Atlantiküberquerung die II

Ich hab´s also wieder getan, ich habe zum zweiten mal den Atlantik überquert. Nicht das ich das ausdrücklich vor gehabt hätte, es hat sich halt so ergeben. Alles war besser, als in der Corona Zeit auf Grenada fest zuhängen und auf irgend einen Heimflug zu warten, zumal Heim wohin? Dieses mal ging es also von West nach Ost, angeblich die kompliziertere Route. Doch jeder der schon einmal so eine lange Strecke zurück gelegt hat, wird mir zustimmen, dass nicht die Route das Problem ist, sondern die menschliche Psyche. Das hat sich auch in unserem Fall bestätigt. Wir starteten also zu Fünft am 24. Mai in aller Ruhe von St. Martin aus. Die Backskisten und Tanks waren gut gefüllt, die Crew guter Dinge und die Wettervorhersagen günstig. Denn allen Unkenrufen zum Trotz, war es weder zu früh, noch zu schwierig. Sebastian Wache von Wetterwelt hatte just zeitgleich ein Prognosevideo hochgeladen, dass sich als sehr hilfreich und präzise erwies und unser Satellitentelefon und das Iridium sollten uns unterwegs wettertechnisch begleiten. Somit waren wir gut ausgerüstet und konnten starten.

Die ersten 11 Tage hatten wir, wie vorhergesagt, sehr gute Winde aus E/NE, auch wenn ich diesen Kurs ungern mit einem Monohul fahren möchte, denn 11 Tage am Wind segeln, auf einer Backe liegend, ist mehr als anstrengend. Zum Glück also, dass ich auf einem Katamaran saß und die SIByER sogar bis 45° am Wind segeln konnte. Wir sausten also dahin und genossen die Fahrt, bis… ja bis… ich plötzlich Wasser in meiner Heckkajüte hatte Erstauntes Smiley Salzwasser und dann noch an der Notausstiegsluke, die sich nur wenige Zentimeter über der Wasserlinie befindet. Es rann vom oberen Rahmen herunter und ergoss sich auf dem Fußboden. Noch vor der Abfahrt waren wir beim Lagoon Händler gewesen und ließen, auf Wunsch der Versicherung, Bleche daran befestigen um ein herausfallen zu verhindern. Und nun schoss Wasser aus genau diesem Fenster. Ich muss ehrlich sagen, ich hatte das erste mal in meinem Leben Angst ! Wassereinbrüche jeglicher Art, war ich ja schon, allein von der VEGA, gewohnt, aber so mitten auf dem Atlantik, bei 3-4m Welle, waren dann doch eine ganz andere Hausnummer. Denn was wenn dieses Fenster herausfallen würde, wo nun schon Wasser hindurch kam und Lagoon schon eine Rückrufaktion deshalb gestartet hatte. Mitten auf dem Atlantik, kein Land weit und breit, nur Wasser ! Wir schmierten also Sikaflex in jede sichtbare Fuge, das stoppte den Wassereinbruch etwas, und hofften inständig auf weniger Welle, die permanent gegen das Fenster klatschte.

So eine Langstreckenfahrt ist eben immer eine Materialschlacht, so riss uns als nächstes die Leine des ersten Reffs, dass wir wohlweißlich eingebunden hatten. Natürlich passiert so etwas immer Nachts, aber der Eigner, ein Profiskipper, fixierte nun das Reff direkt am Baum, so das wir die Leine nicht mehr benötigten. Die Keilriemen der beiden Motoren rissen ständig, zum Glück wussten wir um diese Macke des Bootes und hatten wohlweißlich ein paar mehr auf Vorrat gekauft. Wir fuhren auch immer nur mit einem Motor, teils um Sprit, aber eben auch um die Keilriemen zu sparen. Auch die Dirk, die sich wie erst vermutet verhakt hatte, hielt der Belastung nicht stand. Später sollte sich herausstellen, dass unser spanischer Mitsegler, nicht wirklich wusste was er tat, als er sie in der Nacht so stramm zog, das sie unter Belastung durchscheuern musste. Er hatte sich als erfahrener Segler angepriesen, der selbst ein Boot besaß, leider stellte sich sehr schnell heraus, das er selbst beim belegen eine Winsch schon Probleme hatte. Der Eigner und ich waren also folglich noch wachsamer.

