In La Palma mit der Fähre angekommen, sah ich die MARLIN schon von weitem leuchten, majestätisch lag sie da, die Lady in Red. Die Marina in Santa Cruz ist eine der schwelligsten Häfen, die ich je erlebt habe. Alle Boote tanzten, aber die 30 Tonnen schwere MARLIN wiegte sich nur behäbig hin und her. Ein schönes Schiff, sehr geräumig und heimelig eingerichtet, man fühlt sich sofort zu Hause. Und so richtete sich Crew 48 auch umgehend ein und brach auf um wieder einmal Bergeweise Lebensmittel einzukaufen. Denn wenn schon mal ein Auto gemietet ist und der Lidl direkt im Ort, kann man auch die eine oder andere Flasche Wein mehr ordern. Platz ist ja auf der MARLIN und auf den Kapverden eher weniger Möglichkeiten die Backskisten zu füllen.
Am Samstag den 3.11. ging es dann also auch schon los, auf zu den Kapverden. Um 17:00Uhr lösten wir die Leinen, tankten noch einmal voll und setzten noch im Hafenbereich die Segel. Und das war gut so, denn kaum herum ums Eck blies es uns schon mit 25 – 30Kt weg von der Insel, so dass der Autopilot in den Böen ausstieg. Leider hatten wir alle ja noch nicht die nötige Erfahrung mit diesem Schiff, so dass der Skipper beinahe 4 Stunden selbst in die Nacht hinein steuern musste, so ein Langkieler ist eben schon eine Hausnummer. Vielleicht wäre es doch besser gewesen, noch eine Nacht zu warten, aber zwei der Crewmitglieder waren schon eine Woche vorher angereist, obwohl klar war, das der neue Generator erst geliefert werden würde und wir mit einer Woche Verspätung loskommen. Entsprechend ungeduldig waren sie nun und scharrten mit den Hufen, so ganz begeistert war der Skipper nicht davon. Aber nun war es so, die Entscheidung war gefallen und wir hofften alle, bald aus der Düse der Inseln hinaus zu sein.
Die erste Nacht ist bekanntlich eh die schlimmste und so waren bald nicht mehr viele übrig, die sich auch unter Deck ohne Probleme aufhalten konnten. Ganz sicher wird es auch mal eine Welle geben, die mich erwischt, aber bisher kann ich behaupten über und unter Deck seefest zu sein. Ich kann kochen und somit die restliche Crew bei Laune halten, was leider dieses mal nicht ganz so glückte. Denn wie sich wieder einmal herausstellte, ist das Schwierigste bei einer solchen Überfahrt, die soziale und psychische Komponente, die den Meisten Probleme bereitet. Man darf es einfach nicht unterschätzen, dass man 24/7 mit meist fremden Menschen auf engstem Raum zusammen ist, unter extremem Schlafmangel leidet, im schlimmsten Fall Seekrank wird vom dauerhaften schaukeln und nicht vor all dem einfach so fliehen kann. Und so kam es wie es kommen musste, der Anker war gerade gefallen und noch beim einklarieren, erklärten zwei der Crewmitglieder sich sofort nach einem Hotel umzusehen und das Schiff zu verlassen. Da half auch kein gut zureden, die Beiden hatten einfach genug.
Für mich war es hingegen eine rauschende Überfahrt, ein wunderbares Erlebnis. Danke an die MARLIN und ihrem Skipper, der mich sogar auf seinem Blog bloggen ließ und ich nun auch dort eine Fußspur hinterlassen habe. Ich genoss das Rauschen des Meeres, bestaunte die phosphoreszierenden Schaumkronen in der Nacht und die langgezogenen Wellenberge des Atlantiks bei Tag. Die Wachschichten machten mir nur wenig aus, einzig der Moment des gewecktwerdens, ist eine Überwindung. Aber interessante Gespräche mit dem Wachpartner oder auch ein gutes Buch, lassen die Zeit schnell verfliegen, bis man wieder in seine warme Koje kriechen darf. Nach gerade mal 5,5 Tagen für diese 780sm trafen wir also auf der Insel Sal ein und ankern nun vor Palmeira und werden also zu zweit die nächste Woche ein wenig relaxen und über Santa Maria noch nach Boa Vista fahren.
