VELA VEGA

Es ist vollbracht!

Ich habe meinen Wohlfühlort gefunden. Eine Villa am Meer, direkt hinter den Dünen, inmitten eines fruchtbaren und vielfältigen Permakultur Gartens. Auf der großen Terrasse finden Tanzveranstaltungen, Yoga-Kurse und Kunstprojekte statt. Es werden wöchentlich wechselnde oder auch parallele Workshops stattfinden.

Ich hatte 7 Jahre lang kein eigenes Zuhause – ich wohnte auf Booten, arbeitete als Skipperin, habe das Mittelmeer erkundet und 2x den Atlantik überquert und dabei so manchem Sturm getrotzt. Irgendwann aber wurde der Wunsch nach einem Zuhause doch übermächtig: wieder mehr soziale Kontakte zu pflegen, etwas Eigenes zu erschaffen, eine Homebase zu haben und endlich wieder Tango Argentino tanzen zu können. Ich habe immer gesagt, wenn ich mal genug von der Segelei habe, möchte ich irgendwo auf dieser Welt ein Hostel eröffnen. Alleine zu leben konnte ich mir nicht mehr vorstellen und so freue ich mich auf diese Art des Zusammenlebens in einer Gemeinschaft.

Den ganzen Winter habe ich, gemeinsam mit zahlreichen Volunteeren, diese wunderschöne Villa renoviert und umgebaut, mein Sohn hat den Garten gestaltet und die ersten Pflanzen sind gepflanzt. Wir haben schließlich nur diese eine Welt – mit all ihren Schönheiten, Ressourcen, Problemen und Lösungen. In all den Jahren, in denen wir gereist sind, haben wir versucht, unseren ökologischen Fußabdruck so klein wie möglich zu halten. Wir haben es vermieden, zu fliegen und sind stattdessen gesegelt oder getrampt. Das möchten wir nun weiter fortsetzen und die VELA VEGA zu einem nachhaltigen Permakulturprojekt ausarbeiten.

Jeder der die VELA VEGA besucht, ist herzlich dazu eingeladen daran teilzunehmen, aber auch selbst Workshops zu organisieren. Wir von der VELA VEGA möchten allen Reisenden und Workshop-Teilnehmern für die Zeit ihres Aufenthaltes ein Zuhause zu geben, einen Erlebnis- und Wohlfühlort. Dolce vita mit Leib und Seele!

Wer nun neugierig ist, mehr zu erfahren, kann uns gern besuchen, real oder auch auf unserer Homepage:

Bella Sicilia

Mehr zu Hause ging bald gar nicht. Ich war also in Licata und auf meinem Lieblingsschiff, der VEGA angekommen. Wo ich auch in der Welt unterwegs war, auf welchem Boot auch immer, dort in diesem kleinen beschaulichen Städtchen, dass das ursprüngliche Sizilien wie vor 50 Jahren symbolisierte, wo es noch kaum Tourismus gab, auf einem Schiff, das fast 100 Jahre alt war und das nichts mit modernen Booten gemein hatte, dort fühlte ich mich also am wohlsten. Licata musste ich allerdings vorerst wieder verlassen, aber dafür sollte es mit der VEGA rund Sizilien gehen. Ich freute mich sehr, diese wirklich schöne Insel einmal von See aus zu erkunden. Durch die alten Städte zu schlendern, die Liparischen und Ägädischen Inseln zu erkunden und nach meinem Häuschen ausschau zu halten.

