Sizilien

11751430_997248413629823_3542901426236561628_nDie Überfahrt mit der Fähre von Neapel nach Palermo war wieder recht unkompliziert. Das Ticket hatte ich im voraus im Internet gekauft (28,-€) und bin schon mal ein paar Tage vorher ohne Gepäck gucken gegangen, von wo sie losfährt. Daher konnte ich entspannt und überpünktlich einchecken und mich in die Reihe anderer Wartende zum Boarding einreihen. Bei dieser Gelegenheit ist mir seit langem mal wieder aufgefallen, wie nervös und ungeduldig gerade wir Deutschen doch sind. Erst wurde über die lange Schlange genörgelt, dann über die Hitze und natürlich kam der Aufzug auch viel zu langsam. Andere Reisende waren da cleverer, die deponierten ihre Koffer im Lift, um sie hinauffahren zu lassen und liefen selbst die Treppen hoch. Ist natürlich auch viel effektiver, denn so konnten viel mehr Menschen + Gepäck viel schneller nach oben befördert werden. Aber das erklär mal wartenden Deutschen, die doch ihr Gepäck nicht einfach einem Liftboy überlassen, zumal sie dann nicht meckern hätten können. Nunja, die Fähre hatte Geduld und fuhr eh erst eine Stunde später los und ich inzwischen die nötige Gelassenheit, um mir das ganze Spektakel “von außen” zu betrachten. Die Überfahrt verlief dann weitestgehend unkompliziert, ich fand diesmal im Kinderparadies auf den Matten ein Plätzchen zum schlafen. Die Handtasche mit allen wichtigen Papieren als Kopfkissen und mein Rucksack mit einer knisternden Tüte drapiert, so dass ich garantiert wach geworden wäre, wenn sich daran jemand vergriffen hätte. Aber bisher habe ich eh die Erfahrung gemacht, dass mir eher etwas dazugelegt als weggenommen wird. Natürlich muss man immer vorsichtig sein, aber schlechte Erfahrungen habe ich diesbezüglich noch keine gemacht.

11796239_998356860185645_6261443779735774966_nPalermo empfing mich dann auch mit aufgehender Sonne und einer schönen Skyline. Der Bus war gleich gefunden und mein Appartement auch. Eine wirklich hübsche Wohnung diesmal, mit allem was das Herz begehrt und das für sage und schreibe 13,-€ pro Nacht, zu allem noch central gelegen, was will man mehr. Am nächsten Tag holte ich dann meinen Sohn vom Flugplatz ab. Eigentlich war ja der Plan, dass ich ihm endlich mal zeige wie toll doch segeln ist, doch es war wie verhext, es war kein Hand-gegen-Koje Angebot zu ergattern. So machten wir uns eben zu Fuß und mit dem Bus auf den Weg die Stadt zu erkunden, die doch recht groß und mit vielen Sehenswürdigkeiten ausgestattet ist. Zum Thema Bus wäre zu sagen, dass NIE kontrolliert wird und ganz selten auch nur ein Fahrgast eine Karte entwertet, allerdings kommen die Busse auch nur alle halbe bis dreiviertel Stunde, so dass wir oft länger gewartet haben als wir gefahren sind. Da stellt sich beinahe die Frage- bezahlt niemand weil man so lange warten muss, oder kommen die Busse so selten, weil niemand bezahlt?! Ansonsten ist Palermo eine sehr abwechslungsreiche Stadt, von laut, chaotisch und auch sehr dreckig (Il Capo, Albergheria), über touristisch, sauber und sehr sehenswert (La Loggia, Kalsa) und modern und teuer (Liberta, Politema) bis hin zu erholsam, ruhig und gepflegt (Botanischer Garten). Man findet also alles was das Herz begehrt, nur ein vernünftiger Strand ist leider Fehlanzeige, denn entweder er ist gerammelt voll (Mondello) oder ungepflegt und dreckig, aber irgendwas ist ja immer. Ich genoss in jedem Fall die Zeit mit meinem Sohn und merkte mal wieder, wie schön es doch war, alles zu zweit zu entdecken.

