Biskaya

biskayaMeine Güte, was hatte ich für einen Respekt vor der Biskaya und das natürlich auch zu Recht! Es ist nicht nur ein Mythos, es ist die Unberechenbarkeit, die unvorhersehbare Wetterlage, die Gezeitenströme, plötzlich auftretende Stürme und der daraus hervorgehende Seegang. Die Keilform, die Spanien und Frankreich bilden und die gravierende Änderung der Wassertiefe durch die, in der Bucht befindliche, europäische Kontinentalplatte, lässt plötzlich Kreuzseen und Wellenberge bis hin zu 10m Höhe entstehen. Deshalb empfiehlt es sich, ganz genau auf die Wettervorhersagen zu achten und kein Risiko einzugehen. Sicher gibt es immer wieder Seehelden, die bei 6-7Bft lossegeln müssen, um möglichst schnell anzukommen, aber wir hatten ja Zeit und wollten eine schöne Überfahrt und keine Chaotische.

13528699_1181729448515051_8930187153858929970_nWir hatten ja sogar vor, andere Segler mitzunehmen, die uns bei der Überfahrt unterstützen. Nur leider war den meisten die Anfahrt entweder zu weit (per Zug oder Bus) oder eben zu teuer (per Flug), schon eigenartig, wenn man bedenkt, dass der Törn rein Hand-gegen-Koje war. Deshalb hatten wir beinahe überlegt, bis La Rochelle tief in die Biskaya hineinzufahren und den absolut kürzesten Weg nach Santander (200sm) zu nehmen. Nur hatten wir zum einen genug, vom englischen Schmuddelwetter und zum anderen verstärkt sich der Wind meist, je tiefer man in die Biskaya hineinkommt. Abgesehen davon, unterscheidet sich die Meilenanzahl zu dem von uns nun gewählten Weg kaum, denn von Benodet nach Gijon waren es dann auch nur 266sm. Auch wenn es landschaftlich nun endlich wirklich zauberhaft wurde und die Bretagne nun auch ihre schönen Seiten, in Städtchen wie Audierne und Benodet, zeigte, wollten wir ab in den Süden.

UnbenanntWir bereiteten uns gut vor, tankten voll, zurrten noch einmal alles, auf und unter Deck befindliche, gut fest und hatten Kartoffel- und Nudelsalat, Hühnchen und Buletten, für eventuelle Hungerattacken bereit, um nur nicht kochen zu müssen. Im Salon klappten wir die Sitzbank aus, so dass man egal auf welcher Seite gut schlafen konnte, denn wir wollten sofort parat sein, wenn der andere Hilfe brauchte. Die einzige Sorge die wir hatten war- hielt das Tablet durch?! Denn kurz vor der Überfahrt, war unser Plotter nun total kaputt gegangen, ging an und aus wann er wollte, sprang dann Tagelang nicht mehr an und ließ sich zuletzt auch nicht mehr hinein- oder herauszoomen. Somit hatte ich also Navionics aufs Tablet geladen und hoffte nun, das es den Dauerbetrieb über mehrere Tage überstehen würde.

13599994_1183612058326790_1779536046553089355_nSo, begann der Tag also nach letztmaligem ausschlafen bis um 9:00Uhr, einem guten Frühstück und entspanntem Ablegemanöver im Hafen von Benodet/ Fr. Der Wind war mit 3-4Bft aus West vorausgesagt und sollte uns so gemächlich nach Gijon/ Es bringen. Natürlich kam es anders als geplant und der Wind kam mit nur 2-3Bft aus SW, so dass wir anfangs sogar noch unter Motor sehr hoch am Wind fahren mussten. Erst gegen 17:00Uhr briste es auf, so dass wir die ersten beiden Tage unter Segel mit 4-6kt Richtung Spanien düsten. In der Nacht steigerte sich der Wind dann noch, so dass wir die Genua etwas reffen mussten um auf Kurs bleiben zu können. Mehr hätte es tatsächlich nicht werden müssen! Nachts spielten wir Katz und Maus mit den Hochseefischerbooten und versuchten nicht in ihre Schleppnetze zu geraten, leider haben die Burschen ja keine Positionsleuchten, so das man schwer einschätzen konnte, in welche Richtung sie fuhren und schnell mal zusammenzuckten, wenn sie aus der Schwärze der Nacht, plötzlich dicht vor einem auftauchten.

13537535_1183520551669274_1088323192161678079_nAnfänglich wollten wir im zwei Stunden Rythmus Wachwechseln, aber irgendwie pendelte es sich schon gleich nach der ersten Wache auf 5 Stunden ein. So schlief man entweder, oder saß allein am Steuer, denn einen Autopiloten oder Windsteuerenlage haben wir nicht. Man hatte also viel Zeit die Wellen und natürlich auch Delfine zu beobachten, sogar 2 Orkas sprangen in einiger Entfernung durch die Wellen. Allerdings schlief man nie wirklich, weil man zum einen hin und her rollte und die Gedärme einen zum stündlichen Wasserlassen zwangen und zum anderen, weil man ja immer parat sein wollte. Wir waren also abwechselnd 12 Stunden am Tag halb schlafen und 12 Stunden halb wach Zwinkerndes Smiley

13566977_1183520491669280_1307777674450426162_nDie Nordbiskaya verabschiedete uns mit einem spektakulären Sonnenuntergang und entließ uns in eine sternenklare Nacht. Der dritte Tag war dann genauso schön und wolkenlos, nur leider auch mit immer mehr abnehmendem Wind. So mussten wir die letzten 80 Meilen nun doch unter Motor fahren, da nützt der beste Westwind auch nix. Aber der Sonnenaufgang auf dem Wasser, bei strahlend blauem Himmel, entschädigt auch für die unruhigste Nacht und ließ mich tatsächlich nach meiner 0:00 bis 5:00Uhr Schicht wachbleiben. Im Großen und Ganzen war die Überfahrt also ganz okay, mir fehlte dieses Gefühl immer weiter fahren zu wollen, das ich bei den Überführungen letztes Jahr hatte. Aber das ist wohl eine Begleiterscheinung, des Respekts den ich vor der Biskaya hatte, so dass es eher Erleichterung und unbändiger Stolz ist, DAS geschafft zu haben!

13606523_1183767521644577_8015943391557082791_nSpanien, wir waren endlich wieder in Spanien! Espania ist sooo bunt, so prall voller Leben, ich liebe dieses Land, diese Mentalität und das Klima sowieso! Natürlich konnte ich dann nicht einfach schlafen gehen, ich musste mir die Stadt ansehen und wurde wiederum mit tollen Eindrücken belohnt. Zwei Tage blieben wir in Gijon, schliefen aus, füllten unsere Vorräte auf und genossen die spanische Gastfreundschaft. Dann ging es weiter über Luarca, Ribadeo, Viveiro nach La Coruna. Dort sollte unser erster Besuch eintreffen, mit dem wir Richtung Portugal fahren würden.

Achja, das Tablet hielt artig durch und somit werden wir vorerst auf einen neuen Plotter, der immerhin 800,- bis 1000,-€ kostet, verzichten. Sicher sind die qualitativ besser, absolut wasserdicht und auch die Software um einiges genauer, aber der Erfolg rechtfertigt nunmal die Mittel.

