Ionisches Meer – Saronischer Golf

Die eine Urlaubswoche auf meiner geliebten VEGA war natürlich viel zu kurz, aber dennoch nicht weniger erholsam. Dafür war die Fahrt nach Lefkas, wo mein nächster Törn starten sollte, um so abenteuerlicher. Die Strecke Zakynthos – Lefkas ist mit 250km eigentlich keine große Enfernung, aber es gibt tatsächlich keine direkte Fährverbindung zwischen den beiden Inseln und Samstags ist in Griechenland alles anders als sonst, Busse die sonst über Land große Strecken zurück legen, fahren einfach nicht. So erreichte ich Lefkas nach sage und schreibe 8 Stunden, 1 Fähre und 4 Bussen später. Obwohl alles ein und das selbe Busunternehmen ist, kann man nicht die komplette Strecke auf einmal buchen, selbst die Bushaltestellen sind oft an einem ganz anderen Ort. Ich kam also schwer gebeutelt bei meinem nächsten Chartertörn an.

Oft werde ich übrigens gefragt, wie ich an diese Törns komme. Nun 2016 hatte ich mich, nachdem mich der VEGA-Skipper überzeugt hatte, dass ich doch locker selbst Skippern könnte, bei diversen Vercharteragenturen beworben und konnte mich plötzlich nicht retten vor Aufträgen. Anscheinend haben meine Scheine und meine Tausende von Meilen, die ich mir ja immer artig in meinem Meilenbuch bestätigen ließ, ausgereicht. Auch werden wohl vermehrt Frauen engagiert, da sie eher behutsam mit allem umgehen und nicht wie die Herren der Schöpfung, das letzte aus den Booten herausholen 😉 Ich habe also in den letzten 3 Jahren immermal freiberuflich für einige der Agenturen gearbeitet und bin nun bei denen gelistet. Anfragen bekomme ich also ständig und kann mir mittlerweile sogar das Revier aussuchen, hingegen ich mir die Boote nicht aussuchen kann. Einige werden von privaten Eignern den Charterfirmen überlassen, andere gehören den Firmen, der Zustand der Boote ist eher dürftig und leider sind sie sehr spartanisch ausgestattet. Im Gegensatz zu den Eignerbooten, auf denen die Eigner selbst leben, muss beim Charterboot jede Crew sich selbst so grundsätzliche Dinge, wie Salz, Pfeffer, Toilettenpapier oder Spülmittel kaufen, dabei wäre es so einfach und serviceorientiert, all das bereitzustellen, denn die Gäste zahlen ja einiges um mal eine Woche Urlaub darauf zu verbringen. Der Vorteil ist wiederum, dass die Boote von den Charterern vor Ort betreut werden und wenn etwas kaputt geht, wird es meist umgehend repariert. Auch stehen meistens Helferlein an der Pier, die beim an- und ablegen helfen, sofern es nicht die Eigner selbst machen wollen. Ich muss also nehmen, was ich bekomme und mich jede Woche auf ein neues Boot einstellen. Das ist manchmal ärgerlich, oft aber eher belustigend, wie man aus meinen Beiträgen ja hoffentlich herauslesen kann.

Diesmal wartete meine neue Crew also geduldig auf mich und so nahmen sie mich, mit schon gefülltem Kühlschrank und fertig übernommenem Boot, auf der Ms Boss in Empfang. Es war das seit langem kleinste Boot das ich gefahren bin, was meine Crew sehr erstaunte, denn für sie war es das bisher Größte. Dieses mal hatte ich erfahrene Segler, die schon mehrfach gemeinsam unterwegs waren und wußten wie der Hase läuft. Wir hatten demzufolge auch eine super entspannte Zeit und haben etliche Meile zurückgelegt, weil alle nicht genug bekommen konnten. Das Beste aber war, das wir es tatsächlich bis Zakynthos hinunter geschafft haben und ganz früh am Morgen die Shipswreckbeach fast für uns alleine hatten. Überhaupt ist das Revier sehr schön und abwechslungsreich, auch wenn wir oft beinahe zu wenig Wind hatten, was wir durch ausschweifende Badestops kompensieren mussten. Ein Highlight dieser Woche war dann noch, George von Georges Taverne auf Kevalonia, der allen Booten die keinen Platz mehr im kleinen Stadthafen bekamen, einen Ankerplatz zuwies und die Crews mit seinem Dingi von den Booten abholte und auch wieder zurück brachte, sehr geschäftstüchtig der Mann. Allerdings erfuhren wir erst davon, als wir mit unserem Dingi hinüber gepaddelt waren, denn mal wieder streikte der Außenborder. Auf dem Rückweg dann durften wir bei George mitfahren und ich sah das erste mal, das auch Dingis fliegen können, als er es in Schlepp nahm und Gas gab 😀 die Paddel sammelten wir dann später wieder ein.

