Sardinien

P_20170527_105903Anfang Mai bin ich losgezogen um meinen ersten Skipperauftrag auf der ITA einer Bavaria 50 Cruiser anzunehmen. Ich war aufgeregt und gespannt auf meine neue Aufgabe. Aus den ursprünglich nur 3 Wochen, sind dann doch 8 Wochen geworden, da mein Auftraggeber so zufrieden mit mir war und ich mich nach den ersten anfänglichen Unwegsamkeiten doch sehr wohl gefühlt habe. Vom Land habe ich zwar nicht viel gesehen, abgesehen von ein paar Landausflügen, dafür aber unendlich viel wunderschöne Buchten, mit türkisem Wasser, weißen Stränden und vielen verschiedenen Fischen. Ich habe sehr viel gelernt und tollen Menschen begegnen dürfen, so dass es mir nicht leicht fiel Abschied zu nehmen.

IMG-20170706-WA0009_1Segeln mit einer Crew ist schon etwas ganz besonderes. Es fing schon mit dem ersten Einkaufstag an. Ich kenne die Mengen, die man für 4-8 Personen pro Woche benötigt, inzwischen ja gut und so habe ich es mir natürlich nicht nehmen lassen selbst jedes mal mit dabei zu sein. Auch erleichterte es ungemein, das jeder der kochen konnte, sich ein Gericht aussuchte und auch dafür die Sachen im Supermarkt zusammentrug. Beim Alkohol waren alle natürlich sehr zurückhaltend, jedenfalls beim ersten Einkauf, niemand wollte sich schließlich outen. Es wurde sich oft vehement gegen die empfohlenen 8-12 Flaschen Wein gewehrt, so das nach 3 Tagen im nächsten Ort schon für Nachschub gesorgt werden musste. Ein großes Hallo gab es bei jedem Einkauf über die Endsumme von den 2-3 brechend vollen Einkaufswagen, die natürlich sehr selten richtig geschätzt wurde. So begannen also schon die ersten Tage recht ausgelassen und unbeschwert.

20170618_140711Die Firma für die ich dort die Gäste spazieren fuhr, vermittelt Singlereisen in vielen verschiedenen Bereichen. Die Bandbreite reicht von Ski-, über Wander-, Rad- und Kletterreisen bis hin zu eben auch Segeltörns. Allerdings sind auch genau aus diesem Grund, zu 90% Nichtsegler dabei. Die Intention dieser Urlauber liegt also im wesentlichen auf Erholung und Entspannung, anspruchsloses segeln also, so sollte man meinen. Aber schon in den ersten Wochen kristallisierte sich heraus, das auch genau darin die Schwierigkeit lag, denn man hat in den ersten drei Tagen quasi keinerlei Unterstützung beim segeln. Da sich auch kaum einer im Vorfeld auch nur annährend belesen hatte, was segeln überhaupt bedeutet, musste nun jeder Begriff und jeder Handgriff erst erklärt werden. Hinzu kam das fehlende Verständnis, das ganz plötzlich aus einer entspannten Situation spontan eine schnelle Reaktion erforderlich ist. Das führte sehr oft zu Verwirrung und auch zu manch einer Unzufriedenheit auf beiden Seiten. Alle waren im Urlaubsmodus und es fiel schwer, dass nicht nur aktives Mitsegeln, sondern auch aktives Mitdenken gewünscht und verlangt wurde. Dafür war am Ende jeder Woche das Erfolgserlebnis um so größer, wenn eine völlig unbeleckte Crew, das Schiff am letzten Tag alleine steuern konnte. Ein schönes Gefühl, wenn man Menschen für das begeistern kann, was einem selbst so sehr gefällt und wenn man dann noch Nachricht bekommt, das es Wiederholungstäter geben wird, was kann es schöneres geben.

