Englischer Kanal

13450170_1170880009599995_7492857931266397833_nEndlich fängt es an Landschaftlich schön zu werden. Denn bisher war an den Küsten nur Flachland zu sehen, die Marinas lagen in Industriehäfen und die Städte luden selten ein zu verweilen. Die Bretagne ist saftig grün, mit Bergen an Land und vielen Felsen im Wasser, die kleinen Städtchen, wie Saint Malo, Treguier und Roscoff sind wie aus dem Märchen und dank der Fußball-EM meist Menschenleer. Man könnte meinen ins Mittelalter versetzt worden zu sein, es macht großen Spaß jeden Ort zu entdecken und jede längere Flussfahrt ins Landesinnere zwischen den Hügeln entlang ist den Umweg wert. Dafür sind diese Felsen im Wasser sogar nicht spaßig, bei Hochwasser lauern sie unter Wasser und bei Niedrigwasser ragen sie oft Meterhoch erschreckend vor einem auf. Somit gesellen sich also zur Tide von 12m und 3-4 Bft Wind gegenan, nun auch noch Untiefen die man oft weiträumig umfahren muss. 13434685_1174501149237881_4216612068673731262-_nAn vielen Häfen muss man erst vorbei fahren, um sich dann von hinten links durch ein Labyrinth von Felsen zu schlängeln. Unsere Taktik, oft erst Spätabends in die Marinas einzulaufen, um eine Übernachtungsgebühr zu sparen, geht in den meisten Fällen auf, ist allerdings nur möglich, weil es so lange hell ist. Leider ist das Wetter hier sehr unbeständig, fährt man morgens bei herrlichstem Sonnenschein los, heißt das noch lange nicht, dass man nicht unterwegs wenigstens einmal in einen Regenschauer gerät, von dichtem Nebel überrascht wird, oder der Wind plötzlich von 2 auf 5 Bft aufbrist, natürlich aus genau der falschen Richtung. Der Englische Kanal ist also kein schönes Segelrevier, auch wenn die Kanalinseln toll sein sollen, konnten wir sie uns nicht wirklich ansehen. In unserem Revierführer, Reeds Nautical Almanac, stand für St.-Peter-Port zwar 4,5m Wassertiefe im Hafen, aber bei Niedrigwasser schaukelte unser Schiff plötzlich nicht mehr, wir saßen auf. 13466393_1173198542701475_9145935393177557364_nIn solchen Situationen lässt Du Dein Zuhause nicht gern länger allein, da muss dann eine kurze Stadtbesichtigung ausreichen. Und wieder konnten wir dank der Tide den Hafen erst um 17:00Uhr verlassen. Auf Jersey kamen wir erst gar nicht in den Hafen bzw. hätten wir nach 9 Stunden Fahrt und einer Ankunft nachts um 2:00Uhr, unseren Schlaf am Warteponton nach nur 3 Stunden unterbrechen müssen um zum auflaufenden Wasser in den Hafen zu können. Es sind dort Stufen (Sill) in die Hafeneinfahrt eingelassen, so dass die Marina auch bei Niedrigwasser genug Wasser behält, man aber nur 2-/2+h Hochwasser dort einlaufen kann. Da der Hafen schon wieder im Industriegebiet lag und kaum zum längeren Aufenthalt einlud, zogen wir es also vor, bis 9:00Uhr auszuschlafen und dann nach Saint Malo weiterzufahren. Sicher verpasst man so sehr viel, aber man kann sich nicht alles ansehen. Das musste ich mir in Saint Malo dann auch immer wied13442323_1174367219251274_7424243412562082781_-ner sagen, denn wir konnten trotz längerem Aufenthalt nicht auf einen Abstecher nach Saint Michel, dieser wunderschönen alten Kathedralinsel, fahren. Mit dem Schiff ist es, da trockenfallend, unmöglich und ein Mietwagen ist in Frankreich unter 85,-€ nicht erhältlich. Dieses Geld steckten wir dann lieber zum wiederholten mal in die Reparatur unserer Seewasserpumpe, die seit einiger Zeit Salzwasser in unsere Bilge und nicht zur Kühlung in den Motor pumpte. Aber irgendwas ist ja immer und es wäre ja auch langweilig wenn immer alles reibungslos ablaufen würde. So tasten wir uns eben langsam die französische Küste entlang, ab und an begleitet von Delfinen, die neugierig schauen wer wir sind. Ein Stück wollen wir noch in die Biskaya hineinfahren, um dann von Lorient aus nach Gijon in Spanien zu fahren. Wenn alles klappt, werden wir zu viert sein um diese 270sm zu meistern, aber zur Not fahren wir das auch alleine, schließlich müssen wir uns auch an solche Törns gewöhnen.

