Marokko ist in jedem Fall eine Reise wert. Ich glaube es ist auch egal, ob man organisiert oder wie ich auf eigene Faust reist, beides hat seine Vorteile und sicher ist es in jedem Fall, auch für alleinreisende Frauen! Ich habe mich zu jeder Zeit wohl gefühlt, bin Abends allein durch die Straßen gegangen, bin mit Localbussen gefahren und habe aber immer ein Tuch parat gehabt, das mich vor Blicken geschützt hätte. Ich hätte gerne dieses mal eine organisierte Reise gemacht, aber für diese 3 Wochen 1300,-€ trotz Bus und Bahn auszugeben, waren mir einfach nicht möglich und somit habe ich mir meine Unterkünfte wieder über Airbnb alleine gesucht. Man findet da echt günstige und wirklich schöne Unterkünfte, Riads aus 1001 Nacht, mit wirklich netten Gastgebern, für 10,-€ incl. Frühstück. Ich hatte nur 1x in Casablanca Pech, da wohnte ich bei einer Familie mit zwei kleinen Kindern und schlief in deren Schlafzimmer, während sie im Wohnzimmer auf dem Fußboden schliefen, kein schönes Gefühl.
Aber das war zum Glück nach meinem ersten Aufenthalt in Marrakesch, der eine wirklich schöne Erfahrung war. Marrakesch eine quirlige Stadt, mit einem riesigen Souk, der sich fast durch die gesamte Medina schlängelt. Natürlich habe ich mich dort verlaufen und wurde mehrfach von Kids angesprochen, ob sie mir helfen können. Da leider das GPS in den engen Gassen nicht funktioniert, musste ich irgendwann deren Angebot annehmen und mich aus dem Labyrinth führen lassen. Und natürlich wurde danach die Hand aufgehalten, aber nicht um übrige Münzen entgegen zu nehmen, neinnein, sie wollten Scheine, sehr dreist wie ich finde. Der Marokkaner ist ein sehr einnehmendes Wesen und nicht nur die Erwachsenen lassen sich für jede Kleinigkeit und nicht gewollte Hilfe bezahlen, sie dressieren schon ihre Kinder dazu. Trotzdem genoss ich den Aufenthalt in Marrakesch sehr, sah mir eine Gerberei an und ließ mich durch die schmalen Gassen treiben. Nicht so schön sind dort die, durch die schmalen Gänge, rasenden Motorräder, Fahrräder und auch Eselskarren, wenn man sich nicht ganz rechts an den Ständen entlang schlängelt, läuft man Gefahr überfahren zu werden. Abends erholte ich mich in meinem traumhaften Riad Sijane bei Shisha und arabischem Tee.
Nach drei Tagen ging´s dann weiter nach Casablanca. Von dieser Stadt hatte ich eine ganz andere Vorstellung, sie ist modern und groß und sauber. Sie hat nichts von “Schau mir in die Augen Kleines”, auch wenn es dieses Café dort tatsächlich gibt. Das einzig schöne dort ist die riesige Moschee, die aufs Meer hinausragt und die wirklich beeindruckend ist. Aber ein Tag hätte völlig ausgereicht, selbst ein paar Stunden wären genug gewesen. Aber dafür reist man ja, um die Vorstellung mit der Realität abzugleichen. Zum Glück konnte ich meine Reisetaschen im Hostel in Marrakesch unterstellen und reiste nun nur mit meinem Rucksack, was für eine Erleichterung, so will ich in Zukunft nur noch reisen.
Meine nächste Station war Rabat. Ein schöne alte Stadt am Meer, mit wiedereinmal einer Medina mit Souk, aber auch einer wirklich schönen Kasbah am Meer, in der die Häuser genauso blau/weiß angemalt sind wir in Chefchaouen. Auch war das Hostel wieder ein wirklich schönes Riad, das diesmal sehr junge Gäste hatte, da es ein Surfhostel war. Dennoch wurde auch ich sehr herzlich aufgenommen und willkommen geheißen. Am letzten Tag regnete es sogar und so kochten wir alle zusammen und hatten einen wirklich schönen Tag. Ansonsten ernährte ich mich hauptsächlich von Sandwiches, die es für umgerechnet 1,-€ an jeder Ecke gab und unheimlich sättigte. Ich mag ja diese Hostelcommunitys, Menschen aus aller Herren Länder treffen aufeinander, es werden die verschiedensten Sprachen gesprochen und dennoch versteht man sich. Es werden Reisetipps und Erfahrungen ausgetauscht und viel gelacht und gefeiert.
