Cote d`Azur

Nachdem wir also unser kleines Boot so gut wie möglich klar Schiff gemacht hatten und uns auch die Umgebung zur Genüge angesehen hatten, ging es endlich los. Erst bei der Hafenausfahrt sah ich wie riesig dieser Hafen doch war, dort lagen unzählige Boote, eins größer als das andere, so das wir uns noch kleiner vorkamen. Auch die Festungen, die früher sicher zum Schutz der Stadt gebaut wurden, und nicht zu vergessen diese irrsinnig großen Fährschiffe ließen uns nicht vergessen wie verwundbar wir doch mit unserer Nussschale waren.

DSC_0222-kAber wir hatten guten Wind, der noch die nachwehen des Sturms war, der in der Nacht meiner Ankunft tobte, von dem ich zwar gar nichts, mein Skipper aber um so mehr mitbekommen hatte. Wir schipperten also aus dem Hafen, die Küste entlang. Für mich war es ein tolles Gefühl, so ganz anders als erwartet, ich genoß die Bewegung des Bootes und die Sonne auf der Haut. Wir steuerten dann die nächst gelegene Bucht nach Marseille an und ankerten dort, ich war gespannt wie mir die erste Nacht ohne sicheren Hafen bekam. Aber erst einmal genoß ich es im Meer zu schwimmen und versuchte das erste mal ein Abendessen in der Miniküche zu zaubern. Eigentlich war es aber nichts anderes als beim Campen, man hatte Plastikgeschirr und einen kleinen Herd und wenig Platz. Da ich das ja schon gewohnt war, klappte das also schon ganz gut und wir ließen den Tag mit einem Becher Rotwein ausklingen. Wir konnten wunderbare Gespräche führen, so dass wir uns zwingen mussten schlafen zu gehen und nicht die Nacht durchzumachen.

DSC_0228-kAm Morgen begrüßte uns schon die Sonne, ich hatte wunderbar in meiner kleinen Lotsenkoje geschlafen und genoss mein Frühstück. Nach einem morgendlichen Bad, holten wir den Anker ein und schipperten gemütlich weiter. Die Tage folgten den Nächten und umgekehrt, die Landschaft veränderte sich und ich konnte mich nicht sattsehen. Ich hatte mir unmengen Lesestoff auf mein Kindle geladen, aber ich hatte keine Minute das Bedürfnis zu lesen, viel zu spannend waren die Eindrücke und viel zu sehr genoss ich diese Art zu reisen! Es war beinahe wie fernsehen nur das sich nicht die Bilder bewegten, sondern wir uns. In mir machte sich eine unheimliche innere Ruhe breit, sonst hatte ich immer das Gefühl etwas zu verpassen, aber nun fand ich das die Anderen etwas verpassten. Ich lernte die ersten Handgriffe die man zum segeln benötigte und nach ein paar Tagen waren wir schon ein gut eingespieltes Team. Mittlerweile merkte ich auch die Größe des Bootes kaum noch, ich fühlte mich viel mehr geborgen, wie in einem kleinen Nest.

DSC_0234-kDie Tage flossen also so dahin, ich genoß die Wärme, das himmelblaue Meer und die Ruhe. Wie anders war doch mein Alltag, voller Streß und Planungen und Organisation und nun genau das Gegenteil. Ich musste mich fügen, waren wir doch ganz vom Wind und Wetter abhängig. Zum Glück lies uns Beides nicht im Stich. Am 6. Tag wollten wir dann in den Hafen von Saint Tropez, die Vorräte für unsere Überfahrt nach Korsika auffüllen und ein wenig wieder unter Leute gehen. Nicht das ich das Bedürfnis gehabt hätte, denn ich fand wir waren uns Beide genug.

DSC_0255-kÜberall schwirrten Hubschauber mit Paparazzis in der Luft, die vor den Booten herflogen um vielleicht auch nur ein Skandalbild zu schießen. Viele der Yachten konnten gar nicht in den Hafen fahren, da sie viel zu groß waren und zu viel Tiefgang hatten, so das die Bucht voller Riesenschiffe war, die von kleinen bis großen Dinghys umschwärmt wurden, um Menschen von und zu den Schiffen zu bringen. Keiner dieser Leute deren Dinghy beinahe die Größe unseres Bootes hatten, hatten auch nur die geringste Ahnung davon, wie sehr sie unser Boot zum schwanken brachten, sie jagden um uns herum und ließen uns rollen wie bei einem Sturm. Und genau zu diesem Zeitpunkt wurde mir bewußt, warum ich die Ruhe und Abgeschiedenheit auf dem Meer so sehr genoß. Ich konnte mich sehr wohl den Unregelmäßigkeiten des Wetters fügen, aber diese Rücksichtlosigkeit der Menschen war mir absolut zu wider! Und genau das war auch das was mich persönlich dann im Hafen angekommen störte. Irgendwie empfand ich die vielen Menschen als Eindringlinge in unsere kleine Welt.