In der ersten Woche hatten wir die Nachtwachen so eingeteilt, dass unser Spanier, die erste Wache von 9:00-12:00, ich von 12:00-3:00 und der Eigner von 3:00-6:00Uhr wach blieben. Das französische Pärchen, dass keinerlei Segelerfahrungen hatte, ergänzte uns, so dass wir 6 Stunden lang zu zweit waren. Das klappte so hervorragend und die beiden Neulinge konnten lernen und herausfinden wie es sich anfühlte Nachts zu fahren. In der zweiten Woche waren die Beiden schon so weit, dass wir der Anregung unseres Spaniers nachkamen und sie für die Morgenstunden ab 6:00Uhr einsetzten und so alle genügend Schlaf bekamen. Denn dank des Autopiloten, waren die jeweils drei Stunden, auch gut allein zu schaffen. Auf Überführungsfahrten ist es auch im allgemeinen so üblich, dass wenig bis gar kein Alkohol getrunken wird und so genehmigten wir uns lediglich zum Abendessen ein Bierchen, was schon ein großes Entgegenkommen des Eigners war. Ich wunderte mich nur warum der Spanier bei seiner Wachablösung immer eine Fahne hatte und hoffte mich aber zu irren. Auch ist es Pflicht bei anbrechender Dunkelheit die Schwimmwesten anzuziehen und sich einzupicken, damit niemand über Bord gehen kann, Safety first!

Nach 11 Tagen verließ uns dann der Wind und es musste eine Entscheidung her, ob wir noch weiter nördlich dem Wind hinterher fahren oder eben rechts nach Osten abbiegen sollten. Die Wettervorhersagen via Sat-Telefon prognostizierte, dass wir östlich nach 3 Tagen wieder Wind bekämen, also entschied der Eigner Richtung Ost zu motoren und schon begannen die Diskussionen. Der Spanier hatte Kontakt zu seinem Freund an Land, der darauf plädierte weiter nördlich zu fahren, was für uns wenigstens 5 Tage Umweg bedeutet hätte. Doch da wir nicht zu den Azoren wollten und wir auch genug Diesel gebunkert hatten, war das für uns keine Option. Nicht jeder kann mit Autoritäten umgehen und so betrank sich unser Spanier, nachdem die Entscheidung gefallen war. Wir anderen schauten dem Treiben fassungslos zu und unser französisches Pärchen musste in den sauren Apfel beißen und länger wach bleiben, um auf den drunken Zeeman aufzupassen. Nachdem die beiden dann um 22:00Uhr ins Bett gingen schaute ich alle halbe Stunde nach ihm, wie er inzwischen seelenruhig im Salon schlief. Das witzige dabei war, das auch der Eigner alle halbe Stunde nach ihm sah, wir uns aber nie begegneten. Am nächsten Morgen dann, gab es eine Aussprache, denn das war für niemanden tragbar, der Deal war – gratis mitzufahren, für Nachtwache. Wir hofften das dieser “Ausfall” einmalig war und nach diesem Gespräch erst recht.

Aber weit gefehlt – leider war der Spanier von nun an voller Abneigung und trank ganz provokativ nicht nur 1 sondern 3 Biere, dazu fing er an, in seiner Kabine zu kiffen und wurde aggressiv, als wir sowohl das Bier wegsperrten, als auch ihm verboten Reed zu rauchen und erst recht nicht IM Schiff. Zu alldem kam noch, dass er alle Ansagen des Eigners ignorierte und plötzlich Nachts den Kurs nun doch nach Nord änderte und dann noch ohne Schwimmweste im Dunkeln herumturnte. Daraufhin entbanden wir ihn von seiner Nachtwache, denn niemand kann in Ruhe schlafen, wenn der Wachhabende betrunken ist und macht was er will. Das französische Pärchen übernahm seine Wache, denn nach nun zwei Wochen, waren sie gut eingearbeitet und weckten uns sobald sich etwas änderte. Täglich gab es nun Diskussionen mit dem Spanier, dass er sich nicht wie ein Kind behandeln ließe und er das Bier schließlich mitbezahlt hätte, es aber nicht nötig hätte, da er zwei Flaschen Rum im Gepäck hätte, die er dann eben trinken würde, er war also fortan im Dauerdelirium. Was tut man mit so einem?