IMG-20170630-WA0010Ein nächster Punkt der schon sehr außergewöhnlich war, war die Aufteilung der Crew. Denn meine Gäste waren zu 80% weiblich. Die ITA wurde wahlweise Womandampfer oder auch Bikinibomber genannt. Die Überraschung der Teilnehmer war bei Törnbeginn um so größer, da die Charterfirma damit wirbt- „auf ein ausgeglichenes Geschlechterverhältnis zu achten, aber nicht für eine exakte 50/50 Verteilung garantieren zu können“, das hatte niemand berücksichtigt, denn davon konnte nun so gar keine Rede sein. Aber die Mädels nahmen´s mit Humor und auch die vereinzelten Männer waren nicht ganz so erbost darüber, bekocht, umgarnt und gebauchpinselt zu werden. Allerdings stellte sich auch hier ein überraschender Effekt ein- die Mädels verließen sich in den meisten segeltechnischen Bereichen auf die Männer, hingegen bei reinen Frauencrews ganz selbstverständlich alle anfallenden Aufgaben schwesterlich geteilt wurden. Es funktionierte sogar viel besser und nicht nur beim segeln, sondern auch im zwischenmenschlichen Bereich. Da ich aber recht schnell Kontakt zu anderen Skippern mit zumeist männlichen Crews in der Marina Olbia fand, ergab sich schonmal der eine oder andere „zufällige“ Treff in Buchten oder Häfen, so dass sich fast in jeder Woche wenigstens ein Pärchen zusammenfand 😉

P_20170516_213325Und noch eine tolle Beobachtung konnte ich machen- aus meist eingefleischten Singles wurde ein Team. Natürlich gab es immermal Einzelfälle, die sich durch ihr gewohntes Singleverhalten dann letztendlich selbst ausschlossen. Aber im allgemeinen wurde der Zusammenhalt von Tag zu Tag größer, es wurde aufeinander geachtet und Rücksicht genommen und alle begannen besonders die gemeinsamen Malzeiten zu genießen. Selbst wenn es Gelegenheit gab allein durch die Städte zu streifen, wurde diese nicht genutzt, sondern gemeinsam erlebt. Ein toller Erfolg also.

2017-06-01_15-00-08_668Und es gab natürlich ganz besondere Highligts – bei einer Crew hatte ich tatsächlich Bauchschmerzen vor lachen, so viel Spaß hatten wir. Wir gerieten nicht selten in eine Regattafeld und wurden umringt von unglaublich schnellen und auch riesigen Rennyachten. Ein nächtliches Slippen des Ankers in einer Bucht, ließ uns nach mehrmaligen erneuten Ankerversuchen reißaus zu einer viel weniger schwelligen Bucht nehmen. Dort wurden wir am nächsten Tag von Kitsurfern umringt, die es doch tatsächlich schafften einer Mitseglerin, beim hinabsteigen der Badeleiter, aus voller Fahrt auf den Hintern zu klatschen. Wir grillten bei Sonnenuntergang am Strand und selbst die überraschende Flut, die beinahe unser Dingi davontrug, hielt uns nicht davon ab, den Abend am Lagerfeuer ausklingen zulassen. Und ich schaffte es erstmals rücklinks vom Dingi zu fallen, dieses mal überlebte aber mein Handy unbeschadet, ich muss heute noch lachen wenn ich daran denke.

P_20170531_101256Diese 8 Wochen werden mir in wunderbarer Erinnerung bleiben, nicht nur das ich Bonifacio, für mich die beeindruckendste Stadt im Mittelmeer, fast wöchentlich besuchen durfte, sondern auch die wunderschönen Buchten und eben die tollen Menschen die ich kennenlernen durfte. Natürlich gab es auch 1-2 mit denen man nicht auf einer Wellenlänge lag, aber das währe auch zu viel verlangt. Mit einigen werde ich noch lange Zeit Kontakt halten und sie in ihrem nächsten Urlaub vielleicht sogar wiedersehen. Einen ganz tollen Menschen durfte ich zu all dem auch noch kennenlernen, der mir ein ganz besonderer Kumpel geworden ist- einen Skipper der mich sowohl privat wie auch seglerisch unheimlich bereichert. Er ist Ausbilder für eine Segelschule und wird den restlichen Sommer auf Sardinien arbeiten, jedoch hoffen wir uns im Herbst wiederzusehen und dort weiter zu machen, wo wir begonnen haben :p

