Italien ist nicht mehr das was es mal war! Nix mehr mit “il dolce Vita”, nix mehr mit “Vino, mangiare e cantare”… obwohl, singen tun sie noch, die Italiener, aber bei der Arbeit ![]()
Ehrlich, es ist unglaublich wie pünktlich, zuverlässig und strebsam die Sizilianer doch sind. Wir waren kaum in Licata angekommen und haben nur mal vorsichtig nach einem Termin in der Werft gefragt, so schnell konnten wir kaum gucken, wie die VEGA aus dem Wasser war. Als nächstes sind wir natürlich davon ausgegangen, dass es nun bestimmt eine Weile dauern wird, bis die Arbeiten beginnen, da wurde auch schon pünktlich morgens um 7:00Uhr der Dampfstrahler angeschaltet und das Unterwasserschiff gereinigt. Genauso schnell war der Preis für die komplette Entfernung des Antifoulings ausgehandelt,
so dass die VEGA Tags darauf untenrum völlig entblößt vor uns stand. Im selben Tempo ging es dann weiter, die Planken wurden begutachtet, die desolaten gekennzeichnet und los ging´s mit der Kettensäge. Es wurde alles entfernt, was marode war und postwendend durch massive Irokoplanken erneuert. Alles in mühevoller Handarbeit, mit viel Palaver und natürlich Gesang. Eine wahre Freude diesen tüchtigen Männern zuzuschauen! Welche Kraft die in den Armen haben, obwohl die den ganzen Tag Kopfüber arbeiten und das, bis auf 1h Mittagspause, zehn Stunden am Tag. Sehr spannend war dann auch das Kalfatern, einmal so etwas live zu sehen, wie getränkte Hanfseile in die Löcher und Rillen geschlagen werden.
Mein Gott, die Kerle wissen echt was sie da tun! Nach 14 Tagen war die Steuerbordseite komplett fertig und der absolute Höhepunkt war- der Preis (einzusehen auf www.vega-sailing.de). Abgesehen davon, dass er weit unter dem lag, den wir im Kopf hatten, haben die nicht einen Euro aufgeschlagen, sondern sind sogar noch etwas von der vereinbarten Summe herunter gegangen. Ein ganz großes Lob an Guiseppe und seine Männer von Oceanica Naval Cantiere!!! [gallery_bank type=“individual“ format=“filmstrip“ title=“false“ desc=“false“ img_in_row=“3″ display=“all“ sort_by=“sort_order“ animation_effect=“slideInLeft“ album_id=“50″ image_width=“600″ album_title=“false“]
Genauso begeistert bin ich von meinem Zahnarzt. Ich hatte mir ja in Holland eine Krone machen lassen müssen und habe dort knapp 500,-€ bezahlt. In Spanien sollte ich für eine 390,-€ bezahlen und hier auf Sizilien war der Kostenvoranschlag für DREI Stück 750,-€. Auch hier habe ich mehrfach nachgefragt, ob dies der endgültige Preis ist und wiederum wurde das bejat. Genauso eifrig wie unsere Bootsbauer, war dann auch der Zahnarzt bei der Sache. Beim ersten Termin wurden gleich alle drei Zähne heruntergeschliffen und 4 Tage später die Abdrücke gemacht, keine zwei Wochen später soll es die endgültigen Kronen geben. Ich befürchte ja, dass auch diese Arbeit ganz hervorragend sein wird.
Tja, und was macht man, wenn um einen herum alles fleißig arbeitet, man lässt sich natürlich anstecken. So schleife und streiche ich also Tag ein Tag aus an der VEGA herum und beobachte wie sie schöner und schöner wird. Es macht echt Spaß mit Holz zu arbeiten, die Veränderung ist nicht nur sichtbar, sondern auch fühlbar. Nach dem vierten Schleifgang fühlt es sich ganz weich und warm an und schimmert seidig in der Sonne. Schade das man einige Stücke weiß lackieren muss und so die schöne Maserung wieder unter der Farbe verschwindet, aber es wurde teilweise mit so vielen Holzarten repariert und gespachtelt, dass es nur mit Owatrol geölt nicht schön aussehen würde. Aber es bleibt ja auch noch genug übrig, dass man in vielen Ölschichten konservieren kann und das danach glänzt wie neu.