Aber erst einmal musste die VEGA aus dem Winterschlaf erweckt werden. Denn durch Corona lag sie nun bis zu diesem Zeitpunkt in der Marina Cala del Sol und musste geputzt, gewienert und auch betucht werden. Auch wollten wir ja nicht zu zweit diese schöne Reise erleben und so startete ich mal wieder einen Aufruf bei Facebook, dass sich gerne ein paar Segelwillige Mitreisende zu uns gesellen durften. Es dauerte auch nicht lange und so waren wir bald zu viert. Zwei Mädels die sich eigentlich wegen meinem Häuschen Projekt mit mir in Verbindung gesetzt hatten, waren kurzentschlossen bereit uns eine Woche zu begleiten. Wir verstanden uns auf Anhieb und planten gemeinsam zu meinem Hostel und Tango Projekt auch eine Kit-Schule incl. Beachbar mit zu integrieren, denn die beiden sind Kitlehrerinnen.
Nachdem also die Segel aufgezogen waren, der Tank befüllt, Wasser und Lebensmittel gebunkert, ging es also los Richtung Ost. Der erste kurze aber der schwellige Stopp war dann auch gleich in Marina di Ragusa, von dort ging es nach Porto Palo und weiter in das wirklich schöne Städtchen Syracusa. Das alles war mir ja schon aus den Vorjahren bekannt, aber nun ging es weiter zu neuen Ufern und promt fühlten wir uns alle sehr wohl in der kleinen Bucht vor Brucoli. Bei einem großen Topf Suppa di Cozze genossen wir nun noch zusätzlich mit zwei Freunden des Eigners, den Sonnenuntergang mit Blick auf den Ätna. Und schon ging es weiter nach Taormina, in deren Bucht ich zwar schon einmal geankert hatte, aber es noch nicht in die Stadt geschafft hatte. Eine wirklich beeindruckende Stadt erwartete mich, zwar sehr touristisch, aber das war an so einem Ort auch nicht anders zu erwarten. Die Mädels verließen uns nun leider schon wieder, versprachen aber wieder zu kommen und so segelten wir, wieder zu viert weiter, Richtung Messina.

Da die VEGA mit ihren 22m Länge und einem Tiefgang von 2,80m nicht in den kleinen Hafen von Messina hineinkommt, wollten wir wenigstens einen Ehrenrunde drehen und uns die Stadt einmal vom Wasser aus ansehen, bevor wir ein Stück weiter nördlich ankern würden. Das sollte uns aber teuer zu stehen kommen. Nur weil wir diese kleine Hafenrunde zum fotografieren gedreht haben, wurden wir, wieder draußen, von der Guardia Costeria angehalten. Unsere Papiere wurden überprüft und nach einer halben Stunde wurde uns offenbart, dass wir uns hätten per Funk anmelden müssen und nun innerhalb von 5 Tagen 320,-€ zu zahlen haben Nachdenkliches Smiley Im Hafenhandbuch stand nur, das man sich anmelden muss, wenn man anlegen möchte, aber das wollten und konnten wir ja gar nicht. Wir hatten deren Dokument nicht unterschrieben, da sie auf italienisch waren und keiner der Uniformierten Englisch sprach. Auch telefonisch brauchte es geschlagene 10 Versuche, bis endlich jemand gefunden war, der uns auf englisch genau erklären konnte, was wir nun genau falsch gemacht hatten. Um weiteren Konsequenzen aus dem Weg zu gehen, überwiesen wir zähneknirschend deren Forderung und ließen die Sache auf sich beruhen.

Am nächsten morgen sahen wir etwas ganz erstaunliches, um uns herum wimmelte es von skurril aussehenden Booten. Google erklärte uns dann, dass es Schwertfischer sind, die um diese Jahreszeit auf Schwertfischjagd fuhren. Wir beobachteten deren Treiben eine Weile und schlängelten uns dann, an ihnen vorbei, durch die Straße von Messina. Rund ums Eck bekamen war dann leider der Wind wieder weg und wir motorten mal wieder, diesmal Richtung Milazzo. Bei Sonnenuntergang bestiegen wir deren Festungsberg und hatten einen fantastischen Ausblick über die kleine Bucht. Am nächsten Morgen verließ uns dann wieder ein Crewmitglied und wir schipperten endlich Richtung Liparische Inseln. So oft wollte ich mir die schon ansehen, aber immer wieder hatte es nicht geklappt. Auf halber Strecke biß plötzlich ein Schwertfisch an unserer Schleppangel an. Doch leider, oder zum Glück, war es ein so großer Brocken, dass wir ihn vom Hacken verloren, denn er war sehr schön anzuschauen.

