DSC_0286-kAuch am nächsten Tag waren unsere Nachforschungen nach einem Monteur ohne Erfolg, erst gegen Nachmittag fand sich endlich jemand der sich den Schaden ansehen wollte. Stunden später kam er dann auch auf seiner kleinen Vesper angerauscht, aber stellte fest das er ohne Akkuschrauber und Schweißgerät auch nicht weiterhelfen könne und beides besäße er nicht. Wir waren also wieder da wo wir angefangen hatten und mussten eine Entscheidung treffen- noch länger dort vor Ort nach, inzwischen immer unwahrscheinlicherer, Hilfe suchen oder weitertuckern und es im nächsten Hafen probieren. Wir entschieden uns für zweiteres und fuhren am nächsten Morgen los. Einmal entschieden gings uns gleich viel besser, denn diese untätige Warterei deprimierte uns zusehens.

DSC_0290-kÜber Nacht musste draußen ein irrer Sturm getobt haben, denn die Wellen waren Meterhoch. Aber nicht diese kurzen harten, sondern die langen Berge und Täler. Es war wie Achterbahn fahren und ich hätte jedesmal aufjauchzen können, wenn wir aus einem Tal auftauchten und den Horizont wiedersahen, Adrinalin pur. Nachdem uns aber ein völlig zerfleddertes Boot entgegenkam, dessen Fock total zerrissen war und das Dinghy nur als schlappe Hülle hinterherschliff, bekam es mein Skipper wohl doch mit der Angst zu tun und wir fuhren in unsere erste Ankerbucht zurück um dort noch eine Nacht zu bleiben bis sich die Wellen gelegt hatten. Wir nutzten die Gelegenheit gleich aus und versteckten unsere erste Schatztruhe. Das war gar nicht so einfach, denn sie sollte ja nicht von Unwissenden gefunden werden, aber von Wissenden um so besser. Wir hatten jedenfalls unseren Spaß dabei und fanden ein wirklich schönes Fleckchen mit toller Aussicht über die Bucht bis hin nach Calvi.

DSC_0291-1Zurück auf dem Boot sprangen wir erst einmal ins Wasser, die Hitze an Land waren wir so gar nicht mehr gewohnt. Durch den Sturm hatte es so einige Quallen in die Bucht getrieben, aber da mich an der Cote de`Azur schon eine am Fuß erwischt hatte, wußte ich ja, das sie nur ein kurzes kribbeln wie Brennesseln auf der Haut verursachten und damit konnte ich leben. Also hinein ins kalte Nass! Aber PUSTEKUCHEN!!! Die die mich da umarmte brannte wie Feuer, so schnell wie ich im Wasser war, war ich auch wieder draußen. Ich bin kein Jammerlappen, aber mir schoßen sofort die Tränen in die Augen und ich hätte schreien können. Wir versuchten die Stelle an der sie mich erwischt hatte zu kühlen, sprühten Pantenolspray darauf, aber nichts half, es brannte als wenn ich meinen Arm auf eine Herdplatte hielt. Erst Google zeigt uns was half- Essig! Zum Glück hatten wir welchen vorrätig und nach einer halben Stunde lies der Schmerz langsam nach, so verbrachte ich den Abend mit Essigumschlägen.

DSC_0350-kAm nächsten Morgen sah die Welt schon wieder anders aus, das Brennen hatte sich verflüchtigt und auch wenn ich mir beim letzten Landgang das Knie aufschürfte und nun den Rest des Urlaubs nicht mehr knien konnte, stachen wir ungeachtet dessen in See. Es folgten Tage voller strahlendem Sonnenschein, ausgiebigen Badeexzessen, traumhaft schönen Sonnenuntergängen und sternenklaren Nächten. Wir genossen die wundervolle Landschaft, die einsamen Buchten, versteckten Schatztruhen in Höhlen und hinter Steinhaufen die aussahen wie Trolle und schipperten begleitet vom tuckern unseres Motors an Korstikas Küste immer südlicher.