IMG_6755Wie geht es nun mit mir weiter?! Ich werde ein paar Tage meine Sachen in Palma zusammen suchen, das WG Zimmer hatte ich ja schon abgegeben. Dann werde ich für eine andere Firma erst auf Mallorca, dann in Süditalien, Kroatien und danach in Griechenland weiterskippern. Bei dieser Firma muss ich nach 4 Wochen 1 Woche Pause zwischen den Törns machen, was mir sehr entgegen kommt, denn Privatsphäre hat man bei wöchentlich wechselnden Crews so ganz und gar nicht. Danach ist geplant, dass ich die ITA von Sardinien auf die Kanaren überführe und dann dort auf Teneriffa den Winter verbringe und sie zeitweise skippere. Aber wie man ja weiß, schreiben Segler ihre Pläne bei Ebbe in den Sand, also warten wir mal ab, wann die Realität mal wieder vor lachen vom Hocker kippt.

Siri die Skipperin

FB_IMG_1495662678142„Denken sie an Kolumbus. Volles Risiko, totale Selbstüberschätzung. Wenn sie mit ihrem Leben unzufrieden sind, lassen sie es nicht an den anderen aus. Segeln sie einfach los.“
Harald Martenstein

Mit diesem Motto bin ich los – auf nach Sardinien und dieses mal nicht als Mitseglerin oder Coskipperin, sondern tatsächlich als eigenverantwortliche Skipperin. Ich wollte sehen wie es ist, mich ausprobieren und Grenzen austesten. Das Revier war mir nicht fremd, das Schiff auch nicht, denn 2015 bin ich ja schon einmal auf einer Bavaria 50 gesegelt.

FB_IMG_1495662586356Dieses mal hieß das Schiff ITA und gehört einem sehr netten, jung-gebliebenen Mitsiebziger, der ein unglaubliches Segel-Wissen hat, was auch nicht verwunderlich ist, da er früher Ausbilder war und schon viele Jahre seine Schiffe verchartert. Er weiß viel zu erzählen und gibt sein Wissen gerne weiter, ich habe in der ersten Woche, die er mich auf dem Probetörn begleitete unheimlich viel gelernt und auch einiges längst verschüttete wieder aufgefrischt. Auch weiß ich jetzt wie man ein Chartergeschäft richtig führt, wie man Gäste bewirtet hatte ich ja auf der VEGA schon gelernt, aber es gehört eben noch mehr dazu, wenn man möchte das sie auch wiederkommen.

Ein schönes Leben also, auf einem geräumigen Schiff, segelinteressierten Mitmenschen die Schönheit der Meere, Buchten und Städte Sardiniens ans Herz zu legen. Wohin die Segel einen tragen, ohne Hast und streßige Nachtfahrten. Eben Urlaubsfeeling, bezahlt, beneidenswert! So denken wohl viele…

Die ersten Tage stand ich dennoch ziemlich unter Strom und um ehrlich zu sein, hätte ich in der zweiten Woche am liebsten alles hingeschmissen. Ich war nicht darauf vorbereitet, das die Gäste tatsächlich NULL Ahnung vom segeln haben und sich eigentlich nur kutschieren lassen wollen ohne selbst etwas zu tun. Bei einem 50ft Schiff ist das aber mal so gar nicht möglich, da wird jede Hand benötigt und die Handgriffe müssen sitzen und schnell ausgeführt werden. Da aber am Anfang der Saison leider nicht so viele Menschen Urlaub machen, war das Schiff nur zu 20% belegt und wäre Chefe nicht anwesend gewesen, wäre ich jämmerlich gescheitert.

