Last but not least

Das wird also wohl mein letzter Beitrag als Langzeitseglerin, denn ich habe mich entschieden, nach immerhin 6 Jahren dauerreisen, auf festem Boden niederzulassen. Nein, ich gehe nicht zurück nach good old Germany, meine Wahlheimat wird bella Sicilia sein. Ich habe mir das Ende ja immer offen gehalten und habe gesagt, wenn ich mal einen Ort auf dieser schönen Welt finde, an dem ich mir vorstellen könnte zu leben, möchte ich dort ein Hostel eröffnen.

Was mich zu diesem Schritt bewogen hat ist, dass in mir immer mehr der Wunsch aufkam, endlich wieder soziale Kontakte zu pflegen. Nicht dass ich niemanden auf meinen Reisen kennengelernt hätte, aber diese Begegnungen waren leider immer sehr kurz, ich möchte einfach nicht immer wieder von vorne beginnen zu erzählen. Auch fehlte mir immer mehr Privatsphäre, mein eigenes Zimmer, tun und lassen was ich möchte, eben ein zu Hause haben. Aber der wichtigste Punkt ist, dass ich ausgezogen war um die Welt zu entdecken, fremde Länder und Kulturen kennen zu lernen, mein Fernweh zu stillen.  Inzwischen aber ist mein Speicher so voll mit Eindrücken, dass da derzeit kein Platz mehr für Neues ist. Ich muss das alles erst einmal verarbeiten. Früher hatte ich dafür die Zeit im Winterlager, seit dem ich aber im Winter in der Karibik unterwegs war und im Sommer im Mittelmeer, habe ich keine Möglichkeiten mehr gehabt, mich zu resetten.

Warum nun gerade Sizilien? Nun, es  stimmt einfach zu vieles hier für mich. Nicht nur das Klima, die Landschaft, das Essen und der Vino, nein ich habe mich verliebt in dieses schöne Land. Jedes mal wenn ich hier war, habe mich sofort zu Hause gefühlt, ich glaube ich bin angekommen. Die Menschen sind hier so unglaublich gastfreundlich und herzlich und ihr Dolce Vita färbt einfach aufs Gemüt ab. Die Welt ist so groß, warum nun ausgerechnet diese Insel? Ich habe einfach die Vorzüge Europas kennengelernt, nicht nur die Versorgung sondern auch wie unkompliziert man hier als Nordeuropäer Grund und Boden erwerben und dann eben auch leben kann. Auch entspricht mir die Lebensart der Italiener sehr, ich kann mit einem `domani´ einfach mehr anfangen, als mit einem `maybe´.

Das die VEGA hier ihr Winterlager hat, ist dabei ein kleines Sahnehäubchen und so war die letzte Fahrt rund um Sizilien noch mal ein wunderbarer Abschluss. In vier Wochen waren wir rundherum gesegelt und haben noch einmal zwei Wochen zu den Ägädischen Inseln drauf gelegt. Eine ganz wunderbare Zeit, mit tollen Menschen die uns begleitet haben. Wir haben keinen der idyllischen Orte ausgelassen, haben Städte und Inseln besucht, die ich bisher noch nicht kannte und nun auch lieben gelernt habe. Ich habe währenddessen sehr in mich hineingehört, wo ich mich zu Hause fühlen könnte. Schließlich würde die Entscheidung, mich irgendwo niederzulassen, für ein paar Jahre wenn nicht gar Jahrzehnte, so einfach nicht rückgängig zu machen sein.

Aber so wirklich angetan hat es mir eben immernoch der kleine beschauliche Ort Licata im Süden der 🏝️ Ein verschlafenes Städtchen mit nur 37.000 Einwohnern, völlig untouristisch und mit morbidem Charme des letzten Jahrhunderts. Hier hoffe ich nun mein neues Zuhause zu finden, ein Häuschen am Meer, das ich mit Fremden und Freunden teilen kann. Mein, inzwischen zugelassenes, Auto und mein Sohn, der endlich aus Nicaragua herausgekommen war, hatten mir dabei geholfen, ein paar Wochen die Gegend zu erkunden und nach geeigneten Immobilien ausschau zu halten. Meine Wohnung in Berlin, habe ich inzwischen verkaufsfertig einem Makler übergeben, der für sie hoffentlich einen Käufer findet, der sie genauso liebt wie ich es getan habe.

Step by Step näher ich mich also meinem neuen Vorhaben. Das dieses nicht einfach sein wird, ist mir natürlich klar, zu vieles ist zu beachten und zu bedenken. So viele  Ideen schwirren mir im Kopf herum, ob es nun ein Permakultur Garten, eine Möglichkeit Tangotanzabende zu veranstalten, Künstlern eine Plattform zu bieten oder einfach nur Menschen aus aller Welt an diesem wunderbaren Ort für kurze Zeit einen Wohlfühloase zu schaffen, wird sich zeigen.  Ich habe ja die Zeit und Ruhe und habe schon einmal das eigentlich Unmögliche geschafft. Ob ich darüber hier auch weiterhin schreiben werde, weiß ich noch gar nicht so genau, das werde ich spontan entscheiden, aber auf Facebook werdet ihr mich ja verfolgen können.

