Last but not least

Das wird also wohl mein letzter Beitrag als Langzeitseglerin, denn ich habe mich entschieden, nach immerhin 6 Jahren dauerreisen, auf festem Boden niederzulassen. Nein, ich gehe nicht zurück nach good old Germany, meine Wahlheimat wird bella Sicilia sein. Ich habe mir das Ende ja immer offen gehalten und habe gesagt, wenn ich mal einen Ort auf dieser schönen Welt finde, an dem ich mir vorstellen könnte zu leben, möchte ich dort ein Hostel eröffnen.

Was mich zu diesem Schritt bewogen hat ist, dass in mir immer mehr der Wunsch aufkam, endlich wieder soziale Kontakte zu pflegen. Nicht dass ich niemanden auf meinen Reisen kennengelernt hätte, aber diese Begegnungen waren leider immer sehr kurz, ich möchte einfach nicht immer wieder von vorne beginnen zu erzählen. Auch fehlte mir immer mehr Privatsphäre, mein eigenes Zimmer, tun und lassen was ich möchte, eben ein zu Hause haben. Aber der wichtigste Punkt ist, dass ich ausgezogen war um die Welt zu entdecken, fremde Länder und Kulturen kennen zu lernen, mein Fernweh zu stillen.  Inzwischen aber ist mein Speicher so voll mit Eindrücken, dass da derzeit kein Platz mehr für Neues ist. Ich muss das alles erst einmal verarbeiten. Früher hatte ich dafür die Zeit im Winterlager, seit dem ich aber im Winter in der Karibik unterwegs war und im Sommer im Mittelmeer, habe ich keine Möglichkeiten mehr gehabt, mich zu resetten.

Warum nun gerade Sizilien? Nun, es  stimmt einfach zu vieles hier für mich. Nicht nur das Klima, die Landschaft, das Essen und der Vino, nein ich habe mich verliebt in dieses schöne Land. Jedes mal wenn ich hier war, habe mich sofort zu Hause gefühlt, ich glaube ich bin angekommen. Die Menschen sind hier so unglaublich gastfreundlich und herzlich und ihr Dolce Vita färbt einfach aufs Gemüt ab. Die Welt ist so groß, warum nun ausgerechnet diese Insel? Ich habe einfach die Vorzüge Europas kennengelernt, nicht nur die Versorgung sondern auch wie unkompliziert man hier als Nordeuropäer Grund und Boden erwerben und dann eben auch leben kann. Auch entspricht mir die Lebensart der Italiener sehr, ich kann mit einem `domani´ einfach mehr anfangen, als mit einem `maybe´.

Das die VEGA hier ihr Winterlager hat, ist dabei ein kleines Sahnehäubchen und so war die letzte Fahrt rund um Sizilien noch mal ein wunderbarer Abschluss. In vier Wochen waren wir rundherum gesegelt und haben noch einmal zwei Wochen zu den Ägädischen Inseln drauf gelegt. Eine ganz wunderbare Zeit, mit tollen Menschen die uns begleitet haben. Wir haben keinen der idyllischen Orte ausgelassen, haben Städte und Inseln besucht, die ich bisher noch nicht kannte und nun auch lieben gelernt habe. Ich habe währenddessen sehr in mich hineingehört, wo ich mich zu Hause fühlen könnte. Schließlich würde die Entscheidung, mich irgendwo niederzulassen, für ein paar Jahre wenn nicht gar Jahrzehnte, so einfach nicht rückgängig zu machen sein.

Aber so wirklich angetan hat es mir eben immernoch der kleine beschauliche Ort Licata im Süden der 🏝️ Ein verschlafenes Städtchen mit nur 37.000 Einwohnern, völlig untouristisch und mit morbidem Charme des letzten Jahrhunderts. Hier hoffe ich nun mein neues Zuhause zu finden, ein Häuschen am Meer, das ich mit Fremden und Freunden teilen kann. Mein, inzwischen zugelassenes, Auto und mein Sohn, der endlich aus Nicaragua herausgekommen war, hatten mir dabei geholfen, ein paar Wochen die Gegend zu erkunden und nach geeigneten Immobilien ausschau zu halten. Meine Wohnung in Berlin, habe ich inzwischen verkaufsfertig einem Makler übergeben, der für sie hoffentlich einen Käufer findet, der sie genauso liebt wie ich es getan habe.