DSC_0256-kAuch dieser Überschwang an Reichtum, der Megayachten war mir im Vergleich zu unserem doch recht spartanischen Leben auf dem Meer zu viel. Es fühlte sich beinahe obszön an, diese Menschen in ihren High Society Klamotten, viel zu stark geschminkt und viel zu viel parfumiert. Was hatten sie aus diesem doch einst beschaulichen und wirklich hübschen kleinen Ort gemacht, ein Treffpunkt der Reichen und Silikongepolsterten und deren Anhänger. Wenn die Gewußt hätten das ich vor einer Woche das letzte mal geduscht hatte, hätten sie wohl einen großen Bogen um mich gemacht ;o) Es machte mir im übrigen so gar nichts aus, wir schwammen ja jeden Tag im Meer und wuschen uns dann Abends mit einem Lappen und Seife mit Süßwasser ab. Trotzdessen tat die Dusche dann sehr gut, denn meine langen Haare über dem Eimer waschen war schon recht mühsam. Wir sahen dann aber auch zu, schnell alle Dinge die wir brauchten zu besorgen und fuhren ausgeschlafen am nächsten Morgen ab. Schließlich hatten wir eine lange Strecke von ca. 150sm vor uns und wollten beide wach bleiben um auch ja nichts zu verpassen.

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Erstens kommt es anders…

Vorwort:

Nun bin ich also doch auf den Blog gekommen. Jahrelang hab ich mich drumherum gedrückt, aber anscheinend ist meine Geschichte so spannend, dass immer mehr Freunde aber auch Fremde daran teilhaben möchten. Nun denn…

Erstens kommt es anders und zweitens… na ihr wisst schon.

Vor fast genau 10 Jahren begann schon einmal etwas in meinem Leben mit diesen Worten, aber das ist wieder eine andere Geschichte. Diese hier begann im Juni diesen Jahres, als der TÜV mir offenbarte, dass er mich von meinem heißgeliebten Opel Tigra nach nur 5 gemeinsamen Jahren trennen würde. Damit aber nicht genug, denn durch dieses Urteil wurde auch mein langersehnter Jahresurlaub vereitelt. Seit über 8 Jahren fuhr ich Jahr ein Jahr aus an die Ostsee, genauer nach Usedom campen. Ein paar Jahre diente dazu ein geliehener Wohnwagen und in den letzten Jahren mein eigenes Zelt.

1927210_728533720501295_629894440_n Es war jedesmal wie nach Hause kommen, man fuhr dorthin baute sein Zelt auf, wurde mal von diesen mal von jenen Freunden begleitet, oder verbrachte auch ein paar Tage alleine dort. Am besten daran gefiel mir die Freiheit, man verbrachte 24/7 unter freiem Himmel und konnte herumlaufen wie man wollte. Kein aufgehübsche, keine Modenschauen, Jogginghose und ungeschminkt, eben so ganz anders als zu Hause. Und man konnte den lieben langen Tag aufs Meer starren, lesen, Musikhören, oder auch im Kletterwald die überschüssigen Energien abbauen. Kurzum- einfach die Seele baumeln lassen.

 

1922826_728534403834560_1021156956_nUnd das alles sollte mir nun verwehrt bleiben, so ganz ohne meine kleine Drecksau, sorry damit meine ich mein Auto, das jetzt wohl sein restliches Leben in Afrika ohne mich verbringen wird, würde ich meinen ganzen Kram niemals dort hoch bekommen.

Nun war guter Rat also teuer, oder auch nur ein Essen wert, denn just wußte eine Freundin Selbigen- www.urlaubspartner.net war des Rätsels Lösung. Einer ihrer Bekannten inserierte dort schon sehr erfolgreich seit Jahren, wieso also nicht auch ich?! Ich stellte flugs eine Anzeige ein und bekam natürlich auch unzählige Anschreiben. Aber irgendwie kam kein so wirkliches Miteinander zustande, sei es weil Mann nur das eine im Kopf hatte oder auch kein Auto oder aber Bayern nun nicht gerade auf dem Weg von Berlin zur Ostsee liegt. Also surfte ich selbst mal durch die Anzeigen und blieb geschlagene drei Tage an einer Anzeige hängen:

Segelabenteuer Mittelmeer

Mary Fisher Suche Mitseglerin auf meinem Mittelmeertörn (Segelerfahrung nicht notwendig)
Zeitraum: Im Juli, August oder September 2013 für ca. 1 Monat
Start: Marseille, dann die Küste entlang Richtung Italien, irgendwann dann mal nach Korsika, und dann weiter wohin der Wind uns weht und solange es Spaß macht… Die Mittelmeerhäfen sind teuer, und ich möchte so oft wie möglich ankern. Die Reise kostet dich außer der Verpflegung nichts, es sei denn du möchtest einen Hafen anlaufen und ich nicht. Die Yacht ist sehr klein und ich bin kein Millionär. Ich tausche auf meinen Reisen immer Bequemlichkeit gegen Freiheit, und wenn dir das nicht fremd ist, ist das das richtige Abenteuer für dich. Ich suche nach einer Freundschaft, die den Rahmen dessen, was üblicherweise als Intimität und Ehrlichkeit bezeichnet wird, sprengt. Ich bin kein „Seewolf“, sondern habe einen guten Zugang zu meinen Gedanken und Gefühlen und suche nach regem Austausch, Inspiration und tiefen Einblicken in deine Innenwelt. Getrennte Kojen gibt es selbstverständlich, eng ist aber trotzdem immer.
Ich stelle gerne Fotos und Videos von mir und meinem Boot zur Verfügung, und möchte unbedingt auch vor Beginn der Reise ausgiebig schreiben, chatten und skypen.
Wenn es dann doch nicht passen sollte, gibt es jeden Menge Hafenstädte mit guten Zugverbindungen, in denen du spontan wieder von Bord gehen kannst, z.b. Nizza oder Genua.

Nach dem mir dieses Anschreiben irgendwie nicht aus dem Kopf ging, antwortete ich einfach. Zwar kurz und knapp, aber siehe da, ich bekam postwendend Antwort, obwohl ich damit eigentlich so gar nicht gerechnet hatte. Es entwickelte sich ein sehr anregender Austausch, der sehr bald vom schriftlichen zum telefonischen und dann auch zum Videoskypen wechselte. Wir lagen auf einer Wellenlänge und konnten stundenlang plaudern, was für solch eine Reise natürlich super Voraussetzungen sind. Wir wurden uns bald über Treffpunkt und Reisezeit einig und nach eingehender Beratschlagung mit meinem Sohn und besten Freunden sagte ich zu, auch wenn es Freunde gab die strikt dagegen waren und mir sogar die Freundschaft kündigten. Aber was für Freunde waren das dann auch?!

Mein Gott was war ich aufgeregt- würde ich Seekrank werden? Was wenn es mir zu eng werden würde? Oder man sich schnell gegenseitig auf den Geist ging? Würde mir die tägliche Bewegung nicht fehlen? Hatte er genug Erfahrung um uns heil ans Ziel zu bringen? Und wie würde das mit der Hygiene sein? Fragen über Fragen, die mir mein Skipper zwar aus seiner Sicht beantworten, aber die ich letztendlich nur selbst erfahren konnte.

Der Tag der Abreise rückte immer näher und ich war gespannt wie ein Flitzbogen, wie würde alles werden und wie war ER?

DSC_0212-kIch flog also am 28.7. mit Easyjet nach Nizza und fuhr von dort mit dem Bus nach Marseille, wo er mich nach einer Nacht im Hotel in Empfang nehmen wollte. Der Flug war kurz und schmerzlos und Marsaille großartig, der Hafen bei Nacht ist eine wahre Festbeleuchtung, so das ich mich gar nicht satt sehen konnte. Mein Hotel war leider viel zu überteuert, und ganz schrecklich klein und laut, aber es war ja nur diese eine Nacht. Am Morgen entschädigte mich die warme Mittelmeersonne und der Blick auf die zahllosen Schiffe im Hafen. Ich schlenderte ein wenig durch die Stadt und setzte mich zum warten in ein kleines Café. Gegen Mittag waren wir verabredet und sodann erschien er auch so ganz in Weiß, mein Skipper.

Das Boot war dann tatsächlich klein, nur ganze 8 Meter lang und ich bekam die ersten Zweifel ob ich das wohl ganze 3 Wochen ertragen würde. Ich bezog also meine Koje und stopfte meine viel zu große Reisetasche in eine Ecke. Wir wollten 1-2 Nächte noch im Hafen bleiben, erstens um zu sehen wie ich auf dem Boot zurecht kam und zweitens um Vorräte, Strom, Wasser und Benzin aufzutanken. Und wir wollten natürlich noch ein wenig Marseille erkunden, was wir dann auch fast in genau dieser Reihenfolge taten.

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