Ich danke jedenfalls allen meinen treuen Lesern schon einmal und hoffe Euch ja vielleicht hier auf Sizilien einmal persönlich zu treffen. In Licata, der verträumten Stadt auf Sizilien. Wer allerdings auch Interesse an meinem Projekt  dem PermaKulturHostel hat und sogar daran aktiv teilnehmen möchte, kann sich gern in die Facebookgruppe „Vela VEGA“ eintragen.  Und sobald ich wieder segeln gehe, werde ich natürlich weiter hier berichten 😉

Bella Sicilia

Mehr zu Hause ging bald gar nicht. Ich war also in Licata und auf meinem Lieblingsschiff, der VEGA angekommen. Wo ich auch in der Welt unterwegs war, auf welchem Boot auch immer, dort in diesem kleinen beschaulichen Städtchen, dass das ursprüngliche Sizilien wie vor 50 Jahren symbolisierte, wo es noch kaum Tourismus gab, auf einem Schiff, das fast 100 Jahre alt war und das nichts mit modernen Booten gemein hatte, dort fühlte ich mich also am wohlsten. Licata musste ich allerdings vorerst wieder verlassen, aber dafür sollte es mit der VEGA rund Sizilien gehen. Ich freute mich sehr, diese wirklich schöne Insel einmal von See aus zu erkunden. Durch die alten Städte zu schlendern, die Liparischen und Ägädischen Inseln zu erkunden und nach meinem Häuschen ausschau zu halten.

Aber erst einmal musste die VEGA aus dem Winterschlaf erweckt werden. Denn durch Corona lag sie nun bis zu diesem Zeitpunkt in der Marina Cala del Sol und musste geputzt, gewienert und auch betucht werden. Auch wollten wir ja nicht zu zweit diese schöne Reise erleben und so startete ich mal wieder einen Aufruf bei Facebook, dass sich gerne ein paar Segelwillige Mitreisende zu uns gesellen durften. Es dauerte auch nicht lange und so waren wir bald zu viert. Zwei Mädels die sich eigentlich wegen meinem Häuschen Projekt mit mir in Verbindung gesetzt hatten, waren kurzentschlossen bereit uns eine Woche zu begleiten. Wir verstanden uns auf Anhieb und planten gemeinsam zu meinem Hostel und Tango Projekt auch eine Kit-Schule incl. Beachbar mit zu integrieren, denn die beiden sind Kitlehrerinnen.
Nachdem also die Segel aufgezogen waren, der Tank befüllt, Wasser und Lebensmittel gebunkert, ging es also los Richtung Ost. Der erste kurze aber der schwellige Stopp war dann auch gleich in Marina di Ragusa, von dort ging es nach Porto Palo und weiter in das wirklich schöne Städtchen Syracusa. Das alles war mir ja schon aus den Vorjahren bekannt, aber nun ging es weiter zu neuen Ufern und promt fühlten wir uns alle sehr wohl in der kleinen Bucht vor Brucoli. Bei einem großen Topf Suppa di Cozze genossen wir nun noch zusätzlich mit zwei Freunden des Eigners, den Sonnenuntergang mit Blick auf den Ätna. Und schon ging es weiter nach Taormina, in deren Bucht ich zwar schon einmal geankert hatte, aber es noch nicht in die Stadt geschafft hatte. Eine wirklich beeindruckende Stadt erwartete mich, zwar sehr touristisch, aber das war an so einem Ort auch nicht anders zu erwarten. Die Mädels verließen uns nun leider schon wieder, versprachen aber wieder zu kommen und so segelten wir, wieder zu viert weiter, Richtung Messina.

Da die VEGA mit ihren 22m Länge und einem Tiefgang von 2,80m nicht in den kleinen Hafen von Messina hineinkommt, wollten wir wenigstens einen Ehrenrunde drehen und uns die Stadt einmal vom Wasser aus ansehen, bevor wir ein Stück weiter nördlich ankern würden. Das sollte uns aber teuer zu stehen kommen. Nur weil wir diese kleine Hafenrunde zum fotografieren gedreht haben, wurden wir, wieder draußen, von der Guardia Costeria angehalten. Unsere Papiere wurden überprüft und nach einer halben Stunde wurde uns offenbart, dass wir uns hätten per Funk anmelden müssen und nun innerhalb von 5 Tagen 320,-€ zu zahlen haben Nachdenkliches Smiley Im Hafenhandbuch stand nur, das man sich anmelden muss, wenn man anlegen möchte, aber das wollten und konnten wir ja gar nicht. Wir hatten deren Dokument nicht unterschrieben, da sie auf italienisch waren und keiner der Uniformierten Englisch sprach. Auch telefonisch brauchte es geschlagene 10 Versuche, bis endlich jemand gefunden war, der uns auf englisch genau erklären konnte, was wir nun genau falsch gemacht hatten. Um weiteren Konsequenzen aus dem Weg zu gehen, überwiesen wir zähneknirschend deren Forderung und ließen die Sache auf sich beruhen.

Am nächsten morgen sahen wir etwas ganz erstaunliches, um uns herum wimmelte es von skurril aussehenden Booten. Google erklärte uns dann, dass es Schwertfischer sind, die um diese Jahreszeit auf Schwertfischjagd fuhren. Wir beobachteten deren Treiben eine Weile und schlängelten uns dann, an ihnen vorbei, durch die Straße von Messina. Rund ums Eck bekamen war dann leider der Wind wieder weg und wir motorten mal wieder, diesmal Richtung Milazzo. Bei Sonnenuntergang bestiegen wir deren Festungsberg und hatten einen fantastischen Ausblick über die kleine Bucht. Am nächsten Morgen verließ uns dann wieder ein Crewmitglied und wir schipperten endlich Richtung Liparische Inseln. So oft wollte ich mir die schon ansehen, aber immer wieder hatte es nicht geklappt. Auf halber Strecke biß plötzlich ein Schwertfisch an unserer Schleppangel an. Doch leider, oder zum Glück, war es ein so großer Brocken, dass wir ihn vom Hacken verloren, denn er war sehr schön anzuschauen.

Die erste Insel Vulkano überraschte uns schon mit einem wirklich traumhaften Anblick, vieles erinnerte sogar an die Karibik, so grün war es teilweise. Wären die Strände nicht schwarz sondern weiß, hätten wir glatt angenommen uns verfahren zu haben. Sehr gewöhnungsbedürftig waren allerdings die heißen, nach Schwefel stinkenden, Quellen, die mitten im Wasser aus den Tiefen hervorblubberten. Für ich war es einfach zu heiß um auf den Vulkan zu steigen, aber der VEGA Skipper ließ es sich nicht nehmen und kraxelte dort hinauf. Bei unserem nächsten Ziel, dem Stromboli, ging das dann aber nicht, denn erst ein paar Tage zuvor gab es eine größere Eruption und so wäre das zu gefährlich gewesen. Dafür konnten wir von unten diesem Naturschauspiel zuschauen, wie er qualmte und donnerte und auch Abends im Dunkeln, war es beeindruckend ihn dabei zu beobachten. Die Städte, auch auf den nächsten Inseln, Panarea Lipari, erinnerten sehr stark an Griechenland. Alle Häuser waren weiß angemalt und hatten runde Ecken, sehr hübsch anzuschauen war das. Wir mussten aber erst einmal zurück nach Capo d´Orlando, denn dort kamen wieder neue Crewmitglieder und unsere  beiden Mädels wieder an. Doch das hielt uns nicht davon ab, noch einmal einen Abstecher auf die Liparischen Inseln zu machen. Wir hielten also auf Lipari, Salina und Alicudi und hatten somit fast alle Inseln erkundet. Sehr zu empfehlen, wirklich!

Als nächstes überraschte mich dann Cefalu, denn dieses kleine Städtchen ist wirklich ein Augenschmaus, genau deshalb war ich zurück nach Europa gekommen. Kleine Gässchen zwischen alten Häusern, an jeder Ecke Cafés und Restaurants, ich hatte das so sehr vermisst. San Vito lo Capo war uns dann zu touristisch überlaufen, dafür waren dann Trapani und Mazara del Vallo wieder ganz nach meinem Geschmack. Und endlich hatten wir auch wieder Segelwind, denn so schön Sizilien auch landschaftlich ist, ein wirkliches Segelrevier ist es nicht, es gibt im Sommer einfach viel zu wenig Wind. Aber das hatte sich ja nun an der Westküste geändert und so flogen wir quasi über Marsalla, Sciaccia und Agrigento ins Heimatörtchen Licata um, nach nun beinahe 4 Wochen, endlich wieder Wasser, Diesel und Lebensmittel zu bunkern. Aber wir mussten weiter, denn der VEGA Skipper musste Anfang August nach Deutschland zur Hochzeit seines Bruders und so passte ich 10 Tagen in Syracusa auf die Schöne auf und genoß die Ruhe!

Nun geht es noch einmal weiter, wieder Richtung Süden und dann hinauf zu den Ägädischen Inseln, die wir uns beim letzten mal ja nicht ansehen konnten. Auch werde ich mir noch einmal genau die Westküste ansehen, denn rein landschaftlich ist sie für mich die Schönste und ich freue mich dort noch ein paar schöne Ecken zu finden und ja vielleicht ein Häuschen für mich zu entdecken, das ich mir dann im September über Land genauer anschauen kann. Aber erst einmal muss die Odyssee der Ummeldung meines Autos über die Bühne sein. Denn erst wollten die Zulassungsstelle mir einen Termin für den 16. Oktober geben Erstauntes Smiley den ich dankend ablehnte. Nach vielem hin und her gab es dann doch einen kurzfristigen, nur kann genau in dieser Woche meine Schwiegertochter, die es ja ummelden wollte, zeitlich nicht. Also wird es ein Kumpel des VEGA Skippers für mich versuchen. Ich hoffe wir haben alle Unterlagen zusammen und zur Zufriedenheit der Beamten auch ausgefüllt. Dann müsste nur noch die Post mitspielen und mir die neuen Kennzeichen nach Sizilien bringen. Es bleibt also spannend… wie immer!