Screenshot_20170519-232918Die zweite Woche begann vielversprechender, ich hatte liebe Freunde, die zufällig Urlaub hatten, nicht lange überreden müssen, die Crew ein wenig aufzustocken. So waren wir wenigstens zu viert, davon ein SBF Binnen, ein SBF See Besitzer und einer war schon auf einem Törn im Kattegat unterwegs gewesen. Und dennoch war fast alles weg was sie mal gelernt hatten und ich musste jeden Handgriff neu erklären, zu lange her war alles schon. Nachdem mich nun der Chef alleine losgelassen hatte, kam es wie es kommen musste…

Wir hatten einen wirklich schönen Segeltag hinter uns und wollten gerade in eine Ankerbucht im Maddalena Archipel einbiegen, als plötzlich die Steuerung blockierte. Ich konnte das Steuerrad nicht mehr nach Steuerbord drehen, so das sich die ITA unkontrolliert nach Backbord im Kreis drehte, die Felsen kamen unaufhaltsam näher – Legerwall 😱 Mein erster Gedanke galt dem Autopilot, aber weder der, noch das manuell feststellbare Steuerrad waren dafür verantwortlich. Screenshot_20170516-090946_1Mir fiel eine ähnliche Situation ein, die ich erst vor kurzem auf der VEGA erlebt hatte – die Muring hatte sich, beim verlassen des Hafens, in der Schraube verfangen und der Skipper gab augenblicklich die Anweisung den Anker fallen zu lassen, um nicht andere Boote zu beschädigen. In sekundenbruchteilen lief dieser Film vor meinem inneren Auge ab, ein Crewmitglied erzählte mir später, dass ich am Steuer saß, den Kopf sinken ließ und sofort nach vorne rief- „Anker runter! Sofort! Alles raus!“ Zum Glück war alles schon vorbereitet, da wir ja ankern wollten. Das Crewmitglied das die Fernbedienung in der Hand hatte reagierte auch sofort, stoppte aber plötzlich und rief artig wie er es gelernt hatte- „10 Meter“. Ich wiederholte noch einmal nun etwas lauter- „Raus ALLES!!!“ Schließlich hatten wir nur 45m Kette und das bei 25m Tiefe. Es dauerte auch nicht lange und das Schiff hörte auf in Richtung Felsen zu treiben und stoppte auf ca. 40m Entfernung, drehte sich aber immer noch um die eigene Achse. Per Funk rief ich nun die Marina, die nicht weit entfernt war, um Hilfe an. 20170515_182811Währenddessen kam aber schon ein grosses Motorboot vorbei, reagierte auf unser wildes winken und nahm uns nach mehreren Anläufen in Schlepp. Schließlich wusste ich nicht wie lange der Anker bei dieser Tiefe halten würde und die Marina meldete sich nicht zurück. Dabei versuchten wir mit der Notpinne wenigstens etwas in der Spur zu bleiben, was aber nur bedingt gelang. Nachdem wir schon ein gutes Stück gekommen waren, schoss endlich das Dingi mit den Marineros auf uns zu. Welch fataler Fehler es war denen nun die Leine zu übergeben, erfuhr ich erst als sie uns längsseits in die Marina geschleppt hatten. Denn ich hatte in dem ganzen Chaos vergessen den Funkkanal auf 16 zu wechseln und so kam uns nicht unsere Stamm-Marina zu Hilfe, sondern die Konkurrenz von nebenan, die ausgerechnet Kanal 9 hatte. 20170515_181121Eigentlich nicht weiter schlimm, aber dadurch hatte uns die Guardia di Costiera zu spät gehört, die hätten uns gratis abgeschleppt, nun konnten die Marineros aber einen Preis aufrufen der Utopisch war- 8000,-€ in Worten ACHTTAUSEND EURO wollten diese Verbrecher doch tatsächlich als Gegenleistung für ihre Hilfe haben! Zum Glück war mein Chef inzwischen mit dem Auto eingetroffen und kannte die Bande schon, so konnte er mit einigem Verhandlungsgeschick die Summe auf 1500,-€ herunterdrücken. Am nächsten Morgen musste ich bei der Guardia di Costiera nur noch ein Protokoll schreiben und versichern dass der Fehler umgehend repariert werden würde.