Für die Abende habe ich wiedererwarten hier im tiefsten Italien eine Tangoschule gefunden und auch hier wieder ein großes Lob für das Preis/ Leistungsverhältnis. Ich zahle für den ganzen Monat 35,-€ und darf zusätzlich zum Einsteigerkurs für Führende auch an den Fortgeschrittenen Kursen als Folgende teilnehmen, da es in Italien tatsächlich einen Männerüberschuss gibt und nun komme ich als Frau und will auch noch führen lernen
Der größte Knaller aber ist, und das kam erst nach dem zweiten Kurs heraus, das mein Tangotanzpartner unser Bootsbauer ist. So werde ich also sogar noch zur Tanzschule chauffiert und habe einen sehr galanten Tänzer, mit dem es ganz wunderbar klappt. Und ich lerne endlich führen, auch wenn der Tanzlehrer herhalten muss, aber mit erfahrenen Tänzerinnen klappt das auch schon ganz gut.
Eine schöne Laufstrecke, direkt entlang am Meer, habe ich auch schon gefunden, so dass ich körperlich gut ausgelastet bin. Für die geistige Beschäftigung sorgt das Projekt VEGA. Es nimmt einige Zeit in Anspruch und ist auch sonst nicht ohne, denn sowohl Hilfsorganisationen, als auch Sponsoren zu finden, ist reine Fleißarbeit. Aber im neuen Jahr bekommen wir dann Unterstützung, denn zumindest für die neuen weiblichen Crewmitglieder sind schon einige in der engeren Auswahl, nun fehlt uns nur noch ein möglichst handwerklicher Mann, der den VEGA-Skipper tatkräftig unterstützt.
Im großen und ganzen also ein ganz tolles Winterlager, zumal die Temperaturen mit tagsüber 20°C und Sonne und abends 15°C echt erträglich sind für November. Ich fühle mich also sehr wohl hier und das obwohl ich ja eigentlich gerade auf den Kanaren sein wollte. Ein Wermutstropfen bleibt allerdings, Licata ist keine wirklich schöne Stadt. Eher eine Arbeiterstadt, mit einer sehr verwahrlosten Altstadt, mit Pizzerien die nicht wirklich einladend und Geschäften die einfach nur zweckmäßig sind und vielen freilaufenden Hunden, die ziemlich aggressiv sind. Eigentlich sehr schade, denn ein abendlicher Bummel durch die Altstadt, mit einem Abstecher in eine gemütliche Kneipe oder ein Café mit Free-Wifi würde es nahezu perfekt machen. Aber man kann halt nicht alles haben!

Bevor die Cocco auf die Kanaren überführt werden sollte, hatte ich dem VEGA-Skipper ja noch versprochen, die VEGA als Co-Skipperin mit nach Sizilien zu überführen. Die Überfahrt von Korfu begann mit einem Sturm, den wir zum Glück in einer Bucht vor der Marina Gouvia abwettern konnten. Als die Crew dann ankam, war zum Glück wieder alles ruhig, die Vorräte für die nächsten 10 Tage gebunkert und so konnte die Reise beginnen. Die gute Vorbereitung trug ihre Früchte, so das wir mit einer wundervollen Überfahrt zum Hacken des Italienischen Stiefels mit 7-8 Knoten bei halbem Wind die 140sm in 24h hinüberrauschten. Die Wacheinteilung von je 3 Stunden funktionierte hervorragend und auch die Backschaft gab sich größte Mühe
Syrakus ist eine tolle Stadt mit einer Mittelalterlichen Altstadt, die an Cadis oder auch Cartagena erinnert. Wir erkundeten sie ausgiebig, plünderten den reichhaltigen Wochenmarkt und schwelgten in gebratenem MahiMahi, den wir dort erstanden. Leider kündigte sich für die nächste Woche ein Mistral an, so das ein Abstecher auf die Liparischen Inseln leider ausfiel und mein Sohn, der mich besuchte, leider nur einen kurzen Abstecher mit nach Licata miterleben konnte, aber auch er war von der VEGA begeistert. Denn selbst wenn wir es bis hoch durch die Straße von Messina geschafft hätten, wäre es beinahe unmöglich danach wieder hinunter und südlich ums Eck zu kommen. Der letzte Schlag nach Licata war dann auch recht schnell erledigt und wenn auch am zweiten Tag nur unter Motor, doch recht unkompliziert. Dort angekommen organisierten wir einen Krantermin, denn die VEGA soll nun einen neuen Unterwasseranstrich bekommen bzw, an einigen Stellen neue Planken.