Teneriffa–Sizilien

Wenn man viel und lange in fremden Ländern unterwegs ist, vermisst man natürlich das ein oder andere. Und so schwärmten wir auf der Atlantiküberquerung alle davon, endlich wieder einmal Pizza zu essen.  Spanien ist nun nicht sehr bekannt für seine hervorragende Pizza, aber wenn man Monate lang keine mehr gegessen hatte, ist das egal, Hauptsache PIZZA Verspotten Kaum auf Teneriffa angekommen, ließen wir uns also jeder eine Familienpizza liefern. Meine Carbonara schmeckte widererwarten sehr gut und auf Grund der Größe hatte ich am nächsten Morgen  und auch Nachmittag noch etwas davon. Nachts konnte ich kaum einschlafen, führte das aber auf den vollen Pizzabauch und meine bisherigen Nachtschichten zurück. Morgens kribbelte mir aber immer noch der ganze Körper und meine Lymphknoten am Hals waren angeschwollen, hatte ich mir ne Erkältung zugezogen?! Am Nachmittag schwoll mir dann die komplette Zunge an und ich bekam kaum noch Luft. Zum Glück war die Freundin des Eigners mit dem Auto da und so fuhren wir in die nächste Apotheke, die uns auf Grund der Symptome sofort ins nächste Hospital weiterschickte. Dort angekommen, wurde erst einmal über meinen Verbleib in den letzten 2 Wochen diskutiert und meine Krankenkarte verlangt. Da ich nicht sprechen konnte, war ich froh, das des Eigners Freundin auf der Insel lebte und spanisch sprach. Ich wurde dann an einen Tropf mit Antiallergikum gehängt und binnen kurzer Zeit schwoll meine Zunge ab und mir ging es mitütlich besser. Ich habe wohl auf die Pizza allergisch reagiert, was aß ich auch in Spanien Pizza. Sehr überrascht war ich, dass ich nicht einmal etwas zu bezahlen brauchte, da in Spanien die Erstversorgung gratis ist!

Nachdem ich also diesen Schreck und die nächsten 2,5 Wochen mit Handwerkern überstanden hatte, ging es am 7. Juni also wieder los Richtung Gibraltar. Wir waren wieder einmal eine bunt zusammengewürfelte Truppe – der Eigner und ich, ein Freund des Eigners, der tatsächlich einfliegen durfte, ein deutsches Rentnerpärchen, dass keinen Rückflug nach Deutschland bekam und schon 7 Flug Gutscheine wegen gecancelter Flüge hatte und ein argentinischer Skipper, der in Kroatien sein Glück mit Jobs versuchen wollte. Vorbei an den schroffen Küsten der Kanarischen Inseln, in Begleitung von Delfinen und einer erschöpften Taube, segelten wir also gemeinsam Richtung Nord. Leider hatten wir fast die gesamte Strecke den Wind gegenan und motorsegelten und kreuzten abwechselnd. Auch wollte uns von nun an kein einziger Fisch mehr an die Angel gehen, so oft wir auch den Köder wechselten. Nach 874sm und 164h hatten wir es dann geschafft, wir waren am Affenfelsen angekommen. Dort tankten wir dann nochmal den günstigsten Diesel ever (0,47€ der Liter) und auch unser Rentnerpärchen verließ uns dort. Denn vom Festland gingen nun auch wieder Flieger Richtung Deutschland. Zu viert traten wir also nun den Rest der Reise Richtung Ost an.

In Almerimar legten wir einen kurzen Stopp zum Wäsche Waschen und Lebensmittel auffüllen ein und dann gings ab nonstop nach bella Sicilia. Die ersten Tage hatten wir auch super achterlichen Wind, der uns dann aber immer weiter östlich verließ, bis er dann ganz abflaute. Wir motorten also an der Lybischen und Tunesischen Küste vorbei, aber wenigsten ging dieses mal nichts am Boot kaputt. Recht unspektakulär war diese Strecke, denn wir waren ja nun ein gut eingespieltes Team. So hatten wir nach 5 Tagen endlich Sizilien in Sicht und konnten wenigstens die letzten beiden Tage segeln. Denn an der Westküste Sizilien ist schön stetiger Wind der uns mit ordentlicher achterlicher Welle und teilweise bis zu 10kt Fahrt ans Ziel brachte. Was war das für ein schöner Anblick und welch ein tolles Gefühl endlich zu Hause zu sein. Endlich wieder durch diese hübschen italienischen Städtchen schlendern, Gelati und Pasta essen, Vino und Grappa trinken und natürlich Freunde treffen. Bella Sicilia, wie hatte ich mich nach dir gesehnt Herz In Licata wartete dann auch die VEGA auf mich, auf die ich noch am selben Abend wechselte. Zu Hause zu Hause!

Bei diesem letzten Törn, merkte ich noch einmal umso mehr, wie sehr ich genug von tagelangem Durchsegeln hatte. Immer nur Wasser um mich herum, mit immer den gleichen Leuten. Aber ich wollte es ja genauso, noch einmal die volle Dröhnung. Um so mehr freue ich mich auf ein Leben an Land, das Meer zwar vor Augen, aber nicht mehr unmittelbar davon umgeben. Auch freute ich mich darauf, alte und auch neue Freunde zu treffen, soziale Kontakte eben. Und ich freue mich auf den Nestbau, der mir in den letzten Jahren doch so sehr verwehrt blieb. Ein zu Hause schaffen, für mich und vielleicht sogar für meinen Sohn. Denn auch er ist angetan, von einem Häuschen am Meer, das ich mit Fremden und Freunden teilen möchte. Ein Hostel mit angeschlossenem Permakulturgarten, das zu Tangotanzabenden einlädt, bei mediterranem Klima und traumhafter Kulisse. Natürlich würde ich nun 1-2 Jahre nicht reisen können, aber die Pause würde mir guttun, um wieder neugierig auf die Welt zu werden. Denn momentan ist mein Speicher voll, ich muss erst mal sortieren, archivieren und mich neu organisieren. Aber jetzt musste ich erst mein Häuschen finden.