Die Fahrt zurück nach Athen ging dann ganz unkompliziert, der Bus fuhr durch und mein Taxifahrer Ramos erwartete mich bereits, um mich nach Lavrio zu kutschieren. Dort übernahm ich den bisher größten Katamaran Lady Suzana, den ich je gefahren bin, mit seinen 42 Fuß ein wahres Raumwunder. Da eine Familie abgesagt hatte, bezog ich sogar meine eigene Luxussuite, mit extra Dusche und eigenem WC. Dieses mal wollte ich nun endlich die Kykladen erkunden und wieder machte mir der Meltemi einen Strich durch die Rechnung. Wir schafften es gerade mal bis zur Insel Kea und mussten dann wieder den Schlenker in den saronischen Golf machen. Zum Glück ist das ein tolles und im Gegensatz zu den Kykladen ein sehr grünes Segelrevier, so dass wir auf Poros, Ephidauros auf dem Pelepones und natürlich Aegina ein wunderschöne Woche verbrachten. Das erste mal auf einem Törn, streikte mal nicht der Außenborder, was sicher daran lag, dass es ein 9,5PS Viertakter war. Warum nicht immer diese leistungsstarken Motoren verwendet werden, wird mir immer ein Rätsel bleiben. Das nutzten wir dann auch gnadenlos aus und ankerten die ganze Woche und fuhren mit dem Dingi in die Städtchen. So verpassten wir auf Poros um knapp 5 Minuten einen Hubschrauberabsturz fast genau vor Mikes Taverne Oasis, vor der wir sonst immer lagen. Auch im nachhinein war wohl nicht klar, ob der Hubschrauber beim Anflug der Insel einen Motorschaden hatte und dann in die Landstromverbindung der Insel stürzte oder ob er direkt hineinflog, auf jeden Fall lag daraufhin ganz Poros im dunkeln. Wir hatten jedenfalls Glück und blieben unbehelligt. Auf der Überfahrt von Aegina zur Athener Festlandseite, riß uns dann auch noch die Genuaschot, die leider schon sehr morsch war, aber die Charterfirma erwartete uns schon in unserer geplanten Ankerbucht und wechselte sie uns binnen 5 Minuten, das nenn ich mal Service. Der Weg zurück in die Marina war dann noch ein wenig abenteuerlich, denn bei 35kt gegenan, ist mit einem Katamaran leider nichts zu machen, so das ich unter Motor gegen Wind und Welle gegenan stampfen musste und selbst die Taucherbrille nicht die Sturzfluten abhielt, die sich in den Steuerstand ergossen.

Neue Woche, neue Crew, neues Glück. Dieses mal ging es wieder von der Athener Marina Alimnos los, mit einem Lagoon 3900 Lion, der einer Griechin gehört, die wirklich sehr speziell und beinahe schon karikaturistisch wirkte. Ich wurde von Kolleginnen schon informiert, dass die Eignerin sich ohne erkennbare Segelkenntnisse diesen Katamaran gekauft hatte, um ihn zu verchartern. Solange man an Land bleibt und nicht aktiv ins Geschehen eingreift, ist das ja auch kein Thema, ausserdem haben wir ja alle mal angefangen und was noch nicht ist, kann ja noch werden 😉 Demzufolge gehörten aber liebevolle Spitzentischdeckchen und zu Schnecken gerollte Leinen, sowie eine dreistündige Einweisung der Crew in alle Details der Pflege und Sorgfalt des Bootes zur Übernahme, hingegen technische Details eher nebensächlich behandelt wurden. Ein Highlight war die Bemerkung, dass die Travelerschiene der Genua auf keinen Fall benutzt werden darf, weil sonst der Lack abgehen würde. Demzufolge trauten wir uns die ganze Fahrt lang kaum etwas zu benutzen, geschweige denn die auf hochglanzpolierten Edelstahlsäulen anzufassen 😀 Sachen gibts, die gibts gar nicht. Nichts desto trotz wurde es vielleicht auch gerade deshalb, eine sehr lustige und unbeschwerte Woche im saronischen Golf. Dieses mal machte ich einen Zwischenstop in Korfos kurz unter dem Kanal von Korinth, wo wir sogar Schildkröten im Wasser sahen. Diese Woche blieb also ohne weitere Zwischenfälle, auch wenn ich wieder einmal mit Taucherbrille am Steuerstand, dieses mal sogar gegen 39kt Wind und Welle gegenan in die Marina motoren musste. Sehr zum Schrecken der Eignerin, die nun ein völlig versalzenes Boot zurückbekam und vielleicht deshalb die Leinen wieder zurück warf 😉 und mir unbedingt die Mooring entgegen geben wollte, bei immernoch 6bft im Hafen, kein wirkliches Vergnügen. Als verantwortliche Skipperin und um ihr Eigentum zu schützen, musste ich ihr den Sinn der Heckleinen erst kurz und deutlich erklären, dann klappte es wenigstens beim dritten mal und wir lagen fest und sicher.