P_20170519_131544_2Mein Chef machte sich auch sofort auf die Suche, zum Glück bestätigte sich seine Vermutung nicht, dass die Steuerkette gerissen sei. Doch war die komplette Steuereinheit lose, durch die Vibration des Motors hatten sich mit der Zeit alle Schrauben gelöst und so war die Kette Stück für Stück bis zum Spanner weitergesprungen und dann eben blockiert. Jetzt erklärte sich mir auch der Ruck der am Morgen beim losfahren durch das Schiff gegangen war, den ich mir aber nicht erklären konnte- die Backbordkette war komplett heruntergesprungen, das merkte ich aber während der Fahrt nicht, da ich auf Steuerbord steuerte.

Wir waren also mit dem blauen Auge davon gekommen, aber der Crew steckte noch immer der Schreck in den Knochen, ihr Vertrauen in die Technik war zerrüttet. Nun war es an Chefe und mir ihnen die Sicherheit wiederzugeben und letztendlich bewirkte Chefes Entgegenkommen, als Techniker mit nach Bonfacio zu fahren und mein Spruch- „wenn man mit dem Auto einen Unfall baut, sollte man auch so schnell wie möglich wieder ins Auto steigen“, dass sie einwilligten weiterzufahren. Es wurde auch noch ein sehr schöner Törn und ganz sicher werden die Jungs noch Jahre später davon erzählen.

Allerdings war ich nun nicht mehr sicher ob ich tatsächlich weiter machen sollte. Wollte ich tatsächlich weiterhin die Verantwortung für andere Menschen und dieses Schiff übernehmen? Und würde mir der Spass am segeln nicht vergehen, jede Woche bei Null anzufangen und wenn endlich alles lief, die Crew wieder gehen lassen zu müssen?

IMG-20170525-WA0001Nun war es wieder an Chefe, der mir noch einmal bestätigte alles richtig gemacht zu haben und sein Angebot tatsächlich bis September zu verlängern, wenn ich das möchte, bauchpinselte mich natürlich sehr. Aber erst mein eigener Spruch- „wenn man mit dem Auto einen Unfall baut, sollte man auch so schnell wie möglich wieder ins Auto steigen“, ließ mich die Zähne zusammenbeißen und weiter machen. Auch sehe ich es inzwischen als Herausforderung und auch als Bestätigung, wenn blutige Segelanfänger am Ende der Woche tatsächlich selbstständig das Schiff segeln können. Und natürlich ist es ein Traum hier in dieser wundervollen Umgebung aufs geradewohl herum zu segeln und andere Menschen für diese Schönheit und den Spaß am segeln zu begeistern. Allerdings werde ich nur bis Juli hier auf Sardinien bleiben und danach für eine Firma skippern, die Mittelmeerweit Törns anbietet, ich möchte doch noch ganz viel von der Welt sehen 😄 Dann geht es wieder nach Mallorca, danach Süditalien, Kroatien und zum Ende des Jahres endlich nach Griechenland.


Sardinien

JpegDie Insel hat mich freundlich aufgenommen und ich habe bisher nur gute Erfahrungen gemacht. In meinem Hotel in Olbia angekommen, habe ich mich erst einmal in der Stadt umgesehen. Nur schade dass die Altstadt nicht so schön wie die in Spanien war, ich glaub ich bin da inzwischen ein wenig verwöhnt. Viele Geschäfte und Restaurants standen leer, die Häuser wirkten von außen verwahrlost und in dem schönsten Restaurant, waren die Toiletten schmutzig und ohne Clodeckel. Eigenartig, geht es den Italiener so viel schlechter als den Spaniern? Mein Hotel war indessen sehr sauber, endlich mal wieder in einem großen Bett schlafen, in dem man sich nicht Nachts überall stieß, nur schaukelte nix, aber irgendetwas ist ja immer. Das eigene Bad, mit warmen Wasser aus der Wand und das ausgewogene Frühstücksbuffet entschädigte dafür.

IMG_44697566105180UND ich habe endlich meinen neuen Laptop! Ein sehr lieber Skipper brachte ihn mir von Mallorca mit, nachdem eine Anderer ihn für mich in Empfang genommen hatte und ich fuhr mit der Bahn von Olbia nach Cagliari und schaute mir auch diese Stadt gleich mit an. Aber auch hier das gleiche Bild, viele leere Geschäfte und Restaurants und leider recht phlegmatische bis unfreundliche Italiener. Und nein, es lag nicht an der Vorsaison! Dafür aber war alles ziemlich teuer, sowohl die Marinas als auch die Supermärkte und Restaurants. Ich genoss jedoch die 5 Tage und freundete mich mit meinem neuen Schätzchen an, wie schön das es so viele hilfsbereite Segler gibt!