Die nächste Stadt Meknes, war dann nicht so schön. Sowohl die Stadt, als auch das sehr kalte und regnerische Wetter, als auch die Unterkunft waren nicht so berauschend. Ich hatte zwar mein eigenes Appartement, aber die Pension ansich war sehr steril und kalt. Auch hier hätte wieder nur eine Nacht oder gar nur ein paar Stunden gereicht, um zu sehen was es zu sehen gab. Mittlerweile hatte ich vier Souks in vier Medinas gesehen und eine ähnelte der anderen. Es gab nichts typisches, worin sich diese von den anderen unterschied. In den Königspalast konnte man nicht hinein, klar da wohnte ja der König und die Gassen waren dunkel und schmutzig wie überall. Also freute ich mich wieder einmal auf die Zugfahrt nach Fes. Für 4,- bis max. 12,-€ kann man ganz hervorragend, mit einem sehr modernen Zug, von Ort zu Ort fahren und in den meisten Fällen liegt der Bahnhof recht zentral, zur Not kann man mit dem Sammeltaxi für ein paar Dirham in die Medina fahren, wenn man das nicht mag auch mit dem Taxi ganz alleine für 5,- bis 10,-€.
In Fes angekommen, fuhr ich dieses mal mit dem Taxi und wurde sogar am Medinaeingang abgeholt, da die Medina von Fes einem wahren Labyrinth gleicht. Auch dieses Riad war wirklich schön, in maurischem Stil mit Lichthof von dem die einzelnen Zimmer abgingen. Alles gefliest und dann mit weichen Teppichen ausgelegt. Sehr angenehm auch die Sitte, als erstes einen Tee zu reichen um erst einmal anzukommen. Fes ansich ist eine wunderschöne Stadt, man fühlt sich zurückversetzt ins Mittelalter, kann den Handwerkern beim handwerken zusehen und kann als Highlight auf den daneben liegenden Berg hinauf und die Stadt von oben besichtigen. Aber auch ein Abendessen auf einer der zahlreichen Terrassen über den Dächern der Stadt ist schon besonders schön, bei Sonnenuntergang und dem Ruf des Muezzin. In Fes verging die Zeit wie im Fluge und ich hätte durchaus noch 1-2 Tage bleiben können, aber die Zeit drängte langsam, ich wollte ja noch in die Wüste.
Und so zwängte ich mich über Nacht in einen Überlandbus, um nichts vom Land zu sehen und halb steif nach 10 Stunden Fahrt, am frühen morgen in Rissani anzukommen. Nie wieder! Bitte erinnert mich daran! Da ich, wie anfangs erwähnt, ja auf eigene Faust unterwegs war, wurde ich natürlich auch nicht abgeholt und da Rissani ein wirkliches Dorf ist, gab es auch kein Taxi am Busbahnhof. Ich zwängte mich also mit zwei anderen Frauen auf die Ladefläche eines Motorradtucktucks und wurde durch die staubigen Straßen geschaukelt. Wieder sah ich nichts von der Landschaft, die doch wirklich beeindruckend ist. Palmen so weit das Auge reichte, wuchsen in Lehmboden, zwischen halbverfallenen Lehmhäusern, ein wirklich skurriler Anblick. Rissani ansich muss man nicht gesehen haben, es sei dann man interessiert sich für das ganz einfache und ursprüngliche Leben der Marokkaner. Auch der Besuch in einem Hamam war eher enttäuschend, denn das hat dort so gar nichts mit den türkischen Badehäusern gemein. Es sind einfach nur geflieste Räume die unterschiedlich beheizten sind, auf dessen Boden die Frauen sitzen und sich mit heißem Wasser waschen. An kalten Tagen vielleicht ganz angenehm und man kann den Staub der Straßen mal so richtig abschrubbeln..
Und dann ging es endlich weiter in die Wüste! Schon die Fahrt dorthin, war ein echtes Erlebnis, in einem Pickup über Stock und Stein, Straßen Fehlanzeige. Eigentlich wollte ich ja zwei Nächte im Hotel Lahmada bleiben, einfach mal runter fahren, mit Blick auf die Wüste. Aber kaum dort angekommen, wurde ich gefragt ob ich nicht mit den beiden Mädels, mit denen ich aus Rissani ankam, zwei Tage in der Wüste verbringen wollte. Der Preis unterschied sich nicht sonderlich vom Hotelzimmer, zumal noch Essen und der Kamelritt mit dabei war. Was für ein Angebot! Schon der Blick auf die Wüste war mehr als beeindruckend, ja fast atemberaubend. Im ersten Moment, den ich auf dem Kamel verbrachte, dachte ich- das muss ein Scherz sein. Es war so eine wackelige Angelegenheit, so dass ich jeden Moment Angst hatte herunter zu fallen. Es war sehr anstrengend, nicht nur das auf und absitzen, sondern der gesamte Ritt, ich glaube nicht dass ich das noch einmal machen muss. Dafür entschädigte der Anblick der Wüste, die Farben, die Schatten, die Kamele der anderen Gäste, es war unheimlich ergreifend.