Step by Step näher ich mich also meinem neuen Vorhaben. Das dieses nicht einfach sein wird, ist mir natürlich klar, zu vieles ist zu beachten und zu bedenken. So viele  Ideen schwirren mir im Kopf herum, ob es nun ein Permakultur Garten, eine Möglichkeit Tangotanzabende zu veranstalten, Künstlern eine Plattform zu bieten oder einfach nur Menschen aus aller Welt an diesem wunderbaren Ort für kurze Zeit einen Wohlfühloase zu schaffen, wird sich zeigen.  Ich habe ja die Zeit und Ruhe und habe schon einmal das eigentlich Unmögliche geschafft. Ob ich darüber hier auch weiterhin schreiben werde, weiß ich noch gar nicht so genau, das werde ich spontan entscheiden, aber auf Facebook werdet ihr mich ja verfolgen können.

Ich danke jedenfalls allen meinen treuen Lesern schon einmal und hoffe Euch ja vielleicht hier auf Sizilien einmal persönlich zu treffen. In Licata, der verträumten Stadt auf Sizilien. Wer allerdings auch Interesse an meinem Projekt  dem PermaKulturHostel hat und sogar daran aktiv teilnehmen möchte, kann sich gern in die Facebookgruppe „Vela VEGA“ eintragen.  Und sobald ich wieder segeln gehe, werde ich natürlich weiter hier berichten 😉

Teneriffa–Sizilien

Wenn man viel und lange in fremden Ländern unterwegs ist, vermisst man natürlich das ein oder andere. Und so schwärmten wir auf der Atlantiküberquerung alle davon, endlich wieder einmal Pizza zu essen.  Spanien ist nun nicht sehr bekannt für seine hervorragende Pizza, aber wenn man Monate lang keine mehr gegessen hatte, ist das egal, Hauptsache PIZZA Verspotten Kaum auf Teneriffa angekommen, ließen wir uns also jeder eine Familienpizza liefern. Meine Carbonara schmeckte widererwarten sehr gut und auf Grund der Größe hatte ich am nächsten Morgen  und auch Nachmittag noch etwas davon. Nachts konnte ich kaum einschlafen, führte das aber auf den vollen Pizzabauch und meine bisherigen Nachtschichten zurück. Morgens kribbelte mir aber immer noch der ganze Körper und meine Lymphknoten am Hals waren angeschwollen, hatte ich mir ne Erkältung zugezogen?! Am Nachmittag schwoll mir dann die komplette Zunge an und ich bekam kaum noch Luft. Zum Glück war die Freundin des Eigners mit dem Auto da und so fuhren wir in die nächste Apotheke, die uns auf Grund der Symptome sofort ins nächste Hospital weiterschickte. Dort angekommen, wurde erst einmal über meinen Verbleib in den letzten 2 Wochen diskutiert und meine Krankenkarte verlangt. Da ich nicht sprechen konnte, war ich froh, das des Eigners Freundin auf der Insel lebte und spanisch sprach. Ich wurde dann an einen Tropf mit Antiallergikum gehängt und binnen kurzer Zeit schwoll meine Zunge ab und mir ging es mitütlich besser. Ich habe wohl auf die Pizza allergisch reagiert, was aß ich auch in Spanien Pizza. Sehr überrascht war ich, dass ich nicht einmal etwas zu bezahlen brauchte, da in Spanien die Erstversorgung gratis ist!

Nachdem ich also diesen Schreck und die nächsten 2,5 Wochen mit Handwerkern überstanden hatte, ging es am 7. Juni also wieder los Richtung Gibraltar. Wir waren wieder einmal eine bunt zusammengewürfelte Truppe – der Eigner und ich, ein Freund des Eigners, der tatsächlich einfliegen durfte, ein deutsches Rentnerpärchen, dass keinen Rückflug nach Deutschland bekam und schon 7 Flug Gutscheine wegen gecancelter Flüge hatte und ein argentinischer Skipper, der in Kroatien sein Glück mit Jobs versuchen wollte. Vorbei an den schroffen Küsten der Kanarischen Inseln, in Begleitung von Delfinen und einer erschöpften Taube, segelten wir also gemeinsam Richtung Nord. Leider hatten wir fast die gesamte Strecke den Wind gegenan und motorsegelten und kreuzten abwechselnd. Auch wollte uns von nun an kein einziger Fisch mehr an die Angel gehen, so oft wir auch den Köder wechselten. Nach 874sm und 164h hatten wir es dann geschafft, wir waren am Affenfelsen angekommen. Dort tankten wir dann nochmal den günstigsten Diesel ever (0,47€ der Liter) und auch unser Rentnerpärchen verließ uns dort. Denn vom Festland gingen nun auch wieder Flieger Richtung Deutschland. Zu viert traten wir also nun den Rest der Reise Richtung Ost an.