Auch in meiner letzten Woche als Skipperin, durfte ich wieder den, liebevoll gepflegten, Katamaran Lion fahren. Dieses mal waren wir nur zu viert, da wieder einmal eine komplette Familie abgesagt hatte. Dafür hatte ich aber genug Zeit für meinen Sohn, der mir eine Woche seiner knapp bemessenen Zeit mitten in seiner Bachelorarbeit schenkte. Jetzt konnte ich ihm endlich auch all die schönen Orte im saronischen Golf zeigen, die ich in den Wochen zuvor erkundet hatte – wir besuchten Mike von der Taverne Oasis im schönen Poros, Natassia die Besitzerin des Babis in Aegina, wo man bei Sonnenuntergang mit Füßen im Sand zu Abend essen kann oder die versunkene Stadt in Ephidauros, die man völlig untouristisch erschnorcheln kann. So lernte er auch mal das segeln auf einem Katamaran kennen und es gefiel auch ihm ausgesprochen gut, denn nicht nur der Platz und der Luxus, sondern auch das wir allein entscheiden konnten wann und wo wir hinfuhren, war schon etwas besonderes. Viel zu schnell war diese schöne Woche dann vorbei. Nach 9 Wochen unfallfreiem skippern, passierte mir dann doch genau das, was jeder so beim einparken befürchtet. Meine Leinen wurden bei der Einfahrt in die Box nicht ordentlich angenommen, so das ich bei seitlichen Winden abtrieb und mir eine der zahlreichen Mooringleinen, die sich wohl jeder Boxenbesitzer selbst angebracht hatte, in die Schraube zog, was für ein Dilemma. Zum Glück kam der Taucher recht schnell und befreite die arme Schraube und zum Glück hatten wir eine Kautionsversicherung.

Die beiden darauf folgenden Wochen, verbringe ich nun fast ausschließlich in meinem Athener AirBnB Zimmer. Nach Sightseeing ist mir so gar nicht und so erhole ich mich von der doch auch anstrengenden Zeit als Skipperin und genieße es, mal nicht reden zu müssen. Aber ich freu mich natürlich auch auf die mir nun bevorstehenden Wochen, denn *Trommelwirbel* es geht wieder auf die VEGA Herz und um dem ganzen noch die Krone aufzusetzen, werde ich mit ihr von Korfu nach Licata auf Sizilien fahren *freufreufreu*. Dort werde ich noch 2 Wochen bleiben, um alte Freunde zu treffen und den Zahnarzt meines Vertrauens aufzusuchen. Danach gehts dann wieder Richtung Westen um endlich meinen schon lange geplanten 2-3 wöchigen Besuch in Marokko einzulegen. Das ich am 15. November aber in Antigua landen werde, um dort für die nächste Wintersaison endlich auf dem Hector einzuchecken, steht ja schon lange fest, der Flug ist schon gebucht. Langweilig wirds also bei mir immer noch nicht, freut euch also schon jetzt auf meine nächsten Berichte!

Griechenland – Saronischer Golf

Mein erster Törn von der Athener Marina Alimos, begann gleich mit drei Hafentagen, es herrschte Meltemi. Ganz so schlimm fand ich das allerdings nicht, denn so konnte ich mich in Ruhe mit meinem allerersten Katamaran Tortilla in Ruhe vertraut machen und auch die Crew kennenlernen. Auch wenn es für sie zu Beginn schwer zu verstehen war, merkten sie recht schnell, was für Gewalten dieser Starkwind hatte, denn selbst im Hafen herrschten gute 32 Knoten Wind und das eine oder andere Polster begann durchs Cockpit zu fliegen und Gläser und Teller vom Tisch zu fegen. Nachdem dieser Spuk vorbei war, begann eine ganz wunderbare Woche auf dem Lagoon 3900. Die Stimmung war ausgelassen, wir konnten trotz recht unerfahrener Crew gut segeln und entdeckten wirklich schöne Buchten und Städtchen in diesem tollen Segelrevier. Eine Segelfreundin hatte mir vorher schon ein paar Tipps gegeben und so war ich nicht ganz unvorbereitet.

