Erster Besuch

SephaEine Freundin hatte ihren Besuch angekündigt! Sie kam auch pünktlich in Kusadasi an, das Wetter war spitzenmäßig und wir wollten die Gelegenheit natürlich nutzen um rauszufahren. Jede Hand mehr war willkommen, auch wenn sie keine Ahnung von der Segelei hatte. Die Route sollte zuerst bis Marmaris hinunter gehen, aber dann hätte sie keinen Rückflug von dort bekommen und die Rückfahrt mit dem Bus zum Airport Izmir wäre zu lang geworden. Deshalb entschieden wir uns nur um die Griechischen Inseln herum zu segeln und ev. noch in die Bucht bei Didim zu fahren. Das wäre nicht ganz so weit gewesen und wir wären pünktlich zu ihrem Rückflug wieder in Kusadasi gewesen. Und auch wenn nicht, wäre es mit dem Bus nicht so weit gewesen.

So der Plan! Aber wer mich kennt, weiß das bei mir mal so gar nichts nach Plan geht. Aber der Reihe nach…

Delfine kleinerWir fuhren bei angekündigter Windstärke 5-6 und herrlichstem Sonnenschein also am 12.10. los. Vorher hatten wir noch die Genua aufgetucht, weil wir beim letzten mal ja selbst mit Groß, Besan und Baumfock kaum vorwärts kamen. Das Ablegemanöver klappte auch hervorragend und wir tuckerten ein paar Meilen so vor uns hin. Leider kam da draußen aber so gar kein Wind auf, so das wir bis nach Samos motorten. Da meine Freundin aber erst mal ihren Magen an die Schaukelei gewöhnen musste, war es nicht schlimm das wir nicht segeln konnten. Wir sahen Delphine, einen Schwarm fliegender Fische und Fischkutter über Fischkutter und kamen dann auch am frühen Nachmittag auf Samos an um dort zu ankern. Wie herrlich war es, nach all den Hafentagen, endlich wieder baden zu können, so dass wir uns ausgiebig entspannen konnten. Jedenfalls meine Freundin und ich.

AnkerA. traute dem Anker nicht so wirklich, schließlich hatte er noch wenig Erfahrung mit dieser Art des ankerns und so ließ er Meter für Meter Kette heraus, bis fast 60 Meter draußen waren. Ich vertraute ihm da, irgendwie mussten wir ja herausfinden wie das bei diesem Schiff funktionierte. Denn hingegen zu anderen Booten, konnten wir den Anker nicht einfahren (für Landratten- man fährt nach auswerfen des Ankers mit Vollgas rückwärts, so dass sich der Anker eingräbt bzw. eben nicht. In dem Fall zieht man den Anker wieder hoch und beginnt das Ankermanöver erneut). Da bei der Vega aber die Besonderheit besteht, das man die Hydraulik der Ankerwinsch manuell eingekoppelt werden muss, dies aber nur geht wenn der Motor aus ist, kann man den Anker nicht einfahren. Da man im Fall eines nicht haltens, der Anker nicht wieder hochgezogen werden kann und über Grund schleifen würde. Wir mussten uns also auf das Gewicht des Ankers und der Kette verlassen. Die Nacht über schlief A. dann an Deck um bei ev. Gefahr sofort vor Ort zu sein.

MotorAm nächsten Morgen standen wir in Ruhe auf und Frühstückten, danach wollten wir dann weiter nach Phytagorion, die kleine Stadt erkunden. Also Anker rauf und los. Aber NIX DA! Nach 10 Metern ging der Motor aus und sprang aus unerfindlichen Gründen nicht wieder an. A. war hochgradig beunruhigt und ließ sofort die 10 Meter Kette wieder raus. Dann schaute er nach und stellte fest, das der komplette Motorraum voller Diesel war. Das erklärte natürlich den penetranten Geruch, der uns bei der Fahrt zwar aufgefallen war, aber da es durch die Handwerkerarbeiten immer nach Öl und Diesel stank, nicht weiter beunruhigte. Nach einer Weile versuchten wir den Motor erneut zu starten und es sprudelte nur so aus den Einspritzventilen. A. versuchte sie mit Klebeband abzudichten, aber es funktionierte nicht wirklich. Abgesehen davon sprang der Motor trotzdem nicht an. Dann ging alles ganz schnell- A. sprang ins Dingi und fuhr zum Ufer. Dort war eine kleine Taverne, deren freundlicher Wirt auch sofort jemand wusste, der sich mit alten Motoren auskannte. Es dauerte auch keine 20min und es tauchte ein griechisch sprechender Franzose auf, der sich sofort ans Werk machte. Keine 5min später wussten wir, dass der kleine 100L Tank, auf den A. umgeschaltet hatte um zu sehen wieviel da wirklich noch drin war, komplett leer war. Nachdem A. also auf den großen 400L Tank umgeschaltet hatte, pumpte der Mechaniker die Luft aus den Leitungen und voila- der Motor sprang an. Als nächstes baute er noch einen provisorischen Schlauch an das defekte Einspritzventil, so dass der Diesel in einem Extrakanister aufgefangen wurde. Es war also eine Sache von 1,5 Stunden und wir waren wieder startklar und konnten weiter.