In Almerimar legten wir einen kurzen Stopp zum Wäsche Waschen und Lebensmittel auffüllen ein und dann gings ab nonstop nach bella Sicilia. Die ersten Tage hatten wir auch super achterlichen Wind, der uns dann aber immer weiter östlich verließ, bis er dann ganz abflaute. Wir motorten also an der Lybischen und Tunesischen Küste vorbei, aber wenigsten ging dieses mal nichts am Boot kaputt. Recht unspektakulär war diese Strecke, denn wir waren ja nun ein gut eingespieltes Team. So hatten wir nach 5 Tagen endlich Sizilien in Sicht und konnten wenigstens die letzten beiden Tage segeln. Denn an der Westküste Sizilien ist schön stetiger Wind der uns mit ordentlicher achterlicher Welle und teilweise bis zu 10kt Fahrt ans Ziel brachte. Was war das für ein schöner Anblick und welch ein tolles Gefühl endlich zu Hause zu sein. Endlich wieder durch diese hübschen italienischen Städtchen schlendern, Gelati und Pasta essen, Vino und Grappa trinken und natürlich Freunde treffen. Bella Sicilia, wie hatte ich mich nach dir gesehnt Herz In Licata wartete dann auch die VEGA auf mich, auf die ich noch am selben Abend wechselte. Zu Hause zu Hause!

Bei diesem letzten Törn, merkte ich noch einmal umso mehr, wie sehr ich genug von tagelangem Durchsegeln hatte. Immer nur Wasser um mich herum, mit immer den gleichen Leuten. Aber ich wollte es ja genauso, noch einmal die volle Dröhnung. Um so mehr freue ich mich auf ein Leben an Land, das Meer zwar vor Augen, aber nicht mehr unmittelbar davon umgeben. Auch freute ich mich darauf, alte und auch neue Freunde zu treffen, soziale Kontakte eben. Und ich freue mich auf den Nestbau, der mir in den letzten Jahren doch so sehr verwehrt blieb. Ein zu Hause schaffen, für mich und vielleicht sogar für meinen Sohn. Denn auch er ist angetan, von einem Häuschen am Meer, das ich mit Fremden und Freunden teilen möchte. Ein Hostel mit angeschlossenem Permakulturgarten, das zu Tangotanzabenden einlädt, bei mediterranem Klima und traumhafter Kulisse. Natürlich würde ich nun 1-2 Jahre nicht reisen können, aber die Pause würde mir guttun, um wieder neugierig auf die Welt zu werden. Denn momentan ist mein Speicher voll, ich muss erst mal sortieren, archivieren und mich neu organisieren. Aber jetzt musste ich erst mein Häuschen finden.

Deshalb würde es, nach einer Woche Pause, mit der VEGA Rund um Sizilien gehen, Buchtenbummeln mit Stopps in den schönsten Städten Siziliens. Endlich einmal die ganze Schönheit der Insel betrachten, neues entdecken und altes wiedererleben, bis Ende August sollte dafür Zeit sein. Danach würde ich dann die Westküste mit dem Auto erkunden und mich, auch über Land, nach meinem Häuschen umsehen. Achja, ich habe ein Auto Erstauntes Smiley ich muss wirklich vorsichtiger mit meinen Wünschen sein. Denn einmal ausgesprochen, dass ich mir in Deutschland wohl eines kaufen müsste, um meinen Kram nach Sizilien zu transportieren, fand der VEGA Skipper einen Aushang im WC-Häuschen, das ein Ford Mondeo zum Verkauf stand. Ein Pärchen mit Kind das auf Weltumsegelung gehen würde, wollte es für ganze 250,-€ verkaufen. Erst dachte ich an einen Scherz und nun ist es meins. Es hat allen Schnickschnack, von Anhängerkupplung, über Klimaanlage, bis hin zu einer, im Autoradio feststeckenden, DDR-Kinderlieder CD, was werde ich meinen Spaß haben. Der größte Kraftakt würde aber wohl noch die Ummeldung werden, mal schauen ob die deutsche Bürokratie das zulässt.