Die erste Insel Vulkano überraschte uns schon mit einem wirklich traumhaften Anblick, vieles erinnerte sogar an die Karibik, so grün war es teilweise. Wären die Strände nicht schwarz sondern weiß, hätten wir glatt angenommen uns verfahren zu haben. Sehr gewöhnungsbedürftig waren allerdings die heißen, nach Schwefel stinkenden, Quellen, die mitten im Wasser aus den Tiefen hervorblubberten. Für ich war es einfach zu heiß um auf den Vulkan zu steigen, aber der VEGA Skipper ließ es sich nicht nehmen und kraxelte dort hinauf. Bei unserem nächsten Ziel, dem Stromboli, ging das dann aber nicht, denn erst ein paar Tage zuvor gab es eine größere Eruption und so wäre das zu gefährlich gewesen. Dafür konnten wir von unten diesem Naturschauspiel zuschauen, wie er qualmte und donnerte und auch Abends im Dunkeln, war es beeindruckend ihn dabei zu beobachten. Die Städte, auch auf den nächsten Inseln, Panarea Lipari, erinnerten sehr stark an Griechenland. Alle Häuser waren weiß angemalt und hatten runde Ecken, sehr hübsch anzuschauen war das. Wir mussten aber erst einmal zurück nach Capo d´Orlando, denn dort kamen wieder neue Crewmitglieder und unsere  beiden Mädels wieder an. Doch das hielt uns nicht davon ab, noch einmal einen Abstecher auf die Liparischen Inseln zu machen. Wir hielten also auf Lipari, Salina und Alicudi und hatten somit fast alle Inseln erkundet. Sehr zu empfehlen, wirklich!

Als nächstes überraschte mich dann Cefalu, denn dieses kleine Städtchen ist wirklich ein Augenschmaus, genau deshalb war ich zurück nach Europa gekommen. Kleine Gässchen zwischen alten Häusern, an jeder Ecke Cafés und Restaurants, ich hatte das so sehr vermisst. San Vito lo Capo war uns dann zu touristisch überlaufen, dafür waren dann Trapani und Mazara del Vallo wieder ganz nach meinem Geschmack. Und endlich hatten wir auch wieder Segelwind, denn so schön Sizilien auch landschaftlich ist, ein wirkliches Segelrevier ist es nicht, es gibt im Sommer einfach viel zu wenig Wind. Aber das hatte sich ja nun an der Westküste geändert und so flogen wir quasi über Marsalla, Sciaccia und Agrigento ins Heimatörtchen Licata um, nach nun beinahe 4 Wochen, endlich wieder Wasser, Diesel und Lebensmittel zu bunkern. Aber wir mussten weiter, denn der VEGA Skipper musste Anfang August nach Deutschland zur Hochzeit seines Bruders und so passte ich 10 Tagen in Syracusa auf die Schöne auf und genoß die Ruhe!

Nun geht es noch einmal weiter, wieder Richtung Süden und dann hinauf zu den Ägädischen Inseln, die wir uns beim letzten mal ja nicht ansehen konnten. Auch werde ich mir noch einmal genau die Westküste ansehen, denn rein landschaftlich ist sie für mich die Schönste und ich freue mich dort noch ein paar schöne Ecken zu finden und ja vielleicht ein Häuschen für mich zu entdecken, das ich mir dann im September über Land genauer anschauen kann. Aber erst einmal muss die Odyssee der Ummeldung meines Autos über die Bühne sein. Denn erst wollten die Zulassungsstelle mir einen Termin für den 16. Oktober geben Erstauntes Smiley den ich dankend ablehnte. Nach vielem hin und her gab es dann doch einen kurzfristigen, nur kann genau in dieser Woche meine Schwiegertochter, die es ja ummelden wollte, zeitlich nicht. Also wird es ein Kumpel des VEGA Skippers für mich versuchen. Ich hoffe wir haben alle Unterlagen zusammen und zur Zufriedenheit der Beamten auch ausgefüllt. Dann müsste nur noch die Post mitspielen und mir die neuen Kennzeichen nach Sizilien bringen. Es bleibt also spannend… wie immer!

Korfu–Sizilien

Da war ich also wieder, auf meiner geliebten VEGA. Das hatte ich mir nach 9 Wochen skippern aber auch verdient. Der neue Eigner hieß mich auch gleich herzlich willkommen und holte mich mit dem Dingi von Land ab. Zwei Tage später kam sein Kumpel und wir machten in den folgenden 4 Tagen einen kleinen Abstecher von Korfu aus, durch das ionische Meer, in Richtung Festland. Was für ein Genuss mit der Schönen endlich wieder segeln zu können. Aber der eigentliche Plan war ja, die VEGA wieder nach Licata auf Sizilien zu bringen, um sie dort den Winter über wieder in der Werft verschönern zu lassen. Das Unterwasserschiff war nun inzwischen fertig, aber das Überwasserschiff benötigte noch einige Pflege und auch der Innenausbau stand noch bevor.

Am Wochenende darauf kam dann also der Rest der Crew, zwei weitere Freunde des Eigners, so das wir nach einem umfangreichen Lidl Einkauf auch in Richtung Italien starten konnten. Die Windvorhersage war mehr als günstig und so fuhren wir gleich Dienstag Morgen, nach einer kurzen Übernachtung vor Anker an der Nordküste Korfus, gutgelaunt los. Bei halbem Wind kamen wir mit 6-7kt gut voran und freuten uns auf eine entspannte Nachtfahrt. Die Nachtwachen waren eingeteilt und so kuschelte ich mich abends wie gewohnt mit meiner Nachtfahrmusik in meine Koje um wenigstens zu ruhen, denn vorschlafen kann ich in der ersten Nacht nie. Das sanfte schauckeln der sich in den Wellen wiegenden VEGA reichte aber schon, um wenigstens ein wenig zu ruhen und abzuschalten. So merkte ich auch nicht, das der Wind gedreht hatte und wir nun am Wind segelten. Das ist das schöne bei diesem Schiff, die 40 Tonnen gleichen auch die größten Wellen aus und da sie ein Langkieler ist, liegt sie auch bei Amwind Kursen, selbst bei ordentlich Welle, schön ruhig im Wasser.

Die VEGA wäre aber auch nicht die VEGA, wenn nicht irgendwelche Problemchen auftreten würden. So wurde ich geweckt vom lauten Fluchen des Eigners, denn er hatte es gewagt in die Bilge zu gucken und einen massiven Wassereinbruch bemerkt. Wir folgten also der Spur des schnell nachfließenden Wassers bis in den Bug und stellten fest, das irgendetwas im Ankerkasten undicht sein musste. Und so war es auch, eine Dichtung des Ankerbleches war durch das stampfen in die Wellen, herausgefetzt und so sprudelte das Wasser fröhlich in die VEGA. Ein altes Tshirt, das in die Fuge hineingeschlagen wurde und gekonntes Fluchen halfen aber um dem Wasserfall Einhalt zu gebieten. Das alles während der Fahrt, mitten in der Nacht und Welle gegenan, schlauchte ganz schön, so das der Eigner stehenden Fußes einfach umfiel und einschlief. Da ich auch noch keine Wache hatte, kuschelte ich mich auch wieder ein. Als ich dann zu meiner Schicht geweckt wurde, traf mich der Schlag, beim aufstehen rutschte ich beinahe aus, der ganz Boden war unter Wasser, die Bilgenpumpe hatte es nicht geschafft mit den Fluten fertig zu werden. Aus der noch offenen Bilgenluke, plätscherte das Wasser und in ihm schwamm der Inhalt des Faches unter meinem Bett. Zum Glück waren es nicht meine Sachen, die blieben wohlweislich schön Wasserdicht verpackt in ihrer Reisetasche. Ich fischte also einiges Malerzeug aus der Bilge und rief nach dem Eigner, der noch verschlafen schon mit einer zusätzlichen Bilgenpumpe ankam und das Malheur beseitigte.

Die restliche Nacht und auch die darauffolgende gestaltete sich dann zum Glück ruhiger. Wir segelten fast ausschließlich nachts und machten nur tagsüber ein paar Stunden Pause, da der Wind dann wegblieb und kamen nach nur 76 Stunden und 270sm in Syrakus an. Dort legten wir uns vor Anker und schliefen erst einmal aus. Abends machten wir dann die Stadt unsicher und genossen die erste richtige Pizza und den original Italienischen Aperol Spritz. Syrakus ist ja eine wirklich tolle Stadt und so erkundeten wir sie auch am nächsten Tag noch, bevor der angesagte Starkwind einsetzte. Der Anker der VEGA ist ja wirklich überdimensional und hat bisher auch allen Winden getrotzt, aber bei fast 50kt slipte er nun doch. Und das nicht nur 1 oder 2x sondern gleich 4x Erstauntes Smiley Es mussten also tatsächlich Ankerwachen eingeteilt werden, die auch berechtigt waren, denn auch Nachts bließ der Wind ohne unterlass, so das wir umankern mussten. Am nächsten Tag gings weiter, sogar die Coast Guard musste zweimal ausrücken. Zum Glück nicht wegen uns, aber ein Katamaran wurde abgerieben und landete an, so das er aus dem flachen Wasser geschubst werden musste und ein Segler wurde in die Bucht geleitet und zwei Mann der Coast Guard stiegen auf das schwankende Schiff über. Wir erfuhren aber nicht, was deren Problem war.

Am nächsten Morgen hatte sich dann alles einigermaßen beruhigt und wir konnten endlich weiter Richtung Licata. Die Ausfahrt aus der Bucht vor Syrakus war eine echte Herausforderung, wir hatten die, sich in den letzten Tagen aufgebaute, Welle genau gegenan und stampften unter Motor bis ans nächste Kap. Dort wartete auch schon der Wind auf uns, so dass wir im 2. Reff und gereffter Genua, mit erst achterlichem und dann halben Wind bis zur Südspitze Siziliens segeln konnten. Und dann passierte wieder das, was uns auf der gesamten Fahrt mehrfach passiert ist, der Wind lies immer mehr nach und flaute dann ganz ab. Die ersten beiden male, refften wir die Genua aus und warteten ab, da aber meist ein kompletter Winddreher danach folgte und uns plötzlich mit bis zu 30kt aus einer ganz anderen Richtung kam, waren wir dieses mal schlauer und holten die Genua ganz ein. Nun hatten wir das Groß im zweiten Reff und nur noch Sturmfock draußen und das erwies sich als absolut richtig, denn plötzlich kam wie aus dem nichts ein Squal der uns beinahe herumwirbelte wie einen Spielball. Da es dauerhaft bewölkt und inzwischen wieder finstere Nacht war, sahen wir ihn nicht kommen. Genauso schnell wie er da war, war er aber auch wieder verschwunden und wir warteten ab, aus welcher Richtung nun der Wind kommen würde. Und da war er der angekündigte Nordost, der uns fortan mit schönem halben Wind in Richtung Licata schob. Wir waren beinahe zu schnell, denn wir wollten ja nicht im dunklen in der Marina ankommen. Also refften wir wieder um mit 4kt schön in Ruhe durch die Nacht zu gleiten.

Genau zum Sonnenaufgang waren wir auch vor der Hafeneinfahrt. Aber um die Marineros bei Laune zu halten ankerten wir erst einmal am Strand von Marianello und schliefen uns erst einmal aus. Gegen Mittag fuhren wir dann in die Marina und legten mit einem fastperfekten Anlegemanöver an unserem alten Stammplatz an. Da war ich also wieder in “meinem” Licata, was hatte ich dort für schöne Zeiten erlebt. Und genauso setzte es sich auch in den folgenden Tagen fort. Ich wurde sofort wieder auf und angenommen in die Community Smiley mit geöffnetem Mund Wir begannen mit einem Tag am Strand bei gegrillter Salsiccia und Aperol und es folgte ein Tanzabend dem nächsten, mit Pizza und dem guten sizilianischen Wein. Alle sizilianischen Freunde rissen sich um mich und wollten genau wissen wo ich in den letzten Monaten überall war. Es fühlte sich so unheimlich gut und heimisch an und nach ein paar Tagen war es, als wenn ich nie weggewesen wäre.

Zum Glück hatte ich nur 14 Tage geplant, die mir aber wie Wochen vorkamen, soviel erlebte ich, denn wäre ich länger geblieben, wäre ich wohl gleich dageblieben. Aber warum auch nicht? In mir reift immer mehr der Gedanke langfristig auf Sizilien meine Homebase aufzubauen, um nicht immer mit all meinem Hab und Gut durch die Welt reisen zu müssen. Ein zu Hause von dem ich immer wieder starten und landen kann. Die Hostelgeschichte lässt mich auch nicht mehr los, also warum nicht hier. Auch hier gibt es Hostels in denen ich erst einmal den Sommer über arbeiten könnte. Aber auch Häuser in bester Lage sind hier wirklich günstig zu haben, das Klima ist hervorragend, das Essen und der Wein sowieso, von den Menschen mal ganz abgesehen. Und ich könnte wieder regelmäßig Tango tanzen und endlich richtig führen lernen, denn die Sizilianer haben eine sehr ausgeprägte Tanzkultur. Es ist wirklich eigenartig, da habe ich in die große weite Welt hineingeschnuppert, habe Länder und Inseln gesehen, die ein Traum waren, aber nirgendwo habe ich mich so wohl wie auf Sizilien gefühlt. Abgesehen davon, hat man es als Europäer auch schwer zb. in Mittelamerika Fuß zu fassen – die Visabestimmungen, die Arbeitsgenehmigungen, Aufenthaltserlaubnisse, die Lebenserhaltungskosten sind unheimlich hoch, dafür die Arbeitsmoral um so geringer. Es tut sich also was in mir… aber nun geht es erst einmal weiter, erst für knapp 3 Wochen nach Marokko und dann wieder bis Mai in die Karibik von Antigua hinunter nach Grenada oder sogar Trinidad/Tobago Smiley Ich bin gespannt wie das alles wird und wie ich in einem halben Jahr über all dies hier denke.

Sizilien

11751430_997248413629823_3542901426236561628_nDie Überfahrt mit der Fähre von Neapel nach Palermo war wieder recht unkompliziert. Das Ticket hatte ich im voraus im Internet gekauft (28,-€) und bin schon mal ein paar Tage vorher ohne Gepäck gucken gegangen, von wo sie losfährt. Daher konnte ich entspannt und überpünktlich einchecken und mich in die Reihe anderer Wartende zum Boarding einreihen. Bei dieser Gelegenheit ist mir seit langem mal wieder aufgefallen, wie nervös und ungeduldig gerade wir Deutschen doch sind. Erst wurde über die lange Schlange genörgelt, dann über die Hitze und natürlich kam der Aufzug auch viel zu langsam. Andere Reisende waren da cleverer, die deponierten ihre Koffer im Lift, um sie hinauffahren zu lassen und liefen selbst die Treppen hoch. Ist natürlich auch viel effektiver, denn so konnten viel mehr Menschen + Gepäck viel schneller nach oben befördert werden. Aber das erklär mal wartenden Deutschen, die doch ihr Gepäck nicht einfach einem Liftboy überlassen, zumal sie dann nicht meckern hätten können. Nunja, die Fähre hatte Geduld und fuhr eh erst eine Stunde später los und ich inzwischen die nötige Gelassenheit, um mir das ganze Spektakel “von außen” zu betrachten. Die Überfahrt verlief dann weitestgehend unkompliziert, ich fand diesmal im Kinderparadies auf den Matten ein Plätzchen zum schlafen. Die Handtasche mit allen wichtigen Papieren als Kopfkissen und mein Rucksack mit einer knisternden Tüte drapiert, so dass ich garantiert wach geworden wäre, wenn sich daran jemand vergriffen hätte. Aber bisher habe ich eh die Erfahrung gemacht, dass mir eher etwas dazugelegt als weggenommen wird. Natürlich muss man immer vorsichtig sein, aber schlechte Erfahrungen habe ich diesbezüglich noch keine gemacht.

11796239_998356860185645_6261443779735774966_nPalermo empfing mich dann auch mit aufgehender Sonne und einer schönen Skyline. Der Bus war gleich gefunden und mein Appartement auch. Eine wirklich hübsche Wohnung diesmal, mit allem was das Herz begehrt und das für sage und schreibe 13,-€ pro Nacht, zu allem noch central gelegen, was will man mehr. Am nächsten Tag holte ich dann meinen Sohn vom Flugplatz ab. Eigentlich war ja der Plan, dass ich ihm endlich mal zeige wie toll doch segeln ist, doch es war wie verhext, es war kein Hand-gegen-Koje Angebot zu ergattern. So machten wir uns eben zu Fuß und mit dem Bus auf den Weg die Stadt zu erkunden, die doch recht groß und mit vielen Sehenswürdigkeiten ausgestattet ist. Zum Thema Bus wäre zu sagen, dass NIE kontrolliert wird und ganz selten auch nur ein Fahrgast eine Karte entwertet, allerdings kommen die Busse auch nur alle halbe bis dreiviertel Stunde, so dass wir oft länger gewartet haben als wir gefahren sind. Da stellt sich beinahe die Frage- bezahlt niemand weil man so lange warten muss, oder kommen die Busse so selten, weil niemand bezahlt?! Ansonsten ist Palermo eine sehr abwechslungsreiche Stadt, von laut, chaotisch und auch sehr dreckig (Il Capo, Albergheria), über touristisch, sauber und sehr sehenswert (La Loggia, Kalsa) und modern und teuer (Liberta, Politema) bis hin zu erholsam, ruhig und gepflegt (Botanischer Garten). Man findet also alles was das Herz begehrt, nur ein vernünftiger Strand ist leider Fehlanzeige, denn entweder er ist gerammelt voll (Mondello) oder ungepflegt und dreckig, aber irgendwas ist ja immer. Ich genoss in jedem Fall die Zeit mit meinem Sohn und merkte mal wieder, wie schön es doch war, alles zu zweit zu entdecken.