Auf die Kapverden bin ich echt gespannt. Nun bin ich raus aus Europa, es fühlt sich fremd an und ich mich wie ein Eindringling in eine andere Welt. Afrika für Einsteiger nennt es mein Skipper. Flache bunte Häuschen, Frauen in Wickelröcken und Korb auf dem Kopf, kleine schwarze Kinder die noch auf der Straße Fußball spielen. Aber man muss sich auch aufraffen, denn eigentlich braucht man gar nicht vom Boot zu gehen, Denis der Ankerbuchtwart, der mit seinem kleinen Holzboot vor einem herfährt und den Platz zuweist, den Müll mitnimmt oder Wassertaxi spielt, besorgt auch Gas und begleitet einen zur Policia, für ein paar Euro. Entwicklungshilfe, nennt man das wohl, dafür passt er auf, das niemand fremdes aufs Boot kommt, oder das Schiff nicht abtreibt während man im Ort unterwegs ist. Mal schauen wie es auf den anderen Inseln ist, ich freu mich drauf!
Wie es danach weitergeht weiß ich wieder einmal nicht so genau. Ich werde wohl am Skippertraining auf der MARLIN teilnehmen und würde natürlich auch gern mit in die Karibik hinüber fahren. Aber die Teilnehmer stehen Schlange und so hoffe ich den letzten freien Platz zu ergattern. Als Alternative könnte ich mir vorstellen, zu den Kanaren zurück zu fliegen und dort HgK anzuheuern oder auch den Winter über zu Skippern. Aber man kommt hier auch leicht mit anderen Fahrtenseglern in Kontakt und es könnte sich ja ev. eine andere Mitsegelgelegenheit in die Karibik ergeben, wer weiß…


Fast 4 Jahre habe ich gebraucht um das Mittelmeer zu durchqueren und nicht einmal 4 Monate wieder retour. Eine wirklich schöne Zeit liegt hinter mir, ich habe mir fast alle Länder ansehen können und habe mich in dem einen oder Anderen sogar so wohl gefühlt, dass ich mir hätte vorstellen können dort zu leben. Ich habe wundervolle Menschen kennen gerlernt, hab mein Herzchen an den einen oder anderen verschenkt, bin auf den verschiedensten Booten mitgefahren und werde meine große Liebe die
Obwohl das auch nicht ganz stimmt, denn ich durfte ja in den letzten 6 Wochen bei
Ich fuhr also mit Bus und Bahn nach Cagliari hinunter und checkte keine Woche nach meiner Flucht auf der
Das ist leider nicht so oft möglich und auch nicht ganz so einfach, aber unser Skipper beherrschte es perfekt. Ich lernte wieder sehr viel, auch wie ruhig und besonnen ein Manöver vonstatten gehen kann und ich perfektionierte eine spezielle Wurftechnik der Leinen beim anlegen, so das ich nie wieder einen Marinero brauchen werde.
Auf Mallorca wechselte dann nicht nur die Crew, sondern auch der Skipper, der sich fortan “mein Lieblingsskipper” nennen darf. Ich habe ja nun in den letzten Jahren schon einige Skipper erlebt, aber jemanden mit solchem Erfahrungsschatz, einer Ruhe die wohltuend umsich greift und einer Sicherheit die, bei egal welchen Schwierigkeiten, ihresgleichen sucht, habe ich noch nicht erlebt. Ihr findet ihn unter
Wir segelten also hinüber zu Spaniens Festland und ich konnte mir noch einmal die wirklich schönen Städte Calpe und Cartagena anschauen, neue Eindrücke in Alicante und Benalmadena sammeln und mich von Freunden in Almerimar und Gibraltar verabschieden. Ein weiteres Highlight war natürlich, dass mich mein Sohn ab Benalmadena begleitete und mit mir und drei weiteren Crewmitgliedern, die Überfahrt auf die Kanaren antrat.
Auch wenn der
Und nachdem wir uns an all das gewöhnt hatten, schafften wir es sogar die eine oder andere Freiwache nicht schlafend zu verbringen. Ansonsten war es eine fast normale Überfahrt, die Starterbatterie versagte aus unerfindlichen Gründen ihren Dienst, aber zum Glück hatten wir MacGyver on bord, der aus dem Landladekabel ein Sarterkabel zur Generatorbatterie bastelte und auch das herunter gerutschte Gelenk des Ruderanlagekolbens war letztendlich mit einer Unterlegscheibe besser repariert als mir der provisorischen Strippe. Ich möchte wirklich einmal erleben, dass etwas nicht kaputt geht an so einem Boot… man wird ja wohl träumen dürfen.