Deshalb würde es, nach einer Woche Pause, mit der VEGA Rund um Sizilien gehen, Buchtenbummeln mit Stopps in den schönsten Städten Siziliens. Endlich einmal die ganze Schönheit der Insel betrachten, neues entdecken und altes wiedererleben, bis Ende August sollte dafür Zeit sein. Danach würde ich dann die Westküste mit dem Auto erkunden und mich, auch über Land, nach meinem Häuschen umsehen. Achja, ich habe ein Auto Erstauntes Smiley ich muss wirklich vorsichtiger mit meinen Wünschen sein. Denn einmal ausgesprochen, dass ich mir in Deutschland wohl eines kaufen müsste, um meinen Kram nach Sizilien zu transportieren, fand der VEGA Skipper einen Aushang im WC-Häuschen, das ein Ford Mondeo zum Verkauf stand. Ein Pärchen mit Kind das auf Weltumsegelung gehen würde, wollte es für ganze 250,-€ verkaufen. Erst dachte ich an einen Scherz und nun ist es meins. Es hat allen Schnickschnack, von Anhängerkupplung, über Klimaanlage, bis hin zu einer, im Autoradio feststeckenden, DDR-Kinderlieder CD, was werde ich meinen Spaß haben. Der größte Kraftakt würde aber wohl noch die Ummeldung werden, mal schauen ob die deutsche Bürokratie das zulässt.

Korfu–Sizilien

Da war ich also wieder, auf meiner geliebten VEGA. Das hatte ich mir nach 9 Wochen skippern aber auch verdient. Der neue Eigner hieß mich auch gleich herzlich willkommen und holte mich mit dem Dingi von Land ab. Zwei Tage später kam sein Kumpel und wir machten in den folgenden 4 Tagen einen kleinen Abstecher von Korfu aus, durch das ionische Meer, in Richtung Festland. Was für ein Genuss mit der Schönen endlich wieder segeln zu können. Aber der eigentliche Plan war ja, die VEGA wieder nach Licata auf Sizilien zu bringen, um sie dort den Winter über wieder in der Werft verschönern zu lassen. Das Unterwasserschiff war nun inzwischen fertig, aber das Überwasserschiff benötigte noch einige Pflege und auch der Innenausbau stand noch bevor.

Am Wochenende darauf kam dann also der Rest der Crew, zwei weitere Freunde des Eigners, so das wir nach einem umfangreichen Lidl Einkauf auch in Richtung Italien starten konnten. Die Windvorhersage war mehr als günstig und so fuhren wir gleich Dienstag Morgen, nach einer kurzen Übernachtung vor Anker an der Nordküste Korfus, gutgelaunt los. Bei halbem Wind kamen wir mit 6-7kt gut voran und freuten uns auf eine entspannte Nachtfahrt. Die Nachtwachen waren eingeteilt und so kuschelte ich mich abends wie gewohnt mit meiner Nachtfahrmusik in meine Koje um wenigstens zu ruhen, denn vorschlafen kann ich in der ersten Nacht nie. Das sanfte schauckeln der sich in den Wellen wiegenden VEGA reichte aber schon, um wenigstens ein wenig zu ruhen und abzuschalten. So merkte ich auch nicht, das der Wind gedreht hatte und wir nun am Wind segelten. Das ist das schöne bei diesem Schiff, die 40 Tonnen gleichen auch die größten Wellen aus und da sie ein Langkieler ist, liegt sie auch bei Amwind Kursen, selbst bei ordentlich Welle, schön ruhig im Wasser.

Die VEGA wäre aber auch nicht die VEGA, wenn nicht irgendwelche Problemchen auftreten würden. So wurde ich geweckt vom lauten Fluchen des Eigners, denn er hatte es gewagt in die Bilge zu gucken und einen massiven Wassereinbruch bemerkt. Wir folgten also der Spur des schnell nachfließenden Wassers bis in den Bug und stellten fest, das irgendetwas im Ankerkasten undicht sein musste. Und so war es auch, eine Dichtung des Ankerbleches war durch das stampfen in die Wellen, herausgefetzt und so sprudelte das Wasser fröhlich in die VEGA. Ein altes Tshirt, das in die Fuge hineingeschlagen wurde und gekonntes Fluchen halfen aber um dem Wasserfall Einhalt zu gebieten. Das alles während der Fahrt, mitten in der Nacht und Welle gegenan, schlauchte ganz schön, so das der Eigner stehenden Fußes einfach umfiel und einschlief. Da ich auch noch keine Wache hatte, kuschelte ich mich auch wieder ein. Als ich dann zu meiner Schicht geweckt wurde, traf mich der Schlag, beim aufstehen rutschte ich beinahe aus, der ganz Boden war unter Wasser, die Bilgenpumpe hatte es nicht geschafft mit den Fluten fertig zu werden. Aus der noch offenen Bilgenluke, plätscherte das Wasser und in ihm schwamm der Inhalt des Faches unter meinem Bett. Zum Glück waren es nicht meine Sachen, die blieben wohlweislich schön Wasserdicht verpackt in ihrer Reisetasche. Ich fischte also einiges Malerzeug aus der Bilge und rief nach dem Eigner, der noch verschlafen schon mit einer zusätzlichen Bilgenpumpe ankam und das Malheur beseitigte.