Korfu–Sizilien

Da war ich also wieder, auf meiner geliebten VEGA. Das hatte ich mir nach 9 Wochen skippern aber auch verdient. Der neue Eigner hieß mich auch gleich herzlich willkommen und holte mich mit dem Dingi von Land ab. Zwei Tage später kam sein Kumpel und wir machten in den folgenden 4 Tagen einen kleinen Abstecher von Korfu aus, durch das ionische Meer, in Richtung Festland. Was für ein Genuss mit der Schönen endlich wieder segeln zu können. Aber der eigentliche Plan war ja, die VEGA wieder nach Licata auf Sizilien zu bringen, um sie dort den Winter über wieder in der Werft verschönern zu lassen. Das Unterwasserschiff war nun inzwischen fertig, aber das Überwasserschiff benötigte noch einige Pflege und auch der Innenausbau stand noch bevor.

Am Wochenende darauf kam dann also der Rest der Crew, zwei weitere Freunde des Eigners, so das wir nach einem umfangreichen Lidl Einkauf auch in Richtung Italien starten konnten. Die Windvorhersage war mehr als günstig und so fuhren wir gleich Dienstag Morgen, nach einer kurzen Übernachtung vor Anker an der Nordküste Korfus, gutgelaunt los. Bei halbem Wind kamen wir mit 6-7kt gut voran und freuten uns auf eine entspannte Nachtfahrt. Die Nachtwachen waren eingeteilt und so kuschelte ich mich abends wie gewohnt mit meiner Nachtfahrmusik in meine Koje um wenigstens zu ruhen, denn vorschlafen kann ich in der ersten Nacht nie. Das sanfte schauckeln der sich in den Wellen wiegenden VEGA reichte aber schon, um wenigstens ein wenig zu ruhen und abzuschalten. So merkte ich auch nicht, das der Wind gedreht hatte und wir nun am Wind segelten. Das ist das schöne bei diesem Schiff, die 40 Tonnen gleichen auch die größten Wellen aus und da sie ein Langkieler ist, liegt sie auch bei Amwind Kursen, selbst bei ordentlich Welle, schön ruhig im Wasser.

Die VEGA wäre aber auch nicht die VEGA, wenn nicht irgendwelche Problemchen auftreten würden. So wurde ich geweckt vom lauten Fluchen des Eigners, denn er hatte es gewagt in die Bilge zu gucken und einen massiven Wassereinbruch bemerkt. Wir folgten also der Spur des schnell nachfließenden Wassers bis in den Bug und stellten fest, das irgendetwas im Ankerkasten undicht sein musste. Und so war es auch, eine Dichtung des Ankerbleches war durch das stampfen in die Wellen, herausgefetzt und so sprudelte das Wasser fröhlich in die VEGA. Ein altes Tshirt, das in die Fuge hineingeschlagen wurde und gekonntes Fluchen halfen aber um dem Wasserfall Einhalt zu gebieten. Das alles während der Fahrt, mitten in der Nacht und Welle gegenan, schlauchte ganz schön, so das der Eigner stehenden Fußes einfach umfiel und einschlief. Da ich auch noch keine Wache hatte, kuschelte ich mich auch wieder ein. Als ich dann zu meiner Schicht geweckt wurde, traf mich der Schlag, beim aufstehen rutschte ich beinahe aus, der ganz Boden war unter Wasser, die Bilgenpumpe hatte es nicht geschafft mit den Fluten fertig zu werden. Aus der noch offenen Bilgenluke, plätscherte das Wasser und in ihm schwamm der Inhalt des Faches unter meinem Bett. Zum Glück waren es nicht meine Sachen, die blieben wohlweislich schön Wasserdicht verpackt in ihrer Reisetasche. Ich fischte also einiges Malerzeug aus der Bilge und rief nach dem Eigner, der noch verschlafen schon mit einer zusätzlichen Bilgenpumpe ankam und das Malheur beseitigte.