Auch soll die mechanische Ruderanlage durch eine hydraulische ersetzt werden, so das ein Autopilot eingebaut und auch der Wassermacher endlich in Betrieb genommen werden kann. In Folge dessen, kann dann oben am Steuerstand der grobe Kastenklotz um die Steuereinheit, durch eine bequeme Sitzbank, ersetzt werden. Auch innen soll noch viel passieren, denn für ihre neue Aufgabe braucht es nun keine 8 Kojen mehr, so das man es sich zu viert oder fünft dort unten gemütlich und nicht mehr zweckmäßig einrichten kann. Die Winterarbeiten stehen also fest, sofern sich in Licata die Möglichkeiten dazu ergeben.
Ich hatte die Hoffnung bis zuletzt nicht aufgegeben, aber es sollte sich irgendwie keine Crew für die Cocco zusammenfinden, die an der Überführung auf die Kanaren teilnehmen wollte. Alleine zu segeln war für mich so gar keine Option und auch wenn ich wohl Hand-gegen-Koje Mitsegler gefunden hätte, wäre ich auf den Kosten für die Liegegebühren auf den Kanaren hängen geblieben, denn auch für dort fanden sich eher schleppend Chartergäste für die Wintersaison. Derzeit liegt die Cocco nun in Griechenland in einer 80% Marina ruhig und sicher, was weiter mit ihr geschieht steht in den Sternen. Schade um das schöne Schiff, aber vielleicht findet sich ja im Frühjahr ein Käufer?! Oder aber wir bieten dort in Griechenland im nächsten Sommer Törns an, das wird die Zeit zeigen.
Segler schreiben ihre Pläne bekanntlich bei Ebbe in den Sand, aber genau deshalb bleibt es ja so spannend. Ich habe mir nun den Status als festes Crewmitglied der VEGA erarbeitet und werde also vorerst auf Sizilien bleiben und nun einmal mehr meine ganze Kraft und Energie in meine große Liebe die VEGA investieren. Denn auch ihr Skipper möchte bald heraus aus dem Mittelmeer über den Atlantik in die Ferne und wir werden die Winterzeit nutzen an einem großartigen Projekt zu arbeiten, um die VEGA für einen einzigartigen Zweck zu nutzen. Denn so schön es auch ist durch die Welt zu segeln, um so mehr hat man Zeit über den Sinn und Zweck nachzudenken. Denn so erschwinglich es ist Touristen spazieren zu fahren, so anstrengend ist es auch, man muss zu bestimmten Zeiten an bestimmten Orten sein, das wiederum heißt viel motoren und sich jede Woche neu auf fremde Menschen einzustellen, man ist irgendwie wieder im Hamsterrad angekommen. Wir möchten aber nachhaltig, biologisch und streßfrei leben und vor allem etwas sinnvolles tun, ein klein wenig dazu beitragen die Welt besser zu machen und ihren Menschen zu helfen. Wir haben viele Ideen, aber ob sich alle verwirklichen lassen, wird sich zeigen. Deshalb suchen wir sowohl aktive als auch passive, Vereinsmitglieder, die unsere Ideen teilen und uns in jeglicher Art und Weise unterstützen wollen, aber schaut selbst auf der neu erstellten Webseite:

















