Obdachlos

10959489_910271622327503_1268014514472569488_nEs ist vollbracht, ich bin ab 01.03.2015 Vogelfrei. Viele haben sich für mein Schmuckkästchen interessiert, einige es besichtigt, aber ich habe mich für ein wirklich liebes und noch recht junges Pärchen entschieden, die genauso begeistert von unserem zu Hause sind wie wir. Sie möchten hier eine Familie gründen und freuen sich im Grünen und Ruhigen und dennoch nahe der City wohnen zu dürfen. Es ist ein eigenartiges Gefühl, nun nach genau 20 Jahren hier mit allem abzuschließen. Einesteils kommt nun Wehmut auf, aber natürlich auch ein großes Stück Erleichterung. Ich kann nun völlig neu beginnen und habe erst einmal 5 Jahre lang Zeit nur für mich! Was ich dann mache, entscheide ich wenn es soweit ist, wer weiß was bis dahin noch alles passiert.

Jetzt wird aber erst nochmal richtig zugepackt, es muss noch ein wenig renoviert werden, die Schränke sind schon leer, mein Hab und Gut habe ich auf 4 Umzugskartons reduziert. Ein paar nicht verkaufte Möbel gesellen sich noch im Keller zu meinem Bett, dort werde ich eine Notunterkunft haben. Selbst meine Klamotten sind verpackt in einer Reisetasche und einem Seesack und überschreiten keine 30Kg. Es ist unglaublich wie sehr es befreit, sich dieses angesammelten Ballastes zu entledigen. Es ist wie ein Kopfschmerz, der sich nach Einnahme einer Tablette langsam verflüchtigt und man dann erst bemerkt, wie sehr er einen doch bedrückt hat.

Mein Sohn hatte am Freitag ein Vorstellungsgespräch beim IFP, er wird am nächsten Mittwoch dort schon Probearbeiten und schauen ob er sich auch in der Lebensmittelanalytik zu Hause fühlen könnte. Parallel schaut er sich schon nach Wohnungen um, er möchte ja mit 2 Freunden in eine WG ziehen. Sollte das erst einmal nicht klappen, kann er ja auch vorerst in meiner Notunterkunft wohnen.

Einige haben mich gefragt was denn aus A. geworden ist… nun, er hat die Vega winterfest verpackt und ist gerade unterwegs auf einem Überführungstörn von Malaysia nach Südafrika. Schade um die Vega, die doch eigentlich jetzt dringend aus dem Wasser sollte um den Unterboden zu refiten, auch der Küchenumbau sollte längst begonnen haben 🙁 Ich habe keine Ahnung wie es mit ihr weitergehen wird, vielleicht ist sie ja sogar schon verkauft. Wenn das jemand genau wissen möchte, fragt A. doch bitte selbst: Vega-Sailing.

Auch wurde ich des Öfteren gefragt, wovon ich denn dann leben werde. Nun ich werde mich garantiert nicht aushalten lassen, sondern habe vorgesorgt. Zum einen hilft mir der aufgenommene Kredit und die Kosten die hier in Deutschland weiterlaufen, sind durch die Vermietung der Wohnung abgedeckt. Ich werde mich privat Krankenversichern und auf sämtliche Sozialleistungen verzichten. Was mir dann später als Sicherheit bleibt, ist die magere staatliche Rente, die wir vielleicht eh alle nicht mehr bekommen, ein paar kleine Lebensversicherungen und das restliche Arbeitslosengeld I das mir noch 4 Jahre zur Verfügung steht, sollte ich in diesem Zeitraum wieder zurückkommen. Mir bleiben also 500,-€ im Monat um zum Lebensunterhalt bzw. der Bordkasse beizutragen, soviel hatte ich noch nie in meinem Leben zur freien Verfügung. Das diese Summe zwar knapp aber dennoch realistisch ist, ist mir bewusst. Aber wenn nicht mehr zur Verfügung ist, kann man auch nicht mehr ausgeben.

Wie geht es nun bei mir weiter nach dem 1.März? Nun das kann ich noch gar nicht so genau sagen. Mitsegelangebote habe ich einige, aber wie ich mich letztendlich entscheiden werde, wird der kommende Monat zeigen. Ich möchte natürlich nicht noch einmal so ein Fiasko erleben und genau auswählen, aber trotz allem muss ich offen sein. Es sind in jedem Fall sehr seriöse Angebote die ich habe, auf den Kanaren, Griechenland und auch in der Türkei. Vielleicht werde ich auch erste einmal einen nach dem anderen kennenlernen und mich dann erst endgültig entscheiden. Ich möchte also hier noch nicht zu viel ausplaudern, ihr werdet es erfahren!

Es ist auf jeden Fall unglaublich, wie mein Plan so aufgeht. Ein Puzzleteil gesellt sich zum anderen und ich hoffe das es ein wunderschönes Gesamtbild ergibt. Ein Leben ohne Streß und dem ständigen Druck Erwartungen anderer erfüllen zu müssen. Keine Kälte und grauen Himmel und genervte Menschen, die ihre Unfreundlichkeit an einem auslassen. Statt dessen ein Leben an frischer Luft, in natürlicher Umgebung, mit Blick auf die Weite der Meere. Fremde Kulturen und Menschen kennenlernen, den Horizont erweitern, die Welt erleben. Bald…



2 Antworten auf „Obdachlos“

  1. Hi Weltenseglerin, tolle Sache die du vor hast. Ich bin ähnliche Wege gegangen, auch meine Wohnung habe ich veräußert und bin dann auf Boot gezogen. Versuche es doch mit eigenen Boot. Alles andere ergibt sich dann.
    Viel Glück, Gruß Micha.

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