Die restliche Nacht und auch die darauffolgende gestaltete sich dann zum Glück ruhiger. Wir segelten fast ausschließlich nachts und machten nur tagsüber ein paar Stunden Pause, da der Wind dann wegblieb und kamen nach nur 76 Stunden und 270sm in Syrakus an. Dort legten wir uns vor Anker und schliefen erst einmal aus. Abends machten wir dann die Stadt unsicher und genossen die erste richtige Pizza und den original Italienischen Aperol Spritz. Syrakus ist ja eine wirklich tolle Stadt und so erkundeten wir sie auch am nächsten Tag noch, bevor der angesagte Starkwind einsetzte. Der Anker der VEGA ist ja wirklich überdimensional und hat bisher auch allen Winden getrotzt, aber bei fast 50kt slipte er nun doch. Und das nicht nur 1 oder 2x sondern gleich 4x Erstauntes Smiley Es mussten also tatsächlich Ankerwachen eingeteilt werden, die auch berechtigt waren, denn auch Nachts bließ der Wind ohne unterlass, so das wir umankern mussten. Am nächsten Tag gings weiter, sogar die Coast Guard musste zweimal ausrücken. Zum Glück nicht wegen uns, aber ein Katamaran wurde abgerieben und landete an, so das er aus dem flachen Wasser geschubst werden musste und ein Segler wurde in die Bucht geleitet und zwei Mann der Coast Guard stiegen auf das schwankende Schiff über. Wir erfuhren aber nicht, was deren Problem war.

Am nächsten Morgen hatte sich dann alles einigermaßen beruhigt und wir konnten endlich weiter Richtung Licata. Die Ausfahrt aus der Bucht vor Syrakus war eine echte Herausforderung, wir hatten die, sich in den letzten Tagen aufgebaute, Welle genau gegenan und stampften unter Motor bis ans nächste Kap. Dort wartete auch schon der Wind auf uns, so dass wir im 2. Reff und gereffter Genua, mit erst achterlichem und dann halben Wind bis zur Südspitze Siziliens segeln konnten. Und dann passierte wieder das, was uns auf der gesamten Fahrt mehrfach passiert ist, der Wind lies immer mehr nach und flaute dann ganz ab. Die ersten beiden male, refften wir die Genua aus und warteten ab, da aber meist ein kompletter Winddreher danach folgte und uns plötzlich mit bis zu 30kt aus einer ganz anderen Richtung kam, waren wir dieses mal schlauer und holten die Genua ganz ein. Nun hatten wir das Groß im zweiten Reff und nur noch Sturmfock draußen und das erwies sich als absolut richtig, denn plötzlich kam wie aus dem nichts ein Squal der uns beinahe herumwirbelte wie einen Spielball. Da es dauerhaft bewölkt und inzwischen wieder finstere Nacht war, sahen wir ihn nicht kommen. Genauso schnell wie er da war, war er aber auch wieder verschwunden und wir warteten ab, aus welcher Richtung nun der Wind kommen würde. Und da war er der angekündigte Nordost, der uns fortan mit schönem halben Wind in Richtung Licata schob. Wir waren beinahe zu schnell, denn wir wollten ja nicht im dunklen in der Marina ankommen. Also refften wir wieder um mit 4kt schön in Ruhe durch die Nacht zu gleiten.

Genau zum Sonnenaufgang waren wir auch vor der Hafeneinfahrt. Aber um die Marineros bei Laune zu halten ankerten wir erst einmal am Strand von Marianello und schliefen uns erst einmal aus. Gegen Mittag fuhren wir dann in die Marina und legten mit einem fastperfekten Anlegemanöver an unserem alten Stammplatz an. Da war ich also wieder in “meinem” Licata, was hatte ich dort für schöne Zeiten erlebt. Und genauso setzte es sich auch in den folgenden Tagen fort. Ich wurde sofort wieder auf und angenommen in die Community Smiley mit geöffnetem Mund Wir begannen mit einem Tag am Strand bei gegrillter Salsiccia und Aperol und es folgte ein Tanzabend dem nächsten, mit Pizza und dem guten sizilianischen Wein. Alle sizilianischen Freunde rissen sich um mich und wollten genau wissen wo ich in den letzten Monaten überall war. Es fühlte sich so unheimlich gut und heimisch an und nach ein paar Tagen war es, als wenn ich nie weggewesen wäre.

Zum Glück hatte ich nur 14 Tage geplant, die mir aber wie Wochen vorkamen, soviel erlebte ich, denn wäre ich länger geblieben, wäre ich wohl gleich dageblieben. Aber warum auch nicht? In mir reift immer mehr der Gedanke langfristig auf Sizilien meine Homebase aufzubauen, um nicht immer mit all meinem Hab und Gut durch die Welt reisen zu müssen. Ein zu Hause von dem ich immer wieder starten und landen kann. Die Hostelgeschichte lässt mich auch nicht mehr los, also warum nicht hier. Auch hier gibt es Hostels in denen ich erst einmal den Sommer über arbeiten könnte. Aber auch Häuser in bester Lage sind hier wirklich günstig zu haben, das Klima ist hervorragend, das Essen und der Wein sowieso, von den Menschen mal ganz abgesehen. Und ich könnte wieder regelmäßig Tango tanzen und endlich richtig führen lernen, denn die Sizilianer haben eine sehr ausgeprägte Tanzkultur. Es ist wirklich eigenartig, da habe ich in die große weite Welt hineingeschnuppert, habe Länder und Inseln gesehen, die ein Traum waren, aber nirgendwo habe ich mich so wohl wie auf Sizilien gefühlt. Abgesehen davon, hat man es als Europäer auch schwer zb. in Mittelamerika Fuß zu fassen – die Visabestimmungen, die Arbeitsgenehmigungen, Aufenthaltserlaubnisse, die Lebenserhaltungskosten sind unheimlich hoch, dafür die Arbeitsmoral um so geringer. Es tut sich also was in mir… aber nun geht es erst einmal weiter, erst für knapp 3 Wochen nach Marokko und dann wieder bis Mai in die Karibik von Antigua hinunter nach Grenada oder sogar Trinidad/Tobago Smiley Ich bin gespannt wie das alles wird und wie ich in einem halben Jahr über all dies hier denke.