Die restliche Nacht und auch die darauffolgende gestaltete sich dann zum Glück ruhiger. Wir segelten fast ausschließlich nachts und machten nur tagsüber ein paar Stunden Pause, da der Wind dann wegblieb und kamen nach nur 76 Stunden und 270sm in Syrakus an. Dort legten wir uns vor Anker und schliefen erst einmal aus. Abends machten wir dann die Stadt unsicher und genossen die erste richtige Pizza und den original Italienischen Aperol Spritz. Syrakus ist ja eine wirklich tolle Stadt und so erkundeten wir sie auch am nächsten Tag noch, bevor der angesagte Starkwind einsetzte. Der Anker der VEGA ist ja wirklich überdimensional und hat bisher auch allen Winden getrotzt, aber bei fast 50kt slipte er nun doch. Und das nicht nur 1 oder 2x sondern gleich 4x Erstauntes Smiley Es mussten also tatsächlich Ankerwachen eingeteilt werden, die auch berechtigt waren, denn auch Nachts bließ der Wind ohne unterlass, so das wir umankern mussten. Am nächsten Tag gings weiter, sogar die Coast Guard musste zweimal ausrücken. Zum Glück nicht wegen uns, aber ein Katamaran wurde abgerieben und landete an, so das er aus dem flachen Wasser geschubst werden musste und ein Segler wurde in die Bucht geleitet und zwei Mann der Coast Guard stiegen auf das schwankende Schiff über. Wir erfuhren aber nicht, was deren Problem war.

Am nächsten Morgen hatte sich dann alles einigermaßen beruhigt und wir konnten endlich weiter Richtung Licata. Die Ausfahrt aus der Bucht vor Syrakus war eine echte Herausforderung, wir hatten die, sich in den letzten Tagen aufgebaute, Welle genau gegenan und stampften unter Motor bis ans nächste Kap. Dort wartete auch schon der Wind auf uns, so dass wir im 2. Reff und gereffter Genua, mit erst achterlichem und dann halben Wind bis zur Südspitze Siziliens segeln konnten. Und dann passierte wieder das, was uns auf der gesamten Fahrt mehrfach passiert ist, der Wind lies immer mehr nach und flaute dann ganz ab. Die ersten beiden male, refften wir die Genua aus und warteten ab, da aber meist ein kompletter Winddreher danach folgte und uns plötzlich mit bis zu 30kt aus einer ganz anderen Richtung kam, waren wir dieses mal schlauer und holten die Genua ganz ein. Nun hatten wir das Groß im zweiten Reff und nur noch Sturmfock draußen und das erwies sich als absolut richtig, denn plötzlich kam wie aus dem nichts ein Squal der uns beinahe herumwirbelte wie einen Spielball. Da es dauerhaft bewölkt und inzwischen wieder finstere Nacht war, sahen wir ihn nicht kommen. Genauso schnell wie er da war, war er aber auch wieder verschwunden und wir warteten ab, aus welcher Richtung nun der Wind kommen würde. Und da war er der angekündigte Nordost, der uns fortan mit schönem halben Wind in Richtung Licata schob. Wir waren beinahe zu schnell, denn wir wollten ja nicht im dunklen in der Marina ankommen. Also refften wir wieder um mit 4kt schön in Ruhe durch die Nacht zu gleiten.

Genau zum Sonnenaufgang waren wir auch vor der Hafeneinfahrt. Aber um die Marineros bei Laune zu halten ankerten wir erst einmal am Strand von Marianello und schliefen uns erst einmal aus. Gegen Mittag fuhren wir dann in die Marina und legten mit einem fastperfekten Anlegemanöver an unserem alten Stammplatz an. Da war ich also wieder in “meinem” Licata, was hatte ich dort für schöne Zeiten erlebt. Und genauso setzte es sich auch in den folgenden Tagen fort. Ich wurde sofort wieder auf und angenommen in die Community Smiley mit geöffnetem Mund Wir begannen mit einem Tag am Strand bei gegrillter Salsiccia und Aperol und es folgte ein Tanzabend dem nächsten, mit Pizza und dem guten sizilianischen Wein. Alle sizilianischen Freunde rissen sich um mich und wollten genau wissen wo ich in den letzten Monaten überall war. Es fühlte sich so unheimlich gut und heimisch an und nach ein paar Tagen war es, als wenn ich nie weggewesen wäre.