IMG_44714846317568Ansonsten hat auch diese eine Woche im Hotel, trotz 36,-€ pro Nacht, kein allzu großes Loch in meine Kasse gerissen, denn ich habe ja am Essen gespart und hab mir im Supermarkt etwas gekauft. Im übrigen bin ich recht zufrieden mit meinen Ausgaben, denn im Gegensatz zu den teuren Wochen auf Gran Canaria, die mit 700,-€ für 4 Wochen zu buche schlugen, habe ich auf der “Sioned” nur 350,-€ für 4 Wochen ausgegeben, hingegen auf dem Charterboot die 350,-€ gerade mal 2 Wochen gereicht haben. Es macht auf jeden Fall etwas aus mit Jemandem zu reisen, der mit Geld umgehen kann und lieber kocht statt essen zu gehen. Auch spart man, wenn man mehr segelt, als motort und auch lieber in Buchten ankert als in teure Häfen zu gehen. Meine Idee im Schnitt mit 500,-€ einen ganzen Monat leben zu können, geht also auf und das im doch so viel beschrienen teuren Mittelmeer.

Am Donnerstag fuhr ich dann mit Sack und Pack mit dem Bus zum Porto San Paolo, dort warteten schon meine neuen “Gasteltern” auf mich, die doch tatsächlich all meinen Kram mit dem Dingi trocken aufs Boot brachten. Dort angekommen wurde ich sehr herzlich empfangen und richtete mich häuslich in der extra für mich hergerichteten Bugkabine ein. Wie schön war es doch wieder auf einem liebevoll eingerichteten Eignerschiff zu sein. Jetzt konnte das nächste Abenteuer beginnen!

Balearen – Sardinien

JpegIch sitze gerade in einem Hotel in Olbia mit Blick auf den Hafen. Nein keine Sorge es ist nichts passiert und ich werde dem segeln auch nicht abtrünnig! Ich muss nur ein paar Tage warten, bis meine nächste Mitsegelgelegenheit hier eintrifft und so nutze ich die Zeit und schau mir Sardinien mal über Land an. Auch werde ich hoffentlich endlich meinen neuen Laptop in Empfang nehmen können, der von einem lieben Skipper für mich ein paar Tage später in Palma in Empfang genommen wurde. Denn natürlich kam er genau einen Tag später, als ich schon längst auf Menorca war, dort an. Nunja, so ist er eben auf einem anderen Boot nach Sardinien eingeschifft worden, Langfahrer halten eben zusammen und lassen sich doch nicht von der Deutschen Post kleinkriegen!