An einem Abend, als mein Skipper schon früher im Bett war, saß ich noch mit meinem Becher Rotwein auf dem Deck des Bootes und lauschte der Musik der etwas weiter neben uns aneinandergebundenen Charteryachten. Und ich dachte nach, über mich, mein Leben und meine Zukunft. DSC_0372-kZu Beginn meiner Reise wurde ich von meinem Skipper gefragt, wo ich mich in 5 Jahren sehe und ich konnte nur mit den Schultern zucken, weil ich nicht daran glaubte das mein Wunsch noch viel von der Welt zu sehen Wirklichkeit werden könnte. Mit meinen 44 Jahren hatte ich noch nicht wirklich viel von der Welt gesehen, denn als als alleinerziehende und verdienende Frau konnte man keine großen Sprünge machen. Mein 21 jähriger Sohn würde höchstwahrscheinlich nächstes Jahr, nach abgeschlossener Ausbildung, zu seiner Freundin nach Hamburg ziehen und ich würde aus meiner viel zu großen Wohnung ausziehen. Mit dem was ich nach über 25 Berufserfahrung verdiente, kann man in Deutschland alleine gerade so überleben, aber nix ERleben! Ich würde also über kurz oder lang eh einen Entschluss fassen müssen, wie mein Leben weitergeht. Die bisherige Reise hatten ganz verschiedene Eindrücke hinterlassen… mein sonst eher sehr rastloses Wesen, fand das erste mal seit ich denken kann Ruhe. Vielleicht lag es daran, das sich die Welt um mich bewegte, so konnte ich zur Ruhe kommen. Befürchtete Mängel, wie fehlende Intimsphäre oder Dusche, hatten mich so gar nicht mehr gestört, im Gegenteil ich genoß diese Zugehörigkeit und Zweisamkeit, die ich seit Jahren nicht mehr hatte. Fasziniert von der Gelassenheit und Freundlichkeit der Franzosen und die Andersartigkeit der Landschaften, der Unterschied vom Festland zu Korsika, diese Fremdartigkeit versus meinem gewohnten Leben. Ich habe mich wohler in Ankerbuchten, als in Häfen gefühlt, die Ruhe nach dem Trubel umso mehr genossen. Zum Glück auch schien ich Seefest zu sein. Wellenhöhe und Wind empfand ich als gegeben und hab es als unveränderlich angenommen, hingegen vorbeirasende Motorboote mich aufgeregt haben, obwohl ich die auch nicht ändern konnte. Mich hatte die unendliche Weite, dieses irrsinnige Gefühl von Freiheit und Unabhängigkeit nachhaltig angezeckt. Wie klein und beschränkt und eingeengt wir an Land doch lebten….

Alles erschien plötzlich so klar, so durchsichtig- man konnte mit einem Boot überallhin, wohin man auch wollte. Es gab niemanden der einem sagte wie schnell man zu fahren hatte und das man zu dicht an der Kreuzung parkte, niemand wollte Geld fürs ankern und in Marinas musste man nur zur Not um die Vorräte aufzutanken. Also, warum nicht mit dem Boot die Welt bereisen, mich von meinem angesammelten Ballast befreien, den Rest im Keller einlagern und die Wohnung vermieten. In 20 Jahren würde mich keiner mehr freiwillig auf seinem Boot wollen, noch ist alles da wo es hingehört und ich bin fit genug um mich auch körperlich auf einem Boot einzubringen. Ich lebe nur einmal und das Leben endet in jedem Fall tödlich! Ich hatte etwas entdeckt wonach ich seit Jahren gesucht habe, es war als wenn eine Tür vor mir geöffnet wurde und plötzlich Frischluft in mein Leben kam und endlich die große weite Welt zum greifen nahe ist.

Warum also nicht die Welt umsegeln! Und ich wußte plötzlich dass das gehen kann!!!

Ich würde einen Segelbootführerschein machen, so oft wie möglich aufs Wasser gehen, Erfahrungen sammeln, um dann in 1-2 Jahren für eine Zeit auszusteigen und nur noch zu LEBEN, denn nach mehr als 25 Jahren Tag ein Tag aus arbeiten zu gehen, hatte ich mir DAS verdient. Nicht wie meine Kollegen mit 46 einen Herzinfarkt oder mit 51 einen Schlaganfall bekommen und wenn dann bitte nicht auf Arbeit, sondern auf einem Boot. Was war schon eine abgebrochene Saling, eine Kollision mit einer Feuerqualle oder ein aufgeschürftes Knie dagegen. Es wäre so einfach glücklich und frei zu sein und dieses Gefühl der Ausgeglichenheit und inneren Ruhe dauerhaft zu haben.