11822822_1001384686549529_8116165016290377505_nNach einer Woche ging es dann auch schon wieder alleine weiter, mit dem Zug für 12,-€ Richtung Catania. Im Vergleich zu Napoli und Palermo ist das eine kleine, für italienische Verhältnisse, recht saubere Stadt, die ein paar schöne Palazzos und Kirchen hat, die aber ansonsten recht überschaubar ist. Nach den letzten doch recht intensiven Sightseeing-Wochen bin ich darüber auch gar nicht böse und lasse das bisher erlebte noch einmal Revue passieren. Denn Catania ist meine vorerst letzte Station in Bella Italia, allerdings fällt es mir auch gerade nicht schwer mich zu verabschieden. 1,5 Monate sind genug des Guten und ich befürchte, mein nächstes Ziel wird eine Art Kulturschock für mich darstellen. Ich weiß nicht warum die Italiener so gar kein Umweltbewusstsein haben und alles was sie nicht mehr benötigen einfach fallen lassen. Oft nur einen Meter vom nächsten Papierkorb entfernt, mal ganz abgesehen davon, dass es keine vernünftige Müllabfuhr oder gar Straßenreinigung gibt. Auch wird so gar keinen Wert auf Restaurierung oder gar Erneuerung gelegt, was einmal kaputt ist, bleibt kaputt, in Italien ist alles entweder alt oder uralt. Kein Vergleich mit Spanien oder Frankreich, im Gegenteil, in manchen Ecken Italiens kommt man sich nicht wie in der Drittstärksten Europäischen Wirtschaftsnation sondern wie in einem Dritteweltland vor, sehr traurig das. Aber ich habe es einmal gesehen und werde sicher auch wiederkommen, aber nun geht es erst einmal in eine ganz andere Richtung.

10983208_958146237540041_8735843454256344606_nDenn mein Plan war ja eigentlich die Welt unter Segeln zu erkunden und den werde ich nun auch wieder verfolgen. Dass das nicht so einfach sein würde, wusste ich ja von Anfang an und das ich ungewöhnliche Wege gehen muss, ganz sicher auch. Auch das ich mehrere Varianten ausprobieren muss, war klar… erinnern wir uns- Plan A = einen festen Segelpartner finden, Plan B = auf verschiedenen Booten mit segeln und Plan C = über Land die Welt erkunden. Plan A hat ja letztes Jahr nicht ganz so gut geklappt, deshalb habe ich in diesem Jahr mit Plan B begonnen und bin dann, aus Mangel an Gelegenheit, zu Plan C übergegangen. Die Saison neigt sich nun ja endlich dem Ende zu und ich habe endlich wieder Angebote mit zu segeln, auch wenn noch nicht im Mittelmeer. Aber da ich ja immer für eine Überraschung gut bin, werde ich also am 10.8. nach Holland fliegen, um erst dort und dann noch 2 Wochen auf der Ostsee zu segeln. Das hat mehrere Vorteile, ich habe das dann auch mal mitgemacht und kann mitreden und es wird mal wieder kühler, die dauerhaften 45°C Verlegenes Smiley und die Lautstärke italienischer Städte schlauchen doch ganz schön UND mein Sohn und meine Schwiegertochter können ein Wochenende mal mitsegeln, so dass ich sie auch mal wiedersehe. Danach ist dann endlich Griechenland und Türkei angedacht, aber soweit kann ich jetzt noch nicht planen. Ich freue mich in jedem Fall darauf endlich wieder segeln zu können, wie sehr sehne ich mich nach den ruhigen Tagen auf einem Segelboot, mit einer frischen Briese um die Nase, einem Sprung ins kühle Wasser, wann immer einem danach ist und natürlich auch nach einem glutroten Sonnenuntergang über dem Meer, in den Schlaf geschaukelt zu werden.