Gedanken

seel-baumeln_thumb.jpgIch habe mich vor ein paar Tagen mit einer Bekannte getroffen, die gerade ein halbes Jahr in Indien war. Nicht das meditieren oder pilgern etwas für mich wäre, aber die innere Ruhe die sie ausstrahlte, war schon beneidenswert. Sicher wirkte sie etwas verplant und unorganisiert, aber wieso muss man das denn immer sein? Dieses Phänomen ist mir bei A. im übrigen auch aufgefallen und ich beneide ihn echt darum.

Unser ganzes Leben lang werden wir dazu gedrillt zu funktionieren. Wir sollen pünktlich, zuvorkommend, geradlinig und freundlich sein, immer lächeln, egal ob es uns gut geht oder nicht. Wir sollen das tun was unser Arbeitgeber uns vorgibt, besuchen Seminare, Workshops und Meetings, um den Umsatz zu steigern, gut im Team zu arbeiten und die Kunden zu befriedigen. Beim nächsten Arbeitgeber dann alles wieder anders herum, weil jeder ja meint das Rad neu erfunden zu haben. Wer nicht mitspielt, dessen Vertrag wird einfach nicht verlängert, man ist ja so schnell ersetzbar von jungen willigen Mitarbeitern, deshalb beißt man die Zähne zusammen und spielt mit. Quantität ist Mode, Qualität war gestern. Und wofür das alles?

Wir werden dazu erzogen nie zu genügen und dass das was wir besitzen nie ausreicht. Selbst unsere Handys und PCs brauchen ständig neue Updates um weiter funktionieren zu können. Höher, schneller, weiter ist die Devise, da kann die eigene Gesundheit, Familie, ja das eigene Leben schon mal auf der Strecke bleiben. Wir Deutschen arbeiten schon lange nicht mehr um zu leben, wir leben um zu arbeiten. Aber wozu das alles?

Um am Ende unseres Lebens sagen zu können- ich hatte ein schnelles Auto, ein großes Haus und ein dickes Bankkonto, ich war Supervisor oder Abteilungsleiter?! Ist Konsum wirklich so erstrebenswert, dass wir ihm unser ganzes Leben opfern? Heißt der Gott unseres Jahrhunderts KONSUM?

Okay, ich höre schon die leisen Stimmen die mir zuflüstern- “aber man braucht doch Geld um zu leben”. Natürlich braucht man das und es ist schlimm das wir, um unseren ganz normalen Lebensstandard halten zu können, so viel arbeiten müssen das nur noch 1/4 des Tages Freizeit haben. Davon mal ganz zu schweigen, das wir uns unsere Jobs schon lange nicht mehr danach aussuchen können was uns Spaß macht. Ein Kollege von mir hatte mit 45 einen Herzinfarkt, eine andere Kollegin mit 50 einen Schlaganfall. Ich möchte das nicht, ich hätte nächstes Jahr 30 Jahre gearbeitet und ersaufe lieber im Ozean, als auf Arbeit umzufallen! Lieber lebe ich von der Hand in den Mund und bereise die Welt.

Noch genau ein Monat trennt mich von dieser inneren Ruhe, von der Gelassenheit, die A. und meine Bekannte ausstrahlen, ich will das SEHR!

Danke Conny, Du weißt schon wofür!

Auf zu neuen Ufern

GlückDie ganze Zeit über hatte ich ja, wenn auch recht sporadisch, Kontakt zu A. (Jahrgang 1964), er war bis 2013 als Professor für Biotechnologie und molekulare Pflanzengenetik an Universitäten im In- und Ausland tätig. Darunter einige Male in Costa Rica und zuletzt viele Jahre in den USA. Nach seiner Scheidung nach fast 20 Jahren Ehe und drei Kindern begann er nach einer neuen Aufgabe für sein Leben zu suchen. Die Zwänge der institutionalisierten Lehre und die Restriktionen innerhalb der internationalen Forschungslandschaft hatten schon lange keinen Sinn mehr für ihn gemacht. Im Sommer 2013 war es dann soweit und er hat seinen Job in den USA gekündigt, um in die Ungewissheit eines neuen Lebens aufzubrechen. Dabei waren zunächst nicht mal konkrete Gedanken an eine Existenz als Segelvagabund vorhanden (auch wenn dies schon ein langjähriger Traum von ihm war). Er schien selbst sehr ernüchtert und unentschloßen was seine Zukunft betraf. Finanziell war er wohl bis zu seinem Lebensende abgesichert, aber das die Chance das Boot seines Vaters zu bekommen nun verpufft war, bedrückte ihn sehr, aber ich ließ nicht locker. Was hatten wir zu verlieren? Warum nicht gemeinsam ein Boot kaufen, das man sich selbst aussuchte und sich so herrichtete wie es uns beiden gefiel.

Und dann war es endlich soweit und wir hatten nach all dem hin und her endlich zusammen gefunden. Nach fast genau zwei Monaten skypen, schreiben und whatsappen, haben wir spontan festgelegt, dass es doch endlich an der Zeit ist uns kennen zu lernen. Denn man kann nur wissen wie sich etwas anfühlt, wenn man es versucht. Und so haben wir uns endlich auch real kennen- und mögen gelernt und kommen denke ich ganz gut miteinander aus. Nichts wildes, unbedachtes, sondern viel Respekt ist in unserem Umgang miteinander, Respekt der gut tut und die Seele streichelt. Es ist ein vorsichtiges abtasten des Anderen, ausloten und herangehen. Denn man muss ja erst einmal herausfinden wie es tickt, im Gegenüber.

Als nächstes wollen wir uns dann bereits ausgesuchte Boote ansehen. A. fährt nächste Woche in die Türkei und ich folge demnächst. Die Vorstellungen ähneln sich sehr und es gibt einige sehr schöne Exemplare in unserem Budget. Ich bin gespannt welches es wird und ob wir wirklich den Zeitplan schaffen im September schon ein wenig Probe zu segeln, um dann den Herbst und das Frühjahr zu nutzen und es uns heimisch zu machen. Schöne Träume entstehen da gerade, das Leben das wir uns beide vorstellen ist zum greifen nahe, nur noch ein kleiner Schritt trennt uns davon.

Und dennoch ist er groß genug um sich davor zu fürchten, oder ist es doch nur die Angst nicht die endgültige Courage zu besitzen. Aber vielleicht ist man sich selbst so sehr sicher und traut nur dem anderen nicht?

In einem Monat wissen wir mehr! Ich freu mich darauf!!!