Korsika

bonNun bin ich quasi wieder am Beginn meiner Reise, ich bin in Nizza! Nach zwei wirklich schönen Wochen von Porto Paolo/ Sardinien bin ich auf der “Seawitch” über die Straße von Bonifatius, an der Westseite Korsikas hinauf bis hinüber ans französische Festland. Korsika ist immer noch genauso ergreifend und faszinierend wie ich es in Erinnerung habe. Im Gegensatz zu Sardiniens sanften Buchten ist es eher spröde und schwellig. Dafür sind aber die Städte um so atemberaubender, Bonifatius hat sich auf meiner persönlichen Lieblingsstadtliste auf Platz 3 katapultiert und steht jetzt gleich hinter Barcelona und Palma, danach kommt dann nur noch Cartagena und Las Palmas. Auch Calvi hat einen ganz besonderen Charme, man merkt eben sofort das man nicht mehr in Italien ist. Diese auf einen Felsen gebaute Altstädte sind wahnsinnig faszinierend. Es gibt tolle Geschäfte, die Häuser sind gepflegt und die Restaurants heimelig. Die Küsten sind von felsig bis flach abfallend über kahl bis wild bewachsen. die Buchten rau und tief und man wird gehörig in den Schlaf geschaukelt. Aber es war eine schöne Strecke und wieder sah von Süden aus alles ganz anders aus, als ich es in Erinnerung hatte, nur die Überfahrt war ungewöhnlich. Ich hab sie quasi verschlafen, bin nämlich dieses mal mit der Fähre von Calvi nach Nizza gefahren, da auf Korsika die Zimmer erschreckend teuer sind und ich in Nizza eine relativ preiswerte Unterkunft gefunden habe. Ich bin nun gespannt auf Nizza, das ich ja damals nur vom Flugplatz aus der Ferne gesehen habe. Ich hab mir erst einmal ein Zimmer über Airbnb gebucht und hoffe dann bald weiter zu kommen.

nizzaNizza- hier begann ja im August 2013 meine allererste Fahrt mit einem Segelboot. Es ist einfach unglaublich wieviel seit dem passiert ist und wieviel ich schon erlebt und gelernt habe. Und dabei bin ich noch lange nicht am Ende meiner Lehrzeit. Allein die Vorfahrtsregeln, die ich vielleicht inzwischen kenne, aber andere Fahrer ev. nicht. Auf Urlaubssegler und Chartergäste ist dabei besonders zu achten, wobei man ihnen keinen Vorwurf machen kann, denn sie verbringen ja nur ihren Urlaub auf dem Boot und müssen sich jedes Jahr neu hineinfuchsen. Selbst die Regel Backbordbug vor Steuerbordbug muss man auch erst mal am eigenen Leib erfahren um sie sich zu merken und auch Lee vor Luv ist eine Regel, die man in der Praxis besser verinnerlicht als in der Theorie. Also rechne ich immer mit der Dummheit anderer, dann passiert es auch nicht mehr, dass ein (falsch) in Luv überholendes Boot, einem plötzlich den Wind klaut und man somit in den Wind schießt. Das nächste mal falle ich lieber gleich ab! Nur ärgerlich, wenn man dann einmal mehr kreuzen muss um ans Ziel zu kommen, aber dafür hat man ja als Langfahrer die Zeit und Urlaubssegler müssen zu einem bestimmten Zeitpunkt irgendwo ankommen. Auch habe ich gelernt wobei man wie und was sparen kann, denn genauso wie im richtigen Leben hat man ja nur eine begrenzte Summe zur Verfügung und muss zusehen wie man damit klar kommt, aber auch wie man Sparsamkeit übertreiben kann. Viele sehr herzliche und hilfsbereite Menschen habe ich kennengelernt, daraus sind sogar einige sehr intensive Kontakte geblieben. Ich kenne inzwischen diverse Apps für Wettervorhersagen, kann deuten wann man bei welchem Wetter losfährt oder lieber nicht. Auch weiß ich nun, das man mit ausgefahrener Angel lieber nicht zu dicht an einer Fischerboje vorbeifährt, weil man dann nämlich statt einem Fisch, die Boje einen selbst an der Angel hat. Und man sollte lieber nicht zu früh losfahren, weil Nachts auch der Wind einschläft und gegen 10:00/11.00Uhr erst wieder richtig aufwacht.

seawitch 2Und es ist unglaublich erstaunlich, wie viele Langfahrer zwar aus Deutschland weg sind, aber dafür ganz eigenen urdeutschen Regeln auf ihrem Schiff pflegen. Da klingelt um Punkt 7:00 Uhr der Wecker, um 7:30 wird gefrühstückt, um 8:00 Stuhlgang und um Punkt 8:30 wird Anker auf gegangen, egal ob schon Wind da ist oder nicht. Dann wird eben 1-2 Stunden gedümpelt und gehofft dass es gleich aufbriest und natürlich darüber geschimpft warum er noch nicht da ist. Besonders wenn sie schon lange unterwegs sind, sind sie ein eingespieltes Team und haben wenig Verständnis für eine Mitseglerin die gern wenigstens bis 9:00Uhr schläft und dafür des Nachts die Ruhe unter Sternenhimmel genießt, Kaffee gibt´s um 7:30Uhr!!! *schmunzel*. Ich weiß das ich mich dort hineinfügen muss und natürlich auch früh aufstehe, wenn es notwendig ist und ich frage viele Dinge schon im vorhinein, aber manches merkt man eben doch erst wenn man an Bord ist. Und genau deshalb sollte man auch einen Zeitrahmen festsetzen und schauen ob es passt und dann die Sachen packen wenn eben nicht. In meinem Fall waren die Beiden so fair und haben mir nach 3 Tagen schon bescheid gegeben, was ich sehr schade fand, aber so konnte ich in Ruhe nach einer neuen Mitsegelgelegenheit oder eben Unterkunft suchen. Allerdings ist das in der Hauptsaison noch viel schwerer als in der Nebensaison, weil eben alle Urlaub haben und segeln wollen. Man kann auch den derzeitigen Törn nicht vollständig genießen, weil man ja schon den nächsten organisieren muss. Aber so ist das halt als Bootshopperin.

owIch werde oft gefragt, ob ich nicht bescheid geben könnte welche Eigner oder Mitsegel- gelegenheiten empfehlenswert sind und auch wurde mir oft gesagt, dass es doch für mich als alleinreisendes Mädel sehr leicht sein muss unterzukommen. Aber so einfach ist das leider nicht Verwirrtes Smiley natürlich bekomme ich viele Angebote, aber wenn es dann konkret wird, machen viele einen Rückzieher oder sind zur gewünschten Zeit ausgebucht, oder aber wollen direkt in die Karibik. Natürlich lehne ich eindeutig zweideutige Angebote auch ab, denn ich würde mich zwar sehr freuen hierdurch einen Partner zu finden, aber ich bin nicht auf Sextourismus aus. Ich suche also wieder jeden Tag das Internet nach Inseraten ab, habe schon eine Exelliste und einen Ordner mit Bildern und Emails, damit ich nicht durcheinander komme und hoffe nun von Nizza aus in Richtung Osten zu kommen, Italien kenne ich schließlich noch gar nicht. Sollte sich aber eine andere Richtung ergeben, bin ich auch nicht abgeneigt, ergo– SUCHE BOOT EGAL WOHIN!



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