Nach 5 Tagen und 10 Stunden landeten wir dann also auf Lanzarote an und gönnten uns erstmal einen Tag Pause um uns, das Schiff und unsere Wäsche zu waschen und einige Kleinigkeiten, wie ein Riß im Vorsegel zu nähen und einen verloren gegangen Relingdrahtspanner zu ersetzen. Mein Sohn hatte zwar seinen Flug verpasst, aber zum Glück sind die Flüge von den Kanaren ja recht günstig, so dass er noch beinahe rechtzeitig zu seinem Job als studentische Aushilfe zurück kam und nun seine Bachelorarbeit fortführen kann.
Wir haben diese gemeinsame Zeit sehr genossen und er kann sich nun noch viel besser vorstellen, was mich an diesem Leben so sehr fasziniert und wie stolz man darauf ist, so eine Überfahrt gemeistert zu haben. Das nächste mal werden wir uns wohl erst in einem halben Jahr wiedersehen, aber zum Glück gibt es ja soziale Medien. Der 30 Stündige Schlag hinüber nach Gran Canaria, vorbei an Fuerteventura, war dann beinahe ein Katzensprung und für uns erprobten Langfahrer trotz mehrfacher Gewitter, deren Blitze uns das eine oder andere mal haarscharf verfehlten, beinahe erholsam.
Nun habe ich also 1916sm mehr auf meiner Seemeilenuhr und taste mich langsam heran an lange Strecken ohne Land in Sicht. Nach einer Woche Verschnaufpause in Las Palmas und einigen längst überfälligen Zahnarztbesuchen, geht es für mich dann weiter mit der Fähre nach La Palma, wo ich auf der sagenumwobenen
Wie es dann in der Karibik weitergeht, steht noch in den Sternen… ich bin von der
Seit 4 Jahren reise ich nun schon durch das Mittelmeer. In Spanien erhielten wir Funksprüche, das kleine Boote mit bis zu 30 Menschen an Bord gesichtet wurden und wir Ausschau halten sollten. Wir sollten auf keinen Fall zu dicht heranfahren, sondern nur die Position durchgeben, es würde Hilfe kommen. Als ich durch Italien reiste, schwammen mir Turnschuhe am Strand entgegen und ich hoffte inständig, das kein Fuß mehr darin steckte. Im letzten Winter war ich auf der Lifeline, sprach mit den freiwilligen Helfern und hörte schreckliche Berichte. Berichte von Schüssen der Libanesischen Küstenwache auf die kleinen Boote. Berichte über sterbende Menschen, die keine Chance hatten gerettet zu werden. In Griechenland sah ich die ans Ufer geschwemmten Rettungswesten und zerschellten Schlauchboote. Nun verließ ich das Mittelmeer und war froh, nicht noch direkter mit dieser humanitären Katastrophe konfrontiert worden zu sein.
Ich habe einen Traum – ich möchte gern meinen 50. Geburtstag in der Karibik feiern. Dazu muss ich aber auch dort irgendwie hinkommen. Das ich nicht fliegen werde, sollte jedem meiner Freunde und Leser klar sein, deshalb schau ich mich ja nun schon seit längerem nach einer Mitsegelgelegenheit um. Plan A – B – C sind am laufen, wichtig für mich ist mit jemandem zu segeln, den ich vorher schon kennengelernt habe. Ob ich nun HgK oder gegen einen Unkostenbeitrag oder gar gegen Bezahlung dort hinüber komme, ist für mich tatsächlich zweitrangig. Ich muss mich wohlfühlen, denn 3 Wochen non stop 24/7 auf engstem Raum mit Menschen zu verbringen, bei denen die Chemie nicht stimmt, ist gedanklich schon ein Graus. Aber ich bin mir sicher, dass ich in den nächsten 2 Monaten jemanden finden werde, der mich gerne mitnimmt und meine Arbeit, mein Wissen und meine Erfahrung zu schätzen weiß.