Ich teilte meinen Entschluss meinem Skipper mit und schob ihm die Schuld in die Schuhe, weil er mir schließlich diesen tollen Urlaub und die darausfolgende Erkenntnis ermöglicht hatte. Seine Antwort darauf war nur- „sehr gern geschehen“

Die folgenden Tage genoss ich umso mehr, in denen wir von Calvi aus ins Naturschutzgebiet La Scandola über Galeria, bis hin zum Golfe de Porto unsere Schätze versteckten, doch unsere Zeit war begrenzt und wir mussten bald unseren Rückweg antreten…

Die Überfahrt

DSC_0230-kleinWir fuhren bei herrlichstem Sonnenschein und halbem Wind mit 6 Knoten Richtung Korsika. Wir waren gespannt ob uns andere Boote begleiten würden oder ob wir allein auf große Fahrt gehen würden. Ein bißchen so musste es sich anfühlen, wenn man über den großen Teich fährt, jaja ich weiß das ist kein Vergleich, aber für mich als Ersttäterin war es eine wahnsinns Herausforderung! Die Spannung war quasi zu fühlen, was würde alles passieren? Wie lang würde es uns vorkommen? Würde man nicht müde werden von der Gleichmäßigkeit und Ruhe die uns umgab? Wir hatten eine sehr arge Krängung so bei halbem Wind, aber ich wollte mir trotz allem die Zeit mit kochen vertreiben, wir brauchten ja auch die Stärkung zur Nacht. Es sollte also Champignonsahnepfanne mit Reis geben und ich gab mir erdenklichste Mühe bei dieser Schräglage und ohne schwenkbaren Herd. Es gelang mir auch mit einigen Tricks und ich war gerade fertig und wollte den Herd ausdrehen, als sich der Knopf des Propankochers nicht mehr bewegte. Ich rief voller Panik nach meinem Skipper, was gar nicht so einfach war, denn er konnte in dieser Schräglage die Pinne nicht loslassen. Also ich nach oben, in der Hoffnung dass das Boot derweil nicht abbrannte, denn die Flamme lies sich auch nicht kleiner drehen. Es half dann auch kein darübergeworfenes nasses Handtuch, erst eine Zange gab dem Querulanten den Rest. Das war ein echter Schreck in der Abendstunde, aber dafür schmeckte das Essen um so besser!

Wir entfernten uns immermehr vom Festland, jedenfalls sagte uns das unser IPad, unsere Wahrnehmung sagte uns das nicht. Es ist unglaublich wie wenig man Entfernungen einschätzen kann, wenn man auf dem Wasser ist und das sollte uns noch so manches mal so gehen. Wir ließen uns also treiben und phylosophierten darüber.

DSC_0292-kPlötzlich gab es einen Knall und noch einen, als wenn jemand auf uns schoß. Wir schracken auf und sahen um uns, nichts zu sehen, woher kam das??? Als nächstes hörten wir ein Schleifen, irgendwas war mit dem Genua. Wir sprangen fast gleichzeitig nach vorne und sahen dann das Unheil- uns war die Saling auf Backbordseite vom Mast abgebrochen und schlenkerte jetzt freudig nur noch von den Wanten gehalten hin und her. Wir gingen in Hab-acht-stellung und warteten das sich jeden Moment auch die andere Seite oder schlimmer noch der ganze Mast verabschiedete. Was also tun? Es war echt gruselig!
Wir taten erst einmal nichts, erst als der Wind nachlies, holten wir die Segel ein und starteten unseren 6 (in Worten- SECHS!) PS Außenborder und tuckerten weiter. Es war ein ungutes Gefühl so mit gebrochenem Flügel, aber was sollten wir tun so auf halber Strecke? Es war egal ob wir umkehrten oder weiterfuhren, wir mussten uns mit der Geräuschbelästigung abfinden. Viel schlimmer war aber, dass wir nun nach unserer Ankunft wieder in einen Hafen mussten, um den Schaden beheben zu lassen. Also vorerst keine Ankerbuchten, wo doch das eigentliche Ziel unserer Reise ein ganz anderes war.

