Anders habe ich sie mir vorgestellt, die Kapverden. Grüner und bevölkerter. Aber fast alle Inseln gleichen einer Mondlandschaft – Felsen, Krater, Einöde und einige sind sogar unbewohnt. Dafür gibt es endlos lange weiße oder auch schwarze Sandstrände, mit türkisem Wasser. Irgendwie sind die Farben einfach intensiver. Wenn man die geschichtliche Entwicklung verfolgt, sind die Kapverden erst ziemlich spät (1445) von den Portugiesen entdeckt und besiedelt worden. Diese haben sich dann Schwarzafrikaner als Sklaven hergeholt und genauso auch erst etwas grünes mitgebracht.
Die Inseln San Antao und San Nicolao sind die Einzigen, die durch ihre Höhe etwas Feuchtigkeit von den Wolken abbekommen und oben im Gebirge auch saftig grün sind. Dort sieht es tatsächlich so aus, wie ich es mir vorgestellt habe. Die unglaublich freundliche Bevölkerung ist zu 90% karamellig, da die Portugiesen 1975 endgültig vertrieben wurden und die Kapverden nun eine unabhängige Inselgruppe sind.
Leider haben sich die Touristen das Preis/Leistungsgefüge selbst zerstört, in dem über die Gebühr Trinkgelder gegeben wurden. Vor 10 Jahren wurde man wohl noch aus lauter Freundlichkeit von den Fischern an Land gebracht und den Familien vorgestellt, die dann für ein paar Euro ein Menü mit frischem Fisch servierten. Heute verlangen sie schon 2,- bis 4,-€ für diesen Service und man wird in ein Restaurant geführt, was man allerdings als Entwicklungshilfe verbuchen sollte.
Auch kann es passieren, dass der Reservekanister im Dingi am Abend leer ist oder das Dingi am Strand plötzlich von Jungs bewacht wird, das eigentlich am Boot vor Anker befestigt war, angeblich hatte es sich losgerissen und so wollten sie doch glatt 10.000,-Escudos also 100,-€ Finderlohn haben. Man fühlt sich also schon als Geldbeschaffungsmaschine und ziemlich abgezockt, wenn man bedenkt dass der Monatslohn hier selten mehr als 500,-€ beträgt. Dafür ist die Kriminalität aber sehr gering, jedenfalls ist uns nichts zu Ohren gekommen.
Aber nun zu meinen Reiseplänen – ich bin ja mit der MARLIN als erstes auf Sal gelandet, dort haben wir einklariert und zwei Nächte verbracht. Das Örtchen Palmeira ist wirklich hübsch und touristisch noch nicht so überlaufen, wohingegen Santa Maria im Süden komplett aus Hotelburgen besteht. Dort blieben wir auch nur eine Nacht, da es sehr schwellig und ungemütlich war. Leider teilte mir dort der Eigner der MARLIN auch mit, dass der Reserveplatz für die Atlantiküberquerung, der für mich vorgesehen war, an ein vollzahlendes (4000,-€) Crewmitglied vergeben wurde.
Aber es gibt offensichtlich keine Zufälle, denn noch in Sal lernte ich ein schweizer Pärchen kennen, dass mir dort schon erzählte, das ihnen eine Freundin die mit über den Atlantik fahren wollte, abgesprungen ist. Wir hatten unsere Nummern ausgetauscht und Kontakt gehalten und so bot ich nun an, den Platz der Freundin zu übernehmen, so dass die Beiden nicht zu zweit die vielen Meilen zurücklegen mussten. Auf Boa Vista trafen wir uns dann wieder und vereinbarten eine Probewoche ab Mindelo um zu schauen, wie es miteinander klappen könnte.
Und so suchte ich mir zwischenzeitlich eine Pension als Unterschlupf, denn selbst der Aufenthalt vor Anker auf der MARLIN ist nichts für Minimalisten, den muss man sich auch leisten können. Das sich das alles als sehr richtig herausstellte, war ein angenehmer Nebeneffekt, denn ich hatte mir Montezumas Rache eingefangen und konnte so in Ruhe vor mich hinleiden. Die MARLIN hingegen schaukelte in irrsinnigem Schwell vor sich hin und hätte mich wohl komplett ausgeknockt. Zum Glück ist auch Boa Vista nicht wirklich sehenswert, so dass ich nicht viel verpasste und am Ende der Woche dann einigermaßen erholt mit der MARLIN nach Mindelo übersetzen konnte.
Dort wartete die Shiva schon auf mich, so dass ich nur die Schiffe zu wechseln brauchte und schon am nächsten Tag gleich weiter nach San Antao mitfahren konnte. Diese Insel ist tatsächlich eine Augenweide, im Hochgebirge grüne Berge und terrassenartige Felder so weit das Auge reicht, so auch in der Caldeira des ruhenden Vulkans der Insel. Es war ein wahrer hochgenuß für die Augen, endlich wieder grünes zu sehen und aufzutanken, denn für die nächsten Wochen wird es nur blau zu sehen geben.
Denn am Montag den 03.12.2018 geht es los über den großen Teich! Von Mindelo soll es nach Barbados in die Karibik gehen, 2100sm Wasser liegen vor uns. Geplant sind 14 Tage, bei gutem Wind eventuell auch nur 12 Tage, die wir uns nun in 2 Stunden Wachschichten einteilen, so kann jeder 2 x 4 Stunden schlafen. Natürlich hab ich Schiss
aber ich freu mich auch auf diese Zeit, denn schon die letzten längeren Schläge fühlten sich nach mehr an. Wie es danach weitergeht? Ich werde wohl von Barbados nach St. Lucia fliegen, sofern ich keine Mitsegelgelegenheit finde und dort dann kurz vor Weihnachten wieder auf der Sea Change II einchecken. Denn dort bin ich ja nur beurlaubt worden und kann über Martinique, St. Martin mit nach Kuba und den Bahamas auf HgK Basis mitsegeln. Ob ich dann wieder zurück ins Mittelmeer fahre oder nach Norden/Süden/Westen vor der Hurrikanesaison fliehe, wird sich dann zeigen, erste Anfragen gibt es schon. Aber ich bleibe wie immer meinem Motto treu – erstens kommt es anders und zweitens als man denkt!

In La Palma mit der Fähre angekommen, sah ich die
Am Samstag den 3.11. ging es dann also auch schon los, auf zu den Kapverden. Um 17:00Uhr lösten wir die Leinen, tankten noch einmal voll und setzten noch im Hafenbereich die Segel. Und das war gut so, denn kaum herum ums Eck blies es uns schon mit 25 – 30Kt weg von der Insel, so dass der Autopilot in den Böen ausstieg. Leider hatten wir alle ja noch nicht die nötige Erfahrung mit diesem Schiff, so dass der Skipper beinahe 4 Stunden selbst in die Nacht hinein steuern musste, so ein Langkieler ist eben schon eine Hausnummer. Vielleicht wäre es doch besser gewesen, noch eine Nacht zu warten, aber zwei der Crewmitglieder waren schon eine Woche vorher angereist, obwohl klar war, das der neue Generator erst geliefert werden würde und wir mit einer Woche Verspätung loskommen. Entsprechend ungeduldig waren sie nun und scharrten mit den Hufen, so ganz begeistert war der Skipper nicht davon. Aber nun war es so, die Entscheidung war gefallen und wir hofften alle, bald aus der Düse der Inseln hinaus zu sein.
Die erste Nacht ist bekanntlich eh die schlimmste und so waren bald nicht mehr viele übrig, die sich auch unter Deck ohne Probleme aufhalten konnten. Ganz sicher wird es auch mal eine Welle geben, die mich erwischt, aber bisher kann ich behaupten über und unter Deck seefest zu sein. Ich kann kochen und somit die restliche Crew bei Laune halten, was leider dieses mal nicht ganz so glückte. Denn wie sich wieder einmal herausstellte, ist das Schwierigste bei einer solchen Überfahrt, die soziale und psychische Komponente, die den Meisten Probleme bereitet. Man darf es einfach nicht unterschätzen, dass man 24/7 mit meist fremden Menschen auf engstem Raum zusammen ist, unter extremem Schlafmangel leidet, im schlimmsten Fall Seekrank wird vom dauerhaften schaukeln und nicht vor all dem einfach so fliehen kann. Und so kam es wie es kommen musste, der Anker war gerade gefallen und noch beim einklarieren, erklärten zwei der Crewmitglieder sich sofort nach einem Hotel umzusehen und das Schiff zu verlassen. Da half auch kein gut zureden, die Beiden hatten einfach genug.
Auf die Kapverden bin ich echt gespannt. Nun bin ich raus aus Europa, es fühlt sich fremd an und ich mich wie ein Eindringling in eine andere Welt. Afrika für Einsteiger nennt es mein Skipper. Flache bunte Häuschen, Frauen in Wickelröcken und Korb auf dem Kopf, kleine schwarze Kinder die noch auf der Straße Fußball spielen. Aber man muss sich auch aufraffen, denn eigentlich braucht man gar nicht vom Boot zu gehen, Denis der Ankerbuchtwart, der mit seinem kleinen Holzboot vor einem herfährt und den Platz zuweist, den Müll mitnimmt oder Wassertaxi spielt, besorgt auch Gas und begleitet einen zur Policia, für ein paar Euro. Entwicklungshilfe, nennt man das wohl, dafür passt er auf, das niemand fremdes aufs Boot kommt, oder das Schiff nicht abtreibt während man im Ort unterwegs ist. Mal schauen wie es auf den anderen Inseln ist, ich freu mich drauf!
Wie es danach weitergeht weiß ich wieder einmal nicht so genau. Ich werde wohl am Skippertraining auf der