Die Nacht im Berberzelt verging eigentlich recht gut und auch wenn wir auf hartem, mit Decken ausgelegten, Boden schliefen, war uns doch nicht wirklich kalt, obwohl es kaum 5°C hatte. Auch das Essen aus der Tajine und der gute arabische Tee taten ihr übriges. Am nächsten Morgen besuchten wir das, sehr einfache Berberhaus und sattelten nach einem leckeren Frühstück mit den typischen Crepes, Weißbrot und Honig, unsere Kamele und weiter ging´s wiederum 2 Stunden quer durch die Wüste. In einer Oase, die mal ein Camp war, rasteten wir und unser Kamelführer bereitete uns ein leckeres Berberomelette auf offenem Feuer zu. Nach entspannten 3 Stunden Pause, in denen ich die unglaubliche Weite und minütliche Veränderung der Farben und Schattierungen bewundern konnte, fingen wir unsere Kamele wieder ein und zogen weiter. Nach weiteren zwei Stunden hielten wir ein letztes mal, um den Sonnenuntergang zu genießen. Ein atemberaubender Anblick! Danach ging es es im Galopp ins Wüstencamp, wo wir mit Trommeln und einem reichlichen Dinner aus der Tajine erwartet wurden. Es war ein wirklich schöner Ort, mit exotisch ausgestatteten Zelten und einem Lagerfeuer in der Mitte des Camps. Der Abend war wirklich kurzweilig und angenehm, allerdings auch nicht sehr lang, da wir sehr müde von dem doch anstrengenden Tag waren.
Am nächsten Tag ging es gleich weiter nach Tinghir, einer alten Stadt im Atlasgebirge. Ich hatte dort, im Tal des Flusses Todgha Gorges, wieder ein schönes Hostel gefunden, dessen Terasse direkt auf das Tal hinaus zeigte. Vom Minibus, nahm mich dieses mal ein anderer Hotelbesitzer mit, das wirklich einzige mal, dass ich für einen Transport oder eine Hilfe nichts bezahlen musste. Mein Hostel war an diesem Abend komplett leer, ich kam mir beinahe vor wie Schneewittchen im Haus der sieben Zwergen. Aber ich genoss die Ruhe ausgiebig und ließ die ganz bisherige Reise Revue passieren. So viele Städte und wirklich einmalige Orte hatte ich in dieser kurzen Zeit gesehen, Eindrücke die ich ganz sicher nie vergessen werde. Auch werde ich ganz sicher zurückkommen und mir so eine Tajine zulegen, die ein tolles Kochutensil ist, das ich unbedingt haben muss. Aber auch die Edelstahlkannen, in denen man den Tee direkt auf dem Gasherd zubereiten kann, oder die tollen Lampen, Tücher, Teppiche Sollte ich wirklich mal ein Hostel haben, wird es ein Zimmer im Maurischen Stil geben.
Mein letzter Stopp in diesem unglaublichen Land, war Ouarzazate, die Filmstadt. Dort wurden viele Filme wie Starwars, Ali Baba oder die Mumie gedreht. Eine Landschaft wie auf einem anderen Planeten umgab mich auf der gesamten Fahrt dorthin, die man weder fotografieren noch beschreiben kann, man muss sie erleben. In dem kleinen Vorort der Filmstadt, wohnte ich standesgemäß im Hostel Cinema, mit Blick auf den Palmenhain, der sich im Flussbett durch die Stadt schlängelte. Am nächsten Morgen ging´s dann wieder zurück nach Marrakesch, wo meine beiden Reisetaschen auf mich warteten. Vorbei waren die drei Wochen, die ich mir Zeit genommen hatte, Zeit die viel zu knapp bemessen war, für dieses große Land. Ein paar Städte hätte ich auslassen können, dafür länger die Natur genießen wollen, die doch sehr einmalig ist. Aber im großen und ganzen war es perfekt ausgesucht, erst die Städte, dann die Landschaft zum erholen. Schön wars! Und im übrigen, ich habe insgesamt sogar mit allen Malzeiten knapp 600,-€ ausgegeben 😉
Weiter ging es dann von Marrakesch aus, für eine Übernachtung nach London, um dann von dort direkt nach Antigua zu fliegen. Ein diesmal sehr kurzweiliges Vergnügen. Und nun bin ich also auf dem HECTOR und freue mich auf die kommenden Wochen im Paradies, das mein Sohn mich ein paar Wochen begleiten wird, macht es natürlich noch zusätzlich perfekt 😀
Danke für deinen interessanten Blog. Mich würde noch das Riad in Fes interessieren.
Wie ich lese sind 3 Wochen knapp. Casablanca werde ich auslassen und dafür Chefchaouen besuchen.
In der Erg Chebbi war ich bereits. Mein Plan ist dieses Jahr die Erg Chegaga um dort eine Berberfamilie zu besuchen.
Bis Oktober habe ich noch etwas Zeit zum Planen und schlussendlich kommt es wie es kommen muss 🙂