Englischer Kanal

13450170_1170880009599995_7492857931266397833_nEndlich fängt es an Landschaftlich schön zu werden. Denn bisher war an den Küsten nur Flachland zu sehen, die Marinas lagen in Industriehäfen und die Städte luden selten ein zu verweilen. Die Bretagne ist saftig grün, mit Bergen an Land und vielen Felsen im Wasser, die kleinen Städtchen, wie Saint Malo, Treguier und Roscoff sind wie aus dem Märchen und dank der Fußball-EM meist Menschenleer. Man könnte meinen ins Mittelalter versetzt worden zu sein, es macht großen Spaß jeden Ort zu entdecken und jede längere Flussfahrt ins Landesinnere zwischen den Hügeln entlang ist den Umweg wert. Dafür sind diese Felsen im Wasser sogar nicht spaßig, bei Hochwasser lauern sie unter Wasser und bei Niedrigwasser ragen sie oft Meterhoch erschreckend vor einem auf. Somit gesellen sich also zur Tide von 12m und 3-4 Bft Wind gegenan, nun auch noch Untiefen die man oft weiträumig umfahren muss. 13434685_1174501149237881_4216612068673731262-_nAn vielen Häfen muss man erst vorbei fahren, um sich dann von hinten links durch ein Labyrinth von Felsen zu schlängeln. Unsere Taktik, oft erst Spätabends in die Marinas einzulaufen, um eine Übernachtungsgebühr zu sparen, geht in den meisten Fällen auf, ist allerdings nur möglich, weil es so lange hell ist. Leider ist das Wetter hier sehr unbeständig, fährt man morgens bei herrlichstem Sonnenschein los, heißt das noch lange nicht, dass man nicht unterwegs wenigstens einmal in einen Regenschauer gerät, von dichtem Nebel überrascht wird, oder der Wind plötzlich von 2 auf 5 Bft aufbrist, natürlich aus genau der falschen Richtung. Der Englische Kanal ist also kein schönes Segelrevier, auch wenn die Kanalinseln toll sein sollen, konnten wir sie uns nicht wirklich ansehen. In unserem Revierführer, Reeds Nautical Almanac, stand für St.-Peter-Port zwar 4,5m Wassertiefe im Hafen, aber bei Niedrigwasser schaukelte unser Schiff plötzlich nicht mehr, wir saßen auf. 13466393_1173198542701475_9145935393177557364_nIn solchen Situationen lässt Du Dein Zuhause nicht gern länger allein, da muss dann eine kurze Stadtbesichtigung ausreichen. Und wieder konnten wir dank der Tide den Hafen erst um 17:00Uhr verlassen. Auf Jersey kamen wir erst gar nicht in den Hafen bzw. hätten wir nach 9 Stunden Fahrt und einer Ankunft nachts um 2:00Uhr, unseren Schlaf am Warteponton nach nur 3 Stunden unterbrechen müssen um zum auflaufenden Wasser in den Hafen zu können. Es sind dort Stufen (Sill) in die Hafeneinfahrt eingelassen, so dass die Marina auch bei Niedrigwasser genug Wasser behält, man aber nur 2-/2+h Hochwasser dort einlaufen kann. Da der Hafen schon wieder im Industriegebiet lag und kaum zum längeren Aufenthalt einlud, zogen wir es also vor, bis 9:00Uhr auszuschlafen und dann nach Saint Malo weiterzufahren. Sicher verpasst man so sehr viel, aber man kann sich nicht alles ansehen. Das musste ich mir in Saint Malo dann auch immer wied13442323_1174367219251274_7424243412562082781_-ner sagen, denn wir konnten trotz längerem Aufenthalt nicht auf einen Abstecher nach Saint Michel, dieser wunderschönen alten Kathedralinsel, fahren. Mit dem Schiff ist es, da trockenfallend, unmöglich und ein Mietwagen ist in Frankreich unter 85,-€ nicht erhältlich. Dieses Geld steckten wir dann lieber zum wiederholten mal in die Reparatur unserer Seewasserpumpe, die seit einiger Zeit Salzwasser in unsere Bilge und nicht zur Kühlung in den Motor pumpte. Aber irgendwas ist ja immer und es wäre ja auch langweilig wenn immer alles reibungslos ablaufen würde. So tasten wir uns eben langsam die französische Küste entlang, ab und an begleitet von Delfinen, die neugierig schauen wer wir sind. Ein Stück wollen wir noch in die Biskaya hineinfahren, um dann von Lorient aus nach Gijon in Spanien zu fahren. Wenn alles klappt, werden wir zu viert sein um diese 270sm zu meistern, aber zur Not fahren wir das auch alleine, schließlich müssen wir uns auch an solche Törns gewöhnen.

13417553_1172230232798306_6788490362686823993_nWir wurden nun schon oft nach den Kosten gefragt. Im letzten Monat lagen wir tatsächlich bei 2200,-€  das teilt sich auf in ca. 600,-€ Liegegebühren, 400,-€ Grundnahrungsmittel, 200,-€ Diesel, 200,-€ Wäschewaschen/ Telefongebühren/ Restaurants. Der größte Posten sind tatsächlich die Reparaturen 800,-€ für das Masten legen/stellen, neue Wantenspanner und vor allem die Reparatur der Seewasserpumpe. Wenn man also wenigstens an den Liegegebühren sparen kann und die Reparaturen sich nicht mehr so häufen, wird es überschaubarer. Aber vielleicht ist es auch illusorisch, denn unser Kartenplotter spinnt seit ein paar Tagen, erst ging er einfach mal zwischendurch aus und nicht mehr an und seit neuestem reagieren keine Tasten mehr, auch nicht die Zoomtaste, so dass man zwar in 500-1000m noch alles sehen, aber nicht weiter rauszoomen kann. Also habe ich mir Navionics auch fürs Tablett heruntergeladen, 13407133_1169655426389120_2315662457430239629_naber da das nun alles andere als Wetterfest ist, wird das zu den Papierkarten keine Dauerlösung sein und ein neuer Plotter her müssen. Na mal schauen wann sich dieser größere Posten in unsere Kosten einschleicht. ^^ Diesen Monat werden die Liegegebühren z.B. noch höher sein, dafür aber die Reparaturkosten geringer, hoffentlich. Auch werden wir in Zukunft an Diesel sparen, denn im Moment überlegen wir nicht lange, dann doch lieber bei ungünstigem Wind einen Tag zu motoren, statt noch eine Nacht in der Marina zu liegen um dann festzustellen, dass der Wind doch nicht gedreht hat. Wir wollen schließlich vorwärtskommen, weg vom kalten Grau in den warmen Süden, ich hab selten einen so kalten und nassen Sommer erlebt und vor allem weg von diesen teuren Marinagebühren und/oder endlich in Buchten ankern. Also heißt es Zähne zusammenbeißen und durch Smiley