Mein erster Anlauf ist tatsächlich schon nach 5 Tagen gescheitert. Im Vorfeld wurde rege telefoniert und geschrieben, das Boot eine
Ponza, verbrachten die Abende in kleinen Restaurants mit Livemusik und leckerem italienischen Wein. Tagsüber konnten wir hervorragend segeln, obwohl der hohe Decksaufbau der Moody schon sehr gewöhnungsbedürftig war, denn man konnte weder die Segelstellung sehen, noch den Ankerman am Bug, es war also eher ein erahnen. Auch war die viele Elektronik neu für mich, automatische Winschen und selbst der Anlasser/ die Steuerung war elektronisch, so das man den einmal ausgegangenen Motor nicht so einfach wieder starten konnte. Jedes Boot ist eben anders und nach drei Tagen an Bord, hatte man die ersten Fauxpas wie eingeklemmte Schotenden in den Winschen hinter sich. Auch hatte ich mein erstes Gewitter auf See unbeschadet überstanden.
Nach einem kleinen Zwischenstopp in Anzio sollte es dann 36 Stunden hinüber nach Olbia gehen, um dort die nächsten 4 Gäste abzuholen, auch wenn das Schiff dann mit 7 Personen überbelegt sein würde. Ich hatte ja im vorhinein genug Werbung gemacht, so dass das Boot seit Wochen gut belegt war und der Eigner, nachdem seine Freundin ihn verlassen hatte, nicht allein fahren musste, die anfallenden Kosten zudem auch gedeckt waren. Für mich sind solche Freundschaftsdienste, natürlich ohne Provision, selbstverständlich und bisher wurden sie auch gern angenommen und geschätzt. Leider nicht in diesem Fall, denn aus der eigentlich sogar schriftlich vereinbarten HgK Mitsegelgelegenheit, sollte nun plötzlich eine zu bezahlende Koje werden. Das sorgte meinerseits natürlich für Unverständnis, mein Einsatz mit der Vermittlung der Gäste, war getan und vereinbart ist vereinbart! Wie sollte ich selbst als Skipperin Geld verdienen, wenn ich auf diesem Schiff war, zumal solche Aufträge meist langfristig organisiert sind. Ich merkte also recht schnell, dass es hier aufs Geld verdienen hinauslief und nicht ein angenehmes miteinander segeln erwünscht war.
Dieser Eindruck vertiefte sich dann auch, denn am zweiten Tag fernab des Festlandes schlug die Stimmung um. Der Ton wurde rauer, lauter und sogar beleidigend. Ein aufziehendes Gewitter in der Ferne wurde heruntergespielt und da ich bekennende Frührefferin bin, wurde meine Idee die Segel schon jetzt zu reffen, pro forma abgeschmettert. Auf anderen Schiffen wurden meine Mitarbeit und Erfahrungen bisher gern angenommen, so nicht dort, ich hatte eher das Gefühl, dass genau das Gegenteil getan wurde. Es wurde schnell offensichtlich, das der Eigner ein Problem damit hatte, das ich als Frau schon selbst geskippert hatte und das obwohl ich mich sehr zurückhielt, da ich das ja spürte und der Skipper schließlich der Chef ist. Doch eigentlich war vereinbart, dass ich das Schiff zukünftig, in den Zeiten wo der Eigner nicht anwesend war, sogar selbstständig als Skipperin führen sollte, bis dahin war meine Funktion an Bord Coskipperin. So war es jedenfalls vereinbart.
Nach 187sm und 43 Stunden liefen wir in Olbia ein, ich organisierte auch sofort online meine nächste Bleibe und verließ am nächsten Morgen das Schiff. Unzählige Nachtfahrten habe ich nun schon hinter mir, ein ungeschriebenes Gesetz ist nun mal, dass der der am Steuer sitzt auch die Entscheidungsgewalt hat, egal ob nun gerefft, gewendet oder einfach nur gesegelt wird. Zumal es bei diesem Vollautomatischen Boot nun wirklich kein Problem zu zweit war. Denn auch wenn der Skipper immer im standby ist, möchte man ihm ja gerade bei solch einfachen Manövern seinen Schlaf lassen. Ich bin froh mich nicht, wie andere Crewmitglieder vorher, verletzt zu haben und bin quasi recht glimpflich davon gekommen. Im Nachhinein war es eine gute Erfahrung, denn nicht auszudenken, wenn sich mir dieses Verhalten mitten auf dem Atlantik offenbart hätte und dafür war ja auch dieser Törn gedacht.