11822822_1001384686549529_8116165016290377505_nNach einer Woche ging es dann auch schon wieder alleine weiter, mit dem Zug für 12,-€ Richtung Catania. Im Vergleich zu Napoli und Palermo ist das eine kleine, für italienische Verhältnisse, recht saubere Stadt, die ein paar schöne Palazzos und Kirchen hat, die aber ansonsten recht überschaubar ist. Nach den letzten doch recht intensiven Sightseeing-Wochen bin ich darüber auch gar nicht böse und lasse das bisher erlebte noch einmal Revue passieren. Denn Catania ist meine vorerst letzte Station in Bella Italia, allerdings fällt es mir auch gerade nicht schwer mich zu verabschieden. 1,5 Monate sind genug des Guten und ich befürchte, mein nächstes Ziel wird eine Art Kulturschock für mich darstellen. Ich weiß nicht warum die Italiener so gar kein Umweltbewusstsein haben und alles was sie nicht mehr benötigen einfach fallen lassen. Oft nur einen Meter vom nächsten Papierkorb entfernt, mal ganz abgesehen davon, dass es keine vernünftige Müllabfuhr oder gar Straßenreinigung gibt. Auch wird so gar keinen Wert auf Restaurierung oder gar Erneuerung gelegt, was einmal kaputt ist, bleibt kaputt, in Italien ist alles entweder alt oder uralt. Kein Vergleich mit Spanien oder Frankreich, im Gegenteil, in manchen Ecken Italiens kommt man sich nicht wie in der Drittstärksten Europäischen Wirtschaftsnation sondern wie in einem Dritteweltland vor, sehr traurig das. Aber ich habe es einmal gesehen und werde sicher auch wiederkommen, aber nun geht es erst einmal in eine ganz andere Richtung.

10983208_958146237540041_8735843454256344606_nDenn mein Plan war ja eigentlich die Welt unter Segeln zu erkunden und den werde ich nun auch wieder verfolgen. Dass das nicht so einfach sein würde, wusste ich ja von Anfang an und das ich ungewöhnliche Wege gehen muss, ganz sicher auch. Auch das ich mehrere Varianten ausprobieren muss, war klar… erinnern wir uns- Plan A = einen festen Segelpartner finden, Plan B = auf verschiedenen Booten mit segeln und Plan C = über Land die Welt erkunden. Plan A hat ja letztes Jahr nicht ganz so gut geklappt, deshalb habe ich in diesem Jahr mit Plan B begonnen und bin dann, aus Mangel an Gelegenheit, zu Plan C übergegangen. Die Saison neigt sich nun ja endlich dem Ende zu und ich habe endlich wieder Angebote mit zu segeln, auch wenn noch nicht im Mittelmeer. Aber da ich ja immer für eine Überraschung gut bin, werde ich also am 10.8. nach Holland fliegen, um erst dort und dann noch 2 Wochen auf der Ostsee zu segeln. Das hat mehrere Vorteile, ich habe das dann auch mal mitgemacht und kann mitreden und es wird mal wieder kühler, die dauerhaften 45°C Verlegenes Smiley und die Lautstärke italienischer Städte schlauchen doch ganz schön UND mein Sohn und meine Schwiegertochter können ein Wochenende mal mitsegeln, so dass ich sie auch mal wiedersehe. Danach ist dann endlich Griechenland und Türkei angedacht, aber soweit kann ich jetzt noch nicht planen. Ich freue mich in jedem Fall darauf endlich wieder segeln zu können, wie sehr sehne ich mich nach den ruhigen Tagen auf einem Segelboot, mit einer frischen Briese um die Nase, einem Sprung ins kühle Wasser, wann immer einem danach ist und natürlich auch nach einem glutroten Sonnenuntergang über dem Meer, in den Schlaf geschaukelt zu werden.