Schritt für Schritt

 

Vor eine Weile hatte ich mal eine To-Do-Liste erstellt und als ob alles so sein sollte, fügte sich eins zum anderen:

 

1. Segelpartner finden-
Mittlerweile hatte ich mehrere fixe Angebote- einen Kameramann aus München, der eine Segelpartnerin suchte und mit dem ich einen wirklich angenehmen Nachmittag verbrachte. Wir wollten im Sommer mal gemeinsam schauen, wie es auf dem Boot klappen sollte, allerdings war er nur 1-2 Jahre abkömmlich. Der nette Mr Barcelona war inzwischen in Berlin und wollte in diesem Sommer eine Wauquiez in Stralsund ausbauen um dann, auf jeden Fall schonmal, zurück nach Barcelona segeln. Mein allererster Lieblingsskipper entwickelte auch Pläne- sich, nach dem Verkauf der Mary Fisher, ein größeres Boot zu zulegen oder aber auf einem Boot mitzusegeln. Und ich hatte eine Frau kennengelernt, die sich eine 40ft Ketsch zugelegt hatte, die sie auch in diesem Sommer ausbauen lassen wollte, um dann im Frühjahr 2015 loszusegeln. Mit ihr verbrachte ich schonmal den einen oder anderen Abend, wir verstanden uns gut und hatten gemeinsam viel Spaß.
Wenn also alles so lief wie es sich bisher ausmachte, würden wir sogar als kleines Konvoi lossegeln, um dann wenigstens die Biskaya gemeinsam zu meistern.

2. segeln gehen-
Das war noch nicht sicher, denn ich wußte weder mit wem, noch wohin. Der Münchner war genau zu dieser Zeit (Juni) voll belegt, vielleicht würde September klappen, Mr Barcelona war in Berlin und/oder Stralsund, mein Lieblingsskipper wahrscheinlich auf dem Weg nach Deutschland, also dann blieb ev. meine zukünftige Segelpartnerin, mit der ich dann ja auf einem Boot im Mittelmeer anheuern konnte, Angebote hatte ich ja einige.

3. Kostenplan erstellen-
Das fruchtete, bzw. war schon recht fix und auch realisierbar, siehe Punkt 4 :o)

4. Wohnungsmieter finden-
Just hatte sich meine Hausverwaltung angeboten, mir sowohl einen Mieter zu suchen, als auch die Wohnung dann für die Zeit meiner Reise für nur 20,- monatl. zu verwalten. Besser gings gar nicht! Ich würde von den Mieteinnahmen und meinem ersparten leben können und zwar ruhigen Gewissens.

5. Sonnenbrille anfertigen lassen-
Das war das kleinste Übel und schon längst verwirklicht!

6. Visa Card organisieren-
Genau wie Punkt 5 :o)

7. Segelschein machen-
Sobald das Wetter wärmer werden würde, würde ich auf dem Müggelsee bei einer Segelschule den Schein machen, vorangemeldet hatte ich mich schon und die passenden Bücher lagen schon parat. Bis dahin besuchte ich regelmäßig die TO-Stammtische und kam dort immermehr Beachtung und ich wurde langsam aufgenommen in den Kreis der Weltreisenenden.

8. vom materiellen Ballast befreien-
Das ging echt flott voran- 6 Säcke Klamotten waren schon in der Altkleidertonne verschwunden. Bei Ebay verkaufte ich ein Teil nach dem anderen und kaufte mir gleich Dinge die ich zum Segeln brauchte. Der Keller war ab November frei und konnte dann mit meinem Kram befüllt werden, alles andere würde verschenkt oder verkauft sein.

9. ärztlich durchchecken lassen-
Ich hatte mittlerweile jede Woche einen Arzttermin- Orthopäde, Zahnarzt, Nuklearmedizin, Gynäkologe usw. alle verdienten endlich mal was an mir.

10. Impfen lassen-
Das hatte ich mit meinem Allgemeinarzt schon besprochen und sollte demnächst beginnen.

11. Zähne durchchecken lassen-
Siehe Punkt 9 :o)

12. Reisepass beantragen-
Das hatte Zeit bis zum Herbst, denn der Pass sollte ja frisch sein, ein Auslandführerschein würde gleich mit erstellt werden.

13. Job kündigen-
Tscha, das hatte sich wirklich ganz von allein erübrigt, denn mein Vertrag sollte tatsächlich nicht mehr verlängert werden. Als ich meinem Arbeitgeber jedoch von meinen Plänen erzählte und wie sehr mir noch ein weiteres halbes Jahr geholfen hätte, fand er die Idee so cool, das er mir den Arbeitsvertrag bis Ende August 2014 verlängerte.

Es war also besiegelt, ab September 2014 würde ich also frei sein. Frei für die Vorbereitung des größten Abenteuers meines Lebens! Es fühlte sich eigenartig an, das bisherige Leben so langsam Schritt für Schritt zu beenden, zum einen war es Traurigkeit, alles gewohnte hinter sich zu lassen und eben auch Hoffnungen endgültig zu begraben Zu gerne wäre ich hier mit einem Mann der mich zu schätzen weiß, glücklich geworden und hätte mit ihm zusammen die Welt erkundet. Aber es sollte nicht sein, ich würde wohl mit einer Frau auf Reisen gehen, die die gleichen Erfahrungen wie ich gemacht hatte. Zum anderen freute ich mich natürlich diebisch auf die Zeit, auf die Erlebnisse, die fernen Länder und fremden Kulturen.

Und so war meine große Liebe wohl das Meer… auch kein so schlechter Gedanke!

Erstaunt war ich aber immernoch nachhaltig, wie wenig Gegenwind ich doch hatte. Niemand wollte mir mein Vorhaben ausreden, niemand belächelte es, denn jeder der mich kannte, wußte WIE ernst ich es meinte. Im Gegenteil, mir schlug großteils Bewunderung entgegen, denn irgendwie hatte jeder diesen Traum auszubrechen, nur die wenigsten verwirklichten ihn. Gerade Menschen in meiner Generation, die ein Lebenlang unter diesem psychischen und physischen Druck, der heuzutage in den Firmen herrschte, gearbeitet hatten, sehnten sich nach einem Ausstieg aus diesem Hamsterrad. Es machte mich traurig, wie wenig ihn doch wagten.

Ich war also auf dem richtigen Weg, hatte schon einiges erledigt und meine To-Do-Liste bedarf einer Umgestaltung:

1. segeln gehen
2. weiter ärztlich durchchecken lassen,
3. Impfen lassen,
4. Segelschein machen,
5. vom materiellen Ballast befreien,
6. Wohnungsmieter finden,
7. Reisepass beantragen,
8. meine Katze hatte ich vergessen- :o( aber auch dafür fand sich gerade eine Lösung, eine Arbeitskollegin wollte sich eine Zweite zulegen und vielleicht verstanden sich die Mädels ja!
9. eine Auslandskrankenversicherung abschließen, meine private Rentenversicherung wiederbeleben und gleichzeitig alle anderen Versicherungen hier kündigen