Die zweite Woche begann mit besserem Wetter und so konnte ich mit neuem Schiff, diesmal einem Lagoon 3800 und diesmal deutlich reduzierter Crew, wieder die Inseln Aegina, Poros und auch Hydra ansteuern. Wir schnorchelten über der versunkene Stadt von Episdauros und wurden auch dieses mal vom Wirt der Taverne Oasis auf Poros freudig begrüßt, ich brauchte ihn nur vorher anzurufen und er reservierte mir einen Platz für die Chrysa. Besonders bemerkenswert, war der sportliche Einsatz meiner Crew beim lösen der Landleinen in einer nördlichen Bucht von Poros, die allen einiges abverlagte, bei dem Schwell der herrschte. Mittlerweile begann ich die Fahrt mit einem Katamaran zu genießen, auch wenn es sich beim Segeln völlig anders anfühlt, entschädigt doch der Luxus den man durch die Geräumigkeit hatte. Dieser Katamaran war auch recht spritzig und so segelten wir nicht selten mit 7-8 Knoten bei nur 15 Knoten Wind. Es war also auch dieses mal eine sehr entspannte und lustige Woche.

Selber Katamarantyp, allerdings mit neuem Namen ThunderCat und neuer Crew, erwartete mich in der dritten Woche. Auch wenn ich anfangs etwas Manschetten hatte, da 4 Kinder zwischen 5 und 10 Jahren dabei waren, wurden meine Befürchtungen nicht bestätigt. Alle vier waren sehr interessiert und gelehrig, waren bei allem schön vorsichtig und trugen brav ihre Schwimmwesten. Bei An und Ablegemanövern warteten sie artig im Salon und beschäftigten sich wunderbar auf längeren Strecken mit ihren Malbüchern. Aber natürlich durften sie auch alle steuern und beim Leinen aufschießen helfen, besonders Spaß machten ihnen aber selbstredent die vielen Badepausen die ich einlegte. Überhaupt fuhren wir nur kurze Strecken von maximal 15 Meilen pro Tag, damit den Kidis nicht langweilig wurde. Und so endete auch diese Woche bei einem leckeren Abendessen, mit Sonnenuntergang und Füssen im Sand, am Strand der Pistazien Insel Aegina. Mein mittlerweile persönlicher Taxifahrer, fuhr mich im anschluß in die nächste Marina. Ich war sehr froh ihn vermittelt bekommen zu haben, denn nach dem letzten Desater mit Athener Taxifahrern, kann ich Ramos nur empfehlen.

Die nächste Woche wurde dann echt anstrengend, zwei Familien von denen fast alle schon mal segeln waren und deren Ansprüche schon vom ersten Tag enorm hoch waren. Die Väter wollten unbedingt schon am Anreisetag auslaufen und das obwohl für die gesamte Woche Meltemi angesagt war. Diesmal ging es von Lavrio los und sollte in die Kykladen gehen und so waren Enttäuschungen vorprogrammiert. Um dem Ganzen aber entgegen zu kommen, entschied ich mich dann doch gegen 19:00Uhr noch auszulaufen, da dann nur noch 4 Bft Wind war und der Hafen offen genug war, um unbeschadet mit der Bavaria 51 auszulaufen. Wir hatten auch tollen achterlichen Wind, so das wir geradewegs zum Sonnenuntergang in der Ankerbucht unter dem Tempel des Poseidon den Anker fallen lassen konnten. Doch leider hielt er nicht! Und auch beim zweiten und dritten mal war nichts zu machen. Beim fünften mal kam endlich Ruhe ins Schiff, aber da keine Kennzeichnung an der Ankerkette war, vermutete ich, das zu wenig Kette draußen war und ließ noch einmal 30m nachlaufen. Ich hatte dennoch ein ungutes Gefühl und verordnete Ankerwache. Die Crew war hellauf begeistert und so wachten je zwei Crewmitglieder für zwei Stunden und beobachteten ob sich auch nichts rührte.

Um 5:00Uhr morgens dann, bestätigte sich mein ungutes Gefühl und ich wurde geweckt, weil die Position der Anemone sich merklich verändert hatte. Ich versuchte noch einmal ein Ankermanöver und als der Anker wieder nicht hielt, bestimmte ich diese unsägliche Bucht zu verlassen und den langen Schlag nach Poros anzugehen. Diese Entscheidung war goldrichtig, denn die vorhergesagten 7-8 Bft in den Kykladen bestätigte sich, so das die Charterfirmen anordneten die Marina Lavrio nicht zu verlassen, sofern man den Sprung in den Saronischen Golf nicht schon geschafft hätte. Und dennoch gab es wieder Diskussionen in der Crew, weil man natürlich im geschützten Golf von Poros davon nichts merkte. Ich kannte aber das Revier inzwischen gut genug und ließ mich lediglich dazu hinreißen am nächsten Abend in einer Bucht vor Poros zu ankern. Nachtrag: der Anker hielt in besagter Nacht übrigens nicht, weil wir ihn zielsicher auf eine, auf dem Grund liegende, alte Luftmatratze plaziert hatten, die dann an unserem Anker hing.

Der Rest der Woche wurde dann noch sehr schön, wir hatten moderaten Wind und sowohl die versunkene Stadt vor Epidauros, als auch wie gewünscht eine ruhige Bucht mit Ankern mit Landleinen beruhigte die erhitzten Gemüter. Nur die Überfahrt auf die Athener Seite des saronischen Golfes, brachte wieder Diskussionen, die Väter wollten hoch, höher, am höchsten segeln, es ging gar nicht schräg genug, bis die Mütter finalen Einspruch einlegten. Genug war genug und die Männer mussten klein beigeben, schließlich wollten sie ja auch in Zukunft wieder mit Familie segeln. Angekommen in der Bucht von Palaia Fokaia stellte sich dann auch heraus, dass man vielleicht doch auf meinen Rat, lieber etwas mehr Wasser und Lebensmittel mitzunehmen, gehört hätte. Denn ein Anlanden war, auf Grund der sich in der Meltemi Woche aufgebauten Welle, eines verloren gegangenen Paddels, einem nur ab und an anspringenden Außenborders und auch einiger Fallwinde, nicht möglich. Somit erübrigte sich aber auch die anstehende Diskussion, unbedingt erst Samstag Morgen wieder in die Marina zurück zu kehren. Ich habe keine Ahnung warum sich manche Menschen selbst im Urlaub so unter Druck setzen.

Die letzte meiner fünf Charter-Wochen lief dann deutlich entspannter an. Endlich konnte ich einen kurzen Abstecher in die Kykladen machen, wo wir auf der Insel Kea eine tolle Ankerbucht entdeckten, an deren Ufer gleich zwei alte Tempel und ein Amphietheater standen. Ich hatte wieder einen Lagoon 3900, der für 9 Personen wirklich sehr geräumig ist. Die Crew war wieder gut zusammen gestellt, so das die Kids von 12-17 auch Ansprechpartner in ihrem Alter hatten. Und auch wenn einer von ihnen immer aus der Rolle fallen musste und sich am letzten Tag sogar beim unerlaubten Sprung in das Fenster einer Kajüte einen Schneidezahn abbrach, war ich dennoch froh, das er nicht auf dem Solarpanel gelandet war, über das er regelmäßig ins Wasser sprang. Ich stehe in solchen Situationen immer zwischen Verantwortung für das Wohl der Gäste und dem sich heraushalten aus Erziehungsmethoden. Zum Glück ist aber nichts schlimmeres passiert, der Zahn konnte später repariert werden und ich denke allen Mitreisenden hat dieser Törn mit der Dan Ladie I, durch das mir inzwischen gut bekannte Revier, sehr gefallen, mir inclusive.

Die dann folgende Pause hatte ich mir also verdient und so genieße ich gerade eine Woche auf meiner heißgeliebten VEGA.Herz Sie liegt in der Bucht vor Zakynthos und ich habe mal wieder keine Kost und Mühen gescheut zu ihr zu kommen. Sie wurde letzten November ja verkauft und so konnte ich dem neuen Eigner mit einigen Tipps weiterhelfen und sie in dieser Woche wieder einmal ein wenig betreuen und begutachten. Meine Arbeiten im Winter 2017/18 hatten sich echt bezahlt gemacht, die Holzarbeiten sind immernoch tiptop. Das wirklich schöne aber ist, es ist egal wem sie gehört, es ist wie nach Hause kommen. Es stellt sich sofort ein Wohlgefühl ein, dass nun auch nicht mehr von Wehmut begleitet ist da ich ja weiß, dass ich auf ihr immer willkommen bin. Sie wird immer mein Traumschiff bleiben und ich bin dem alten und auch dem neuen Eigner sehr dankbar, dass sie so gut für sie sorgen und sie in der Werft von Licata jeden Winter weiter restaurieren lassen.