Ich schrieb ja bereits, das die Psyche das eigentliche Problem ist und so hatten alle ihr eigenes Kopfkino, der Spanier fühlte sich unverstanden und gemobbt, der Eigner und ich vermuteten sogar Schlimmeres, ev. einen Drogenkurier an Bord zu haben, der irgendwo im Boot weitere Drogen versteckt hatte. Und das alles in Zeiten von Corona, wo eine Kontrolle der Guardia Civil nicht nur möglich sondern sogar wahrscheinlich war. Zumal wir nicht einmal wussten ob wir auf den Kanaren überhaupt anlanden durften. Die beiden Franzosen waren regelrecht genervt, da sie zwischen dem Spanier und uns ständig übersetzen sollten, da sie sehr gut spanisch und englisch sprachen. So wurde also, aus der anfänglich entspannten Fahrt eine nervliche Tortur für alle. Und warum das alles? Weil immer einer aus der Rolle fallen muss. Zum Glück bekamen wir nach langen 6 Tagen endlich wieder Wind aus NW, die Stimmung entspannte sich etwas, da auch die Welle nun von Backbord kam und mein leckendes Fenster in Ruhe ließ. Bei einem Bad bei Windstille hatte sich herausgestellt, das die angebrachten Bleche durch die Welle aus der Verankerung gerissen waren und das Wasser ausschließlich durch die Schraubenlöcher hereinkam, das Fenster ansich also unbeschadet war.

So segelten wir also die letzten 6 Tage mit einem Etmal von 183sm über den Atlantik und waren froh, als bald Land in Sicht war. Vorbei an fetten Frachtern und sogar einem Segelboot und nach über 3000sm in nur 21 Tagen und 4-5 gefangenen MahiMahi und Thunas, waren wir dann wohlbehalten auf Teneriffa angekommen. Ich habe tatsächlich noch nie so lange 3 Wochen in meinem Leben erlebt, die Zeit zog sich wie Kaugummi. Und das obwohl ich mich wirklich gut alleine beschäftigen kann, wir auch ab und an Kartenspiele spielten und gute Gespräche führten. Die beiden Franzosen waren wirklich sehr liebenswert und verstanden Siri-Englisch Smiley mit herausgestreckter Zunge so dass wir sogar ein paar Logikrätsel spielen konnten. Alle waren dennoch froh, dass wir heil ankamen und zudem noch völlig unproblematisch in der Marina San Miguel einlaufen durften. Wie schon auf St. Martin, hatten wir uns per Email vorher angekündigt und bekamen noch in der Nacht einen Platz direkt in der Einfahrt zugewiesen. Am nächsten Morgen begrüßte uns sehr freundlich die Guardia Civil, denen wir auch sofort mitteilten, das wir ein Crewmitglied wegen Alkohol und Drogen schon morgens um 6:00Uhr von Bord verwiesen hatten. Sie nahmen daraufhin seine Personalien auf, wollten unser Boot aber gar nicht weiter kontrollieren. Was waren wir froh!