Griechenland – Saronischer Golf

Mein erster Törn von der Athener Marina Alimos, begann gleich mit drei Hafentagen, es herrschte Meltemi. Ganz so schlimm fand ich das allerdings nicht, denn so konnte ich mich in Ruhe mit meinem allerersten Katamaran Tortilla in Ruhe vertraut machen und auch die Crew kennenlernen. Auch wenn es für sie zu Beginn schwer zu verstehen war, merkten sie recht schnell, was für Gewalten dieser Starkwind hatte, denn selbst im Hafen herrschten gute 32 Knoten Wind und das eine oder andere Polster begann durchs Cockpit zu fliegen und Gläser und Teller vom Tisch zu fegen. Nachdem dieser Spuk vorbei war, begann eine ganz wunderbare Woche auf dem Lagoon 3900. Die Stimmung war ausgelassen, wir konnten trotz recht unerfahrener Crew gut segeln und entdeckten wirklich schöne Buchten und Städtchen in diesem tollen Segelrevier. Eine Segelfreundin hatte mir vorher schon ein paar Tipps gegeben und so war ich nicht ganz unvorbereitet.

Die zweite Woche begann mit besserem Wetter und so konnte ich mit neuem Schiff, diesmal einem Lagoon 3800 und diesmal deutlich reduzierter Crew, wieder die Inseln Aegina, Poros und auch Hydra ansteuern. Wir schnorchelten über der versunkene Stadt von Episdauros und wurden auch dieses mal vom Wirt der Taverne Oasis auf Poros freudig begrüßt, ich brauchte ihn nur vorher anzurufen und er reservierte mir einen Platz für die Chrysa. Besonders bemerkenswert, war der sportliche Einsatz meiner Crew beim lösen der Landleinen in einer nördlichen Bucht von Poros, die allen einiges abverlagte, bei dem Schwell der herrschte. Mittlerweile begann ich die Fahrt mit einem Katamaran zu genießen, auch wenn es sich beim Segeln völlig anders anfühlt, entschädigt doch der Luxus den man durch die Geräumigkeit hatte. Dieser Katamaran war auch recht spritzig und so segelten wir nicht selten mit 7-8 Knoten bei nur 15 Knoten Wind. Es war also auch dieses mal eine sehr entspannte und lustige Woche.

Selber Katamarantyp, allerdings mit neuem Namen ThunderCat und neuer Crew, erwartete mich in der dritten Woche. Auch wenn ich anfangs etwas Manschetten hatte, da 4 Kinder zwischen 5 und 10 Jahren dabei waren, wurden meine Befürchtungen nicht bestätigt. Alle vier waren sehr interessiert und gelehrig, waren bei allem schön vorsichtig und trugen brav ihre Schwimmwesten. Bei An und Ablegemanövern warteten sie artig im Salon und beschäftigten sich wunderbar auf längeren Strecken mit ihren Malbüchern. Aber natürlich durften sie auch alle steuern und beim Leinen aufschießen helfen, besonders Spaß machten ihnen aber selbstredent die vielen Badepausen die ich einlegte. Überhaupt fuhren wir nur kurze Strecken von maximal 15 Meilen pro Tag, damit den Kidis nicht langweilig wurde. Und so endete auch diese Woche bei einem leckeren Abendessen, mit Sonnenuntergang und Füssen im Sand, am Strand der Pistazien Insel Aegina. Mein mittlerweile persönlicher Taxifahrer, fuhr mich im anschluß in die nächste Marina. Ich war sehr froh ihn vermittelt bekommen zu haben, denn nach dem letzten Desater mit Athener Taxifahrern, kann ich Ramos nur empfehlen.

Die nächste Woche wurde dann echt anstrengend, zwei Familien von denen fast alle schon mal segeln waren und deren Ansprüche schon vom ersten Tag enorm hoch waren. Die Väter wollten unbedingt schon am Anreisetag auslaufen und das obwohl für die gesamte Woche Meltemi angesagt war. Diesmal ging es von Lavrio los und sollte in die Kykladen gehen und so waren Enttäuschungen vorprogrammiert. Um dem Ganzen aber entgegen zu kommen, entschied ich mich dann doch gegen 19:00Uhr noch auszulaufen, da dann nur noch 4 Bft Wind war und der Hafen offen genug war, um unbeschadet mit der Bavaria 51 auszulaufen. Wir hatten auch tollen achterlichen Wind, so das wir geradewegs zum Sonnenuntergang in der Ankerbucht unter dem Tempel des Poseidon den Anker fallen lassen konnten. Doch leider hielt er nicht! Und auch beim zweiten und dritten mal war nichts zu machen. Beim fünften mal kam endlich Ruhe ins Schiff, aber da keine Kennzeichnung an der Ankerkette war, vermutete ich, das zu wenig Kette draußen war und ließ noch einmal 30m nachlaufen. Ich hatte dennoch ein ungutes Gefühl und verordnete Ankerwache. Die Crew war hellauf begeistert und so wachten je zwei Crewmitglieder für zwei Stunden und beobachteten ob sich auch nichts rührte.