Am Ende der Woche geht es dann weiter mit dem auffüllen der Reisekasse und ich werde mit neuem Boot und neuer Crew von Lefkas starten. Das ich dabei der VEGA wieder über den Weg segeln werde, ist natürlich rein zufällig Zwinkerndes Smiley

Zurück in Europa – Ägäis die II

Am 31.Mai landete ich nun von Cuba aus auf Kos, es war ein langer Flug, mit Zwischenlandung in Milano, ganze 30 Stunden war ich unterwegs. Zum Glück hatte ich aber ein kleines Hotelzimmer auf Kos, so dass ich mich erstmal ausschlafen konnte, bevor es am nächsten Mittag mit der Fähre weiter nach Leros ging. Dort wartete schon die Eignerin des Dwarslöper, mit dem Auto, auf mich. Als erstes fiel mir natürlich auf, wie kalt es doch in Europa im Gegensatz zur Karibik war. Besonders abends war ich froh meine Jacke, nicht ganz so weit weg, verstaut zu haben und nachts schlief ich erstmals wieder mit meiner Fließdecke. Tagsüber hingegen war es angenehm warm und nicht so schweißtreibend, wie auf den Bahamas.

Angekommen auf dem Dwarslöper, ging es auch zwei Tage später schon los Richtung Norden, ein moderater Südwind trieb uns hinauf nach Patmos. Dort blieben wir zwei Tage und erkundeten mit dem Mietwagen die Insel, fuhren hinauf zur Cora, einem alten griechischen Kloster und in eine schöne Bucht, die statt Sand viele bunte Steine hatte, die in der Sonne die Farbe wechselten. Dann gings weiter Richtung Samos, der wahrscheinlich einzigen grünen Insel der Ägäis. Die Eignerin des Dwarslöper segelt seit 30 Jahren durch die Ägäis und kennt jede Ecke dort, aber mit ihren 83 Jahren, war ihr nicht mehr nach Speedsegeln zu mute und so warteten wir drei Tage bei 6-7 Bft ab und erkundeten diese wirklich schöne Insel. Egal ob im Norden, der beinahe der Toskana glich, als auch der Süden mit seinen niedlichen Bergdörfern, war eine wohltat für meine Augen. Aber schon ging es weiter und eine karge Insel folgte der nächsten. Ob nun Astypalea, Lipsi, Arki oder Leros, alle waren kahl und bis auf paar hübsche Buchten, mit Tavernen und ein paar Häuschen, hauptsächlich von Ziegen bewohnt. Aber die alte Dame und ihr wunderbarer 75 jähriger Begleiter, liebten diese Inseln und so half ich ihr tatkräftig, noch einmal alle Orte ihrer Jugend abzufahren.

Es ist bewundernswert und erschreckend zugleich, denn nur 25 Jahre trennen mich von einem Status, der körperlichen Schwäche, die einen im Alter unüberwindlich befällt. Man möchte doch noch so gerne, aber der Körper spielt nicht mehr mit. Ich finde es sehr verständlich und bewunderswert, wenn man dann noch nicht aufgeben möchte und sich statt dessen jüngere Hilfe sucht. Aber ich kann auch verstehen, wenn man dann mal ungeduldig wird, weil eben nicht alles so schnell wie früher geht. Auch im Alter muss man eben noch lernen, auch wenn es nur `Geduld´ ist. Ich brauche also dringend in spätestens 25 Jahren eine tatkräftige Begleitung oder wahlweise auch Geld, um mir jemanden leisten zu können, der mir sprichwörtlich unter die Arme greift und auch mal springt, wenn es heißt- “ WIR müssten jetzt mal” Zwinkerndes Smiley Falls jemand Interesse hätte, bitte melden.