Nun liegen wir schon wieder 14 Tage hier, die Handwerker sind fleißig am arbeiten, reparieren hier, verschönern und polieren dort. In einer Woche geht es dann weiter, über Gibraltar und Mallorca, für mich nach Sizilien. Der Eigner fährt dann, hoffentlich mit aufgestockter Crew, bis nach Kroatien, wo schon am 17. Juni die ersten Chartergäste warten. Eigentlich wollte ich im Anschluss ja direkt nach Deutschland fliegen, um meine Wohnung zu veräußern, aber der Eigner der VEGA bearbeitet mich gerade mit einem unmoralischen Angebot. So werde ich wohl wieder auf meine Schöne gehen und erst einmal ein paar Wochen um Sizilien segeln, um dort dann hoffentlich von meinem Häuschen gefunden zu werden, das mir in Zukunft als Homebase dienen wird. Meine Wohnung wartet schließlich noch auf mich und bei so schweren Geschützen, VEGA und Sizilien, kann ich eh nicht gegenan Vor Lachen auf dem Boden wälzen

Grenada – St.Martin

Corona hatte nun auch mich eingeholt – ich saß fest auf Grenada. Kein Flieger ging mehr rein oder raus, die Ausgangssperre hatte das normale Leben auf Standby gesetzt und die Karibik war plötzlich nicht mehr das, was sie mal war. Alles war viel zu ruhig, viel zu reguliert, viel zu angespannt. Man wurde nicht mehr angesprochen auf der Straße und wenn, dann nur mit 10m Abstand, nur die Busse waren weiterhin vollgequetscht mit Menschen. Ein einziges mal wagte ich mich in die Stadt, da ich Bargeld brauchte und wurde von den Locals angesehen wie eine Aussätzige, schließlich war ich die einzige Weiße weit und breit. Nichts war mehr übrig vom Easy Live der Karibik.

Mein ursprünglicher Plan, mich drei Wochen lang von den letzten Monaten, mit Chartergästen, in einem kleinen Airbnb Zimmer am Meer, zu erholen, fühlte sich plötzlich wie Gefangenschaft an. Es ist eben ein riesen Unterschied, irgendwo sein zu dürfen oder eben zu müssen! Da kam mir die Gelegenheit, uns in der Welt ein Gehör zu verschaffen, gerade Recht. Denn viele Segler waren nun dazu verdammt, Woche für Woche in ein und der selben Bucht zu verbringen, statt wie eigentlich üblich in der Karibik, herumzubummeln. Die Community wuchs enger zusammen, wir nahmen, nicht nur durch meine Petition, untereinander Kontakt auf und informierten uns gegenseitig, was wo, wie möglich war. Auch erhielt ich etliche Anfragen von Zeitungen, wie dem Floatmagazin und dem Spiegel über die derzeitige Situation. Überall auf der Welt stand die Zeit still und Segler engagierten sich dafür, uns offene Häfen zu ermöglichen, denn die Hurricansaison nahte.

Auch der Skipper des neuen Katamarans war immer noch auf Martinique gefangen und so kam es, das er mich bat, die SIByER allein von Grenada zu ihm zu segeln. Sicher traute ich mir das zu, aber mit einem Schiff, dass ich so gar nicht kannte, gleich einen Überführungstörn zu starten, ganz allein, danach war mir so gar nicht zu Mute. Und so suchte ich mir, natürlich mit Erlaubnis des Eigners, eine kleine Crew zusammen, die mich auf den 190sm unterstützen sollte. Der Zufall spielte mir ein wirklich super nettes Pärchen zu, die just eine neue Yacht, eine totschicke Amel, auf Martinique kaufen wollten, aber nicht von Grenada wegkam. Auch ein Mädel, dass nach Europa mitsegeln wollte, meldete sich auf Carriacou. Und so übernahm ich das Boot vom Alteigner in St. Georges und sammelte alle nacheinander ein. Wir starteten am 30.März und hatten wirklich Glück mit dem Wind, der uns aus SE nach Martinique schob. Für mich war es der erste Überführungstörn als eigenverantwortliche Skipperin, aber ich kannte die Strecke ja und Katamarane bin ich ja nun auch schon einige gefahren. Aber ich hatte Glück, alles lief gut und da wir eher zu wenig als zu viel Wind hatten, kamen wir nach 2 Tagen gegen Mittag in St. Anne an.