IMG_37423848275354Die Überfahrt war im großen und ganzen sehr angenehm. Ich bin ja auf dem sonstigen Charterschiff „Istriana“ (einer Bavaria 47), das überführt werden sollte, mitgefahren. Ich hoffe es soll zum Refit hierher, denn es gab wenig das nicht, auf diesem ursprünglich tollen Schiff, defekt war und auch ein Boot von 2001 braucht ab und an Pflege. Die Crew war bunt gemischt, von einer Businessmieze, über einen Manager, bis hin zur Transatlantikseglerin, war auch ein rüstiger Rentner und natürlich der Skipper an Bord. Alle hatten weit mehr Erfahrung als ich und auch der Skipper war ein sehr besonnener und vorsichtiger Mann. Ich merkte hier den Unterschied von Langfahrern zu Urlaubsseglern ganz besonders, nicht nur weil das Boot spartanischer ausgerüstet war, die Crew war eben in Urlaubsstimmung, alle waren fremd auf dem Schiff und mussten sich selbst erst einmal zurechtfinden. Alles lief dennoch oder gerade deshalb recht harmonisch und unkompliziert ab und das obwohl uns das Wetter einen Strich durch die Rechnung machte, einen Mistral hatten wir nämlich alle nicht mitgebucht. So sind wir, nach 2 Tagen Buchtenbummeln, von Mallorca nach Menorca bei wirklich schönem achterlich bis halben Wind bei 5-6 Knoten nur mit der Genua durch die Nacht gerauscht. IMG_33991966093773Für mich war es ja die erste Nachtfahrt mit größerer Crew, ich hatte die 0:00 – 4:00 Uhr Wache, die ich mir selbst ausgesucht habe, da ich ja eh ein Nachtmensch bin. Nur hatte ich nicht damit gerechnet, dann nicht ausschlafen zu können, denn wir haben insgesamt nur 12 Stunden gebraucht. Aber es war für alle eine gute Probe für die große Überfahrt nach Sardinien, die wir mit Bravour bestanden haben. Der Mistral zwang uns dann aber 3 Tage zur Untätigkeit, so das wir die Stadt Mahon ausgiebig erkunden konnten. Nachdem der Sturm also endlich nachgelassen hatte, fuhren wir wieder in die Nacht, diesmal aber leider unter Motor, weil uns der Wind nun ganz verlassen hatte. Und wiederum merkte ich, das ich nicht vorschlafen kann, aber ich lag artig in meiner Koje und hörte Musik um die Anderen nicht zu stören. Allerdings erwies sich die von mir, wegen meines Gepäcks, erkämpfte Achterkajüte nicht als nachtfahrtauglich, denn sie war zwar groß, aber lag leider genau neben dem Motor und es war deshalb unglaublich laut und warm. IMG_33802799772965Auch hörte ich in den Morgenstunden dann noch zusätzlich das getrappel der Crew genau über mir, so dass an ein ausschlafen wieder nicht zu denken war. Aber so etwas macht man ja nicht so oft und so überstand ich auch tapfer die zweite Nacht. Die Erfahrung möchte ich aber nicht missen, denn nun weiß ich das ich im nächsten Boot das Überfahrten plant, freiwillig die kleinere Bugkabine nehmen werde 😛 Angekommen in Palau mussten wir dann wieder zwei Tage abwettern und haben uns die Insel La Maddalena auch gleich mit angesehen. Sie wird für mich als Blumeninsel in Erinnerung bleiben, weil dort alles wunderbar blühte und duftete. An weiteres buchtenbummeln war leider nicht mehr zu denken, denn Boot und Crew musste am Samstag in Olbia eintreffen. So hofften wir wenigstens auf einen letzten schönen Segeltag, nur ließ uns diesmal das Material im Stich, denn bei gutem Halbwind riss plötzlich das Fockfall und ließ die Genua in Zeitlupe ins Wasser gleiten. Wir alle machten 5 Kreuze, dass wir nicht nachts unterwegs waren und das der Motor die ganze Zeit durchgehalten hatte!

IMG_34037036589366In Olbia angekommen machte ich gleich wieder die tolle Erfahrung, wie super Langfahrer zusammenhalten. Kaum angelegt, erfuhr ich, das ein Mitglied des Mittelmeer-Skipper-Forums in der selben Marina liegt und morgens mit Kaffee auf mich wartete. Außerdem bot er mir an mir bei der Suche nach einer Unterkunft zu helfen, da er gerade einen Mietwagen hatte und die Marina doch recht weit von Olbia entfernt ist. Gesagt getan, fuhren wir erst ein paar Bed&Breakfast-Hostels ab, die aber alle, entgegen der Auskunft im Internet, angeblich keine freien Zimmer hatten, so das wir letztendlich in einem relativ preiswerten Hotel direkt am Stadthafen landeten. Mit wars auch ganz recht, so muss ich dann am nächsten WE nicht so weit mit meinem Gepäck.

Ich werde jetzt also in den nächsten Tagen den Luxus eines richtigen Bettes, eigenen Bades und Frühstücks in Buffetform genießen, bevor ich die nächsten Monate wieder an kalten Strandduschen meine Haare wasche und in den Schlaf geschaukelt werde.