Mein Skipper war nämlich Indie-Game-Developer und er hatte die Idee ein Comuterspiel zu entwickeln, in dem man erst weiter kommt, wenn man reale Piratenschätze findet. In diesen Schatztruhen, stehen dann Nummern, mit denen man dann wiederum im Spiel ins nächste Level kommt. So sollte dann den Vätern ein Alibi geschaffen werden, damit sie mit den Kids mal wieder segeln gehen. *fg* Wir hatten also 5 Truhen an Bord, die wir an der Küste Korsikas verstecken wollten und dazu brauchten wir Ankerbuchten und keine Marinas! Aber wir hatten nun keine Wahl.

Mit diesen und anderen Gedanken überkam uns die Nacht, die Sonne versank glutrot hinter uns über dem Festland und wir zogen das erste mal seit über einer Woche warme Sachen für die Nacht an. Zum Glück hatten wir einen Pinnenpilot, so das wir ab jetzt einer geruhsamen Nacht entgegensahen. Und wir wurden mehr als belohnt- ein Mondloser pechschwarzer Himmel mit einer Pracht voller Sterne und unzähligen Sternschnuppen erwartete uns. Wir waren überwältigt und versuchten die Sternzeichen zu erraten die fast zum greifen nahe schienen. Ein wunderbares Gefühl so dahin zu gleiten, in schwarzer Nacht, bewacht von der Natur. Was für ein Glück das wir es beide so empfanden und uns auch nie der Gesprächsstoff ausging. Ab und an tauchte ein Licht am Horizont auf, nur kam es selten näher, so das wir ganz allein mit uns waren.

So ging diese wundervolle Nacht beinahe viel zu schnell vorbei, aber das was uns dann erwartete war einfach Atemberaubend!

DSC_0272-kEin glutroter Himmel, der vom orange ins goldgelb wechselte. Das Wasser Spiegelblank und glatt wie Eis. Und dann begrüßte sie uns, die Kraft allen Lebens, die Wärme war sofort spürbar und ich habe sie noch nie so kraftvoll und nah gespürt wie an diesem Morgen. Und dann sah ich sie- Delphine! Kleine schwarze springende Lebewesen erst in der Ferne und dann etwas näher. Sie jagden sich unter und über Wasser, mir wollte das Herz platzen, so glücklich war ich! Genau in diesem Moment wollte mein Skipper schlafen gehen, es war das erste mal das ich etwas ohne ihn erlebte, aber ich genoß es und saugte diesen wundervollen Morgen mit einer Tasse heißen Kaffee in mich auf. Nach einer halben Stunde ließ es ihm dann wohl doch keine Ruhe und er kam wieder ins Cockpit, gerade rechtzeitig um dem nächsten Naturschauspiel beizuwohnen. Von weitem sah es aus, als ob eine Nebelbank auf uns zukam, weiße Wattewolken quollen wie ein Wasserfall ins Meer. Leider konnten wir nicht einordnen was das war, aber wir hatten auch nicht lange Zeit darüber nachzuforschen, denn Korsika tauchte als türkise Bergformation vor uns auf. Wie eine Märcheninsel bei Käptn Hook kam sie auf uns zu, wir fühlten uns wie angezogen von einem Magneten. Es war einfach unwirklich schön!

DSC_0274-kDie Sonne stieg immer höher und es wurde merklich wärmer, so das wir bald das Sonnendach aufbauten und je näher wir kamen desto gigantischer erschien sie uns, diese Insel aus blauem Fels. Erst als wir nach 26 Stunden Fahrt Calvi sahen glaubten wir wirklich richtig zu sein, aber wir ankerten erst einmal in einer Ankerbucht davor. Wir waren viel zu aufgedreht um gleich schlafen zu können, so badeten wir erst einmal und verarbeiteten unsere Erlebnisse und gingen erst spät Abends schlafen.

Was für eine Nacht!

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