Uns wurde ja vorher prognostiziert, dass wir bei Ankunft auf Martinique sofort von der Coast Guard abgefangen werden würden und auch 14 Tage Quarantäne in kauf nehmen müssten, aber nichts davon traf ein. Ich warf den Anker in St. Anne zwischen die zahlreichen Boote und unser Mitsegler fuhr mit dem Dingi an Land und traf dort auch den neuen Eigner der SIByER, um ordnungsgemäß einzuklarieren. Ohne irgendwelche Reglementierungen ging das auch problemlos bei “Snack Boubou” von statten und so waren wir ganz offiziell in Europa angekommen. Geschafft! Smiley mit geöffnetem Mund Nachdem alle wieder an Bord waren, fuhren wir nach Le Marin hinein und ankerten dort in der Einfahrt zur Werft, unweit des sehr beliebten Supermarktes, der als einziger Karibikweit einen Dingisteg vorweisen konnte. Was freute ich mich auf den nächsten Einkauf dort, endlich wieder richtigen Käse, Croissants und guten Wein, eben all die Dinge, die Frankreich zu bieten hatte und die wir in den letzten Monaten so sehr entbehren mussten. Wieviel einfacher würde nun die Versorgung für die Atlantiküberquerung sein und wieviel abwechslungsreicher und vor allem preiswerter, auch wenn die Auswahl natürlich im Vergleich zu Italien immer noch bescheiden war.

Inzwischen trieb meine Petition die unglaublichsten Blüten. Sowohl Zeitungen, als auch Funk und Fernsehen berichteten immer reißerischer, verdrehten die Tatsachen und erfanden sogar Dinge hinzu. An vielen Berichten merkte man sofort, dass die Redakteure einfach keine Ahnung von unserer Problematik hatten, denn wir wollten weder von einer Militär FLOTTE begleitet werden, noch hatten wir Angst den Atlantik zu überqueren. Wir wollten lediglich Quarantäneregelungen, die es uns ermöglichten auf unserer Route gen Westen, Zwischenstopps einzulegen, um auszuruhen und Lebensmittel, Wasser und Diesel zu bunkern. Viele der Segler vor Ort hatten, genauso wie wir, gehofft, dass es wenigsten spezielle Flugmöglichkeiten geben würde, da entweder die Ehepartner in der Heimat festsaßen oder die Kinder nach Hause geschafft werden sollten, oder sie schlicht zu alt waren, um den Atlantiktörn allein zu meistern und Crew benötigten. Auch wurde, durch die geschlossenen Grenzen, die Route nun 3x so lang, denn zu diesem Zeitpunkt waren sowohl die Bermudas, als auch die Azoren noch dicht. Daher kam einer auf die Idee, doch mal bei einem in der Nähe stationierten Militärschiff anzufragen, ob es einen Konvoi der Segler begleiten können, um bei Bedarf mit fehlenden Materialien, Wasser oder Diesel auszuhelfen. Schließlich hatte es die selbe Route wie wir alle und genug Kapazitäten um das zu bewerkstelligen. Aber ein Kriegsschiff ist nun mal da um zu zerstören und nicht um zu helfen, deshalb wurde diese Anfrage natürlich abgelehnt. Die Meisten warteten nun auf Lockerung der Regelungen oder verschifften ihre Boote per Frachter, auch nicht wirklich die ökologischste Variante! Die Presse indessen, stellte uns als Minderheit mit Luxusproblemen dar, was unserem Anliegen nun mal so gar nicht weiterhalf.