Zum Glück hatte ich nur 14 Tage geplant, die mir aber wie Wochen vorkamen, soviel erlebte ich, denn wäre ich länger geblieben, wäre ich wohl gleich dageblieben. Aber warum auch nicht? In mir reift immer mehr der Gedanke langfristig auf Sizilien meine Homebase aufzubauen, um nicht immer mit all meinem Hab und Gut durch die Welt reisen zu müssen. Ein zu Hause von dem ich immer wieder starten und landen kann. Die Hostelgeschichte lässt mich auch nicht mehr los, also warum nicht hier. Auch hier gibt es Hostels in denen ich erst einmal den Sommer über arbeiten könnte. Aber auch Häuser in bester Lage sind hier wirklich günstig zu haben, das Klima ist hervorragend, das Essen und der Wein sowieso, von den Menschen mal ganz abgesehen. Und ich könnte wieder regelmäßig Tango tanzen und endlich richtig führen lernen, denn die Sizilianer haben eine sehr ausgeprägte Tanzkultur. Es ist wirklich eigenartig, da habe ich in die große weite Welt hineingeschnuppert, habe Länder und Inseln gesehen, die ein Traum waren, aber nirgendwo habe ich mich so wohl wie auf Sizilien gefühlt. Abgesehen davon, hat man es als Europäer auch schwer zb. in Mittelamerika Fuß zu fassen – die Visabestimmungen, die Arbeitsgenehmigungen, Aufenthaltserlaubnisse, die Lebenserhaltungskosten sind unheimlich hoch, dafür die Arbeitsmoral um so geringer. Es tut sich also was in mir… aber nun geht es erst einmal weiter, erst für knapp 3 Wochen nach Marokko und dann wieder bis Mai in die Karibik von Antigua hinunter nach Grenada oder sogar Trinidad/Tobago Smiley Ich bin gespannt wie das alles wird und wie ich in einem halben Jahr über all dies hier denke.

Licata – Korfu

Licata oh mein Licata. Was hast Du Dich in mein Herz geschlichen. Du unheimliche Stadt, so sizilianisch ursprünglich, so herzlich und liebenswert. Du ungeschliffener Diamant im Mittelmeer. Du Bandit!

Mit 5 Wochen Verzögerung hatten wir es endlich geschafft aufzubrechen. Irgendwie scheint in Licata der Erdmagnetismus am höchsten zu sein, denn so sehr wir auch planten dort wegzukommen, kam immer etwas dazwischen. Ob nun das Wetter abwechselnd von Mistral auf Schirokko wechselte, bis die Balken brachen oder der Generator für unsere Stromerzeugung nicht ansprang, dann wieder keine Crew zu finden war oder die Starterbatterie plötzlich streikte. Die VEGA wehrte sich von dort wegzukommen und um ehrlich zu sein, waren wir auch nicht wirklich traurig darüber.

Aber die Cocco wartete auf Korfu auf uns und so feierten wir zum zehnten mal Abschied und brachen am Dienstag den 17. April früh morgens um 4:00Uhr auf und starteten in Richtung Syracusa. Am südlichsten Zipfel Siziliens übernachteten wir dann in einer Bucht in Portopalo di Capo Passero, um dann am Tag darauf das erste mal in diesem Jahr von den ultimativen Glücklichmachern, den Delfinen, begleitet zu werden. Am Abend erreichten wir dann auch Syracusa und erkundeten am Tag darauf diese wundervolle Stadt ausgiebig. Erinnerungen an den Stopp dort im letzten Jahr, als mein Sohn mich besuchte, wurden wach und ich entdeckte ganz neue Orte dort, wie eine Freiluftkirche in der gerade geheiratet wurde und nein ich fing keinen Brautstrauß Smiley mit herausgestreckter Zunge oder auch das Casa delle Farfalle. Besondere Momente, die diese Stadt noch eindrücklicher machten. Danach ging´s weiter Richtung Catania, das wir nur davor ankerten, betrübte mich nicht weiter, da ich diese Stadt ja 2015 schon eingehend besuchen durfte. Wohingegen Taormina mich schon eher interessiert hätte, allerdings, waren wir erst spät am Nachmittag dort, so dass sich eine Stadtrundfahrt nicht mehr gelohnt hätte, da sie ganz oben auf dem Berg gelegen nur mit dem Bus erreichbar gewesen wäre. Aber es wird ja vielleicht nicht das letzte mal gewesen sein, das ich dort vor Anker lag. Nicht zu vergessen auch Isole Ciclopi, die wir eine Nacht zuvor im dunkeln und dann bei Sonnenaufgang im hellen begutachten durften und mich sehr an die Felsformationen im englischen Kanal erinnerten.