Nach diesen, doch recht anstrengenden, 4 Wochen, ging es für mich dann mit der Fähre weiter nach Athen. Ich leistete mir dieses mal eine Koje, um am nächsten Morgen wenigstens etwas erholt und  ausgeschlafen meine neue Crew in Empfang zu nehmen, die mich über die Agentur www.toern.de in der Marina Alimos erwartete. Leider wurde ich auf dem Weg von der Fähre, das erste mal, seit ich nicht mehr arbeite, gelinkt und das wo ich jahrelang zig Währungen in den Händen hatte:

Für den Weg von der Fähre zur Marina hatte ich mir mal ein Taxi gegönnt. Vorher vereinbart waren 25,-€. Unterwegs hielt der Taxifahrer freundlicher Weise bei einem ATM, ich hatte erst an 40,-€ gedacht, zog dann aber doch 50,-€ LEIDER! Am Ankunftsort, nahm der Fahrer dann meine 50,-€ entgegen, er hatte 25,-€ Wechselgeld passend, reichte sie mir nach hinten und ich steckte sie ein. Plötzlich hielt er mir einen 10,-€ Schein hin und sagte das ich ihm 50,-€ geben müsse, nicht 10,-€ 🙄 Ich schaute sofort völlig perplex in mein Portomonaie, hatte aber nur noch einen 10,-€ schein + die 25,-€ von ihm. Das alles ging in Sekundenschnelle. Völlig verwirrt überlegte ich ernsthaft ob der Automat mir einenen falschen Schein ausgespuckt hatte, was natürlich Blödsinn ist. Da ich keinen Zeugen hatte und auch nicht beweisen konnte ihm tatsächlich 50,-€ gegeben zu haben, musste ich ihm die 25,-€ zurück geben und natürlich noch wenigstens die beiden Zehner, da ich nicht mehr hatte 😫 Aber das eigentliche Ärgernis ist nicht das Geld, sondern, dass MIR das passiert ist. Da reist man um die halbe Welt und erwartet es überall und wo passierts in Europa.

Fazit ist also – die Ägäis, speziell Dodeskanes, ist immer noch nicht mein Fall, aber vielleicht entschädigt mich der saronische Golf und die Kykladen etwas, ich bin gespannt.

Cuba die ll

Nach drei wunderbaren Monaten bin ich also schweren Herzens von Nassau nach Havanna geflogen. Ich wurde von allen, mir inzwischen lieb gewonnen, Freunden dort herzlich verabschiedet und zum wiederkommen eingeladen. Es fiel mir wiedereinmal sehr schwer zu gehen. Aber leider war ja mein 3 monatiges Touristenvisum abgelaufen und um ein erneutes Visum zu erhalten, musste ich eh ausreisen. Außerdem hätte die Beantragung einer Arbeitserlaubnis, um offiziell im Hostel arbeiten zu können, 3-6 Monate gedauert und meine Reisekasse lauerte auf Auffüllung. Ich hatte auf Nassau auch inzwischen fast alles gesehen und mich gut erholt, somit hießes vernünftig sein und neues zu erleben.

Nur eine Insel weiter und alles ist anders. Cuba ist laut und bunt und quirlig und Havanna das alles mal drei. Ich wurde also hineingeschleudert ins pralle Leben. Auf den Straßen fahren, bis auf diese wundervollen Oldtimer, kaum Autos und es gibt überall Bürgersteige und demzufolge findet das Leben draußen statt. Dafür ist alles viel preiswerter, einfacher, bodenständige, irgendwie scheint die Zeit auf Cuba stehen geblieben zu sein. Dennoch war ich enttäuscht. Denn eigentlich hatte ich mich gefreut, auf diesen unfreiwilligen Zwischenstop, aber Havanna eröffnete sich mir so ganz anders, als es Santiago damals tat. Übervölkert von Touristen, die dort wie auch in Nassau auf Kreuzfahrtschiffen angeschwemmt werden, wird das ursprüngliche Cuba nach und nach verdrängt. Selbst der Sightseeingbus hält an mehr Hotels und Centre Comercials als an Sehenswürdigkeiten.

Havanna ist ein riesiges Labyrinth. Ich meine behaupten zu können, mich gut orientieren zu können, aber schon nach kurzer Zeit, kapitulierte ich und musste Google maps zu hilfe nehmen. Irgendwie sah jede Ecke gleich aus  so dass ich einmal gesehene Geschäfte einfach nicht wieder fand. Selbst nach 5 Tagen verlief ich mich noch. Ein sehr eigenartiges Gefühl für mich.

Ein Vorteil ist, das in der Hauptstadt, fast alles erhältlich ist und es sogar westlich angehauchte Geschäfte und Restaurants gibt. Leider sind die Locals deshalb auch nur darauf aus, an Dollar, Euro oder CUC zu kommen. Es fehlt die unvoreingenomme Herzlichkeit und Hilfsbereitschaft, die mich in Santiago so begeistert hat. Die Menschen wirken weniger glücklich, obwohl oder gerade weil sie am offensichtlichen Reichtum der Touristen teilhaben dürfen. In jeder noch so kleinen Wohnung hängen Flachbildschirme, es laufen Soaps und moderne spanische Musik. Nachts ist kaum die typische Salsa Musik zu hören und eine Salsabar eher schwer zu finden.