Um 5:00Uhr morgens dann, bestätigte sich mein ungutes Gefühl und ich wurde geweckt, weil die Position der Anemone sich merklich verändert hatte. Ich versuchte noch einmal ein Ankermanöver und als der Anker wieder nicht hielt, bestimmte ich diese unsägliche Bucht zu verlassen und den langen Schlag nach Poros anzugehen. Diese Entscheidung war goldrichtig, denn die vorhergesagten 7-8 Bft in den Kykladen bestätigte sich, so das die Charterfirmen anordneten die Marina Lavrio nicht zu verlassen, sofern man den Sprung in den Saronischen Golf nicht schon geschafft hätte. Und dennoch gab es wieder Diskussionen in der Crew, weil man natürlich im geschützten Golf von Poros davon nichts merkte. Ich kannte aber das Revier inzwischen gut genug und ließ mich lediglich dazu hinreißen am nächsten Abend in einer Bucht vor Poros zu ankern. Nachtrag: der Anker hielt in besagter Nacht übrigens nicht, weil wir ihn zielsicher auf eine, auf dem Grund liegende, alte Luftmatratze plaziert hatten, die dann an unserem Anker hing.

Der Rest der Woche wurde dann noch sehr schön, wir hatten moderaten Wind und sowohl die versunkene Stadt vor Epidauros, als auch wie gewünscht eine ruhige Bucht mit Ankern mit Landleinen beruhigte die erhitzten Gemüter. Nur die Überfahrt auf die Athener Seite des saronischen Golfes, brachte wieder Diskussionen, die Väter wollten hoch, höher, am höchsten segeln, es ging gar nicht schräg genug, bis die Mütter finalen Einspruch einlegten. Genug war genug und die Männer mussten klein beigeben, schließlich wollten sie ja auch in Zukunft wieder mit Familie segeln. Angekommen in der Bucht von Palaia Fokaia stellte sich dann auch heraus, dass man vielleicht doch auf meinen Rat, lieber etwas mehr Wasser und Lebensmittel mitzunehmen, gehört hätte. Denn ein Anlanden war, auf Grund der sich in der Meltemi Woche aufgebauten Welle, eines verloren gegangenen Paddels, einem nur ab und an anspringenden Außenborders und auch einiger Fallwinde, nicht möglich. Somit erübrigte sich aber auch die anstehende Diskussion, unbedingt erst Samstag Morgen wieder in die Marina zurück zu kehren. Ich habe keine Ahnung warum sich manche Menschen selbst im Urlaub so unter Druck setzen.

Die letzte meiner fünf Charter-Wochen lief dann deutlich entspannter an. Endlich konnte ich einen kurzen Abstecher in die Kykladen machen, wo wir auf der Insel Kea eine tolle Ankerbucht entdeckten, an deren Ufer gleich zwei alte Tempel und ein Amphietheater standen. Ich hatte wieder einen Lagoon 3900, der für 9 Personen wirklich sehr geräumig ist. Die Crew war wieder gut zusammen gestellt, so das die Kids von 12-17 auch Ansprechpartner in ihrem Alter hatten. Und auch wenn einer von ihnen immer aus der Rolle fallen musste und sich am letzten Tag sogar beim unerlaubten Sprung in das Fenster einer Kajüte einen Schneidezahn abbrach, war ich dennoch froh, das er nicht auf dem Solarpanel gelandet war, über das er regelmäßig ins Wasser sprang. Ich stehe in solchen Situationen immer zwischen Verantwortung für das Wohl der Gäste und dem sich heraushalten aus Erziehungsmethoden. Zum Glück ist aber nichts schlimmeres passiert, der Zahn konnte später repariert werden und ich denke allen Mitreisenden hat dieser Törn mit der Dan Ladie I, durch das mir inzwischen gut bekannte Revier, sehr gefallen, mir inclusive.

Die dann folgende Pause hatte ich mir also verdient und so genieße ich gerade eine Woche auf meiner heißgeliebten VEGA.Herz Sie liegt in der Bucht vor Zakynthos und ich habe mal wieder keine Kost und Mühen gescheut zu ihr zu kommen. Sie wurde letzten November ja verkauft und so konnte ich dem neuen Eigner mit einigen Tipps weiterhelfen und sie in dieser Woche wieder einmal ein wenig betreuen und begutachten. Meine Arbeiten im Winter 2017/18 hatten sich echt bezahlt gemacht, die Holzarbeiten sind immernoch tiptop. Das wirklich schöne aber ist, es ist egal wem sie gehört, es ist wie nach Hause kommen. Es stellt sich sofort ein Wohlgefühl ein, dass nun auch nicht mehr von Wehmut begleitet ist da ich ja weiß, dass ich auf ihr immer willkommen bin. Sie wird immer mein Traumschiff bleiben und ich bin dem alten und auch dem neuen Eigner sehr dankbar, dass sie so gut für sie sorgen und sie in der Werft von Licata jeden Winter weiter restaurieren lassen.

Am Ende der Woche geht es dann weiter mit dem auffüllen der Reisekasse und ich werde mit neuem Boot und neuer Crew von Lefkas starten. Das ich dabei der VEGA wieder über den Weg segeln werde, ist natürlich rein zufällig Zwinkerndes Smiley