Zum Glück nahm uns Odysseus nicht länger gefangen und wir segelten am 23. April fort vom schönen Sizilien, 68 Stunden non stop die Stiefelsohle entlang. Ein letztes mal versuchte die VEGA sich nach Sizilien zurück zu schmuggeln, denn sobald der Wind nachließ drehte sie sich einfach herum und wollte zurücktreiben. Sie weiß eben, dass sie noch nicht fertig restauriert ist, leider haben wir immer noch sehr viel Wasser im Schiff und wie gut sich um sie gekümmert wurde in Licata. Aber sie muss nun ein paar Monate warten, bis ihr Wellnessprogramm weitergehen kann, jetzt wollen wir uns auch mal erholen. Es war dann eine wirklich gemächliche Überfahrt und mit 4 Crewmitgliedern auch gut zu händeln, des Nachts in 6 Stunden Schichten zu zweit und tagsüber jeweils 3 Stunden alleine, so dass wir jeden Wind ausnutzen konnten und am 26. April sehr entspannt auf Paxos in Griechenland einliefen. Die kleine Bucht Lakka sehr nördlich gelegen, ist wirklich ein Kleinod, dass in der Hauptsaison so sehr überlaufen ist, das man nur in der Vorsaison dort einen guten Platz bekommt. Wir ruhten dort einen Tag aus und nahmen dann die letzten 25sm in Richtung Korfu in Angriff, um nach insgesamt 270sm auf Korfu bei der Cocco einzutreffen. Der Zustand der Cocco war leider nicht wirklich befriedigend, das Dinghi war geklaut worden, das Boot unter Deck von Schimmel übersäht und auch die Starterbatterie war tot. Es lohnt sich also nicht immer, eine zwar kostenlose aber eben auch unbewachte Marina fürs Winterlager zu nutzen, wenn man nicht vor Ort sein kann.

Insgesamt haben wir wieder einmal festgestellt, das sich ständig wechselnde Crews nicht wirklich lohnen. Man weiß vorher nicht wer sich auf so einen Törn anmeldet und ist nach 14 Tagen dann endlich ein eingespieltes Team, das dann wieder auseinander geht. Deshalb ist der Wunsch nach einer festen Crew wieder einmal intensiver geworden, so dass wir jeden, der Interesse hat auf der VEGA festes Crewmitglied zu werden, dazu animieren wollen, mal eine Probewoche mit uns mit zu segeln. Natürlich kann auch das nicht kostenlos von statten gehen, jeder sollte schon für sich selbst sorgen können, wie wir das auch tun. Aber es stehen einem dann auch alle Türen offen, man kann sich selbst verwirklichen, Ideen für soziale Projekte mit gestalten und das Leben in einer Gemeinschaft erproben, die sonst wohl schwer zu finden ist. Auch wird gemeinsam entschieden, wo es als nächsten hingehen soll, so dass die VEGA frei von einschränkenden Terminen hinsegeln kann, wohin die Crew es möchte. Also meldet Euch, ihr Freidenker, Reiselustigen und Segelwütigen, lasst Euch ein auf das Segelabenteuer VEGA!

Licata

Sechs Monate habe ich nun hier in Licata auf Sizilien verbracht. Zugegeben, der erste Eindruck war doch recht enttäuschend, nachdem ich Palermo, Catania und Syrakus sehen durfte. Aber so ist das wohl im Leben, wenn man mit wenigen Erwartungen an etwas herangeht, muss es zwangsläufig gut werden und wie gut es wurde!

Licata ist eine recht verschlafene Stadt, die erinnern lässt wie es vor 20 Jahren in der Welt zuging. Alles ist ursprünglicher und rudimentärer, die Zeit scheint stehen geblieben zu sein. Alte Männer sitzen in den Bars und Cafés, das Mittelalter arbeitet sich, für 3 – 4,-€ die Stunde, die Seele aus dem Leib oder wartet einfach auf den nächsten Job und die Jungen scheint es kaum noch zu geben, die hohe Arbeitslosigkeit hat sie aus der Stadt vertrieben. Demzufolge ist das Beerdigungsinstitut ein hochfrequentierter Ort und der Cimitero wächst zusehends den Hang hinauf. Im Müll wühlende Straßenhunde beobachten das Treiben, sofern sie nicht mit Giftködern aus dem Weg geschafft werden, wie leider kürzlich geschehen. Das Umweltbewusstsein ist hier leider noch nicht angekommen, ich wurde belächelt und argwöhnisch beäugt, aber es wurde zur Kenntnis genommen und letztendliche doch beherzigt, das ich weder aus Plastikbechern Kaffee trinken noch eine Plastiktüte für meine Einkäufe möchte. Dafür sieht man wenig bis gar keine Kinder, so wird die Stadt wohl bald ausgestorben sein.