Für uns begann das große Warten, denn wir hatten weder ein Satellitentelefon, noch ein Iridium und erst recht keine Crew. Die Grenzen waren zu, unsere eigentliche Crew durfte nicht einreisen, selbst die Post beförderte nichts mehr rein oder raus und das Mädel das eigentlich mit uns mitsegeln wollte, fand nun doch eine bezahlte Stelle auf einem Großsegler. Der Eigner kümmerte sich also um die Wartung des Bootes und ich mich via Facebook um eine neue Crew. Viele meldeten sich, denn eine Atlantiküberquerung ist ja immer heiß begehrt, zumal viele ja selbst festsaßen und zurück nach Europa wollten. Leider waren die meisten aber auf anderen Inseln verstreut und was bisher eine Leichtigkeit war, wurde nun schier unmöglich, denn auch wenn noch einige Inseln auf unserem Weg lagen, durften wir sie nicht anlaufen. Beinahe in letzter Minute, meldete sich dann ein Spanier, dessen Mitsegelgelegenheit nun doch nicht los wollte und der uns als absoluter Glücksfall erschien, denn er hatte sowohl ein Satellitentelefon als auch ein Iridium und unseres war immer noch nicht eingetroffen. Auch berichtete er von Segelerfahrung, war schon einmal von Ost nach West über den Atlantik gesegelt und hatte sogar ein eigenes Boot in Spanien. Zusätzlich meldete sich ein französisches Pärchen, das zwar keinerlei Segelerfahrung hatte, aber sehr sympathisch und hilfsbereit war. Sie hatten eigentlich eine Auszeit geplant und wollten die Welt erkunden, aber dank Corona saßen sie nun auch fest und waren froh zurück in die Heimat zu können. So gab es noch ein feuchtfröhliches Abschiedsgrillen mit unseren, inzwischen stolzen, Amelbesitzern und wir sagten goodbye zu Martinique.

Nun waren wir also zu fünft, worüber ich sehr froh war, denn nun konnten wir die Nachtwachen ganz entspannt einteilen. Die Stimmung war hervorragend, denn alle hatten nun das was sie wollten. Wir bunkerten noch ausreichend Diesel mit zusätzlich 10 Kanistern und Wasser, auch wenn wir einen Wassermacher an Bord hatten und natürlich für 3-4 Wochen ausreichend Lebensmittel. So starteten wir, mit nur zwei Wochen Verzögerung, am 20. April Richtung St. Martin. Und wieder wurden wir vorher gewarnt, dass wir nicht einreisen dürften und rechneten somit damit in einem Ritt durchfahren zu müssen, aber wir waren ja nun gut ausgestattet. Wir hatten wieder hervorragenden Wind aus E/SE und so rauschten wir mit 7-8kt durch Tag und Nacht. Schon auf der Überfahrt von Grenada hatten wir endlich mal wieder Delfinbesuch und auch auf dieser Tour begleiteten sie uns. Auch fingen wir gleich einen großen MahiMahi und zwei kleinere Thunas, die sowohl roh als Sushi, gegrillt, als auch gebraten ein hervorragendes Mahl waren. Nach 48 Stunden landeten wir dann auf St. Martin (franz.Teil) und niemand interessierte sich für uns. Weit und breit keine Coast Guard und so ankerten wir wie gewohnt, meldeten wir uns, wie angeraten, per Email beim Island Water World an und hörten am nächsten Morgen den örtlichen Funk ab. Man durfte also als Transit sowohl an der Tankstelle Diesel und Wasser tanken und selbst in den Supermarkt einkaufen gehen. Nach noch einer weiteren Nacht sollte es dann aber endlich weiter gehen, hinaus aufs Meer, über den Atlantik, nach Europa Vor Lachen auf dem Boden wälzen

Denn mein Entschluss so schnell wie möglich meine Berliner Wohnung zu verkaufen und mir ein Häuschen auf Sizilien zuzulegen, stand unumstößlich fest. Nun war ich also so weit gekommen, hatte die halbe Welt gesehen und spürte plötzlich Heimweh, obwohl es noch nicht einmal meine Heimat war. Aber das sollte sich nun ändern, ich hatte inzwischen so viele Ideen, die mir nun unter den Nägeln brannten und natürlich unglaubliche Sehnsucht nach dieser wunderbaren Insel, den Menschen, meinen Freunden und nicht zu vergessen, dem Essen, dem Wein und Gelati Herz Aber erst einmal war ich gespannt auf das nächste Abenteuer, meine zweite Überquerung des Atlantiks!