Zum Glück war meine, sehr noble Unterkunft, für nur 12,-CUC pro Nacht, außerhalb der touristischen Altstadt, so dass ich wenigstens ein wenig vom eigentlichen Leben der Stadt mitbekam. Den ganzen Tag über liefen fliegende Händler laut pfeifend oder schreiend durch die Straßen, an jeder Ecke gab es Bokadillos und das typische Essen – Reis mit Bohnen und plattgeklopftem Pollo, für gerade mal 1,50CUC. Kinder spielten Fußball auf der Straße, das Leben findet quasi komplett auf der Straße statt.

Meine Vermieterin war ganz rührend um mich besorgt, bereitete mir täglich ein sehr schmackhaftes Frühstück, aus Obst Brot, Eiern und frischgepresstem Mangosaft und natürlich dem leckeren cubanischen Kaffee. Auch ließ sie nicht locker, mich zu sich nach Hause einzuladem, um mit ihrem Mann Salsa zu üben, um mich in einer Salsabar nicht zu blamieren. Allerdings war auch hier immer der Hintergedanke, das ich das Bier und den Rum bezahlte, leider sehr fordergründig.

Mein Fazit also, wenn man das ursprüngliche Cuba erleben will, sollte man Santiago und eher ländliche Gegenden besuchen.

Nach fünf Tagen Havanna, ging es dann auch schon weiter über Milano nach Griechenland. Dort werde ich einen Monat lang, bei lieben Menschen, auf der Dwarslöper bleiben und mir die Ägäis noch einmal ansehen. Ich bin gespannt wie sich das nach 7 Monaten Karibik anfühlt.

Nun ist guter Rat teuer

So da sitze ich also und überlege was ich nun weiter mache. Die USA ist passé und auch hier auf den Bahamas läuft meine Zeit Ende Mai ab. Zumal hier die Hurrikansaison beginnt und alle Segler wohlweislich das Weite suchen.

Welche Alternativen bleiben mir also?

1. Centralamerika über Land, mit Sack und Pack von Hostel zu Hostel, zu reisen bis all mein Erspartes aufgebraucht ist? Denn auf meine Anfragen als Volunteer bekam ich bisher nur Absagen, da auch dort die Regenzeit beginnt und Touristen eher ausbleiben. Und was mach ich danach? Denn selbst wenn ich weiter in der Karibik bleibe, brauche ich mehr Geld, als meine 500,-€ pro Monat.

2. Nach Europa zurück zu gehen? Denn in Griechenland/Ägäis hätte ich ein umwerfendes Angebot von der Eignerin der Dwarslöper, die mich liebend gern für den Juni als Unterstützung dahaben möchte. Es wäre ein tatsächliches HgK Angebot und sogar mein Flug wäre inclusive. Auch danach könnte ich auf dem Boot wohnen, sofern ich keine Skipperaufträge bekommen würde.

3. Auch wiederum in Europa als Skipperin zu arbeiten, um meine, inzwischen sehr geschrumpfte, Reisekasse wieder aufzubessern, Angebote hätte ich einige. Die Karibik war einfach sehr teuer und meine monatlichen Mieteinnahmen haben nur auf Nassau ausgereicht, weil ich für meine Arbeit Kost und Logis frei hatte.

4. Im Herbst wieder zurück in die Karibik zu fliegen und dann dort einen zweiten Anlauf auf dem Hector zu nehmen. Mit dem Eigner bleibe ich natürlich in Kontakt und würde sehr gern die kleinen Antillen südwärts besegeln.

Ich bin tatsächlich hin und hergerissen und tue mich sehr schwer damit, wieder zurück nach Europa zu gehen, wo ich doch nun schon so weit gekommen bin. Auch der irrsinnig lange Flug über Cuba, Madrid und Athen nach Kos schreckt mich echt ab. Aber die griechischen Inseln sind natürlich auch nicht zu verachten, auch das Essen wäre verlockend und ich könnte dann natürlich auch viel einfacher meinen Sohn wiedersehen, die Flüge in Europa sind ja um einiges unkomplizierter und kürzer.

Vielleicht ist es tatsächlich nur um Anlauf, für einen weiteren Sprung, zu nehmen?!