Sehr schade das, denn die Menschen die dort leben, sind die herzlichsten und freundlichsten Menschen die ich je kennenlernen durfte. Ich habe mich noch nirgendwo auf der Welt so willkommen und angenommen gefühlt wie in Licata. Ob das nun in der örtlichen Tangotanzschule, die mich nach einigem Unverständnis über meine Bitte Führen lernen zu wollen, dann doch in diese Kunst eingewiesen hat, oder der Bäcker der mich so gut es ging auf Deutsch bediente und erst recht bei den Werftarbeitern der Oceanica Naval Cantiere, war. Denn dort verbrachten wir mit der VEGA ja fast 3 Monate und so versuchten wir uns zum Abschied mit einem Barbecue für die großartige Arbeit an der alten Lady bei ihnen zu revanchieren. Auch durfte ich einen ganz besonderen Menschen kennenlernen, mit dem ich so manche Tangonächte durchtanzt habe, der mich ungefragt in seinen Freundeskreis aufgenommen hat und den Aufenthalt mit der einen oder anderen Köstlichkeit versüßt hat.

Grazie Lillo, per il tempo meraviglioso :)

So werden also zum Abschied einige Tränchen fließen und die Wiedersehensfreude im Herbst wohl um so größer sein. Denn auch wenn wir jeden Regenfreien Tag genutzt haben um die VEGA zu verschönern, so ist doch noch einiges offen, was hier in der Werft noch erledigt werden soll. Es gibt kaum einen Ort, der solche Koryphäen im Holzbootbau vorzuweisen hat, wie Licata. Dort wird noch alles per Hand gearbeitet, jede Planke einzeln ausgesucht und zurecht gesägt, jede Leiste passend gehobelt, sogar kalfatert wird dort noch. Das ist beinahe einzigartig und so sollte jeder der ein Holzboot besitzt, wenigstens einmal hierher kommen, um es fachmännisch begutachten oder auch reparieren zu lassen. Denn vor allem der Herbst hat hier bis tief in den Januar hinein, wunderbare Temperaturen vorzuweisen, so dass man kurzärmelig an Deck arbeiten kann. Nur sollte man damit rechnen für den Februar ein warmes Plätzchen zu finden, denn dann fällt wohl der gesamte Niederschlag des ganzen Jahres und es wird lausig kalt. Aber auch das ist gut so, denn so fängt das Jahr mit saftigem Grün an und man erlebt die Mandelblüte in voller Pracht. Besonders schön ist sie im naheliegenden Agrigento mit seinen alten Tempelanlagen der Griechen, aber auch die direkten Hochebenen sind wundervoll anzuschauen und man hat eine großartige Aussicht. Vor allem aber die Strände Marianello und Mollarella hat man in den Wintermonaten zu seiner alleinigen Verfügung und kann mit einem romantischen Picknick die Sonnenuntergänge in voller Pracht genießen.

Licata ich danke Dir für diesen wundervollen Winter, Du hast mich glücklich gemacht, Du hässliches Entlein mit dem Herz eines schönen Schwans!

Am Ende wird alles gut und wenn es nicht gut ist, ist es nicht das Ende Zwinkerndes Smiley

(Oskar Wild)

Deshalb gibt es jetzt wieder einen neuen Anfang – es geht mit der VEGA nach Malta und deren vorgelagerten Inseln dann Richtung Nordsizilien, Palermo oder je nach dem wie der Wind steht, Catania. Dort vervollständigen wir dann die Besatzung mit dem Team des www.erlebe-abenteuer.de und erkunden die Liparischen Inseln. Danach geht es dann wieder zurück nach Osten, nach Griechenland/ Korfu um die Cocco  aus den Winterschlaf zu holen. Die Zusammenarbeit mit dem Individualpädagogischen Netzwerk nimmt auch langsam Formen an, so das wir sicher bald die ersten Buchungen haben werden, bis dahin können sich Chartergäste noch einquartieren. Die Saison kann also beginnen! Aber erst einmal müssen wir auf ein günstiges Wetterfenster warten, denn noch will uns Sicilia nicht gehen lassen 😮