13417553_1172230232798306_6788490362686823993_nWir wurden nun schon oft nach den Kosten gefragt. Im letzten Monat lagen wir tatsächlich bei 2200,-€  das teilt sich auf in ca. 600,-€ Liegegebühren, 400,-€ Grundnahrungsmittel, 200,-€ Diesel, 200,-€ Wäschewaschen/ Telefongebühren/ Restaurants. Der größte Posten sind tatsächlich die Reparaturen 800,-€ für das Masten legen/stellen, neue Wantenspanner und vor allem die Reparatur der Seewasserpumpe. Wenn man also wenigstens an den Liegegebühren sparen kann und die Reparaturen sich nicht mehr so häufen, wird es überschaubarer. Aber vielleicht ist es auch illusorisch, denn unser Kartenplotter spinnt seit ein paar Tagen, erst ging er einfach mal zwischendurch aus und nicht mehr an und seit neuestem reagieren keine Tasten mehr, auch nicht die Zoomtaste, so dass man zwar in 500-1000m noch alles sehen, aber nicht weiter rauszoomen kann. Also habe ich mir Navionics auch fürs Tablett heruntergeladen, 13407133_1169655426389120_2315662457430239629_naber da das nun alles andere als Wetterfest ist, wird das zu den Papierkarten keine Dauerlösung sein und ein neuer Plotter her müssen. Na mal schauen wann sich dieser größere Posten in unsere Kosten einschleicht. ^^ Diesen Monat werden die Liegegebühren z.B. noch höher sein, dafür aber die Reparaturkosten geringer, hoffentlich. Auch werden wir in Zukunft an Diesel sparen, denn im Moment überlegen wir nicht lange, dann doch lieber bei ungünstigem Wind einen Tag zu motoren, statt noch eine Nacht in der Marina zu liegen um dann festzustellen, dass der Wind doch nicht gedreht hat. Wir wollen schließlich vorwärtskommen, weg vom kalten Grau in den warmen Süden, ich hab selten einen so kalten und nassen Sommer erlebt und vor allem weg von diesen teuren Marinagebühren und/oder endlich in Buchten ankern. Also heißt es Zähne zusammenbeißen und durch Smiley



2 Antworten auf „Englischer Kanal“

  1. Hallo Iris,
    wieder einmal ein informativer Blogeintrag und schön geschrieben. Mit den Kosten, fürchte ich, wird es nicht viel besser. Billige Hafengebühren und viele Ankermöglichkeiten gibt es vor allem in Griechenland.
    Portugal ist auch noch günstig. Wasserpumpe: habe meine alte Jabsco ersetzt durch eine baugleiche von FAGK aus Italien, kostete in etwa nur ein Drittel von der Original-Jabsco. http://www.fagk.it, Internetseite nur auf italienisch, aber du kannst denen auf englisch mailen. Die bauen einige der gängigsten Pumpen 1:1 nach, vielleicht ist eure dabei, anfragen lohnt sich da m.E. nicht alle Modelle auf der Internetseite aufgeführt sind. Sogar die Ersatzteile sollen kompatibel sein, so kostet eine Jabsco-Pumpenwelle 254,- bei FAGK unter 40,- (i.W. vierzig)! Gute Überfahrt nach Spanien, der Hafenmeister im Stadthafen von La Coruna ist sehr nett, die Stadt auch!
    Gruß aus Griechenland
    Martin

  2. Nachtrag zu dem vorletzten Blog:
    da ihr noch in Frankreich seid: da gibt es bei Marine Discount ein AIS Transponder von emtrak für 399,- (guckst du hier http://www.discount-marine.com/em-trak-b100-emetteur-recepteur-ais-classe-b). Das Teil hab ich seit 3 Jahren im Einsatz und bin sehr zufrieden damit, Installation war problemlos. Vor allem war GPS-Antenne dabei die bei vielen Anbietern extra gekauft werden muss. AIS ist ein echter Sicherheitsgewinn, möchte es nicht mehr missen.

    Gruß Martin

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