1908458_723828321031188_5223507670848190962_nAber mit diesem Provisorium konnten wir dennoch keine großen Sprünge machen, so dass wir die Tour um die Griechischen Inseln drastisch kürzten. Wir wollten also noch eine Nacht vor Ort zu bleiben und baden und uns bei dem freundlichen Wirt bedanken. Am nächsten Tag dann ja vielleicht nach Phytagorion segeln, dort zwei Tage bleiben, nochmal eine Nacht retour in Posidonion und dann wieder gen Heimat zu fahren. Meiner Freundin machte das nichts aus, aber ich war traurig, hatte ich doch immer noch kaum etwas von den wirklich schönen Griechischen Inseln gesehen und bin noch nicht einmal richtig gesegelt. Hatte uns die Vega mal wieder einen Strich durch die Rechnung gemacht. Ein kleines Erfolgserlebnis hatten wir dennoch, denn wir wollten ja am nächsten Morgen endlich mal segeln, da etwas mehr Windstärken angesagt waren. Die Genua ging hervorragend hoch und wir fuhren stolz, noch zusätzlich mit dem Besan knappe 8kt… dachten wir *gg* denn es waren nach nochmaligem hinsehen doch nur kh. Aber immerhin!

ConnyLeider kündigte sich laut Windfinder nun auch noch für Sonntag ein Sturm an. So das wir es mit der kaputten Maschine und unseren begrenzten Vega- Segelkenntnissen nicht riskieren wollten in diesen Sturm zu geraten, denn das auf den Windfinder nicht wirklich verlass ist, ist ja allgemein bekannt. Wir blieben also bis Donnerstag in Phytagorion und nachdem meine Freundin noch einen Ausflug durch das kleine Örtchen gemacht hatte, fuhren wir am frühen Morgen los gen Kusadasi. Meine Freundin und ich versuchten dennoch das beste daraus zu machen, sie badete sogar auf offener See, weil kein Lüftchen wehte. Im Hafen angekommen, klappte das Anlegemanöver wieder recht gut, wenn auch die Marineros uns einen kräftigen Schubs geben mussten. Und als alles festgezurrt war, gönnten wir uns erst einmal eine Dusche.

CIMG3777kleinAm nächsten Tag werteten wir die Fahrt aus. Unser Motorenspezialist wurde beauftragt das Provisorium zu reparieren und wir überlegten wie wir in Zukunft mit solchen Geschehnissen umgehen sollten. Denn es wurde erst bei dieser Fahrt mit einem Gast klar, dass es eine ziemliche Verantwortung bedeutet mit einem Schiff das man kaum kennt und das ständig kaputt gehen kann, mit fremden Menschen herum zu fahren. Was wenn jemand seinen Urlaub bei uns verbringen möchte und sich auf eine ganz bestimmte Strecke gefreut hatte. Sicher ist das bei einem Segelschiff immer ein Risiko, Wind und Wetter können einem immer einen Strich durch die Rechnung machen. Aber wenn dann auch noch auf das Schiff kein Verlass ist und wir zudem auch noch so wenig Erfahrung haben, ist es kaum absehbar wann wir wirklich Gäste aufnehmen könnten. Ein weiterer Punkt war, dass wir bisher bei wenig bis gar keinem Wind keine Probleme hatten die Segel zu setzen und auch wieder aufzutuchen, aber bei Wind ließ sich das ganz sicher nicht so einfach bewerkstelligen.

10702068_855424167812249_1821970020553225154_nEs war also guter Rat teuer und das beste wäre wohl, wenn wir vorerst, unabhängig von guten Freunden, gezielt Menschen mitnehmen, die Ahnung vom Segeln haben und A. wirklich unterstützen können. Aber erst einmal musste einiges an der Vega gemacht werden bzw. ich meine Dinge daheim regeln. Leider kamen auch die ersten Zweifel auf, ob wir die Vega wirklich beide allein dauerhaft segeln können. Dieses Jahr war jedenfalls  für uns also die Segelsaison vorbei Trauriges Smiley wir holten alle Segel herunter und richteten uns auf einen langen Winter ein.

Nachtrag: ich bin dann am 6.11. wieder zurück nach Berlin geflogen.



Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert